HAMNET

Antennen für HAMNET auf dem Kleinen Feldberg

HAMNET (Highspeed Amateurradio Multimedia NETwork,. Eigenschreibweise HAMNET) ist ein von Funkamateuren entwickeltes und betriebenes funk- und kabelbasierendes IP-Netzwerk. Es dient als leistungsfähiges Backbone für die bereits verfügbare Infrastruktur des Amateurfunkdienstes und ermöglicht IP-Anwendungen. HAMNET war als sukzessive Substitution des bestehenden Packet-Radio-Netzes intendiert. Heute ist das HAMNET bereits fester Bestandteil des Amateurfunks und existiert parallel zum in den 1980er Jahren entwickelten Packet-Radio-Datenfunk.

Ziele

HAMNET stellt ein Netzwerk zwischen automatisch arbeitenden Amateurfunkstationen dar. Dabei geht der Verbund über lokale Linkstrecken einer Region oder eines Landes als autonomes System hinaus; es wird transnational verlinkt, damit eine internationale Basis für Anwendungen und Nutzer entstehen kann.

Gemein sind allen Netzen folgende Ziele:

  • Die Kommunikation von Funkamateuren untereinander und den Selbstbau zu fördern und so die Begeisterung für die Technik der Datenübertragung mittels Funkstrecken erwecken bzw. aufrechterhalten.
  • Funkamateure zu motivieren, kostengünstige, freie Hard- und Software für hocheffiziente Modulationsarten mit hohen Bitraten zu entwickeln, ggf. in Zusammenarbeit mit Hochschulen in technisch-wissenschaftlichen Untersuchungen.
  • Überregionale Projekte zu ermöglichen, welche den Teilnehmern Wissen bzw. Erfahrung in IT-Grundlagen, Wellenausbreitung, Antennentechnik und Filtertechnik vermitteln.
  • Synergien zwischen Alt und Jung zu schaffen (Wissenstransfer, Standortzugang, Statik).
  • Das bisherige, schmalbandige FSK-Packet-Radio-Netz sukzessive zu substituieren bzw. zu ergänzen.
  • Den Funkamateuren im Endausbau einen HAMNET-Zugang mit hohen Bitraten zu ermöglichen.
  • Im Falle von Notfällen: die Bereitstellung von Notfunk mit einer hohen Datenübertragungskapazität für die Einsatzkräfte als Backup zu kommerziellen Netzen durch USV.

Technik

HAMNET arbeitet auf Basis der Internetprotokollfamilie.[1] Die Dachorganisation von HAMNET, die Amateur Radio Digital Communications (ARDC) mit Sitz in San Diego besitzt für den Betrieb einen eigenen Class-A IPv4-Adressraum (IP-Adressen 44.0.0.0/8), wovon sich auch der in den USA gebräuchliche Name Network 44 für HAMNET ableitet. Die Daten sollen hauptsächlich per Funktechnik übertragen werden und hierfür können bestimmte handelsübliche, aber in der Frequenzlage veränderbare bzw. direkt für HAMNET verwendbare WLAN-Router genutzt werden. Die Datenübertragungsrate kann bis zu 65 MBit/s betragen.

Es werden im Rahmen von HAMNET nicht direkt die für allgemeines WLAN verfügbare Frequenzbereiche und Kanäle genutzt, sondern spektral benachbarte Bereiche, welche für den Amateurfunk zugelassen sind. Somit treten keine gegenseitigen Störungen bei parallelem Betrieb zwischen herkömmlichen WLANs und HAMNET auf. Als Frequenzbereiche für die Richtfunkverbindungen zwischen den HAMNET-Knoten wird hauptsächlich das 6-Zentimeter-Band bzw. das ISM-Band bei 5,7 GHz verwendet. Die Zugänge für die Amateurfunkstationen liegen hauptsächlich im 13-Zentimeter-Band zwischen 2,3 und 2,4 GHz.[2][3]

Entwicklung

Die Entwicklung zu einem im Vergleich zum drahtgebundenen Internet langsameren, dafür aber funkbasierten Internet für Funkamateure begann mit der Weiterentwicklung des Datenfunks. Funkamateure experimentierten mit verschiedenen Protokolfamilien und passten diese den Gegebenheiten der Funktechnik an. HAMNET ist eine der ersten Amateurfunk-Netzwerkanwendungen, in denen neben einem Funknetzwerk auch Kabelgebundene Netzwerke ein integraler Bestandteil des Amateurfunkdienstes sind.

HAMNET in Deutschland

Insbesondere Packet-Radio-Digipeater, Sprachmailboxen, FM-Relaisstationen, ATV-Umsetzer, D-STAR-Relais und Funkrufsender werden in der derzeitigen Probe- und Aufbauphase eingebunden. Der offizielle Start und die Vorstellung des deutschen Projektes erfolgten auf der Amateurfunkmesse und -tagung INTERRADIO am 31. Oktober 2009 in Hannover unter dem Namen HAMNET 2.0, begleitet von entsprechenden Vorträgen. In einer weiteren Phase sollen Club- und Schulstationen sowie auch Userzugänge ermöglicht werden.

Im südbayerischen Raum gibt es erste HAMNET-Digipeater, die sich an den Gegebenheiten in Österreich orientieren.[4]

Im westdeutschen Raum wird der Aufbau am Niederrhein und in den Ballungsräumen Ruhrgebiet[5], Düsseldorf, Köln-Aachen[6] vorangetrieben.

Die meisten deutschen Teilnetze sind bereits über VPN-Tunnel oder über Richtfunkstrecken miteinander verbunden. Über mehrere Übergänge erfolgte ebenfalls der Zusammenschluss mit dem HAMNET in Österreich, Italien und der Schweiz. Die Koordination und Vergabe der für den technischen Betrieb erforderlichen AS-Nummern und IP-Netze erfolgt durch die „DL IP-Koordination im AMPR-Net“.[7]

Eine aktuelle Übersicht bestehender Funk- und Kabelverbindungen in Deutschland (und Umgebung) ist über die Datenbank hamnetdb.net abrufbar.[8]

HAMNET in Österreich

Das Projekt wird seit 2005 durch Mitglieder des ÖVSV betrieben und hatte ursprünglich den Namen ALAN. Nach einigen lokalen Tests, und der Erkenntnis der globalen Bedeutung wurde dieses neuartige Netzwerk 2008 in Wien erstmals als HAMNET vorgestellt. Der Name für dieses Projekt hat seinen Ursprung in Salzburg.

Heute existieren ein funktionierendes Netz mit Linkstrecken, welche alle Bundesländer miteinander verbinden, und zahlreiche Benutzerzugänge.[9] Als Knotenrechner kommen Routerboards des Herstellers Mikrotik zum Einsatz. Viele Packet-Radio-Links sind über das HAMNET geschaltet. Darüber hinaus gibt es andere Anwendungen, zum Beispiel Webcams, Wetterstationen, Webserver und Ausbreitungsvorhersagen.

HAMNET in Frankreich

Der Funkamateur F4HDK hat für die so genannte „letzte Meile“ des HAMNETs das "New Packet Radio" entwickelt. Das Modem besteht hauptsächlich aus folgenden Bestandteilen: Spannungsregler, Ethernet-Schnittstelle, einem Microcontroller und einem Sendeempfänger. Das Modem sendet auf dem 70-cm-Band. Bedingt durch die Ausbreitungscharakteristik der Frequenzen um 435 MHz sind auch Verbindungen ohne direkte Sicht zur Gegenstelle (HAMNET-User-Einstiege) möglich. Mit dem Modem sind Übertragungsgeschwindigkeiten bis zu 500 kbit/s möglich. Erste Konzepte zu einem solchen Modem gab es bereits in Österreich unter den Namen HHD70 und HRD70.

HAMNET in der Schweiz

Das Projekt wird von der SWISS-ARTG Swiss Amateur Radio Teleprinter Group und der USKA betrieben.[10]

Trivia

Hamnet war auch der Name des Sohnes des Dramatikers William Shakespeare.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Startseite des Webauftritts der DL IP-Koordination für Funkamateure. Abgerufen am 27. November 2011.
  2. Frequenzübersicht im Wiki der Amateurfunk-Station DB0FHN. Abgerufen am 29. August 2012.
  3. Frequenzübersicht im amateurfunk-wiki.de. Abgerufen am 15. Juni 2015.
  4. Übersicht im Amateurfunk-Wiki von DARC e.V. und ADACOM e.V.. Abgerufen am 29. Mai 2012.
  5. Übersicht im Wiki für den Distrikt Ruhrgebiet. Abgerufen am 26. Juli 2010.
  6. Forum der Arbeitsgemeinschaft HAMNET-West@1@2Vorlage:Toter Link/www.db0xo.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Abgerufen am 26. Juli 2010.
  7. Wiki der DL IP-Koordination für Funkamateure. Abgerufen am 26. Juli 2010.
  8. Hamnet IP-Database. Abgerufen am 15. Juni 2015.
  9. Wiki des ÖVSV. Abgerufen am 10. April 2010.
  10. HAMNET Netzplan
  11. Details inkl. Auflistung zahlreicher Originalquellen siehe en:Hamnet Shakespeare (englisch)

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