Gunnar Brands
Gunnar Brands (* 30. März 1956 in Duisburg) ist ein deutscher Klassischer Archäologe, der hauptsächlich zur Spätantike und frühchristlichen Zeit im östlichen Mittelmeerraum arbeitet. Von 1997 bis zum Eintritt in den Ruhestand 2021 lehrte er als Professor für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Leben und Wirken
Gunnar Brands wuchs in Duisburg auf und legte dort 1975 sein Abitur am staatlichen altsprachlichen Landfermann-Gymnasium ab. Seit 1977 studierte er Klassische und Christliche Archäologie, Alte Geschichte und Latein in Bonn, Heidelberg und Rom, seit 1979 zusätzlich Architektur an der RWTH Aachen. 1985 wurde er mit einer Arbeit aus dem Bereich der frührömischen Architektur (Republikanische Stadttore in Italien) an der Universität Bonn bei Hanns Gabelmann im Fach Klassische Archäologie promoviert. Nach dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) war er seit 1987 als Forschungsstipendiat an der Außenstelle Sana'a des DAI im Nordjemen tätig.
Von 1988 bis 1994 war Brands Assistent am Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin (bei Wolfram Hoepfner), wo er sich 1994 mit einer Arbeit über die spätantike Bauplastik in Syrien am Beispiel von Resafa-Sergiupolis habilitierte. 1993/94 war er Fellow am Byzantinistischen Institut der Harvard University in Dumbarton Oaks (Washington, D.C.). Von 1995 bis 1997 war er Oberassistent am Institut für Bau- und Kunstgeschichte der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus.
1996/97 vertrat Brands die Professur für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte an der Universität Halle, auf die er anschließend auch regulär berufen wurde. Von 1997 bis 2003 war er Geschäftsführender Direktor des Instituts für Orientalische Archäologie und Kunstgeschichte, von 2016 bis 2019 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Altertumswissenschaften. 2000/01 hatte er einen weiteren Forschungsaufenthalt als Fulbright Fellow in Dumbarton Oaks. 2021 ging er in den Ruhestand, die Professur wird nicht nachbesetzt. Er ist Korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.
Brands forscht vorrangig zur spätantiken und frühchristlichen Architektur der östlichen Provinzen des Römischen Reiches, insbesondere Syriens, Kleinasiens und Südarabiens, zur Architekturornamentik der Spätantike und zur Topographie des östlichen Christentums, aber auch zur hellenistischen und römischen Architektur und zum Nachleben der Antike zwischen der Renaissance und dem 20. Jahrhundert. Brands war Teilprojektleiter der Projekte „Ausprägung mobiler Lebens- und Wirtschaftsformen in Abhängigkeit von ökologischen Ressourcen in der Nordwestküstenregion Ägyptens von der Antike bis in islamische Zeit“ (2001–2008) sowie „Nomaden und Seßhafte - Nordmesopotamien während der Arsakiden- und Sasanidenzeit“ (2003–2004) im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs 586 (Differenz und Integration – Wechselwirkungen zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen in Zivilisationen der Alten Welt). Zuletzt arbeitete Brands in Antakya/Türkei, dem antiken Antiochia am Orontes.
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Republikanische Stadttore in Italien (= British Archaeological Reports. International Series Band 458). British Archaeological Reports, Oxford 1988, ISBN 0-86054-588-1 (Dissertation).
- mit Wolfram Hoepfner (Hrsg.): Basileia. Die Paläste der hellenistischen Könige. Internationales Symposion in Berlin vom 16.12.1992 bis 20.12.1992. Zabern, Mainz 1996, ISBN 978-3-8053-1747-4.
- Die Bauornamentik von Resafa-Sergiupolis. Studien zur spätantiken Architektur und Bauausstattung in Syrien und Nordmesopotamien (= Resafa Band 6). Zabern, Mainz 2002, ISBN 978-3-8053-2800-5 (= Habilitationsschrift).
- mit Martin Maischberger (Hrsg.): Lebensbilder. Klassische Archäologen und der Nationalsozialismus. Band 1, Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2012, ISBN 978-3-86757-382-5; Band 2, Verlag Marie Leidorf, Rahden/Westfalen 2016, ISBN 978-3-86757-394-8.
- Antiochia in der Spätantike. Prolegomena zu einer archäologischen Stadtgeschichte. (= Hans-Lietzmann-Vorlesungen Band 14), de Gruyter, Berlin 2016, ISBN 978-3-11-044323-3.
- mit Hans Rupprecht Goette (Hrsg.): Neue Ansätze zur Erforschung spätantiker Ideal- und Portraitplastik: Stilkritik, Kontexte, naturwissenschaftliche Untersuchungen. Beiträge eines Workshops an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 13.–16. Juni 2018. Reichert, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-7520-0728-2 (Digitalisat).
- mit Ulrich Weferling (Hrsg.): Archäologische Untersuchungen im Stadtgebiet von Antiochia am Orontes I. Antike und mittelalterliche Stadtmauersysteme. Brepols, Turnhout 2024, ISBN 978-2-503-60122-9.
Weblinks
- Literatur von und über Gunnar Brands im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Lebenslauf und Schriftenverzeichnis auf der Website des Seminars für Orientalische Archäologie und Kunstgeschichte der Universität Halle
- Brands, Gunnar. Publikationen in der bibliografischen Datenbank der Regesta Imperii.
Personendaten | |
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NAME | Brands, Gunnar |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Klassischer und Christlicher Archäologe |
GEBURTSDATUM | 30. März 1956 |
GEBURTSORT | Duisburg |
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Doppelsiegel der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, entstanden 1817 bei Vereinigung der Universitäten Halle und Wittenberg zur „Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg“.