Hadropithecus

Hadropithecus

Hadropithecus, Lebendrekonstruktion

Systematik
ohne Rang:Euarchonta
Ordnung:Primaten (Primates)
Unterordnung:Feuchtnasenprimaten (Strepsirrhini)
Teilordnung:Lemuren (Lemuriformes)
Familie:Archaeolemuridae
Gattung:Hadropithecus
Wissenschaftlicher Name
Hadropithecus
Lorenz von Liburnau, 1899
Art
  • Hadropithecus stenognathus

Hadropithecus ist eine ausgestorbene Gattung der Primaten, die bis vor rund 1000 Jahren auf der Insel Madagaskar lebte. Die einzig beschriebene Art ist Hadropithecus stenognathus. Zusammen mit dem ebenfalls ausgestorbenen Archaeolemur bildet er die Gruppe der Archaeolemuridae.

Merkmale

Schädel und Kieferfragmente von Hadropithecus stenognathus

Die einzige Art der Gattung, Hadropithecus stenognathus, war ein relativ großer, vermutlich hauptsächlich am Boden lebender Primat. Er erreichte ein geschätztes Gewicht von über 20 Kilogramm, der Schädel war 13 bis 14 Zentimeter lang. Die Arme und Beine waren kurz und kräftig, die Hände und Füße pfotenähnlich, die Schnauze war auffallend verkürzt. Die Molaren und die hinteren Prämolaren bildeten eine ausgeprägte Kaufläche, im Gegenzug waren die oberen Schneidezähne und der für Feuchtnasenaffen typische Zahnkamm rückgebildet. Vermutlich lebte Hadropithecus im offenen Grasland und ernährte sich von Gräsern und Wurzeln, ähnlich wie der heutige Dschelada, eine ansonsten bei Primaten kaum bekannte Lebensweise.

Aussterben

Hadropithecus ist von mehreren Fundorten bekannt, die auf ein Alter von 2000 bis 1000 Jahren datiert werden. Ihr Aussterben stand vermutlich in direktem Zusammenhang mit der menschlichen Besiedlung ihrer Heimatinsel vor 1500 Jahren. Im Zuge dieser Besiedlung sind eine Reihe von Großtieren, auch Primatenarten wie die Riesenlemuren, vermutlich aufgrund der Bejagung und der Zerstörung ihres Lebensraums ausgestorben.

Literatur

  • T. M. Ryan, D. A. Burney, L. R. Godfrey et al.: A reconstruction of the Vienna skull of Hadropithecus stenognathus. In: PNAS. Band 105. Nr. 31, 2008, S. 10699–10702, doi:10.1073/pnas.0805195105
  • Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2002, ISBN 3-540-43645-6.
  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 6th edition. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 1999, ISBN 0-8018-5789-9.

Weblinks

Commons: Hadropithecus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Hadropithecus.jpg
Autor/Urheber: Smokeybjb, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Life restoration of Hadropithecus stenognathus.

Based on:

  • Life restoration by Stephen Nash in figure 6.2 of "Lemurs: Old and New" by Elwyn L. Simons: Natural Change and Human Impact in Madagascar.
  • Life restoration by Stephen Nash in Lemurs of Madagascar, 3rd edition.
  • Photograph of skull at Duke University Lemur Center Division of Fossil Primates website (third photograph, bottom left skull).
Hadropithecus Lorenz pl 1.png
Original caption:
Hadropithecus stenognathus Lz.
  • Ia. Schädel von der Seite. Das mittlere Stück des Jochbogens fehlt bei dem Exemplare auf der rechten Seite; dasselbe ist hier nach dem auf der linken Seite erhaltenen Bogen zwischen den beiden punktierten Bruchlinien eingezeichnet. Die vermuthliche Auftreibung der Stirne wird durch eine unterbrochene Linie angedeutet. Vom rechten C ist nur die leere Alveole erhalten.
  • Ib. Zähne desselben Schädels in der Daraufsicht.
  • Ic. Bulla schief von hinten mit Ansicht des nach unten frei in die Höhle ragenden Annulus tympanicus und des Abdruckes einer Abzweigung der Carotis an der hinteren Fläche.
  • IIa. Rechter Unterkiefer eines anderen Individuums, das aber mit jenem, von dem der Schädel 1 stammt nahezu gleich alt war und daher in Verbindung mit diesem dargestellt ist. Die Rolle wurde hicbei nicht ganz genau in die Gelenksgrube eingepasst. Die Schneidezähne sind nach dem zuerst beschriebenen Originalexemplare in Contouren angedeutet.
  • IIb. Zähne desselben Unterkiefers in der Daraufsicht; vom äußeren Schneidezahne ist die unterhalb der Krone abgebrochene Wurzel zu sehen, welche in stark schiefer Richtung in den Unterkiefer eindringt.
  • III. Ein linker Oberkiefer mit anliegendem Gaumenbeine.
  • IV. Rechtes Oberkieferstiick mit Milchbackenzähnen.
  • V. Linkes Unterkieferstück, offenbar von demselben Individuum wie IV.