Gutenberg-Museum
Das Gutenberg-Museum in Mainz ist eines der ältesten Druck- und Schriftmuseen der Welt. Zu seinen Hauptattraktionen zählen zwei Exemplare der Gutenberg-Bibel, des ältesten Buches, das mit beweglichen Lettern gedruckt wurde, sowie eine Wechselausstellung zu Typografie und Buchgestaltung. Das Museum liegt gegenüber dem Dom in der Mainzer Altstadt.
Im Juni 2020 wurde nach zweijährigen Beratungen von einer durch die Stadt berufenen Kommission empfohlen, den sanierungsbedürftigen Schell-Bau des Museums abzureißen und durch einen Neubau am bisherigen Standort zu ersetzen, wobei die Trägerschaft des Museums von der Stadt Mainz an eine Stiftung übertragen werden soll.[1]
Geschichte
Bürger der Stadt gründeten das Museum im Jahre 1900 anlässlich des 500. Geburtstags Johannes Gutenbergs, um dessen Erfindungen und Kunstwerke einem breiten Publikum bekannt zu machen. Des Weiteren sollten Schrift- und Druckstücke möglichst vieler verschiedener Kulturen ausgestellt werden. Die Eröffnung des Museums fand am 23. Juni 1901 statt.
Die Basis der Sammlung bilden von Verlegern, Druckerpressenherstellern und Druckereien gespendete Bücher und Maschinen. In seinen ersten Jahren war das Museum Teil der Stadtbibliothek Mainz, sodass bedeutende Stücke der Bibliothek im Museum ausgestellt wurden. Besucher konnten nun einen Überblick über 500 Jahre Buchdruck erlangen. Mit der Zeit sammelte das Museum Exponate in den Bereichen Drucktechnik, Typografie, Kunstdruck, Papier, Geschichte der Schrift in verschiedenen Kulturen usw.
Das Museum befand sich ursprünglich in zwei Räumen im Kurfürstlichen Schloss Mainz, das auch die Stadtbibliothek beherbergte. Das Museum zog 1912 in das neue Bibliotheksgebäude in der Rheinallee. Im Jahre 1925 dachte man über eine räumliche Trennung des Museums und der Stadtbibliothek nach.
Im selben Jahr wurde eine der größten Attraktionen des Museums installiert: eine Rekonstruktion der Werkstatt Johannes Gutenbergs. Im Jahre 1926 wurde ein Exemplar der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel erworben. Im Jahr darauf zog das Museum in Räumlichkeiten des Hauses Zum Römischen Kaiser um. Fünf Jahre später, 1932, übernahm das Museum das ganze Haus. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bei Bombenangriffen der Alliierten zerstört, die Exponate konnten jedoch zum Großteil gerettet werden.
Im Jahr 1962 wurde die Restaurierung des Baus beendet und ein unter dem Architekten Rainer Schell errichteter Neubau eröffnet. Die Eingangstore stammen vom Bildhauer Karl-Heinz Krause. Zudem wurde die Sammlung Blanckertz erworben. Das Museumsensemble beherbergt nun die Sammlung, die Museumsverwaltung, die Gutenberg-Gesellschaft, das Mainzer Minipressen-Archiv, eine Restaurierabteilung und eine Fachbibliothek.
1978 wurde in New York mit einer zweibändigen Gutenberg-Bibel, dem sogenannten Shuckburgh-Exemplar, das wertvollste Exponat des Museums erworben.
Das Museum wurde im Jahr 2000 nach Plänen des Karlsruher Büros rossmann+partner Architekten samt einem zweiten Erweiterungsbau nach zweijähriger Bauzeit vollständig saniert. Der Hauptbau mit 2400 Quadratmetern wurde damals um weitere 600 m² an der Seilergasse erweitert.[2] In einem Planungswettbewerb zur Erweiterung des Museums wurden 2016 drei Architektenentwürfe in die engere Wahl genommen, die einen Umbau und eine Erweiterung des Museums zu einem Gutenberg-Quartier zum Ziel hatten.[3] Über den Bau des als Bibelturm bekannten Siegerentwurfs eines Hamburger Architekturbüros[4] hat am 15. April 2018 der erste Bürgerentscheid der Mainzer Stadtgeschichte entschieden.[5] Der Vorschlag wurde mit 77,3 Prozent der abgegebenen Stimmen abgelehnt, die Wahlbeteiligung lag bei rund 40 Prozent.[6] Die von der Stadt Mainz einberufene „Arbeitswerkstatt zur Modernisierung des Gutenberg-Museums“ hat sich im Juni 2020 für einen Neubau des Museums am alten Standort ausgesprochen. Diese Empfehlung wurde durch den Stadtrat beschlossen, so dass nun die Planungs- und Bauphase des neuen Gutenberg-Museums unmittelbar bevorstehen. Der Rohbau soll in nur fünf Jahren eingeweiht werden.
- Direktoren
- 1920–1962: Aloys Ruppel
- 1963–1977: Helmut Presser
- 1977–1987: Hans Adolf Halbey
- 1987–2010: Eva-Maria Hanebutt-Benz
- 2010–2022: Annette Ludwig[7]
- seit 1. April 2022: Ulf Sölter[8]
Sonder- und Wechselausstellungen (Auswahl)
- Bilderbogen aus Epinal (27. April 1988 – 27. Juni 1988)
- Moving Types – Lettern in Bewegung (21. Oktober 2011 – 22. April 2012)
- On Type: Texte zur Typografie (11. November 2011 – 6. Mai 2012)
- Call for Type. New Typefaces / Neue Schriften (6. Juni 2013 – 27. Oktober 2013)
- Von der Keilschrift zum Emoji (19. Mai 2020 – 27. September 2020)
- Noten für die Welt (16. Juli 2021 – 7. November 2021)
Förderorganisationen
- Gutenberg-Gesellschaft
- Gutenberg Stiftung
- Freundeskreis Gutenberg
Siehe auch
- Gutenberg-Denkmal (Mainz)
- Klingspor-Museum als weiteres Museum für Druck und Typografie im Rhein-Main-Gebiet
Literatur
- Stephan Füssel (Hrsg.): Von Gutenberg zum World Wide Web. Aspekte der Wirkungsgeschichte von Gutenbergs Erfindung – zur Neukonzeption des Mainzer Gutenberg-Museums (= Mainzer Studien zur Buchwissenschaft, Bd. 26). Harrassowitz, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-447-11932-0.
- Gutenberg-Museum, Förderverein Gutenberg e.V.: Gutenberg-Museum Mainz. Das Museum der Zukunft. Gutenberg-Museum, Mainz 2015, DNB 1069695432.
- Hans Adolf Halbey, Elke Schutt-Kehm, Rolf Stümpel: Buchkultur aus Mainz. Schrift Druck Buch im Gutenberg Museum. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1993, ISBN 3-8053-0823-X.
- Eva-Maria Hanebutt-Benz (Hrsg.): Das Gutenberg-Museum Mainz. Ein Führer durch das Druck- und Schriften-Museum. Gutenberg-Museum, Mainz 2001, DNB 1066869200.
- Anton Maria Keim: Mehr als zwei „Denkmäler“. Neunzig Jahre Weltmuseum der Druckkunst und internationale Gutenberg-Gesellschaft Mainz (= Kleiner Druck der Gutenberg-Gesellschaft. Nr. 109). Verlag der Gutenberg-Gesellschaft, Mainz 1991, ISBN 3-7755-2109-7 (Deutsche Fassung auch in: Imprimatur. NF 14, 1991, ISSN 0073-5620, S. 83–108).
Weblinks
- Offizielle Website des Gutenberg-Museums
- Offizielle Website der Gutenberg-Stiftung
- Website des Freundeskreises Gutenberg
- Gutenberg-Museum. In: Museum.de
- Gutenberg-Museum. In: Museumsportal-RLP.de
- Gutenberg-Museum. In: museum-digital.de
- Inhaltliche Neuausrichtung des Gutenberg-Museums. In: Gutenberg.de
- Literatur zum Gutenberg-Museum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Mainzer Gutenberg-Museum soll Neubau weichen, deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 26. Juni 2020.
- ↑ Michael Bermeitinger: Blumenbeete als Vorhaltefläche in: Mainzer Allgemeine Zeitung vom 16. März 2016, S. 14.
- ↑ Das Gutenberg-Quartier als Ziel in FAZ vom 23. Februar 2016, S. 46.
- ↑ Informationen zum Erweiterungsentwurf auf dfz-architekten.de
- ↑ Abstimmungsverfahren für den Bürgerentscheid am 15. April 2018 ( des vom 20. März 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website der Stadt Mainz.
- ↑ SWR Aktuell: Mainzer stimmen klar gegen "Bibelturm". In: swr.online. 15. April 2018 (swr.de [abgerufen am 15. April 2018]).
- ↑ Auf swr.de, abgerufen am 3. April 2022.
- ↑ Auf swr.de, abgerufen am 3. April 2022.
Koordinaten: 49° 59′ 59″ N, 8° 16′ 31″ O
Auf dieser Seite verwendete Medien
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Handgedruckte Seite der 42-zeiligen Gutenbergbibel, wird im Mainzer Gutenbergmuseum verkauft
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Schell-Bau, Gutenberg-Museum Mainz, Fassade zur Mailandsgasse, Architekt Rainer Schell, 1962
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Rekonstruierte Druckerpresse im Gutenberg-Museum
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Altbau "Zum Römischen Kaiser" des Gutenberg-Museums