Haftel
Der oder das Haftel, auch das Häftel, Häftli oder die Hafte (von mhd. heftelîn, haftel), ist eine Schließe zum Zusammenhalten eines Umhangs oder anderen Kleidungsstücks.
Man unterscheidet bei den Hafteln:
- Die Agraffe (von französisch agrafe ‚Haken‘) – ein Haken, der meist in eine kleine Öse als Gegenstück einrastet. Sie findet sich auch unter Namen wie Hafthaken, Haftmännchen, Krampen, Krapen oder Vater.[1]
- Die Fibel (von lat. fibula ‚Spange‘), die nach dem Prinzip der Sicherheitsnadel funktioniert.[2]
Beide Formen sind ab dem 14. Jahrhundert durch Knopf und Knopfloch abgelöst worden, die Fibel hat sich nur als Brosche erhalten, die Agraffe war als Haftel aber bis in das 20. Jahrhundert üblich und findet sich in der Tracht und an Büstenhaltern noch heute.
Der Beruf des Haftelmachers findet sich schon früh als acicularius ‚Nadler, Haftelmacher‘[3] (auch Heftelmacher, Haftenmacher,[4] Häftlimacher u. ä.). Von ihm leitet sich das sprichwörtliche aufpassen wie ein Haftelmacher ab, das sich ursprünglich auf die Sorgfalt beim Biegen der kleinen Geräte bezog.[5][6]
Agraffe oder Hafte(l) nennt man auch bei Schnürschuhen die Häkchen zum Einhaken der Schuhbänder anstelle von Ösen zum Durchziehen.[7]
Literatur
- Häftel, das. In: Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 2. Leipzig 1796, S. 893; zu Haft (2), der. ebd. (beide zeno.org)
- Schweizerisches Idiotikon, Band II, Spalte 1053 f., Artikel Haft I, Bedeutung 1a (Digitalisat), und Band IV, Spalte 51, Artikel Häftlimacher (Digitalisat).
- HAFTEL, m. fibula, uncinulus. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 10: H, I, J – (IV, 2. Abteilung). S. Hirzel, Leipzig 1877 (woerterbuchnetz.de).
- Häftel. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 7. Altenburg 1859, S. 841 (zeno.org).
Weblinks
- Historische Berufe: Häftlimacher – SRF vom 18. Juli 2016
Einzelnachweise
- ↑ Hafte f. In: Ernst Christman, Julius Krämer, Rudolf Post: Pfälzisches Wörterbuch. Hrsg.: Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden/Stuttgart (woerterbuchnetz.de – 1965–1997). ; siehe auch Karte 182 ebd. (Webrepro) – Zur Isoglossengrenze Haft–Männche–Männel–Hoke im Raum Saarbrücken
- ↑ Fibel. In: Meyers Konversations-Lexikon, 1888 (online hrsg. v. Peter Hug)
- ↑ Karl Puchner, Klemens Stadler: Lateinische Berufsbezeichnungen in Pfarrmatrikeln und sonstigen orts- und familiengeschichtlichen Quellen. Hirschenhausen 1936. ; zit. nach Tobias Weber: Lateinisches Berufslexikon. Lateinische Berufs-, Standes- und Verwandtschaftsbezeichnungen. In: Genealogie. 2007, archiviert vom Original am 23. Dezember 2008; abgerufen am 2. Dezember 2008.
- ↑ Bürgerbuch 1611. Stadtarchiv Kaiserslautern; zit. nach Eintrag Haftel-, Häftel-macher, Haften- m. In: Christman, Krämer, Post: Pfälzisches Wörterbuch. (1965–1997).
- ↑ Haftel. In: Datenbank zur deutschen Sprache in Österreich. Nicht mehr online verfügbar.
- ↑ Schweizerisches Idiotikon, Band IV, Spalte 51, Artikel Häftlimacher (Digitalisat).
- ↑ Hafte f. 2. a. In: Christman, Krämer, Post: Pfälzisches Wörterbuch. (1965–1997).
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Deutschland - Bayern - Kempten: Ausstellung "Mühlberg-Ensemble im Allgäu-Museum. - "Haken und Ösen (15./16. Jh.); Ein Heftelmacher fertigte am St. Mang-Platz Häkchen und Ösen für Kleidung und Schuhwerk an, wie die vielen Rohlinge, Halbfabrikate und fertigen Stücke im Fundort zeigen."