Hadewijch

Ein Gedicht von Hadewijch

Hadewijch war eine in Brabant lebende und wirkende Mystikerin, die ihre Werke (Gedichte, Visionen, Briefe) wahrscheinlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts schrieb und als eine der bedeutendsten Autorinnen in mittelniederländischer Sprache gilt. Zentraler Begriff in ihrem Werk ist die Minne, aufgefasst als mystische Liebe zwischen Gott und Mensch. Sie wirkte ein auf Jan van Ruusbroec.[1]

Leben

Über ihr Leben ist sehr wenig bekannt. Es gibt keine Biographie, einzige Quelle sind ihre überlieferten Werke. Man nimmt an, dass sie einer Beginengemeinschaft vorstand oder zumindest ihre Schriften an einen Kreis von Beginen richtete. Aus ihren Werken spricht eine Kenntnis der lateinischen Sprache und aus ihren Liedern Vertrautheit mit der Kunst des Minnesangs.

Schriften

Das überlieferte Werk besteht aus 31 Briefen, einer Gedichtsammlung mit 16 authentischen Gedichten (von den 29 „vermischten Gedichte“ gelten die Gedichte 17 bis 29 sicher als unecht), 45 strophischen Liedern, 14 Visionen, und der an die Visionen angehängten „Liste der Vollkommenen“.

Ausgaben

  • Die Werke der Hadewych (Hrsg./Übers. Joseph Otto Plassmann), Hagen i.W. / Darmstadt 1923
  • De Visioenen van Hadewych (Hrsg. Jozef van Mierlo), 2 Bände, Leuven 1924/1925
  • Strofische Gedichten (Hrsg. Jozef van Mierlo), 2 Bände, Antwerpen 1942
  • Brieven (Hrsg. Jozef van Mierlo), 2 Bände, Antwerpen 1947
  • Mengeldichten (Hrsg. Jozef van Mierlo), Antwerpen 1952
  • Hadewijch. Das Buch der Visionen (Hrsg./Übers. Gerald Hofmann) (Mystik in Geschichte und Gegenwart, I, 12/13), 2 Teile, Stuttgart-Bad Cannstatt 1998
  • Buch der Briefe (Hrsg./Übers. Gerald Hofmann), St. Ottilien 2010
  • Hadewijch: Lieder. Originaltext, Kommentar, Übersetzung und Melodien (Hrsg. Veerle Fraeters / Frank Willaert / Louis Peter Grijp; Übers. Rita Schlusemann), Berlin: de Gruyter 2016 ISBN 978-3-05-005671-5

Hörspielbearbeitung

  • Die Mediävistin Hildegard Elisabeth Keller integrierte Hadewijch als eine von fünf weiblichen Hauptfiguren in die Trilogie des Zeitlosen, die Ende September 2011 erschienen ist. Ausgewählte Passagen aus Hadewijchs Briefen und Visionen sind in das Hörspiel Der Ozean im Fingerhut eingegangen. In der fiktiven Begegnung unterhält sich Hadewijch mit Hildegard von Bingen (sie ist in Hadewijchs „Liste der Vollkommenen“ aufgeführt), Mechthild von Magdeburg und Etty Hillesum.

Literatur

  • Esther Heszler: Der mystische Prozess im Werk Hadewijchs. Aspekte der Erfahrung, Aspekte der Darstellung Universitätsverlag Ulm, 1994, ISBN 978-3-89559-060-3 (Dissertation Universität Tübingen 1992, 195 Seiten).
  • Raymond Jahae, Sich begnügen mit dem Ungenügen. Zur mystischen Erfahrung Hadewijchs, Leuven, 2000
  • Hildegard Elisabeth Keller: Der Ozean im Fingerhut. Hildegard von Bingen, Mechthild von Magdeburg, Hadewijch und Etty Hillesum im Gespräch. Mit Beiträgen von Daniel Hell und Jeffrey F. Hamburger. Zürich 2011 (Trilogie des Zeitlosen 3). ISBN 978-3-7281-3437-0
  • John Giles Milhaven: Hadewijch and her sisters : other ways of loving and knowing, Albany : State University of New York Press, 1993
  • Paul Mommaers: Hadewijch In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon Dritter Band, 1981, Sp. 368–378
  • Paul Mommaers: Hadewijch. Schrijfster, begijn, mystica, Leuven, 2003
  • S. M. Murk-Jansen: The Measure of Mystik Thought: A Study of Hadewijch’s „Mengeldichten“. Kümmerle Verlag, Göppingen (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik. Band 536), ISBN 3-87452-777-8.
  • Kurt Ruh: Geschichte der abendländischen Mystik Zweiter Band, C.H.Beck, München, 1993, S. 158–232
  • Klaus-Gunther Wesseling: Hadewijch (Hadewych) von Antwerpen. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 18, Bautz, Herzberg 2001, ISBN 3-88309-086-7, Sp. 549–563.
  • Frank Willaert: Hadewijch In: Johannes Thiele (Hrsg.): Mein Herz schmilzt wie Eis am Feuer: die religiöse Frauenbewegung des Mittelalters in Porträts, Stuttgart, 1988, S. 110–124

Weblinks

Nachweise

  1. Frank Willaert: Artikel Hadewijch im Digitaal Vrouwenlexicon van Nederland (DVN)

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Het 1e strofische gedicht (lied) van Hadewijch: Ay al es nu die winter cout