Gundelfingen (Adelsgeschlecht)

Wappen der Freiherren von Gundelfingen,
Scheiblersches Wappenbuch 1450

Diese Familie ist verschieden von der Familie Gundelfingen-Hellenstein aus Gundelfingen an der Donau.

Die Familie von Gundelfingen war ein Adelshaus, das sich im 11. Jahrhundert in die Zweige der Herren von Gundelfingen, Steusslingen und Justingen teilte. Es war ein Geschlecht mit bedeutender politischer Stellung, einem umfangreichen Besitz und gehörte zu den großen schwäbischen Adelshäusern. Einzelne Familienmitglieder waren hohe kirchliche Würdenträger.

Ursprung

Bergfried der Stammburg Hohengundelfingen

Beim namensgebenden Ortsnamen Gundelfingen handelt es sich für dieses Geschlecht um Gundelfingen im Lautertal.[1] Hohengundelfingen, Niedergundelfingen und Wittstaig bilden zusammen den Ortsteil Gundelfingen der Stadt Münsingen.

Swigger von Gundelfingen war der erste bekannte Vertreter des Geschlechts. Er trat am 26. Februar 1105 als Zeuge bei einer Güterschenkung an das Kloster St. Blasien auf. Swigger hatte mit seiner Ehefrau Ita von Entringen acht Söhne und mehrere Töchter, von denen drei Söhne und mehrere Töchter in den geistlichen Stand traten. Swigger war Anhänger des Königs Heinrich IV. Er wurde nach der Tötung eines Verwandten aus seiner alten Heimat Bayern verbannt und konnte sich durch Beziehungen (zu Erzbischof Anno von Köln?) und Geld eine neue Heimat im Lautertal aufbauen.

Entwicklung der Familie

Ratssitzung Graf Eberhards des Milden von Württemberg (regierte 1392–1417), Schweikhart von Gundelfingen Nr. 20

Die kriegerischen Auseinandersetzungen König Rudolfs von Habsburg mit dem Grafen Eberhard von Württemberg und einem Teil des schwäbischen Hochadels, sowie der Thronkämpfe Adolf von Nassau haben das Gundelfinger Geschlecht stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Kerngebiet des Hauses Gundelfingen entstanden durch die Teilung nach 1250 drei kleinere Herrschaften und Linien:

In diesem Zusammenhang ist der Verkauf der Stammburg Hohengundelfingen mit zahllosen Gütern und Rechten an das Haus Habsburg 1293 und 1306 zu sehen. Dass die Burg in der Folge als Pfand oder Lehen bis 1377 in der Hand der Gundelfinger verblieb, deutet auf eine politische Verbindung mit Österreich hin. Gundelfinger waren auch Anhänger des Kaiser Ludwigs des Bayern, und ein Zweig kam bis in das 15. Jahrhundert in Bayern zu hohen und einflussreichen Ämtern.

Zu bedeutenden Stellungen und hohem Ansehen gelangte das Haus im 15. Jahrhundert vor allem durch Mitglieder der um 1250 gegründeten Linie Niedergundelfingen. Neben seinem Bruder Konrad, dem die um 1250 erbaute Burg blieb, erhielt Degenhard Münzdorf den restlichen Besitz und erbaute in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Burg Derneck. Eine weitere, von Niedergundelfingen abzweigende Linie erhielt Ehestetten und legte die Burg Ehrenfels oberhalb von Zwiefalten an. Degenhart wurde Stammvater des letzten überlebenden Zweiges. Sein Enkel, Stephan von Gundelfingen-Derneck kaufte 1399 das Dorf und die Burg Neufra an der Donau. Unter seinen Nachkommen wurde Neufra im 15. Jahrhundert Sitz der Familie. 1414 gelang es ihm, Hohengundelfingen als Pfand in seinen Besitz zu bringen. Seine Söhne Wilhelm und Degenhart kauften 1442 Hayingen zurück.

Über vier Generationen nahmen die Mitglieder des Hauses Hohengundelfingen im 15. Jahrhundert in Württemberg hohe Staatsämter ein. Der letzte Vertreter war Schweikhart von Gundelfingen. Er war Rat Herzog Ulrichs von Württemberg. 1513–1517 war er Obervogt in Urach und nach der Vertreibung des Herzogs, österreichischer Statthalter in Stuttgart. Während des Bauernkrieges war er als österreichischer Kommissar mehrfach an den Verhandlungen mit den aufständischen Bauern beteiligt. Er setzte sich nach der Beendigung des Krieges für einen gerechten Ausgleich und Milde gegenüber den unterlegenen Bauern ein. Bis zu seinem Tode 1546 war er Rat des Königs Ferdinand. Die Herrschaft Gundelfingen vererbte er an die Grafen von Helfenstein, nach deren Aussterben sie 1627 an das Haus Fürstenberg (Linie Meßkirch, 1744 Linie Stühlingen) gelangte.

Weitere Verbreitung: Burg bei Burgweiler, Burgruine Neugutenstein, Burg Bichishausen, Burg Granheim, Ruine Otterswang, Burg Buttenhausen, Ruine Alt-Ehrenfels

Verwandte Geschlechter: Zimmern

Persönlichkeiten

Wappen

Das Wappen derer von Gundelfingen zeigt einen roten Schrägbalken mit Dornenschnitt auf goldenem Grund.

Verschiedene Gemeinden bzw. Ortsteile erinnern noch heute in ihrem Wappen an das Geschlecht.

Literatur

  • Karl H. Lampe: Gundelfingen, von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 314 (Digitalisat).
  • Gunter Haug: Die Herren von Gundelfingen. Baader-Verlag Münsingen 1996.
  • Alfons Uhrle: Regesten zur Geschichte der Edelherren von Gundelfingen, von Justingen, von Steusslingen und von Wildenstein. Tübingen 1960.
  • Gunter Haug: Der erste Kreuzritter – Das abenteuerliche Leben des Swigger von Gundelfingen. 2005. ISBN 3-87181-013-4.
  • Alfons Uhrle: Beiträge zur Geschichte der Herren von Gundelfingen, in: Münsingen, Geschichte, Landschaft, Kultur. Festschrift zum Jubiläum des württembergischen Landeseinigungsvertrages von 1481, bearb. von Rudolf Bütterlin und Viktor Götz, Sigmaringen 1982, S. 175–195.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Gundelfingen (Adelsfamilie) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. In Gundelfingen an der Donau erscheint 1096 Billung von Gundelfingen als Angehöriger eines edelfreien Geschlechtes. In: Stadtgeschichte von Gundelfingen an der Donau (Memento desOriginals vom 12. Mai 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gundelfingen-donau.de – Es ist davon auszugehen, dass es noch andere Familien gleichen Namens gibt (siehe auch: Gundelfingen).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wappen Indelhausen.png
Wappen von Indelhausen in Hayingen
Hohengundelfingen3.jpg

Hohengundelfingen public domain, eigenes Foto von 2003

Bergfried

Mewes 20:28, 6. Feb 2005 (CET)
Gundelfingen (Freiherren) Scheibler274ps.jpg

Scheibler'sches Wappenbuch, älterer Teil

Gundelfingen
Wappen Muenzdorf.png
Wappen von Münzdorf in Hayingen
900-49 Ratssitzung Eberhard der Milde-mit Legende.jpg

Count Eberhard the Clement (1392-1417) and his council
indexed to reference the coats of arms of the depicted persons.
Vorsitz: Graf von Württemberg (nicht mit Wappen gekennzeichnet)
zwischen dem (8) Bischof von Konstanz (links) und dem (7) Bischof von Augsburg (rechts)
es folgen im Uhrzeigersinn:
(9) Herzog von Teck (gab es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr), (10) Abt zu Ellwangen, (11) Graf Friedrich zu Helfenstein, (12) Graf von Nellenburg, (13) Graf Rudolf von Sulz, (14) Graf von Werdenberg, (15) Graf Rudolf von Sulz, (16) Graf von Eberstein, (17) Graf von Löwenstein, (18) Junker von Lupfen, (19) Herr Heinrich von Rechberg, (20) Herr Schweikhart von Gundelfingen, (21) Herr Gebhart von Rechberg, (22) Kaspar von Klingenberg, (23) Speth, (24) Wernher von Nothaft, (25) Ulrich von Stein, (26) Diepolt Speth, (27) Gültlingen, (28) Hans Sturmfeder, (29) Gültlingen, (30) Herr Hans von Zimmern, (31) Baschio von Gültlingen, (32) Friedrich von Sperberseck, (33) Herr Friedrich Sturmfeder, (34) Thumb von Neuburg, (35) Herr Konrad von Stamheim, (36) Herr Hans von Freiberg, (37) Herr Ulrich Speth, (38) Graf zu Fürstenberg, (39) Graf von Hohenberg, (40) Graf von Hohenlohe, (41) Graf von Kirchberg, (42) Graf von Zollern, (43) Markgraf von Baden, (44) Graf von Öttingen, (45) Herzog von Schiltach (Herzöge von Urslingen).

am linken Rand 5 Personen deren Wappen hier nicht dargestellt sind. Im Abgleich mit der anderen Version sind dies vermutlich:
(46) Junker Walter von Geroldsegg, (47) Herr Hans von Bodmann, (48) Herr Siegfried von Zulnhart, (49) Herr Georg von Wöllwarth,

und einer dieser drei Personen, welche auf der anderen Version namentlich zugeordnet sind, hier aber nicht erfasst sind:
(50) Herr Stefan von Gundelfingen, Herr Georg von Rechberg, oder Herr Albrecht von Rechberg.

Die Wappen (1) Herzogtum Württemberg und (2) (? Dorothea Ursula von Baden-Durlach, Ehefrau von Herzog Ludwig von Württemberg ?) deuten auf ein Datum der Kopie nach 1575 hin.

Die Wappen im Lüster beziehen sich auf Eberhard III. (den Milden) von Württemberg. (3) Württemberg und (4) Teck für ihn und

(5) Mailand und (6) Burggrafen von Nürnberg für seine beiden Gattinnen Antonia Visconti und Elisabeth von Nürnberg
Wappen Bichishausen.png
Wappen von Bichishausen inMünsingen