Gustave Mesny

Gustave Marie Maurice Mesny (* 28. März 1886 in Le Puy-en-Velay; † 19. Januar 1945 bei Nossen) war ein französischer Général de division im Zweiten Weltkrieg. Mesny wurde in deutscher Kriegsgefangenschaft Opfer eines Kriegsverbrechens.[1]

Zweiter Weltkrieg

Mesny befehligte beim Zusammenbruch der französischen Armee während des Westfeldzugs die 5. Nordafrikanische Division. Im Sommer 1940 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft.

Mesny war während seiner Gefangenschaft wie eine Reihe weiterer französischer Generale auf der Festung Königstein untergebracht. Während dieser Zeit war er unter anderem an der Flucht General Henri Girauds von der Festung beteiligt.

Am 28. Oktober 1944 war der deutsche Generalleutnant Fritz von Brodowski unter weitgehend ungeklärten Umständen in französischer Kriegsgefangenschaft in der Zitadelle Besançon erschossen worden. Am 8. und 9. November meldeten schweizerische und britische Sender, dass der Wehrmachtsgeneral, dem in diesen Sendungen eine Beteiligung an dem Massaker in Oradour-sur-Glane vorgeworfen wurde, auf der Flucht erschossen worden sei. Seitens der deutschen Führung wurde, ohne die näheren Umstände zu hinterfragen, von einer Revanche für Oradour ausgegangen. Der Vorgang wurde Adolf Hitler mitgeteilt, der daraufhin Vergeltung für die Tötung Brodowskis anordnete.

Aufgrund dieser Anordnung ließ Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel zunächst eine Liste der in Königstein inhaftierten französischen Generale anfertigen. Auf Grund der Liste wurde zunächst General De Boisse für die von Hitler geforderte Vergeltung ausgesucht. Die weiteren Planungen wurden dann zwischen drei Behörden, dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA), dem Auswärtigen Amt und dem Chef des Kriegsgefangenenwesens (KGW), abgesprochen. Die konkrete Planung übernahm der Stabschef von Gottlob Berger, dem Generalinspekteur des Kriegsgefangenenwesens, Oberst Friedrich Meurer. Da nach den umfangreichen Absprachen zwischen den unterschiedlichen Ämtern eine Geheimhaltung in Bezug auf General De Boisse nicht mehr sichergestellt erschien, wählte Oberst Meurer willkürlich Mesny auf der Liste als Opfer aus.

Ausgeführt wurde die Tat durch zwei Mitglieder der SS (Heinz Cohrs und x), die dabei Uniformen der Wehrmacht trugen. Mesny und einige weitere Generale wurden offiziell nach Schloss Colditz verlegt. Mesny wurde von den übrigen Generalen wegen einer fingierten Autopanne getrennt. Kurz vor Nossen wurde Mesny dann von hinten mit einer Maschinenpistolensalve erschossen.

Am 27. Januar 1945 wurde der General auf dem Dresdner Garnisonfriedhof mit militärischen Ehren beerdigt.[2] Am 5. Januar 1947 wurde die Leiche des Generals Mesny auf Wunsch des Vertreters Frankreichs im Alliierten Kontrollrat auf dem Garnisonfriedhof exhumiert und in den französischen Sektor von Berlin überführt.[3]

Literatur

  • Ders: "Anatomie eines Kriegsverbrechens – der Mord an General Maurice Mesny im Januar 1945", in: Ders.: Braune Diplomaten. Horst Wagner und Eberhard von Thadden als Funktionäre der „Endlösung“. J. H. W. Dietz, Bonn 2008, ISBN 978-3-8012-4178-0, S. 327–370, zudem 371–386 und 409–416.
  • Sebastian Weitkamp: „Mord mit reiner Weste“. Die Ermordung des Generals Maurice Mesny im Januar 1945. In: Timm C. Richter (Hrsg.): Krieg und Verbrechen – Situation und Intention: Fallbeispiele. Martin Meidenbauer Verlag/ Peter Lang, München 2006, ISBN 3-89975-080-2, S. 31–40 – Rezension des Buches in sehepunkte 2007, 7.

Weblinks

Einzelbelege

  1. Sebastian Weitkamp: „Mord mit reiner Weste“. Die Ermordung des Generals Maurice Mesny im Januar 1945. In: Timm C. Richter (Hrsg.): Krieg und Verbrechen - Situation und Intention: Fallbeispiele. Martin Meidenbauer Verlag/ Peter Lang, München 2006, ISBN 3-89975-080-2, S. 37.
  2. Sebastian Weitkamp: Kopfschuss in der Dämmerung. In: einestages vom 19. November 2008.
  3. Der Militärfriedhof Dresden Albertstadt (Der Nordfriedhof). Militärhistorische Schriften des Arbeitskreises Sächsische Militärgeschichte. Band 6, Dresden 1998, S. 5.