Gustav Adolf Boenisch

Gustav Adolf Boenisch, auch Gustav Adolph Bönisch (* 22. August 1802 in Soppau bei Leobschütz, Provinz Schlesien; † 24. Mai 1887 in Breslau), war ein deutscher Landschaftsmaler, Zeichner, Architekt und Landschaftsarchitekt.

Leben

Boenisch, Sohn des Soppauer Gutsverwalters Franz Boenisch,[1] war bereits auf der Schlesischen Kunstausstellung in Breslau 1819 mit einem Ölgemälde vertreten, das eine Ansicht des Riesengebirges zeigte. Nach seiner Schulzeit in Gleiwitz studierte er von 1819 bis 1823 an der Königlichen Bauschule in Breslau, danach an der Berliner Bauakademie.[2] In seiner frühen Breslauer Zeit war er ferner Schüler im Atelier des Malers und Zeichenlehrers Joseph Kalter (1780–1834) und beteiligte sich an Schlesischen Kunstausstellungen (1820, 1821). 1825 lernte er Caspar David Friedrich und Johan Christian Clausen Dahl in Dresden kennen. 1826 beteiligte er sich erstmals an der Akademie-Ausstellung in Berlin; in der Gruppe der „Dilettanten“ zeigte er eine Ansicht des Heidelberger Schlosses gegen Osten, kopiert nach Zeichnungen des Berliner Akademie-Professors Samuel Rösel.[3] 1828 trat er in das Atelier des Malers Karl Wilhelm Wach ein.[4] In dieser Zeit betätigte er sich mehrmals als Kopist, etwa reproduzierte er Schinkels Gotischen Dom am Wasser. Möglicherweise studierte er vor 1829 auch an oder im Umfeld der Kunstakademie Düsseldorf.[5]

1829 unternahm er eine Reise durch die Sudeten. Zusammen mit Wilhelm Krause bereiste er 1831/1832 Schweden und Norwegen.[6] Wenige Jahre später malte er in den Alpen. Im September 1833 malte er etwa gleichzeitig mit Carl Blechen und dessen Schülern auf dem Brocken im Harz, was wohl darauf hindeutet, dass Boenisch damals ein Blechen-Schüler gewesen sein könnte.[7] 1835 wurde er ordentliches Mitglied der Berliner Akademie. Bald zog er sich aus Berlin zurück und lebte auf Schloss Nischwitz.[8] Um 1850 gestaltete er als Architekt im Auftrag der Schlossbesitzerin Amalie Karoline Jakobine Luise von Ritzenberg (* 1809), der Tochter des preußischen Generals Wilhelm von Krauseneck, seit 1839 Witwe, den Untergarten des Barockschlosses zu einem Englischen Landschaftsgarten um. Dabei legte er Wert auf die Erhaltung der gartenarchitektonischen Staffagen. Darüber hinaus half er ihr bei umfangreichen Bauarbeiten (seit 1848) und bei der Beauftragung von Wandgemälden zur Ausstattung des Schlosses.[9]

Boenisch schuf feinmalerische, naturalistisch anmutende Landschaften im Stil der Biedermeierzeit. Sein 1833 entstandenes Hauptwerk Eiche bei Bleischwitz unweit Breslau, Teil der 1861 gestifteten Sammlung des Konsuls Joachim Heinrich Wilhelm Wagener, somit Teil des Grundstocks der Alten Nationalgalerie, zeitweise zur Ausstattung der Dienstwohnung Adolf Hitlers ausgeliehen,[10] ist seit der Einlagerung in einem Flakturm im Berliner Zoologischen Garten (1941/1943) verschollen.[11]

Auf der Zeichnung Berliner Künstler (1857) hielt der Berliner Porträtist Franz Krüger ein Bildnis von Boenisch fest, das sich heute im Kupferstichkabinett Berlin befindet.[12]

Literatur

  • Ulrike Wolff-Thomsen: Faszination Norwegen. Landschaftsmalerei von der Romantik bis zur Moderne. Ausstellungskatalog vom Museum Kunst der Westküste und vom Augustinermuseum (4. März bis 29. August 2018), Boysen Buchverlag, Heide 2018, S. 17–18, ISBN 978-3-8042-1486-6.
  • Bönisch, Gustav Adolph. In: Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexikon oder Nachrichten von dem Leben und den Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Lithographen, Formschneider, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinscheider etc. 3. Auflage (unveränderter Abdruck der ersten Auflage 1835–1852), Schwarzenberg & Schumann, Leipzig, Band 2, S. 30 (Google Books).
  • Boenisch, Gustav Adolph. In: Friedrich Müller: Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen etc. von den frühesten Kunstepochen bis zur Gegenwart. Verlag von Ebner & Seubert, Stuttgart 1857, Band 1, S. 160 (Digitalisat, Google Books).
  • Hans Vollmer: Boenisch, Gustav Adolf. In: Ulrich Thieme, Felix Becker (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 4: Bida–Brevoort. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1910, S. 203 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Boenisch, Gustav Adolf. In: Conversationslexicon für bildende Kunst. Romberg’s Verlag, Leipzig 1844, Band 2, S. 203 (Google Books).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Des Hohen Deutschen Ritter-Ordens Staats- und Standskalender. Hofdruckerei Chr. Ernest Griebel, Mergentheim 1801, S. 66 (Google Books)
  2. Elisabeth Trux: Schlesien in der Biedermeierzeit. Kultur und Geschichte Schlesiens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Stiftung Kulturwerk Schlesien, Bergstadtverlag Korn, Würzburg 1987, ISBN 978-3-8705-7122-1, S. 99, 101 f.
  3. Verzeichniß derjenigen Kunstwerke, welche von der königlichen Akademie der Künste in den Sälen des Akademie-Gebäudes auf der Neustadt den 24. September und folgende Tage öffentlich ausgestellt sind. Berlin 1826, S. 60 (Google Books)
  4. Atanazy Raczyński: Geschichte der neueren deutsche Kunst. Berlin 1841, Band 3, S. 88 (Google Books)
  5. Museum Kunstpalast: Künstler und Künstlerinnen der Düsseldorfer Malerschule (Auswahl, Stand: November 2016), PDF
  6. Gisold Lammel: Kunst im Aufbruch. Malerei, Graphik und Plastik zur Zeit Goethes. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 1998, ISBN 978-3-476-01594-5, S. 405 (Google Books)
  7. Friederike Sack: Carl Blechens Landschaften – Untersuchungen zur theoretischen und technischen Werkgenese. Dissertation Ludwig-Maximilians-Universität, München 2007, S. 195 (PDF)
  8. Max Jordan: Katalog der Königlichen National-Galerie zu Berlin. Mittler, Band 2, Berlin 1885, S. 24
  9. Georg Dehio (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Band 15: Sachsen II: Die Regierungsbezirke Leipzig und Chemnitz. Deutscher Kunstverlag, München 1998, S. 936
  10. Birgit Schwarz: Geniewahn: Hitler und die Kunst. Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2009, ISBN 978-3-205-78307-7, S. 335, Fußnote 393 (Google Books)
  11. Eiche bei Bleischwitz unweit Breslau, Datenblatt im Portal bildindex.de (Bildindex der Kunst und Architektur)
  12. Berliner Künstler, Datenblatt im Portal akg-images.de, abgerufen am 30. Dezember 2018