Hakkâri (Provinz)

Hakkâri
Nummer der Provinz:30
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Landkreise
Basisdaten
Koordinaten:37° 28′ N, 44° 4′ O
Provinzhauptstadt:Hakkâri
Region:Ostanatolien
Fläche:7.095 km²
Einwohnerzahl:280.514[1] (2020)
Bevölkerungsdichte:39.5 Einwohner/km²
Politisches
Gouverneur:İdris Akbıyık[2]
Sitze im Parlament:3
Strukturelles
Telefonvorwahl:0438
Kennzeichen:30
Website
www.hakkari.gov.tr (Türkisch)

Hakkâri (kurdisch Colemêrg, syrisch ܐܰܟ݁ܳܪܳܐAkkare) ist eine der 81 türkischen Provinzen. Sie liegt im gebirgigen südöstlichsten Teil der Türkei und grenzt im Osten an den Iran und im Süden an den Irak. In ihrem Norden liegt die Provinz Van und im Westen die Provinz Şırnak. Hauptstadt ist das gleichnamige Hakkâri.

Geographie

Die Provinz Hakkâri ist ein sehr gebirgiges Gebiet und liegt über 1700 m hoch. Es gibt mindestens 30 Berge, die höher als 3000 m sind. Der höchste ist der 4116 m hohe Cilo Dağı (Reşko), gefolgt von den Gipfeln Mordağ (3810 m), Sandil (3818 m) und Geveruki (3680 m). Hakkâri besteht zu zehn Prozent aus Plateaus. Bekanntere unter ihnen sind Kandil, Shandil, Berçelan, Kanimehan und Vare Berkizan.

Die Provinz gehört mit 13 weiteren Provinzen zur Region Ostanatolien (Doğu Anadolu Bölgesi). Sie belegt etwa 4,8 % der Fläche und 4,63 % der Bevölkerung. Damit belegt Hakkâri hintere Plätze beim Ranking: Platz 11 bzw. 12 bei der Fläche (verschiedene, veraltete Quellen) und Platz 10 in der Bevölkerungsliste. Die Bevölkerungsdichte liegt mit etwa 39 Einw. je km² knapp unterhalb des Provinzdurchschnitts.

Namensgebung

Hakkâri war der Name eines kurdischen Stammes, der in der Nähe des Vansees lebte. Arabische Historiker und Geographen nannten die Region Hakkāriyya. Der syrisch-aramäische Name für Hakkâri ist Akkare und bedeutet Landwirt.[3][4] In dem sogenannten Geniza-Dokument aus dem frühen 12. Jahrhundert wird der Name in der heutigen Form bereits erwähnt. Verwaltungszentrum und Sitz der Hakkâri-Fürsten war Çölemerik. Die Armenier nennen diese Stadt Ilmar, die Assyrer Gülarmak und die Mamluken, die auch hier herrschten, Colamerg. Die Kurden nennen es Colemerg und auf Türkisch heißt es Çölemerik. Heute heißen Stadt und Provinz Hakkâri.

Verwaltungsgliederung

Die Provinz gliedert sich in 5 Landkreise (İlçe):

Kreis-
code1
LandkreisFläche2
(km²)
Bevölkerung (2020)3Anzahl der EinheitenDichte
(Ew./km²)
städt.
Anteil
(in %)
Sex
Ratio4
Grün-
dungs-
datum5,6
Landkreis
(İlçe)
Verwal-
tungssitz
(Merkez)
Gemein-
den
(Belediye)
Stadt-
viertel
(Mahalle)
Dörfer
(Köy)
1261Çukurca72516.1378.86413822,354,935241953
2107Derecik43722.98812.42519452,645,958922018
1377Hakkâri Merkez2.17978.51659.4652223636,075,74896
1656Şemdinli1.20743.31115.504151835,935,808831936
1737Yüksekova2.547119.56271.7053175946,959,97934
Provinz 30 HAKKÂRİ7.095280.514 85612539,559,21883
1 
Interner Kreiscode des Innenministeriums
2 
Fläche 2014[5]
3 
Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020[6]
4 
Geschlechterverhältnis: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)
5 
PDF des Innenministeriums[7]
6 
Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.

Gemeinden, Mahalle, Dörfer

Nachfolgende Einwohnerzahlen basieren auf der Bevölkerungsfortschreibung vom 31. Dezember 2020.[8]

Gemeinden

Neben den Kreisstädten existieren noch drei weitere Gemeinden (Belediye):

  • Büyükçiftlik (Kreis Yüksekova, 3.452)
  • Esendere (Kreis Yüksekova, 3.340)
  • Durankaya (zentr. Landkreis, 2.891 Einw.)

Mahalle

Die Provinzhauptstadt Hakkâri (15 Mahalle mit durchschnittlich 3.964 Einw.) und die größte Stadt Yüksekova (10 Mahalle mit durchschnittlich 7.171 Einw.) haben die meisten Mahalle. Im Durchschnitt ist jeder Mahalle der Provinz von 3.139 Einwohnern bewohnt, die meisten Menschen leben in diesen drei Mahalle:

  • Yeni Mah. (15.473)
  • Güngör Mah (11.852)
  • Cumhuriyet Mah. (10.816 Einw.)

Sie gehören alle zur Stadt Yüksekova. Der kleinste Mahalle hat 166 Einwohner.

Dörfer

Es gibt in der Provinz 125 Dörfer (Köy) mit einer Durchschnittsbevölkerung von 838 Bewohnern je Dorf. Die meisten Bewohner je Dorf gibt es im Kreis Derecik (3.106), die wenigsten im zentralen Kreis Hakkâri (449). Kein Dorf hat über 5.000 Einwohner, Altınsu im Kreis Şemdinli ist mit 4.828 Einw. das größte Dorf. Wie schon 2018 und 2019, so ist Bulancak aus dem zentralen Kreis das kleinste Dorf der Provinz (8 Einw.).

Bevölkerung

Die Bevölkerungsmehrheit stellen die Kurden. Die vier Dörfer Beyyurdu, Boğazköy, Uğuraçan und Yaylapınar werden ausschließlich von Türken bewohnt und liegen alle im Landkreis Şemdinli. Von den einst zehntausenden syrischen Christen (auch Aramäer/Assyrer genannt) leben heute nur noch einige Personen in der Provinz Hakkâri wie im Dorf Konak.

Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung am Jahresende nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS).[8] Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 271.405 Einwohner, das sind knapp 35.000 Einwohner mehr als zum Zensus 2000.

JahrBevölkerung am JahresendeWachstums-
rate der Be-
völkerung
(in %)
Geschlechter
verhältnis
(Frauen auf
1000 Männer)
Rang
(unter den 81 Provinzen)
gesamtmännlichweiblich
2020280.514148.967131.547−0,1788363
2019280.991151.143129.848−1,9185963
2018286.470157.107129.3633,8882363
2017275.761148.490127.2712,9785763
2016267.813142.486125.327−3,9388064
2015278.775151.013127.7620,9084662
2014276.287148.538127.7491,1986062
2013273.041146.155126.886−2,4886863
2012279.982154.526125.4562,8781262
2011272.165147.567124.5988,3084463
2010251.302128.988122.314−2,1394865
2009256.761135.884120.877−0,7189063
2008258.590138.494120.0964,9286763
2007246.469128.904117.56591265
2000236.581130.682105.899810

Volkszählungsergebnisse

Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Hakkâri wieder.
Die Werte der linken Tabelle sind E-Books (der Originaldokumente) entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[9]

JahrBevölkerungRang
ProvinzTürkei
192724.98013.648.27063
193516.158.018
194036.44617.820.95063
194535.12418.790.17463
195044.20720.947.18863
195554.82424.064.76367
196067.76627.754.82067
JahrBevölkerungRang
ProvinzTürkei
196583.93731.391.42167
1970102.31235.605.17667
1975126.03640.347.71967
1980155.46344.736.95766
1985182.64550.664.45865
1990172.47956.473.03570
2000236.58167.803.92769

Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:

  • 1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
  • 1935: 57 Provinzen
  • 1955: 67 Provinzen
  • 1960 bis 1985: 73 Provinzen
  • 1990: 73 Provinzen
  • 2000: 81 Provinzen

Geschichte

Altertum

Hakkâri ist seit alters her von Menschen besiedelt. Es gibt prähistorische Felszeichnungen, deren Datierung und Zuordnung nicht klar ist.

Von den Assyrern stammen die ersten Berichte über diese Region. Sie berichteten von unabhängigen Fürstentümern Hubuškia und Zamua (900–700 v. Chr.). Zwei dieser Fürsten oder Könige hießen Hubuşki Kaki(a) und Data(na). Der Ursprung dieser Namen ist hurritisch. Manchmal tauchten diese Namen im Zusammenhang mit den Nairi auf. Aus den Quellen wird deutlich, dass die Fürstentümer aus Stammeskonföderationen bestanden. Diese Lebensart hat sich bei den Einwohnern Hakkâris bis zur Gegenwart erhalten. Nach den Einfällen der Assyrer nach Anatolien schlossen sich die Stämme der Nairi zusammen. Als Gegenspieler der Assyrer traten die Urartäer auf den Plan. Das erste urartäische Reich bestand vom 9. Jahrhundert bis zum 6. Jahrhundert v. Chr.

Mittelalter und Neuzeit

Im Jahre 1515 geriet die Region unter osmanische Oberhoheit. Allerdings bestand die Oberherrschaft des Sultans nur nominell. Es wurde eine Zeit lang als Sandschak des Vilâyet Vans betrachtet. In Wirklichkeit stand es unter der erblichen Herrschaft kurdischer Prinzen, die als Sandschak-Beyi fungierten (Fürstentum Hakkâri). Erst Mitte des 19. Jahrhunderts setzte die Pforte ihre Oberhoheit durch und machte es 1876 zu einem eigenständigen Vilayet. Bereits 1888 wurde es wieder der Provinz Van angegliedert. Bis zum Völkermord an den syrischen Christen (Sayfo) im Ersten Weltkrieg lebten hier zahlreiche und auch wehrhafte assyrische Stämme, die hier einen Großteil der Zugehörigen der Assyrischen Kirche des Ostens überhaupt bildeten.[10]

Chronologie

Vor Christus

Nach Christus

Persönlichkeiten

  • Ehmedê Xanî (1651–1707), Schriftsteller und Dichter
  • Çelik Gülersoy (1930–2003), Journalist und Rechtsanwalt
  • Pervin Buldan (* 1967), Menschenrechtlerin und Politikerin
  • Scheich Ubeydallah (1826/1827–1883/1884), kurdischer Scheich und geistlicher Anführer
  • Seyyit Abdülkadir (1851–1925), Geistlicher und Politiker
  • Yılmaz Erdoğan (* 1967), Regisseur, Schauspieler und Schriftsteller

Interessantes

Ferit Edgüs Roman Ein Winter in Hakkari wurde 1983 von Erden Kıral unter dem Titel Eine Saison in Hakkâri verfilmt.

Einzelnachweise

  1. Hakkari Nüfus abgerufen am 27. Juli 2021
  2. Gouverneursporträt auf der Webseite der Provinz Hakkâri, abgerufen am 27. Juli 2021
  3. Lexeme )kr)ܐܟܪܐ. dukhrana.com; abgerufen am 9. Oktober 2014.
  4. Premiumwanadoo.com (Memento vom 3. November 2013 im Internet Archive) premiumwanadoo.com; abgerufen am 9. Oktober 2014.
  5. Directorate General of Mapping (Excel-Tabelle; 48 KB)
  6. Hakkâri Nüfusu, abgerufen am 27. Juli 2021
  7. illeridaresi.gov.tr (PDF; 1,4 MB).
  8. a b Central Dissemination System/Merkezi Dağıtım Sistemi (MEDAS) des TÜIK, abgerufen am 27. Juli 2021
  9. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000)
  10. Shabo Talay (2008): Die neuaramäischen Dialekte der Khabur-Assyrer in Nordostsyrien: Einführung, Phonologie und Morphologie. Semitica Viva 41, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2009. S. 15.

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Hakkari in Turkey.svg
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Lage der Provinz XY (siehe Dateiname) in der Türkei.
Hakkari districts.png
Map of the districts of Hakkari province in Turkey. Created by Rarelibra 20:56, 1 December 2006 (UTC) for public domain use, using MapInfo Professional v8.5 and various mapping resources. Edited by One Homo Sapiens Corrected text where İ,Ş,ı,ğ,or ş occurs in name. Source: [statoids-com]. Increased font size and enhanced color differences among adjacent districts. Restored original dimensions.