Hürdenlauf

400-Meter-Hürdenlauf der Frauen

Der Hürdenlauf ist eine Disziplin der Leichtathletik.

Überblick

Hürdenlauf ist ein Zwangslauf, da durch die vorgegebenen Hürdenabstände und Hürdenhöhen der Laufrhythmus nicht individuell gewählt werden kann.[1] Die bessere Bezeichnung ist allerdings Hürdensprint, da es sich um Sprinttechnik und die entsprechend hohen Geschwindigkeiten handelt.[2] Meisterschaftswettbewerbe sind der kurze (100 bzw. 110 m) und der lange Hürdensprint (400 m).[3] Dabei müssen unabhängig von der Laufdistanz jeweils zehn Hürden überlaufen werden.[3]

Bei Hallenwettbewerben wird ein 60-Meter-Hürdenlauf bei fünf zu überquerenden Hürden ausgetragen.[4] Bis 1968 trugen die Frauen einen 80-Meter-Hürdenlauf aus (ausführlich siehe unter 100-Meter-Hürdenlauf).[2]

In den Wettbewerben der Jugendklassen sind die Strecken zum Teil kürzer und die Hürden niedriger (näheres regelt der jeweilige nationale Leichtathletikverband).[3] So beträgt beispielsweise die reguläre Wettkampfstrecke für die Altersklasse U14 (d. h. Athleten im Alter von 12 und 13 Jahren) im Verbandsgebiet des DLV 60 Meter.[3] Der Start erfolgt wie bei allen Sprintwettbewerben aus dem Startblock.[5] Die Hürden dürfen umfallen, jedoch nicht absichtlich umgestoßen werden.[6] Läuft ein Läufer an der Hürde vorbei oder verlässt er seine Laufbahn, so führt dies zur Disqualifikation.[6]

Beim 110-Meter-Hürdenlauf der Männer steht die erste Hürde im Abstand von 13,72 m (45 ft) zur Startlinie, die folgenden neun Zwischenräume betragen 9,14 m (30 ft) und der Schlussabschnitt 14,02 m (46 ft).[3] Die Frauen haben beim 100-Meter-Hürdenlauf etwas kürzere Abstände: Zur ersten Hürde sind es 13,00 m, die Zwischenräume sind 8,50 m lang und der Schlusssprint beträgt 10,50 m.[3]

Technik

Techniken im Hürdenlauf

Bei der Lauftechnik kommt es darauf an, dass nicht übersprungen, sondern überlaufen wird. Der Abdruck in die Hürde erfolgt aus relativ aufrechter Körperhaltung mit sprintähnlichem Fußaufsatz (möglichst geringe Stemmwirkung → Fußaufsatz nicht zu weit vor dem Körperschwerpunkt). Das stark gebeugte Schwungbein (kurzes Pendel → schnellere Ausführung) wird vorwärts-aufwärts gezogen (Knie führt die Ansteuerung – möglichst geradlinig), bei gleichzeitiger Streckung des Abdruckbeines (= Nachziehbein). Der Führungsarm wird weit nach vorne gebracht. Nach Verlassen des Bodens wird die Vorlage des Oberkörpers vergrößert, der Schwungbeinunterschenkel pendelt nach vorne, der Gegenarm wird neben dem Körper (möglichst eng daneben) blockiert.[7]

Schon vor dem Erreichen der Hürdenlattenkante wird das Schwungbein aus der Hüfte nach unten gedrückt. Der Führungsarm wird dicht am Nachziehbein vorbei dynamisch nach hinten-unten gezogen. Gleichzeitig erfolgt eine schnelle Steuerung (Kniesteuerung) des nach außen abgespreizten Nachziehbeines nach vorne (Endposition Nachziehbein: Knie mittig sehr hoch vor dem Körper – Unterschenkel senkrecht – leicht ausgreifend). Das Schwungbein setzt, möglichst knapp hinter der Hürde, gestreckt auf dem Ballen auf (Körperschwerpunkt und Fußaufsatz möglichst eine senkrechte Linie oder Körperschwerpunkt leicht in Laufrichtung verschoben). Wichtig für einen guten Übergang in den Zwischenhürdensprint ist eine möglichst geringe Amortisation im Fuß-, Knie- und Hüftgelenk und ein aktives greifendes Aufsetzen des Nachziehbeines.[7]

Zwischen den Hürden muss ein möglichst gleichmäßiger Rhythmus eingehalten werden. Der Zwischenhürdensprint findet mit hohem, frequenz- und vorwärtsorientiertem Knieeinsatz statt, wobei die Körperposition beibehalten werden sollte und die Arme eng am Körper geführt werden. Nach der Hürdenüberquerung ist für einen möglichst optimalen Übergang zum ZHS (= Zwischenhürdensprint) ein möglichst druckvoller erster Schritt notwendig. Zur optimalen Vorbereitung der Hürdenüberquerung ist ein verkürzter letzter (dritter) Schritt notwendig. Im 110- bzw. 100-Meter-Hürdenlauf besteht der Zwischenhürdensprint jeweils aus drei Schritten (vier Bodenkontakte) zwischen den Hürden, beim 400-Meter-Hürdenlauf der Männer wird ein 13er- bis 15er-Rhythmus (Anlauf zur ersten Hürde bei 13er: 20 Schritte; bei 15er:22 Schritte) gelaufen, bei den Frauen 15er- bis 17er-Rhythmus (17 Schritte zwischen den Hürden). Ein ungerader Rhythmus zwischen den Hürden sorgt dafür, dass man immer mit demselben Schwungbein über die Hürde geht und nicht das Bein wechseln muss. Es gibt wenige Läufer, die mit beiden Beinen technisch gleich gut als Schwungbein über die Hürde laufen können. Bei einer sauberen Hürdentechnik ändert sich die Lage des Körperschwerpunktes kaum, was dem Athleten Sicherheit im Zwischenhürdensprint gibt. Erreicht wird dies durch das Abklappen des Oberkörpers über der Hürde bei gleichzeitigem Anreißen des Schwungbeins.[7]

200-Meter-Hürdenlauf

1900 und 1904 gab es außerdem bei den Olympischen Spielen einen 200-Meter-Hürdenlauf.[2]

JahrGoldmedailleSilbermedailleBronzemedaille
1900Alvin Kraenzlein (USA)Norman Pritchard (IND)Walter Tewksbury (USA)
1904Harry Hillman (USA)Frank Castleman (USA)George Poage (USA)

Wettkämpfe auf der Strecke wurden danach selten ausgetragen, im englischsprachigen Raum auch als 220-Yards-Hürdenlauf (201,17 m).[8] Bei Deutschen Meisterschaften war die Strecke 1951 und von 1953 bis 1965 im Wettkampfprogramm enthalten.[9] Die Internationale Leichtathletik-Assoziation IAAF erkannte bis 1960 Weltrekorde für diese Strecke an.[2] Die letzten registrierten Weltrekorde:

In der Seniorenleichtathletik gibt es die Strecke in einigen nationalen Verbänden für die Altersklassen ab M/W 80.[10]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Hürdenlauf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heiko K. Strüder, Ulrich Jonath, Kai Scholz: Leichtathletik/Trainings und Bewegungswissenschaft – Theorie und Praxis aller Disziplinen. 1. Auflage. Sportverlag Strauss, Köln 2013, ISBN 978-3-86884-000-1, S. 283.
  2. a b c d e Heiko K. Strüder, Ulrich Jonath, Kai Scholz: Leichtathletik/Trainings und Bewegungswissenschaft – Theorie und Praxis aller Disziplinen. 1. Auflage. Sportverlag Strauss, Köln 2013, ISBN 978-3-86884-000-1, S. 281.
  3. a b c d e f Arbeitsgemeinschaft der Regelkommission von DLV, FLA, ÖLV, und SwA (Hrsg.): Internationale Wettkampfregeln. 2016-2017 Auflage. KD Medienpark Faber, Kaiserslautern 2016, S. 94.
  4. Arbeitsgemeinschaft der Regelkommission von DLV, FLA, ÖLV, und SwA (Hrsg.): Internationale Wettkampfregeln. 2016-2017 Auflage. KD Medienpark Faber, Kaiserslautern 2016, S. 175.
  5. Arbeitsgemeinschaft der Regelkommission von DLV, FLA, ÖLV, und SwA (Hrsg.): Internationale Wettkampfregeln. 2016-2017 Auflage. KD Medienpark Faber, Kaiserslautern 2016, S. 68.
  6. a b Arbeitsgemeinschaft der Regelkommission von DLV, FLA, ÖLV, und SwA (Hrsg.): Internationale Wettkampfregeln. 2016-2017 Auflage. KD Medienpark Faber, Kaiserslautern 2016, S. 93.
  7. a b c Heiko K. Strüder, Ulrich Jonath, Kai Scholz: Leichtathletik/Trainings und Bewegungswissenschaft – Theorie und Praxis aller Disziplinen. 1. Auflage. Sportverlag Strauss, Köln 2013, ISBN 978-3-86884-000-1, S. 283–291 u. 324–328.
  8. a b Allen Tolmich: 200 Meter and 220 Yard Low Hurdles. 2002, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Mai 2015; abgerufen am 4. Februar 2017 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.woodhurdles.com
  9. Leichtathletik – Deutsche Meisterschaften – Bahn (Nicht mehr ausgetragene Wettbewerbe – Herren – Teil 1). sport-komplett.de, abgerufen am 4. Februar 2017.
  10. Technical Specifications. Australien Masters Athletics, abgerufen am 4. Februar 2017 (englisch).

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Autor/Urheber: Rodrigo Moraes (Frame removed by uploader), Lizenz: CC BY 2.0
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Women's 400 m hurdles at GE Money Grand Prix in Helsinki, Finland.