Gus Van Sant

Gus Van Sant (2018)

Gus Green Van Sant, jr. (* 24. Juli 1952 in Louisville, Kentucky) ist ein US-amerikanischer Filmregisseur, Filmproduzent, Fotograf und Musiker. Er gilt als Spezialist für Filme über unangepasste Jugendliche und junge Erwachsene.

Leben

Gus Green Van Sant schloss ein Studium an der Rhode Island School of Design ab. Seinen ersten Spielfilm drehte er 1985: Mala Noche ist ein Film über die unerwiderte Liebe eines Amerikaners zu einem jungen mexikanischen Einwanderer.

1989 entstand Drugstore Cowboy, ein Roadmovie über kriminelle jugendliche Drogenabhängige (Matt Dillon, Kelly Lynch). In My Private Idaho (1991) geht es um die Freundschaft eines Strichers zum Sohn des Bürgermeisters (Keanu Reeves und River Phoenix). In Even Cowgirls Get the Blues übernehmen zwei junge Mädchen (Uma Thurman, Rain Phoenix) die Macht auf einer Schönheitsfarm und in To Die For (1995) überredet eine junge Fernsehmoderatorin (Nicole Kidman) drei Teenager, ihren Ehemann zu töten.

Seinen kommerziellen Durchbruch erzielte Van Sant 1997 mit Good Will Hunting, in dem ein College-Professor die wissenschaftlichen Talente eines jungen Putzmanns entdeckt (Robin Williams und Matt Damon). Dafür wurde er für einen Oscar als „Bester Regisseur“ nominiert. Es folgte 1998 eine Neuverfilmung des Hitchcock-Klassikers Psycho. In Forrester – Gefunden! (2000) übernimmt ein alternder Schriftsteller die Rolle des Mentors für einen afro-amerikanischen Studenten (Sean Connery und Rob Brown).

Nach diesen Ausflügen in den Hollywood-Mainstream folgte eine Trilogie, die sich, inspiriert von Avantgarde-Regisseuren wie Philippe Garrel und Béla Tarr, mit dem Thema des Todes auseinandersetzt. Gerry folgt zwei jungen Männern (Casey Affleck und Matt Damon) auf eine Reise in die Wüste, aus der nicht beide zurückkehren werden. Elephant (2003) ist ein bedrückender Film mit langen Kameraeinstellungen, der sich mit Vorgeschichte und Ablauf eines Schulmassakers beschäftigt. Van Sant wurde dafür mit der Goldenen Palme beim Filmfestival in Cannes 2003 ausgezeichnet. Den Abschluss der Trilogie bildete 2005 das Rock-and-Roll-Drama Last Days, für das er sich von den letzten Tagen von Kurt Cobain inspirieren ließ.

2007 war Van Sant mit seinem Film Paranoid Park erneut im Wettbewerb der 60. Filmfestspiele von Cannes vertreten und erhielt für den Film dort den Jubiläums-Sonderpreis (Prix Du 60th Anniversaire). 2009, mehr als zehn Jahre nach Good Will Hunting, erhielt er für die Regie an der Politikerbiografie Milk seine zweite Oscar-Nominierung.

Van Sant drehte Literaturcollagen mit William S. Burroughs (Thanksgiving Prayer, 1991) und Allen Ginsberg (Ballad of the Skeletons, 1997), Musikvideos für David Bowie (1993, 2002) und Candlebox (1996). Außerdem stammen die Videos zu Under the Bridge und Desecration Smile sowie die Booklet-Fotografie für das Album Stadium Arcadium der Band Red Hot Chili Peppers von ihm.

Er wurde 1992 mit dem Preis der American Civil Liberties Union (ACLU) im US-Bundesstaat Oregon für Mut und kreative Perspektiven für die Meinungsfreiheit ausgezeichnet.

Van Sant schrieb die Drehbücher für die meisten seiner früheren Filme selbst. Aus seiner Feder stammt auch der Roman Pink. Eine Zusammenstellung seiner Fotografien erschien unter dem Titel 108 Portraits. Er veröffentlichte mehrere Musik-Alben: Gus Van Sant (1985) und 18 Songs About Golf (1997).

Er lebt offen schwul in Portland, Oregon.[1]

Filmografie

ErscheinungsjahrFilmtitelMedium / FormRegisseurDrehbuchautorProduzentExec. Prod.DarstellerAnmerkungen / Quellen
1967Fun with a BloodrootKurzfilmJaJaJaJaLänge: 2 Minuten, 20 Sekunden; 8-mm-Farbfilm
1971The Happy OrganKurzfilmJaJaJaJaLänge: 20 Minuten; 16-mm-Schwarzweißfilm
1972Little JohnnyKurzfilmJaJaJaJaLänge: 40 Sekunden; 16-mm-Schwarzweißfilm
19731/2 of a Telephone ConversationKurzfilmJaJaJaJaLänge: 2 Minuten; 16-mm-Schwarzweißfilm
1975Late Morning StartKurzfilmJaJaJaJaLänge: 28 Minuten; 16-mm-Farbfilm
1978The Discipline of DEKurzfilmJaJaJaJaLänge: 9 Minuten; 16-mm-Schwarzweißfilm; Adaption von William S. Burroughs’ gleichnamiger Kurzgeschichte; Erzähler: Ken Shapiro
1981Alice in HollywoodKurzfilmJaJaJaJaLänge: 45 Minuten; 16-mm-Farbfilm
1982My FriendKurzfilmJaJaJaJaLänge: 3 Minuten; 16-mm-Schwarzweißfilm
1983Where’d She Go?KurzfilmJaJaJaJaLänge: 3 Minuten; 16-mm-Farbfilm
1984Nightmare TyphoonKurzfilmJaJaJaJaLänge: 9 Minuten; 16-mm-Schwarzweißfilm
1984My New FriendKurzfilmJaJaJaJaLänge: 3 Minuten; 16-mm-Farbfilm
1985Ken Death Gets Out of JailKurzfilmJaJaJaJaLänge: 3 Minuten; 16-mm-Schwarzweißfilm
1986Five Ways to Kill YourselfKurzfilmJaJaJaJaLänge: 3 Minuten; 16-mm-Schwarzweißfilm
1991Thanksgiving PrayerKurzfilmJaJaJaLänge: 2 Minuten; 35-mm-Farbfilm; Drehbuchautor und Hauptdarsteller: William S. Burroughs
1996Four Boys in a VolvoKurzfilmJaJaJaJaLänge: 4 Minuten; Farbfilm
2006Paris, je t’aimeEpisodenfilmJaJaJaJaSegment Le Marais
2007To Each His Own CinemaEpisodenfilmJaJaJaJaSegment First Kiss (Länge: 3 Minuten)
20088EpisodenfilmJaJaJaJaSegment Mansion on the Hill[2]
1990Thanksgiving Prayer
von William S. Burroughs
MusikvideoJaJa
1990Fame ’90
von David Bowie
MusikvideoJaJa
1991I’m Seventeen
von Tommy Conwell & The Young Rumblers
MusikvideoJaJa
1992Under the Bridge
von den Red Hot Chili Peppers
MusikvideoJaJa
1992Bang Bang Bang
von Tracy Chapman
MusikvideoJaJa
1992Runaway
von Deee-Lite
MusikvideoJaJa
1992The Last Song
von Elton John
MusikvideoJaJa
1993San Francisco Days
von Chris Isaak
MusikvideoJaJa[3]
1993Just Keep Me Moving
von k.d. lang
MusikvideoJaJa
1993Creep (Alternate Version)
von Stone Temple Pilots
MusikvideoJaJa
1995Understanding
von Candlebox
MusikvideoJaJa
1996Ballad of the Skeletons
von Allen Ginsberg
MusikvideoJaJamit Paul McCartney, Philip Glass, Lenny Kaye u. a.
1998Weird
von Hanson
MusikvideoJaJa
2005Who Did You Think I Was (turntable version)
von John Mayer Trio
MusikvideoJaJa
2007Desecration Smile
von Red Hot Chili Peppers
MusikvideoJaJa
2017Ain’t It Funny
von Danny Brown
MusikvideoJaJaJaGastauftritt als er selbst
2001Jay und Silent Bob schlagen zurück (Jay and Silent Bob Strike Back)FernsehserieJaGastauftritt als er selbst
2008EntourageFernsehserieJaGastauftritt als er selbst, Folge 5x12 Return to Queens Blvd.
2011PortlandiaFernsehserieJaGastauftritt als er selbst
2011BossFernsehserieJaFolge 1x01 Wie lange noch? (Listen)
2015The Devil You KnowFernsehfilm (Pilotfilm)JaJa
2017When We RiseMiniserieJaRegisseur der ersten beiden Teile (von acht, je 1 Std.); dritte Zusammenarbeit mit dem oscarprämierten Drehbuchautor D. Lance Black nach Milk (2008) und Virginia (2010)
1999Speedway JunkyJa
2003TarnationDokumentarfilmJa
2006Wild Tigers I Have KnownJaJa
1985The Elvis of Lettersmit William S. Burroughs
1990Millions of Imagesmit William S. Burroughs
1995KidsSpielfilmJa
2006Lightfield’s Home VideosJa
2010Howl – Das Geheul (Howl)SpielfilmJa
2010VirginiaSpielfilmJazweite Zusammenarbeit mit dem oscarprämierten Drehbuchautor D. Lance Black (nach Milk 2008)
2012Act Up!SpielfilmJa
2012Laurence AnywaysSpielfilmJa
2013RevolutionSpielfilmJa
2015I Am MichaelSpielfilmJa
1985Mala NocheSpielfilmJaJaJaRotten Tomatoes: 95 %, Fresh!
1989Drugstore CowboySpielfilmJaJaJaRotten Tomatoes: 100 %, Fresh!; Einnahmen: $4,729,352
1991My Private Idaho (My Own Private Idaho)SpielfilmJaJaRotten Tomatoes: 82 %, Fresh; Einnahmen: $6.401.336
1993Even Cowgirls Get the BluesSpielfilmJaJaJaRotten Tomatoes: 21 %; Einnahmen: $1.708.873
1995To Die ForSpielfilmJaRotten Tomatoes: 87 %, Fresh; Einnahmen: $21.284.514
1997Good Will HuntingSpielfilmJaRotten Tomatoes: 97 %, Fresh!; Einnahmen: $225.933.435
1998PsychoSpielfilmJaJaRotten Tomatoes: 37 %; Einnahmen: $37.141.130
2000Forrester – Gefunden! (Finding Forrester)SpielfilmJaRotten Tomatoes: 74 %; Einnahmen: $80.701.064
2002GerrySpielfilmJaJaRotten Tomatoes: 61 %; Einnahmen: $236.266
2003ElephantSpielfilmJaJaRotten Tomatoes: 73 %; Einnahmen: $10.020.543
2005Last DaysSpielfilmJaJaJaRotten Tomatoes: 57 %; Einnahmen: $2.456.454
2006Le Marais (in Paris, je t’aime)SpielfilmJa
2007Paranoid ParkSpielfilmJaJaRotten Tomatoes: 76 %; Einnahmen: $4.545.747
2007Chacun son Cinema (Folge French Kiss)SpielfilmJa
2008MilkSpielfilmJaRotten Tomatoes: 94 %, Fresh!; Einnahmen: $54.586.584
2011RestlessSpielfilmJaJaRotten Tomatoes: 35 %; Einnahmen: $163.265
2012Promised LandSpielfilmJaRotten Tomatoes: 51 %; Einnahmen: $8.138.788
2013The CanyonsSpielfilmJaals Dr. Campbell
2015The Sea of TreesSpielfilmJaRotten Tomatoes: 11 %, Rotten; Einnahmen: $825.577
2017When We RiseFernsehserieJaJa
2018Don’t Worry, weglaufen geht nicht (Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot)SpielfilmJaJaRotten Tomatoes: 80 %, Fresh

Literatur

  • Stéphane Bouquet, Jean-Marc Lalanne: Gus Van Sant. Cahiers du cinéma, Paris 2009, ISBN 978-2-86642-538-8.
  • Manuel Koch: Gus Van Sant * 1952. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 776–779.
  • Christian Weber: Gus Van Sant. Looking for a Place Like Home. Bertz + Fischer, Berlin 2015, ISBN 978-3-86505-321-3.

Weblinks

Commons: Gus Van Sant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://web.archive.org/web/20030416174709/http://gaylife.about.com/cs/gaythemedmovies/a/gusvansant.htm
  2. Biography. In: Gus Van Sant. Geocities, archiviert vom Original am 26. Oktober 2009; abgerufen am 17. August 2012 (englisch).
  3. Alex S. Garcia: Gus van Sant. In: mvdbase.com. Alex S. Garcia, 2012, archiviert vom Original am 7. Oktober 2012; abgerufen am 17. August 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mvdbase.com – Anmerkung: Bei Chris Isaaks Solitary Man (ebenfalls 1993) führte Larry Clark und nicht van Sant die Regie.

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Autor/Urheber: Harald Krichel, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Filmregisseur Gus Van Sant bei der Berlinale2018