Gwalior (Staat)

Gwalior
1761–1948
Gwalior flag.svg
Gwalior Coat of arms.png
FlaggeWappen
GwaliorKart.svg
Karte von Gwalior 1946, ein Jahr vor der Unabhängigkeit Indiens von britischer Kolonialherrschaft
HauptstadtGwalior
Staats- und Regierungsformabsolute Monarchie (Scindia-Dynastie)
StaatsreligionHinduismus
Fläche68.291 km²
Einwohnerzahl4.006.159 (1941)
Errichtung1761
Endpunkt15. Juni 1948
Gwaliorpost.jpg
Postkarte der Gwalior-Post (1886)
Vorlage:Infobox Staat/Wartung/NAME-DEUTSCH

Der Staat Gwalior war ein Fürstenstaat in Britisch-Indien, der sich 1948, ein Jahr nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft der indischen Union anschloss.

Geschichte

Gwalior war einer der Fürstenstaaten der Marathen in der Region Malwa in Zentralindien, die der Peshwa von Pune 1724 dem Reich des Großmoguls von Delhi entriss. Der Marathengeneral Ranoji Sindhia (Scindia) wurde zum Vizekönig dieser Region ernannt und begründete die Sindhia-Dynastie. 1731 machte er Ujjain zu seiner Hauptstadt. Sein Sohn Jayapa (1745–59) eroberte 1751 die Festung Gwalior. Nach der Niederlage des Peshwa in der Schlacht von Panipat 1761 zerfiel das Marathenreich und die Generale gründeten faktisch unabhängige Fürstenstaaten. Mahadji Sindhia (1761–94) wurde durch weitere Eroberungen der eigentliche Begründer des Sindhia-Staates mit der Hauptstadt Gwalior (mit Unterbrechungen seit 1766). Er wurde zum mächtigsten Fürsten in Nordindien. 1792 war er sogar in der Lage, den aus Delhi vertrieben Mogulkaiser Shah Alam II. wieder auf den Thron zu setzen. Sein Nachfolger Daulatrao Sindhia (1794–1827) war weniger glücklich. Im Zweiten Marathenkrieg musste er sich den Briten unterwerfen und im Frieden von Sarji Anjangaon 1803 gegen Anerkennung seines Staates unter britischem Schutz alle Eroberungen in Gujarat und zwischen Jamuna und Ganges abtreten.

Bis zum Jahr 1893 prägte Gwalior eigene Münzen. Danach wurden bis 1899 alle alten Münzen eingezogen, und nur noch die britisch-indische Rupie hatte als Zahlungsmittel Gültigkeit. Zum Zweck der Steuereintreibung war der Staat zuletzt in 11 Distrikte eingeteilt, denen jeweils ein Suba vorstand.[1]

1921 wurden 43 Zwergstaaten, die als tributzahlende Vasallen seit dem 19. Jahrhundert als selbständig gegolten hatte, wieder eingegliedert. Gwalior hatte 1941 eine Fläche von 67.400 km² und 4 Millionen Einwohner. Der Sindhia-Staat vollzog am 15. Juni 1948 den Anschluss an Indien und trat am 16. Juni der Fürstenunion Madhya Bharat bei, dessen Rajpramukh (Staatsoberhaupt) der Maharadscha George Jivajirao Scindia wurde (siehe Geschichte Indiens). Am 1. November 1956 wurden alle Fürstenstaaten der Union aufgelöst und dem Bundesstaat Madhya Pradesh einverleibt.

Gwalior hatte 1885–1950 eine eigene Staatspost. Da Gwalior mit der britisch-indischen Post eine Konvention abgeschlossen hatte, verwendete man die Briefmarken Britisch-Indiens mit dem Aufdruck des Landesnamens.[2]

Ergebnisse der Volkszählung 1931

Nach der Volkszählung 1931 hatte der Staat 3.523.070 Einwohner (1.867.031 männlich, 1.656.039 weiblich). Die Bevölkerungsdichte lag damit bei 134/km². 141.342 Personen (4 % – bezogen auf die Gesamtbevölkerung, d. h. ab 0 Jahren) konnten lesen und schreiben (6,7 % der männlichen und 0,9 % der weiblichen Bevölkerung). Es wurden 43 städtische Siedlungen (395.309 Einwohner) und 10.852 Dörfer (3.127.761 Einwohner) gezählt. Der Urbanisierungsgrad betrug damit 11,2 %. 3.271.576 (92,9 %) Einwohner waren Hindus, 204.297 Muslime (5,8 %) und 47.197 (1,3 %) Anhänger anderer Religionen. Die Verteilung der Sprachen war die folgende.[1]

SpracheZahl der Sprecher
Westliches Hindi2.298.274
Urdu0.047.052
Rajasthani0.960.976
Bhil-Dialekte0.075.469
Östliches Hindi0.007.707
Gujarati0.028.661
Marathi0.021.535
Bengalisch0.0.00242
Panjabi0.003.310
Tamil0.0.00279
Telugu0.0.00070
Andere0.0.00689

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Birken: Philatelic Atlas of British India. CD-ROM. Birken, Hamburg 2004.
  • Vijay K. Gupta: A Handbook on Gwalior Postal History and Stamps. (1837–1950). Gupta, Delhi 1980.
  • Joseph E. Schwartzberg (Hrsg.): A historical atlas of South Asia (= Association for Asian Studies. Reference Series. 2). 2nd impression, with additional material. Oxford University Press, New York NY u. a. 1992, ISBN 0-19-506869-6.
  • William Barton: The princes of India. With a Chapter on Nepal. Nisbet, London 1934, (Reprinted edition. Cosmo, New Delhi 1983).
  • Paul E. Roberts: India (= A Historical Geography of the British Dominions. Bd. 7, Tl. 1–2). 2 Bände (Bd. 1: History to the End of the East India Company. Bd. 2: History under the Government of the Crown.). Clarendon Press, Oxford 1916–1923, (Reprinted edition: Historical Geography of India. 2 Bände. Printwell, Jaipur 1995).
  • George B. Malleson: An historical sketch of the native states of India. Longmans, Green & Co., London 1875, (Digitalisat).
  • Ian Copland: The princes of India in the endgame of empire, 1917–1947 (= Cambridge Studies in Indian History and Society. 2). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1997, ISBN 0-521-57179-0.

Weblinks

Commons: Fürstenstaat Gwalior – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b M. B. Garde: A Handbook of Gwalior. Alijar Darbar Press, Gwalior 1936 (englisch, PDF).
  2. Stanley Gibbons India. 5th Edition, S. 193–196. ISBN 978-1-911304-12-8

Auf dieser Seite verwendete Medien

GwaliorKart.svg
Autor/Urheber: Dr. Andreas Birken, vectorized by Furfur, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Karte von Gwalior.
Gwalior flag.svg
Flag of Gwalior
Gwaliorpost.jpg
Autor/Urheber:

Dr. Andreas Birken

, Lizenz: Bild-frei

Postkarte der Gwaliorpost

Gwalior Coat of arms.png
Diese Datei ist in Indien gemeinfrei, weil die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
  • Der Indian Copyright Act (Urheberrechtsgesetz) greift in Indien bei Werken, die zuerst in Indien veröffentlicht wurden.
  • Laut The Indian Copyright Act, 1957 (Paragraph V, Abschnitt 25), läuft die Schutzfrist für anonyme Werke, Fotografien, Filmwerke, Tonaufnahmen, Werke der Regierung, und Auftragswerke oder Werke von internationalen Organisationen am Ende des 60. Jahres nach dem Tag ab, an dem das Werk zuerst veröffentlicht wurde, (d. h. im Jahr 2023 gelten Werke, die vor dem 1. Januar 1963 veröffentlicht wurden, als gemeinfrei). Postume Veröffentlichungen (abgesehen von den oben genannten) genießen eine Schutzfrist von 60 Jahren nach dem Datum der Veröffentlichung. Alle anderen Arten von Werken werden 60 Jahre nach dem Tod des Urhebers gemeinfrei. Texte wie Gesetze, Rechtsprechung, und andere amtliche Werke genießen keinen urheberrechtlichen Schutz. Fotografien, die vor 1958 aufgenommen wurden, werden 50 Jahre nach der Erstellung gemeinfrei, wie im Copyright Act 1911 festgelegt.