HMS Royal Oak (08)

Royal Oak
Schiffsdaten
FlaggeVereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
SchiffstypSchlachtschiff
KlasseRevenge-Klasse
BauwerftDevonport Dockyard
Kiellegung15. Januar 1914
Stapellauf17. November 1914
Indienststellung1. Mai 1916
VerbleibAm 14. Oktober 1939 versenkt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
189,1 m (Lüa)
187,3 m (KWL)
Breite27,0 m
Tiefgangmax. 8,7 m
Verdrängung28.000 tn.l.
Maximal: 31.200 tn.l.
 
Besatzung997 Mann
Maschinenanlage
Maschine18 Yarrow-Kessel
4 Parsons-Turbinen
4 Marschturbinen
Maschinen-
leistung
40.360 PS (29.685 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
21 kn (39 km/h)
Propeller4 dreiflügelig
Bewaffnung
Panzerung
  • Gürtel: 102–330 mm
  • Zitadelle: 152 mm
  • Querschotten: 38–152 mm
  • Panzerdeck: 25–102 mm
  • Torpedoschott: 25–38 mm
  • Geschütztürme:279–330 mm
  • Kommandoturm:76–279 mm

Die HMS Royal Oak war ein britisches Schlachtschiff und das elfte Schiff der Royal Navy mit diesem Namen. Sie gehörte zur (gelegentlich als Royal-Sovereign-Klasse bezeichneten) Revenge-Klasse und lief am 17. November 1914 bei der Marinewerft Devonport in Devon vom Stapel; am 14. Oktober 1939 wurde sie in Scapa Flow von U 47 versenkt.

Geschichte

Erster Weltkrieg

Sie versah im Ersten Weltkrieg ihren Dienst hauptsächlich bei der Grand Fleet mit dem Heimathafen Scapa Flow. Am 31. Mai 1916 nahm sie unter Captain C. MacLachlan an der Skagerrakschlacht teil und kehrte unversehrt zurück.

Zwischenkriegszeit

Zwischen den beiden Weltkriegen wurde die Royal Oak, wie alle ihre Schwesterschiffe, durch Umbauten modernisiert. Dabei wurden auf allen Schiffen der Klasse sogenannte Torpedowülste seitlich am Schiffskörper angebaut. Diese Verbreiterungen des Rumpfes dienten der Erhöhung der Sinksicherheit bei Unterwassertreffern und hatten auf der Royal Oak eine etwas andere Form als auf den Schwesterschiffen. 1937 wurde das Schiff als Kulisse für den britischen Spielfilm Our fighting Navy (Regie: Herbert Wilcox) benutzt und spielte das fiktive südamerikanische Rebellenschiff El Mirante.

Versenkung

Angriff von U 47 in Scapa Flow

In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 1939 drang das deutsche U-Boot U 47 unter dem Kommando von Günther Prien in den Hafen von Scapa Flow ein. Präzise Fotos eines Aufklärungsflugzeuges, dessen Pilot Siegfried Knemeyer dafür sein erstes Eisernes Kreuz erhielt, lagen den Deutschen vor. Prien schrieb um 00:27 Uhr ins Logbuch: Wir sind im Hafen!!! Prien griff die Royal Oak an ihrem Ankerplatz um 00:58 Uhr mit drei Torpedos an; ein vierter blieb in seinem Rohr stecken. Zwei der drei Torpedos explodierten nicht, da ihre Magnetzünder versagten. Ursache könnten die zu dieser Zeit in Nordwesteuropa auftretenden Störungen im Erdmagnetfeld gewesen sein (siehe auch: Torpedokrise). Ein Torpedo schlug um 01:06 Uhr ein und weckte damit Teile der Mannschaft. Anfangs vermutete man, es habe eine Explosion auf dem vorderen Teil des Schiffes gegeben, wo brennbare bzw. explosive Materialien wie z. B. Kerosin gelagert wurden. U 47 wurde noch nicht entdeckt und konnte einen zweiten Anlauf fahren, bei dem Torpedos mit Aufschlagzünder verwendet wurden. Diese funktionierten, und die Royal Oak erhielt um 01:16 Uhr zwei Torpedotreffer. Das Schiff bekam Schlagseite und verschwand 13 Minuten später unter der Wasseroberfläche. 833 Mann der Besatzung starben. Ein dritter Torpedo traf ein aus der Schussrichtung dahinter liegendes, teilweise von der Royal Oak verdecktes Schiff. Nach offiziellen britischen Angaben war es das Flugzeugmutterschiff Pegasus. Prien meinte jedoch, den Schlachtkreuzer Repulse erkannt zu haben. Da die Repulse zu dieser Zeit nicht in Scapa Flow war, ist es möglich, dass es sich um das alte Schlachtschiff Iron Duke handelte, das in Scapa Flow stationiert war und der Repulse ähnelte.[1]

Das Wrack heute

Das Wrack der Royal Oak ist mit einer grünen Boje markiert

Das Wrack liegt auf der Position 58° 55′ N, 2° 59′ W in 30 m Tiefe auf der Backbordseite mit dem Kiel nach oben. Das Deck befindet sich in einem Winkel von etwa 45 Grad zum Meeresboden. Der Rumpf ist weitgehend intakt und steigt bis 5 m Tiefe auf, so dass das Wrack und ein großer Ölfleck bei gutem Wetter von der Wasseroberfläche aus gesehen werden können. Die Aufbauten wurden beim Aufprall auf den Meeresgrund erheblich beschädigt.[2] Die Royal Oak ist durch den „Protection of Military Remains Act“ von 1986 als „Controlled Site“ geschützt. Dies bedeutet, dass im Umkreis von 300 m um die Wrackstelle ein absolutes Tauchverbot herrscht. Nur in seltenen Fällen sind Ausnahmegenehmigungen erteilt worden, um den Zustand des Wracks zu kontrollieren.

Am 27. Februar 2016 wurde bei einer routinemäßigen Untersuchung des Seebodens ein Torpedo gefunden, von dem zunächst angenommen wurde, es sei einer der Torpedos der U 47, welche seinerzeit ihr Ziel nicht trafen und am Ende der Laufstrecke zu Boden sanken. Am 6. April 2016 wurde der Sprengsatz des Torpedos mit einer kontrollierten Sprengung vernichtet. Die Reste des Torpedos wurden geborgen und sollen ausgestellt werden.[3][4] Nach Bergung stellte sich jedoch heraus, dass es sich nicht um einen deutschen Torpedo handelte.

Umweltbelastung durch die Royal Oak

Die aus den 1950er Jahren stammenden Pläne, das Wrack zu heben, um Schifffahrt und Umwelt zu entlasten, wurden angesichts der öffentlichen Proteste hiergegen fallen gelassen.[5] Gegen Ende der 1990er Jahre wurde beobachtet, dass das Wrack weit mehr Öl an die Oberfläche verliert als all die Jahrzehnte zuvor. Das Öl wurde ans Ufer gespült und bedrohte die Umwelt, sodass das britische Verteidigungsministerium zum Handeln genötigt war.[6] Es wurde eine gründliche Vermessung des Wracks durchgeführt, anhand derer die Bergung des Öls eingeleitet werden konnte. Da es sich um ein offizielles Seekriegsgrab handelt, konnten keine der üblichen Verfahren, etwa eine Hebung oder ein Zerschneiden, erfolgen. Auch bestand die Gefahr, dass bei einer fehlerhaften Herangehensweise eine größere Menge Öl auf einmal austreten und eine Umweltkatastrophe verursacht werden könnte. Nach und nach fand man jedoch Verfahren, den Großteil der geschätzt bis zu 3.000 Tonnen Treibstoff, welche die Royal Oak zu dem Zeitpunkt der Versenkung getankt hatte (genaue Angaben sind mit dem Schiff verloren gegangen), bis 2010 zu entfernen.

Hierzu wurde zunächst ein schirmartiger Metallkörper über die Austrittsstellen gehängt, welcher das aufsteigende Öl auffing. Später wurde vorsichtig ein kleines Loch in einen der zugänglichen Tanks (Bunker) gebohrt, um das Öl, das aus dem Inneren des Schiffes in diesen Treibstoffbehälter aufgestiegen war, abzupumpen. Das Kriegsschiff war jedoch so konstruiert, dass sich die meisten Tanks im Inneren des Schiffes befinden, was die weitere Bergung des Treibstoffs sehr erschwerte. Zudem war es nur in den Sommermonaten möglich, gefahrlos am Wrack zu arbeiten, was den Prozess in die Länge zog. 2006 waren endlich die Außenbunker geleert und man begann nach einer gründlichen Sonarbildvermessung des Wracks[2] im Folgesommer damit, durch weitere Bohrungen an die inneren Tanks zu gelangen.[7][6][8] 2010 waren ca. 1600 Tonnen Treibstoff geborgen und das Wrack wurde als nicht mehr umweltgefährdend angesehen. Das Wrack und Seekriegsgrab wird nun in Ruhe gelassen. Lediglich gelegentliche Besuche, um aufgestiegenes Öl an den verschlossenen Bohrungen abzuholen, werden durchgeführt.[9]

Technik

Das Schiff hatte eine Gesamtlänge von 189,20 m, eine Breite von 27 m und einen Tiefgang von 10,20 m. Die Verdrängung lag zwischen 30.060 t und 33.350 t[10]

Antrieb

Die Royal Oak war mit zwei Parsons-Turbine ausgestattet, die jeweils 2 Wellen antrieben und insgesamt 40.000 Shp (30.000 kW) entwickelten, mit der sie eine Höchstgeschwindigkeit von 21,9 Knoten (40,6 km/h) erreichte. Der Dampf wurde von 18 Babcock & Wilcox Kesseln geliefert. Das Schiff konnte maximal 3.400 t Heizöl mitführen, was ihm bei 10 Knoten (19 km/h) eine Reichweite von 4200 Seemeilen (13.000 km) ermöglichte. Die Besatzung des Schiffes bestand aus 908–997 Offizieren und Mannschaft.[10]

Bewaffnung

Die Hauptbewaffnung bestand aus acht 381 mm-Geschützen in vier Zwillingstürmen zwei vor und zwei hinter den Aufbauten mit der Bezeichnung A, B, X, und Y (von vorn nach achtern).Die Geschütze waren auf Mk I Lafetten mit einem Gewicht von 782 t und einem Seitenrichtbereich von −150 bis +150 Grad montiert. Die Kanonen selbst wogen 101 t und hatten bei einer maximalen Elevation von 30° und einer Mündungsgeschwindigkeit von 732 m/s eine Reichweite von 26.520 m. Sie verschossen 871 kg schwere Granaten mit einer Kadenz von ca. 2 Schuss pro Minute.[11] Die Sekundärbewaffnung bestand aus vierzehn 152 mm-Kanonen. Zwölf davon befanden sich in Kasematten mittschiffs sechs auf jeder Breitseite. Die verbliebenen zwei befanden sich auf dem Schutzdeck. Die Kanone mit einem Gewicht von 7 t hatte bei einer maximalen Elevation von 40 Grad eine Reichweite von 12 km. Die 45 kg schweren Granate erreichten dabei eine Mündungsgeschwindigkeit von 861 m/s.[12] Zur Verteidigung gegen Torpedoboote hatte das Schiff vier 47 mm Schnellfeuergeschütze installiert und für die Flugabwehr standen zwei 76 mm 20 cwt Schnellfeuergeschütze zur Verfügung. Außerdem war das Schiff mit vier 533 mm Unterwassser-Torpedorohren ausgestattet.[13]

Sensoren, Feuerleitanlage

Die Royal Oak war mit zwei Feuerleitrechnern ausgestattet von denen sich einer über dem Kommandoturm befand und der andere im Ausguck des Fockmasts befand.[14]

Panzerung

Die Schiff hatte einen Panzergürtel aus Krupp Zementstahl. Er streckte sich von der A Barbette bis zur Y Barbette und war mittschiffs 330 mm dick. Davor und dahinter verjüngte er sich auf 102 mm. Darüber verlief ein 152 mm dicker Plankengang der sich von der A Barbette bis zur X-Barbette erstreckte und in 152 mm Querschotten endete. Die Geschütztürme waren mit 279 – 330 mm Panzerung an den Seiten und mit 127 mm auf dem Dach geschützt. Die Barbetten waren über dem Oberdeck zwischen 152–254 mm dick und darunter 101 – 152 mm. Die Deckspanzerung war ähnlich wie bei der Queen Elizabeth-Klasse mit einer zusätzlichen 51 mm Deckspanzerung auf dem Hauptgürtel in Höhe des Hauptdecks.[15] Der Kommandoturm war rundherum mit 330 mm gepanzert und hatte ein 76 mm dickes Dach. Der hintere Kommandoturm war rundherum mit 152 mm geschützt. Zum Schutz gegen Unterwasserexplosionen war das Schiff mit 38 mm Torpedoschotten ausgestattet, die vom vorderen bis zum hinteren Magazin verliefen[16][10]

Literatur

  • Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905–1970. J. F. Lehmanns Verlagsgesellschaft, München 1970, ISBN 3-88199-474-2.
  • R. A. Burt: British Battleships 1919 – 1945. Pen & Sword Books, Barnsley 2012, ISBN 978-1-84832-130-4 (englisch).
  • Peter Smith: Battleships at war: HMS Royal Sovereign and her sister ships. Pen & Sword Maritime, Barnsley 2009, ISBN 978-1-84415-982-6 (englisch).
  • Antony Preston: "Great Britain and Empire Forces". In: Randal Gray (Hrsg.): Conway's All the World's Fighting Ships 1906–1921. Naval Institute Press, Annapolis, Maryland 1985, ISBN 0-85177-245-5 (englisch).

Weblinks

Commons: Royal Oak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alexandre Korganoff: Prien gegen Scapa Flow. 3. Auflage. 1989, S. 222–226. ISBN 978-3-879-43497-8.
  2. a b Sonarbilder der Royal Oak
  3. Scapa Flow torpedo to be destroyed today. The Orcadian, 6. April 2016, abgerufen am 16. August 2016 (englisch, mit Video).
  4. Torpedo explosives detonated in Scapa Flow. The Orcadian, 6. April 2016, abgerufen am 16. August 2016 (englisch, mit Video).
  5. Gerald S. Snyder: The Royal Oak Disaster. Presidio Press, San Rafael CA u. a. 1978, ISBN 0-89141-063-5.
  6. a b John Arlidge: New battle engulfs Royal Oak e. The Guardian, 18. Februar 2001, abgerufen am 17. Juni 2016 (englisch).
  7. Mark Rowe: Navy tackles oil leak from battleship war grave. The Independent, 31. Januar 1999, abgerufen am 17. Juni 2016 (englisch).
  8. (MJ Information No: 19715): 'Royal Oak' Oil Removal Continues. Maritime Journal, 1. August 2004, abgerufen am 17. Juni 2016 (englisch).
  9. Royal Oak Oil Removal Programme. In: briggsmarine.com. 28. April 2011. Offizielle Mitteilung der Bergungsfirma. (englisch)
  10. a b c Conway's All the world's fighting ships, 1906-1921. S. 35.
  11. 15-inch (38.1 cm) Mark I. Abgerufen am 20. Juni 2022.
  12. 6"/45 (15.2 cm) BL Mark XII and Mark XX. Abgerufen am 9. Juni 2022.
  13. Burt: S. 213f.
  14. Burt: S. 214–238.
  15. Smith: S. 7.
  16. Burt: S. 202ff.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Scapa Flow from Gaitnip cliffs small.jpg
(c) I, BillC, CC-BY-SA-3.0
Scapa Flow from Gaitnip cliffs, showing the wreck site of HMS Royal Oak, marked by a green buoy. An oil slick is visible rising to the surface after almost 70 years.
U-47 raid.svg
Autor/Urheber: BillC, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Map showing the route of U-47 infiltrating the defenses of Scapa Flow, and the destruction of the British battleship HMS Royal Oak, 14th October 1939.