Hängen, Ausweiden und Vierteilen
Hängen, Ausweiden und Vierteilen (englisch hanged, drawn and quartered) war eine in England verhängte Hinrichtungsart für Hochverrat oder Falschmünzerei. Verhängt wurde sie von den Assisen, einem von der Krone eingesetzten Gerichtshof für Kapitalverbrechen. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Strafe nicht mehr angewendet und durch das traditionelle Hängen ersetzt. Die Strafe existierte vor ihrer endgültigen Abschaffung nur noch in Gesetzestexten, aus denen sie 1870 gestrichen wurde. Die Todesstrafe für Hochverrat (sowie alle anderen Straftaten) wurde in Großbritannien 1998 endgültig abgeschafft.[1]
Diese Hinrichtungsart wurde erstmals während der Regierungszeit des englischen Königs Heinrich III. praktiziert und 1867 zum letzten Mal verhängt, ohne jedoch auf diese Art vollstreckt zu werden.[2]
Vorgehensweise
Als Ort der Vollstreckung war oft der Heimatort des Verurteilten vorgesehen, nicht der Ort seiner Festnahme oder der Sitz des Gerichts. Der Verurteilte wurde auf einem Gatter zum Richtplatz gezerrt (drawing).[3] Er wurde am Hals aufgehängt und, bevor er sterben konnte, wieder heruntergenommen (hanged). Danach wurde er bei lebendigem Leib ausgeweidet: Die Genitalien wurden abgeschnitten, seine Gedärme aus dem Körper geholt (manche Quellen sehen dies als alte Bedeutung von drawn an)[3] und der zusehenden Menge gezeigt. Das Herz wurde herausgeschnitten und zusammen mit den Eingeweiden vor den Augen aller Zuschauer verbrannt. (Quellen berichten von noch lebenden Verurteilten, was physiologisch aber unmöglich ist.) Dann wurde der Verurteilte enthauptet, der Torso wurde in vier Teile zerhackt oder zersägt (quartered). Die Körperteile wurden zur Abschreckung auf fünf Pfählen in seinem Heimatort verteilt öffentlich zur Schau gestellt. Dieses öffentliche Zurschaustellen wurde 1843 abgeschafft.
Wie auch andere historische Hinrichtungsarten, die mit extremer Folterung einhergehen, diente die Methode insbesondere dazu, das Volk durch Abschreckung gefügig zu machen. Der Einsatz von Martern und Todesqualen sowie deren öffentliche Zurschaustellung dienten darüber hinaus als Demonstration der Macht.[4] Für die Verurteilten, über deren Körper und auch Leben so bedingungslos und ungehemmt verfügt wurde, ohne die geringste Gegenwehr leisten zu können, war diese zutiefst demütigende Form der Todesstrafe mit einer vollkommenen Entwürdigung und Entehrung über den Tod hinaus verbunden.
Berühmte Opfer
Die Hinrichtungsart Hängen, Ausweiden und Vierteilen wurde erstmals während der Regierungszeit des englischen Königs Henry III. praktiziert und war bei Hochverrat bis Anfang des 18. Jahrhunderts üblich. Hunderte, die des Verrats angeklagt wurden, kamen auf diese brutale Weise zu Tode.[5]
- 1283 wurde der walisische Fürst Dafydd ap Gruffydd unter König Edward I. („Longshanks“) als erster Angehöriger des Hochadels gehängt, ausgeweidet und gevierteilt.[5]
- 1305 wurde der schottische Nationalheld William Wallace des Hochverrats angeklagt und zum Tod durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen verurteilt. Die Hinrichtung wurde in der Amtszeit von Edward I., der den Beinamen Hammer of the Scots (Hammer der Schotten) trug, am 23. August 1305 öffentlich in London vollzogen.[6]
- 1326 wurde Hugh le Despenser, Günstling Edwards II. nach dessen Sturz auf diese Art hingerichtet.[7]
- 1381 wurde der Priester John Ball nach einer Ansprache im Vorfeld des englischen Bauernaufstands, mit der er den Ausspruch „Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der Edelmann?“ prägte, ‚drawn and quartered‘.
- zwischen 1535 und 1540 wurde ein Großteil der vierzig Märtyrer von England und Wales wegen ihrer Weigerung, nach dem Willen Henry VIII. den Suprematseid abzulegen, durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen in Tyburn hingerichtet. Nur sechs der vierzig Angeklagten entgingen dieser brutalen Hinrichtungsmethode.[8]
- 1605 wurden die Mitverschwörer von Guy Fawkes, die an der Schießpulververschwörung beteiligt waren, zu dieser Todesart verurteilt. Fawkes selbst verkürzte sein Sterben, da es ihm gelang, vom Galgenpodest zu springen, wobei er sich das Genick brach.[9]
- 1610 wurde der französische Königsmörder François Ravaillac nach der Ermordung des französischen Königs Henri IV. zu dieser Hinrichtungsart verurteilt. Er wurde erst gemartert und dann durch Vierteilung mittels Pferden hingerichtet.[2]
- 1633 wurde Teofania di Adamo, eine italienische Giftmischerin, die wegen der Herstellung und Verbreitung der arsenhaltigen Aqua Tofana angeklagt wurde, auf diese Weise hingerichtet, nachdem die von ihr verbreitete Tinktur mit mehreren hundert Giftmorden in Verbindung gebracht worden war. Normalerweise war diese Art der Hinrichtung Männern vorbehalten und wurde nur in Ausnahmefällen bei Frauen angewendet.[10]
- 1684 wurde der britische Offizier Sir Thomas Armstrong aufgrund seiner Beteiligung an der Rye-House-Verschwörung, die zum Ziel hatte den englischen König Charles II. zu ermorden, des Hochverrats angeklagt und öffentlich gehängt, ausgeweidet und gevierteilt.[11]
- 1803 wurde Edward Despard, irischer Offizier im Dienst der englischen Krone, gemeinsam mit sechs Komplizen gehängt, ausgeweidet und gevierteilt, weil sie ein Attentat auf George III. geplant haben sollen.[2]
Der frühere Lordkanzler und Schriftsteller Sir Thomas Morus sollte zur Amtszeit von Henry VIII. ebenfalls durch Hängen, Ausweiden und Vierteilen hingerichtet werden. Der König milderte das Todesurteil jedoch noch ab und Morus wurde 1535 durch Enthauptung hingerichtet.[12]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ What are the laws on treason? In: BBC News. 11. März 2008, abgerufen am 25. Juli 2017.
- ↑ a b c Drawing and quartering. Capital punishment(engl) Britannica. Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ a b Cecil Adams: What do "drawn and quartered" and "keelhauling" mean? In: A Straight Dope Classic from Cecil’s Storehouse of Human Knowledge. 4. August 1995, abgerufen am 25. Juli 2017 (englisch).
- ↑ Geschichte: Verwesung im Trog Spiegel.de. Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ a b The Execution of Dafydd ap Gruffydd (englisch) Medium. Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ On this day 1305: William Wallace hanged, drawn and quartered (englisch) The Scotsman. Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ Piers Gaveston, Hugh Despenser and the Downfall of Edward II (englisch) English Heritage. Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ The Canonisation of the Forty English Martyrs: An Ecumenical Dilemma (englisch) Cambridge University Press. Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ Antonia Fraser: The Gunpowder Plot, Phoenix (2005) [1996], ISBN 0-7538-1401-3, S. 283 (englisch)
- ↑ Aqua Tofana Chapter for Elsevier's "Toxicology in the Middle Ages and Renaissance" on an Italian poisoning case from the first half of the 17th century. By Mike Dash (englisch) Academia.edu Abgerufen am 19. Juni 2021.
- ↑ 1684 trial Sir Thomas Armstrong, sentence: Drawn, Hanged and Quartered (englisch). ( vom 24. Juni 2021 im Internet Archive) Chadbourne Antique, abgerufen am 10. Januar 2024.
- ↑ The Execution of Sir Thomas More (englisch) The Anne Boleyn Files. Abgerufen am 19. Juni 2021.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Quartering of Francois Ravaillac
Autor/Urheber: Rijksmuseum, Lizenz: CC0
Identificatie
Titel(s): Thomas Armstrong in Londen opgehangen en gevierendeeld, 1684. Thomas Armstrong, Binnen Londen, gehangen en gevierendeelt (titel op object)
Objecttype: prent boekillustratie
Objectnummer: RP-P-1896-A-19368-1203
Catalogusreferentie: Van Eeghen 1733-3(3)
Opschriften / Merken: verzamelaarsmerk, verso, gestempeld: Lugt 2228
Omschrijving: Prent rechtsboven gemerkt: Sesde Afdeeling Fol. 83.
Vervaardiging
Vervaardiger: prentmaker: Jan Luyken (vermeld op object), uitgever: Jan Claesz ten Hoorn
Plaats vervaardiging: Amsterdam
Datering: 1698
Fysieke kenmerken: ets
Materiaal: papier
Techniek: etsen
Afmetingen: blad: h 193 mm × b 148 mm
Toelichting
Illustratie uit: Bos, Lambert van den. Treur-toonneel der doorluchtige mannen, of Op- en ondergang der grooten, 3 delen. Amsterdam: Jan Claesz ten Hoorn, 1698, dl. III.
Onderwerp
Wat: death penalty, execution
Wanneer: 1684 - 1684
Waar: Londen
Wie: Thomas Armstrong
Verwerving en rechten
Verwerving: aankoop jul-1896
Copyright: Publiek domein
Illustration of the execution of Hugh the Younger Despenser, from a manuscript of Froissart (Bibliotheque Nationale MS Fr. 2643, folio 11r)