Haarstielige Segge
Haarstielige Segge | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Illustration der Haarstieligen Segge (Carex capillaris) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Carex capillaris | ||||||||||||
L. |
Die Haarstielige Segge (Carex capillaris), auch Haarstiel-Segge[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Seggen (Carex). Sie ist zirkumpolar auf der Nordhalbkugel verbreitet.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Haarstielige Segge ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 20, selten bis zu 30 Zentimetern erreicht. Sie wächst dichtrasig und bildet keine Ausläufer. Die Stängel sind rund und glatt. Die grau-grünen bis dunkelgrünen, kahlen Laubblätter sind rinnig, 0,5 bis 1 Millimeter breit und maximal halb so lang wie der Stängel. Die grundständigen Blattscheiden sind bleich oder rotbraun und zerfasern.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Die Hüllblätter haben eine längere, stängelumfassende Blattscheide. Das unterste Hüllblatt ist gleich lang wie der Blütenstand. Die Haarstielige Segge ist eine Verschiedenährige Segge. Das endständige männliche Ährchen hat sechs bis acht Blüten und wird vom obersten weiblichen Ährchen überragt. Die zwei bis vier weiblichen Ährchen sind 5 bis 15 Millimeter lang, enthalten sechs bis zehn locker stehende Blüten und stehen an haarfeinen, mehr als 1,5 Zentimeter langen Stielen. Die Ährchen sind hängend, vor allem zur Fruchtreife. Die oberen Ährchen sind einander genähert. Die Tragblätter sind braun und haben einen weißen Hautrand. Es sind drei Narben vorhanden.
Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 54.[2]
Verbreitung
Die Haarstielige Segge ist zirkumpolar in den subarktischen und gemäßigten Zonene der Nordhalbkugel verbreitet.[3] Sie ist ein meridional-alpines bis arktisches Florenelement.
Sie kommt zerstreut in den Alpen von der montanen bis in die alpine Höhenstufe vor. Sie bevorzugt in Mitteleuropa Höhenlagen zwischen 800 m[4] und 2500 m Meereshöhe, sie steigt aber fast bis 3000 Meter auf.[5] In den Allgäuer Alpen steigt sie in Bayern am Hochrappenkopfgipfel bis zu 2423 m Meereshöhe auf.[4]
Sie wächst in sickernassen alpinen Flach- und Quellmooren. Sie besiedelt in den Alpen steinige und humusreiche Matten, sie geht aber auch auf feinerdereiche Kiesbetten in Flussläufen, in Rinsen, an Hangquellen und an Ufern, seltener findet man sie auf Matten, die längere Zeit austrocknen. Sie bildet meist Bestände.[5] In Mitteleuropa sind Standorte außerhalb der Alpen sehr selten, sie war beispielsweise früher an der Isar südlich von München zu finden. Der dortige Bestand dürfte durch Herabschwemmen zustande gekommen sein.[5]
Sie ist kalkliebend. Die Haarstielige Segge gedeiht am besten auf basenreichen und zumindest im geringen Maß auch kalkhaltigen Böden, die nicht zu verdichtet sein sollten, hingegen torfig sein dürfen, wenn sie gut durchsickert werden.[5] Sie ist eine Charakterart des Verbands Caricion bicoloris-atrofuscae, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Caricion davallianae oder Seslerion vor.[2]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+w+ (feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]
Systematik
Man kann folgende Unterarten unterscheiden[3]:
- Carex capillaris subsp. capillaris: Sie kommt in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel vor.[3]
- Carex capillaris subsp. fuscidula(V.I.Krecz. ex T.V.Egorova) Á.Löve & D.Löve: Sie kommt in den subarktischen Zonen der Nordhalbkugel vor.[3]
Literatur
- Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin 1987, ISBN 3-06-012539-2 (Areal).
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
Einzelnachweise
- ↑ Carex capillaris L., Haarstiel-Segge. FloraWeb.de
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 187.
- ↑ a b c d Rafaël Govaerts (Hrsg.): Carex capillaris. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 18. Oktober 2016.
- ↑ a b Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 270.
- ↑ a b c d Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
- ↑ Carex capillaris L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 14. März 2021.
Weblinks
- Haarstielige Segge. FloraWeb.de
- Haarstielige Segge. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Carex capillaris im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 7. April 2015.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Michael Hassler, Bernd Schmitt: Pflanzenwelt von Deutschland: Datenblatt.
- Fotos: [1], [2], [3]
Auf dieser Seite verwendete Medien
Carex cappilaris
Carex capillaris L. (hair-like sedge)
Carex capillaris