Hamburger Burg

Die erste Hamburger Burg im Stellinger Weg in Eimsbüttel
Tafel am Stellinger Weg

Die Hamburger Burg ist eine Wohnhausbauform, deren Grundriss Vorderfenster für alle Wohnungen bei guter Grundstücksausnutzung ermöglicht.

Als Hamburger Burg wird ein hufeisenförmiger Gebäudegrundriss bezeichnet, der anstelle einer geschlossenen Straßenrandbebauung mit tiefen Hinterhäusern einen dreiseitig umschlossenen, zur Straße geöffneten Hof bildet. Durch die Bauform wird ein platzartiger Eingangsbereich geschaffen, der eine stadträumliche Besonderheit darstellt. Dadurch sollen für alle Wohnungen eine gute Belichtung und Belüftung gewährleistet sein, die beiden Kernforderungen des Reformwohnungsbaus in der späten Kaiserzeit.

Der genossenschaftliche Bau- und Sparverein zu Hamburg hat diese Form sozusagen eingeführt: 1899 am Stellinger Weg/Ecke Methfesselstraße. Der Entwurf von Emil Richard Just[1] erhielt auf der Pariser Weltausstellung 1900 eine Silbermedaille. Diese erste „Hamburger Burg“ wurde aus rotem Klinker errichtet. Die anderen folgenden „Hamburger Burgen“ haben hellen Putz als Fassadenmaterialität.[2] Das Gebäude gilt als die Vorlage für die Anfang des 20. Jahrhunderts sehr beliebte Bauform. Vor allem die „Gemeinnützigen“ wandten sie bis zum Ersten Weltkrieg häufig an, wie zum Beispiel der Konsum-, Bau- und Sparverein „Produktion“ beim in den Jahren 1905–07 errichteten PRO-Wohnblock am Schleidenplatz/Brucknerstraße.

Von den 228 Wohnungen des 1901/02 vom Bau- und Sparvereins an der Wohldorfer Straße (Barmbek-Süd) waren 187 zweizimmrig (ohne Bad). Miete: 240 bis 257 Mark jährlich, etwa ein Sechstel vom Gesamteinkommen eines Arbeiterhaushalts. Die Wohnungen wurden nur an Gewerkschafts- und SPD-Mitglieder gegeben. Mehrere Organisationen der Arbeiterbewegung in Hamburg wurden hier gegründet. Von 1906 bis 1925 wohnte Adolph Schönfelder in dieser Wohnanlage in der Lohkoppelstraße.

1892 wurde der Bauverein gegründet. Die Initiative war vom Evangelisch-sozialen Arbeiter-Verein zu Hamburg (namentlich vom späteren Pastor Paul Ebert) ausgegangen. Neben Handwerkern und Arbeitern traten Bildungs- und Besitzbürger ein, so der Gummifabrikant und spätere Senator Traun. Um der „Wühlerei“ einer sozialdemokratischen Minderheit zu begegnen, formte sich der Bauverein 1903 in die Aktiengesellschaft Bau-Verein zu Hamburg (vormals Bau- und Sparverein zu Hamburg) AG um. Männer wie Traun handelten karitativ und quasi vormundschaftlich. Wenn sie eine politische Absicht verfolgten, dann mittelbar. Im Gegensatz zur „Produktion“ wollte der Bauverein die gesellschaftlichen Verhältnisse bewahren, nicht erneuern, und die Klassen versöhnen, statt die herrschende Klasse zu entmachten.

Siehe auch

  • Rosenhof (Gebäude) – einzige Wohnburg im Bezirk Bergedorf

Weblinks

Commons: Hamburger Burg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadt Hamburg: Denkmalliste Hamburg Eimsbüttel. 2021, abgerufen im Jahr 2023.
  2. Ziff 3.2.https://www.hamburg.de/contentblob/4539376/642d4b025f0cb50b11ae27467f8be460/data/d-staedt-ervo-apostelk-begruendung.pdf

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Der Schleidenhof (auch PRO-Burg genannt) wurde 1905/06 von der Konsumgenossenschaft Produktion für ihre Mitglieder errichtet.
Dieses Bild zeigt ein Baudenkmal.
Es ist Teil der Denkmalliste von Hamburg, Nr. 1649.
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