Hafermilch
Hafermilch ist eine Form der Getreidemilch aus Saat-Hafer. „Hafermilch“ ist die im allgemeinen Sprachgebrauch übliche Bezeichnung. Als Handelsbezeichnung werden andere Begriffe wie „Haferdrink“ verwendet, denn Milchersatz darf in der EU nicht mit der Bezeichnung „Milch“ in Verkehr gebracht werden. Nach Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 ist der Begriff Milch „ausschließlich dem durch ein- oder mehrmaliges Melken gewonnenen Erzeugnis der normalen Eutersekretion, ohne jeglichen Zusatz oder Entzug, vorbehalten“.[1]
Geschichte
Der schwedische Professor für Lebensmitteltechnologie Rickard Öste entwickelte in den 1990er Jahren an der Universität Lund eine Methode, Hafergetränke herzustellen. Zu dieser Zeit beschäftigte er sich mit Laktoseintoleranz und ökologischer Landwirtschaft. Kurz darauf gründete er mit Hilfe einiger Investoren und seinem Bruder Björn das Unternehmen Oatly zur Herstellung des Getränks.[2][3] Auch Unternehmen der Molkereibranche sehen hier einen Wachstumsmarkt.[4][5][6]
Herstellung
Industriell
Das Ausgangsmaterial sind Haferkörner. Diese werden vor der Weiterverarbeitung entspelzt. Anschließend werden sie mit Wasser vermengt und gemahlen. Je nach Verfahren wird noch eine Fermentation angewendet. Abschließend wird die Masse homogenisiert, die festen Bestandteile werden herausgefiltert. Die dabei anfallenden Filterrückstände, darunter die Kleie, sind ebenfalls zum Verzehr geeignet.
Durch Zugabe von Pflanzenöl kann das wässrige Extrakt emulgiert werden, wodurch die für Milch typische weiße Farbe entsteht. Je nach gewünschtem Geschmack der Hafermilch können Süßungsmittel, Speisesalz und andere Würzmittel sowie Aromen bei der Verarbeitung hinzugegeben werden.
Zum Teil enthalten die Endprodukte weitere Stoffe wie Konservierungsmittel, Verdickungsmittel, Säuerungsmittel, Vitamine, etwa Vitamin B12, und Mineralstoffe, beispielsweise Calcium in Form der Alge Lithothamnium calcareum. Zum Teil werden die Produkte ultrahocherhitzt, wodurch die Hafermilch haltbar gemacht wird und auch ohne Kühlung gelagert werden kann.
Manuell
Zunächst werden der Hafer oder die Haferflocken mit Wasser vermengt und entweder für mehrere Stunden eingeweicht oder gekocht. Anschließend wird die Masse püriert, bis eine homogene Flüssigkeit entsteht. Abschließend können die festen Bestandteile herausgefiltert werden, etwa mittels eines Seihtuches. Die dabei anfallenden Filterrückstände, ähnlich dem Trester beim Pressen von Früchten, sind ebenfalls zum Verzehr geeignet.
Anwender
Ein häufiger Grund für die Verwendung von Hafermilch sind die im Vergleich zu Kuhmilch geringeren Auswirkungen auf Umwelt und Klima sowie Erwägungen des Tierwohls.[7]
Da Hafermilch im Judentum als parve gilt, kann sie unter Einhaltung der jüdischen Speisegesetze auch mit fleischigen Speisen verzehrt werden.[8]
Die Industrie setzt zunehmend auf vegane Produkte: Seit 2020 gibt es zum Beispiel Tafelschokoladen von Lindt mit Hafermilch.[9]
Inhaltsstoffe
Brennwert | 173 kJ (41 kcal) |
Inhaltsstoffe | g |
---|---|
Kohlenhydrate | 7,0 |
davon Zucker | 4,9 |
Fett | 1,1 |
davon gesättigte Fettsäuren | 0,2 |
Eiweiße | 0,6 |
Speisesalz | 0,1 |
Ballaststoffe | 0,5 |
Einige Hersteller fügen ihren Produkten auch Calcium, Vitamin B12 oder andere Inhaltsstoffe zu, die in tierischer Milch vorkommen.
Ähnliche pflanzliche Getränke
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Verordnung (EU) Nr. 1308/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Dezember 2013 über eine gemeinsame Marktorganisation für landwirtschaftliche Erzeugnisse und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr. 922/72, (EWG) Nr. 234/79, (EG) Nr. 1037/2001 und (EG) Nr. 1234/2007 des Rates, abgerufen am 10. Oktober 2020
- ↑ About us. (Nicht mehr online verfügbar.) In: aventureab.com. Archiviert vom Original am 2. April 2019; abgerufen am 8. Oktober 2019 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ A. Hitchens: Hey, Where’s My Oat Milk? In: The New Yorker. 6. August 2018, abgerufen am 3. Februar 2019 (englisch).
- ↑ Gerd Lache: Lebensmittel: Schwarzwaldmilch will mit Hafer-Getränken wachsen. In: suedkurier.de. 17. Oktober 2019, abgerufen am 18. Oktober 2019.
- ↑ Arla Foods: Arla introduces new brand and plant-based products. In: arla.com. 5. März 2020, abgerufen am 4. November 2020 (englisch).
- ↑ Emmi will Schweizer Hafer. In: schweizerbauer.ch. 13. März 2020, abgerufen am 31. Mai 2021.
- ↑ Pflanzenmilch: Wie umweltfreundlich und schmackhaft sind Hafermilch und Co. wirklich? Bayerischer Rundfunk, 7. September 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
- ↑ Fleischig, Milchig und Parve. Die koschere Küche. Chabad-Lubawitsch Media Center, abgerufen am 15. September 2015.
- ↑ Hello lädt zum veganen Naschen ein. In: wuv.de. 11. November 2020, abgerufen am 13. November 2020.
- ↑ Haferdrink Bio. Nährwert. (Nicht mehr online verfügbar.) Oatly AB, archiviert vom Original am 17. April 2018; abgerufen am 15. September 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Hafer-Drink natur (1 l). Durchschnittliche Nährwerte pro 100 ml. Alnatura Produktions- und Handels GmbH, abgerufen am 15. September 2015.
- ↑ Hafer-Drink Natural. Durchschnittliche Nährwerte pro 100 ml. Natumi GmbH, abgerufen am 15. September 2015.
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Verschiedene Haferdrinks aus einem deutschen Bio-Supermarkt.
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A glass of Silk "Oat Yeah" oatmilk ("The Plain One"), photographed with oats.
Autor/Urheber: Zohi.bp, Lizenz: CC BY-SA 4.0
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