Guido Zernatto

(c) Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0
Gedenktafel, Dichtersteine in Zammelsberg, Weitensfeld

Guido Zernatto (* 21. Juli 1903 in Treffen, Österreich-Ungarn;[1]8. Februar 1943 in New York City, USA) war ein österreichischer Schriftsteller und Politiker.

Leben

Guido Zernatto, Sohn des Landwirtes und Kaufmannes Johann Zernatto und dessen Ehefrau Aloisia,[1] besuchte das Benediktinergymnasium in Sankt Paul im Lavanttal. Nach der Beteiligung am Kärntner Abwehrkampf 1918/19 war er als Wanderlehrer tätig. Ab 1926 studierte er mehrere Semester Rechtswissenschaften an der Universität Wien und arbeitete nebenbei als Journalist. 1928 trat er dem Steirischen Heimatschutz bei und wurde im Jahr 1929 Sekretär der Bundesführung der Heimwehren, dann von 1930 bis 1931 des Heimatblockes. Am 31. Oktober 1931 heiratete Zernatto im Innsbrucker Dom die aus Böhmen stammende Riccarda Weidenhaus[2] (* 8. Februar 1907 in Prag; † 26. Mai 2002 in New York City).[3]

Im Jahr 1934 wurde Guido Zernatto zum Mitglied des Bundeskulturrates ernannt, dem folgte ab Mai 1934 die Position des Staatssekretärs im Bundeskanzleramt unter Kurt Schuschnigg und ab Mai 1936 war er Generalsekretär der Vaterländischen Front.

(c) Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0
Gedicht an der Pfarrkirche hl. Maximilian, Treffen am Ossiacher See

In den Jahren 1936 bis 1938 führte Zernatto Verhandlungen mit den Nationalsozialisten. Ab dem Februar 1938 war er parteiloser Bundesminister. Nach dem „Anschluss“ Österreichs musste Zernatto mit seiner Frau mit falschen Pässen ausgestattet nach Ungarn fliehen[4], von wo er nach Frankreich gelangte. Im Jahr 1940 kam er in die USA, wo er ab 1941 eine Assistenzprofessur für Politikwissenschaft an der Fordham University innehatte. Zernatto litt besonders unter seinem Emigrantenschicksal, sein früher Tod hatte nicht zuletzt seelische Ursachen. Er starb – noch keine 40 Jahre alt – an einem Herzinfarkt.

Guido Zernatto war weiters Autor verschiedener Werke der Lyrik, eines Romans sowie einer Reihe von Prosaschriften politischen Inhalts. Sein Großneffe Christof Zernatto wurde 1991 Landeshauptmann von Kärnten.

Familiengrab in Treffen

Veröffentlichungen

  • Gelobt sei alle Kreatur. Gedichte. (= Die junge Reihe). Jess, Dresden 1930
  • Die Sonnenuhr. Gedichte. Staackmann, Leipzig 1933
  • Ich bin ein Österreicher! (Anhang zu allen österr. Lesebüchern der 8. Schulstufe). Österr. Bundesverlag, Wien 1935
  • Sinnlose Stadt. Roman eines einfachen Menschen. Staackmann Leipzig 1934
  • Die Wahrheit über Österreich. Longmans, Green, New York u. a. 1938
  • Le Dossier de l’Europe centrale. (Der Dossier des Todes.) Xerographie, Paris 1939
  • Die Zukunft der Nationen. Manuskript, New York o. J. (ca. 1943)
  • Gedichte. Gesamt-Ausgabe, Leon, Klagenfurt, Wien 1950
  • „... kündet laut die Zeit.“ Werke, hrsg. v. Hans Brunmayr. (= Das österr. Wort. Stiasny-Bücherei. 98) Graz & Wien 1961
  • Die Sonnenuhr. Gesamtausgabe der Gedichte, hrsg. v. Hans Brunmayr, Otto Müller, Salzburg 1961
  • Milde Ampel, kühler Stern. Gedichte, hrsg. v. Eugen Thurnher, Stifterbibliothek im Verlag Anton Pustet, Salzburg 1983
  • Dieser Wind der fremden Kontinente. Gedichte, hrsg. v. Hans Brunmayr. Pustet, Salzburg 1988
  • Vom Wesen der Nation. Fragen und Antworten zum Nationalitätenproblem. Hrsg. v. Wolf in der Maur. Holzhausen, Wien 1966 (Erstveröffentlichung des in deutscher Sprache geschriebenen Manuskriptes The problems of nationalism Das Nationalitätenproblem)

Literatur

  • Otmar Drekonja: Guido Zernatto: Dichtung und Politik. Diss. Univ. Salzburg 1971.
  • Otmar Drekonja: Erinnerungen an Guido Zernatto. Unbekanntes aus der Schreibtischlade eines Österreichers aus Kärnten. Hrsg. v. Josef-Friedrich Perkonig-Gesellschaft, Heyn, Klagenfurt 1981.
  • Walther Pembaur: Im letzten Kampf um Österreich. Günther, Wien/Leipzig 1939.
  • Karlheinz Rossbacher: Dichtung und Politik bei Guido Zernatto. In: Franz Kadrnoska (Hrsg.): Aufbruch und Untergang. Österreichische Kultur zwischen 1918 und 1938. Europaverlag, Wien/München/Zürich 1981, ISBN 3-203-50785-4, S. 536 ff.
  • Daniela Strigl: Fremdheiten. Österreichische Lyrik der Zwischenkriegszeit: Jakob Haringer, Theodor Kramer, Wilhelm Szabo, Guido Zernatto. In: Primus-Heinz Kucher (Hrsg.): Literatur und Kultur im Österreich der Zwanziger Jahre. Aisthesis, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89528-582-0, S. 179 ff.
  • Daniela Strigl: Anspruchsvolle Armut? Zur Lyrik von Theodor Kramer und Guido Zernatto. In: Elke Brüns (Hrsg.): Ökonomien der Armut Soziale Verhältnisse in der Literatur. Fink: München u. a. 2008, ISBN 978-3-7705-4447-9, S. 173 ff.
  • Ingeborg Zimmer: Guido Zernatto, Leben und dichterisches Werk. Diss. Univ. Graz 1966, Verlag Carinthia, Klagenfurt 1970, erweiterte Neuauflage 1993
  • Walter Wiltschegg: Die Heimwehr. Eine unwiderstehliche Volksbewegung? (= Studien und Quellen zur österreichischen Zeitgeschichte, Band 7), Verlag für Geschichte und Politik: Wien 1985, ISBN 3-7028-0221-5.
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München: Saur 1980, S. 844
  • Guido Zernatto, in: Carl Zuckmayer: Geheimreport. Hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön. Göttingen: Wallstein, 2002, ISBN 978-3-8353-3857-9, S. 237ff.
Commons: Guido Zernatto – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Geburtsbuch Treffen, tom. X, fol. 90, Eintrag Nr. 26 vom 21. Juli 1903 (Faksimile, die rechte Seite ist von einem anderen Dokument verdeckt).
  2. Schreiben des Stiftpfarramts O. S. B. Gries vom 31. Oktober 1931 zur geplanten Trauung der Brautleute Guido Zernatto und Riccarda Weidenhaus (hier rechts im Bild).
  3. Guido Zernatto auf Hohenems Genealogie – Jüdische Familiengeschichte in Vorarlberg und Tirol, abgerufen am 10. Januar 2024
  4. René Geoffroy: Ungarn als Zufluchtsort und Wirkungsstätte deutschsprachiger Emigranten (1933 – 1938/39). Peter Lang, Frankfurt am Main 2001, S. 98.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Austria Bundesadler.svg
Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
Weitensfeld Zammelsberg Dichtersteinhain Gedenktafel fuer Guido Zernatto 11042016 1329.jpg
(c) Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0
Gedenktafel für Guido Zernatto im Dichtersteinehain in Zammelsberg, Marktgemeinde Weitensfeld, Bezirk Sankt Veit an der Glan, Kärnten, Österreich, EU
Kath. Pfarrkirche hl. Maximilian, Friedhof 04.jpg
Autor/Urheber: Naturpuur, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Friedhof Treffen am Ossiacher See
Treffen Pfarrkirche hl. Maximilian Kirchenwand Gedicht von Guido Zernatto 11102023 4590.jpg
(c) Johann Jaritz / CC BY-SA 4.0
Gedicht von Guido Zernatto an der Kirchenwand der röm.-kath. Pfarrkirche hl. Maximilian in Treffen, Marktgemeinde Treffen, Bezirk Villach Land, Kärnten, Österreich, EU