Guge

Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
གུ་གེ
Wylie-Transliteration:
gu ge
Offizielle Transkription der VRCh:
Kugê
THDL-Transkription:
Gugé
Andere Schreibweisen:
Guge
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
古格王朝
Vereinfacht:
古格王朝
Pinyin:
Gǔgé wángcháo
Eine tibetische Messinglegierung-Statue eines Bodhisattva, Königreich Guge, ca. 1050 n. Chr.

Guge war ein altes Königreich im westlichen Tibet. Es umfasste neben Teilen der Region Ngari im Laufe seiner Geschichte für bestimmte Zeitabschnitte auch die heutigen Gebiete von Zanskar, das obere Kinnaur, Lahaul und Spiti (heute unter indischer Kontrolle). Die Ruinen von Guge befinden sich 1100 km westlich von Lhasa im Autonomen Gebiet Tibet, China, mehrere hundert Kilometer nordwestlich vom Berg Kailash.

Geschichte

Guge wurde im 11. Jahrhundert gegründet. Seine Hauptstädte befanden sich in Tholing und Tsaparang.[1] Sein Gründer war der Urenkel des Langdarma, des letzten Königs der Yarlung-Dynastie. Der älteste Sohn dieses Königs wurde bald Herrscher von Mar-yul (Ladakh), und seine beiden jüngeren Söhne herrschten über das westliche Tibet und gründeten die Königreiche von Guge und Pu-hrang. In einer späteren Zeit lud der Herrscher Yeshe Ö (ye shes 'od), ein buddhistischer Mönch, Atishas nach Tibet ein, und leitete damit die sogenannte Phyi-dar-Phase des tibetischen Buddhismus ein.

Die ersten Abendländer, die Guge erreichten, waren der jesuitische Missionar António de Andrade und sein Glaubensbruder Manuel Marques im Jahr 1624. Andrade wurde erlaubt, eine Kapelle in Tsaparang zu errichten und das Volk in der christlichen Lehre zu unterweisen. Von 1625 bis 1629/30 war António de Andrade als Missionar in Guge tätig. Nach seiner Abreise brach 1630 ein Aufstand gegen den Herrscher von Guge, Thi Tashi Dagpa, aus. Einigen Berichten ist zu entnehmen, dass der Bruder des Königs, ein buddhistischer Geistlicher, Ladakhis rief, um den Herrscher zu stürzen, der sich zum Christentum bekehrt hatte. Dies lässt sich jedoch den Berichten der Jesuiten nicht entnehmen. Schon vor der Ankunft der Missionare bestanden Spannungen zwischen Thi Tashi Dagpa und seinem Bruder, dem er größere Ländereien entzogen hatte. Der Herrscher von Ladakh belagerte die Festung von Tsaparang. Der Bruder des Königs überredete diesen aufzugeben, indem er ihm versicherte, dass der Herrscher von Ladakh gegen Tributzahlungen wieder abziehen werde. Tatsächlich wurden König Thi Tashi Dagpa und seine Familie aber gefangen genommen und in die Hauptstadt von Ladakh gebracht. Guge wurde daraufhin zur Provinz von Ladakh erklärt.[2]

Westliche Archäologen haben in den 1930er Jahren durch das Werk des italienischen Tibetologen Giuseppe Tucci wieder von Guge gehört. Tuccis Werk war hauptsächlich über die Fresken von Guge.

Während der Kulturrevolution wurden vom chinesischen Militär die bemerkenswerten Statuen zerstört, die diese Gebäude zierten. Die Bücher von Giuseppe Tucci sowie Lama Anagarika Govinda[3] und Li Gotami Govinda[4] liefern die einzige Information über das Erscheinungsbild dieser Gebäude vor ihrer Zerstörung.

Denkmal

Die Stätte des Königreichs von Guge (chin. Gǔgé wángguó yízhǐ 古格王国遗址) steht seit 1961 auf der Denkmalliste der Volksrepublik China (1-161).

Könige von Guge

NameTibetische SchriftUmschrift nach Wylie
Ösung (842–905)འོད་སྲུནས་ 'od sruns
Pelkhor Tsen (905–923)དཔལ་འཁོར་བཙན་dpal 'khor btsan
Kyide Nyima Gönསྐྱིད་ལྡེ་ཉི་མ་མགོན་skyid lde nyi ma mgon
Trashi Gönབཀྲ་ཤིས་མགོན་bkra shis mgon
Khorreཁོར་རེ་khor re
Lhadeལྷ་ལྡེ་lha lde
Ödeའོད་ལྡེ་ 'od lde
Changchub Öབྱང་ཆུབ་འོད་byang chub 'od
Tsedeརྩེ་ལྡེ་rtse lde
Barde/Wangdeའབར་ལྡེ ། དབང་ལྡེ་ 'bar lde / dbang lde
Sönam Tseབསོད་ནམས་རྩེ་bsod nams rtse
Trashi Tseབཀྲ་ཤིས་རྩེ་bkra shis rtse
Tsebar Tsenརྩེ་འབར་བཙན་rtse 'bar btsan
  • Nord- und Süd-Reich:
Nordreich (gu ge byang ngos)TibetischSüdreich (gu ge lho stod)Tibetisch
Cide Tsenསྤྱི་ལྡེ་བཙན་ spyi lde btsanPelgön Tsenདཔལ་མགོན་??? dpal mgon ntsan
Namde Tsenརྣམ་ལྡེ་བཙན་ rnam lde btsanFür 50 Jahre kein König überliefert
Nyima DeFür 50 Jahre kein König überliefert
Gebumདགེ་འབུམ་ dge 'bumTrashi Deབཀྲ་ཤིས་ལྡེ་ bkra shis lde
Lagaལ་ག་ la gaTrashi Wangchugབཀྲ་ཤིས་དབང་ཕྱུག་ bkra shis dbang phyug
Chögyel Dragpaཆོས་རྒྱལ་གྲགས་པ་ chos rgyal grags paPelgön Deདཔལ་མགོན་ལྡེ་ dpal mgon lde
  • Wiedervereinigung von Nord- und Süd-Reich unter:
NameTibetische SchriftUmschrift nach Wylie
Dragpa Deགྲགས་པ་ལྡེ་grags pa lde
Namgyel Deརྣམ་རྒྱལ་ལྡེ་rnam rgyal lde
Namkhe Wangpo Phüntshog Deནམ་མཁའི་དབང་པོ་ཕུན་ཚོགས་ལྡེ་nam mkha'i dbang po phun tshogs lde
Namri Sanggye Deནམ་རི་སངས་རྒྱས་ལྡེ་nam ri sangs rgyas lde
Lobsang Rabtenབློ་བཟང་རབ་བརྟན་blo bzang rab brtan
Phagpa Lhaའཕགས་པ་ལྷ་ 'phags pa lha
Jigten Wangchug Pekar Deའཇིག་རྟེན་དབང་ཕྱུག་པད་དཀར་ལྡེ་ 'jig rten dbang phyug pad dkar lde
Ngagi Wangchugངག་གི་དབང་ཕྱུག་ngag gi dbang phyug
Namkhe Wangchugནམ་མཁའི་དབང་ཕྱུག་nam mkha'i dbang phyug
Nyime Wangchugཉི་མའི་དབང་ཕྱུག་nyi ma'i dbang phyug
Dragpe Wangchug Deགྲགས་པའི་དབང་ཕྱུག་ལྡེ་grags pa'i dbang phyug lde
Namgyel Dragpa Sangpö Deརྣམ་རྒྱལ་གྲགས་པ་བཟང་པོའི་ལྡེ་rnam rgyal grags pa bzang po'i lde
  • Letzter König der Könige der Guge-Dynastie: Trashi Dragpa (བཀྲ་ཤིས་གྲགས་པ་ bkra shis grags pa; 17. Jahrhundert)

Siehe auch

  • Liste von Stätten des Königreichs Guge

Literatur

  • Aschoff, Jürgen C.: Tsparang – Königsstadt in Westtibet. Die vollständigen Berichte des Jesuitenpaters Antonio de Andrade und eine Beschreibung vom heutigen Zustand der Klöster. O.O. 1989.
  • Roberto Vitali: Records of Tho.Ling. A Literary and Visual Reconstruction of the „Mother“ Monastery in Gu.Ge. Dharamsala 1999. ISBN 8186227245.
  • Allen, Charles: The Search for Shangri-La: A Journey into Tibetan History. Little, Brown and Company. Reprint: 2000 Abacus Books, London 1999. ISBN 0-349-111421.
  • Robert Vitali: The Kingdoms of Gu.ge sPu.hreng. Dharamsala 1996.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Snelling, John. (1990). The Sacred Mountain: The Complete Guide to Tibet's Mount Kailas. 1st edition 1983. Revised and enlarged edition, including: Kailas-Manasarovar Travellers' Guide. Forwards by H.H. the Dalai Lama of Tibet and Christmas Humphreys, S. 181. East-West Publications, London and The Hague. ISBN 0-85692-173-4.
  2. CARAMAN, Philip (1997): Tibet - The Jesuit Century. Tiverton: Halsgrove, S. 49
  3. Lama Anagarika Govinda: Der Weg der weißen Wolken. Zürich 1969
  4. Li Gotami Govinda: Tibet in Pictures. Berkeley 1979 Vol. 1 ISBN 0913546577, Vol. 2 ISBN 0913546585

Auf dieser Seite verwendete Medien

Tibetan Bodhisattva of Compassion.jpg
(c) PericlesofAthens in der Wikipedia auf Englisch, CC-BY-SA-3.0
Tibetan Bodhisattva of Compassion (Avalokiteshvara), statue made of brass alloy with copper and tin inlay, colored wax, traces of gilding, and applied pigment. Made in West Tibet, Ngari, from the Guge Kingdom, dated between 1000 and 1050 AD. This sculpture was made shortly after the Buddhist leader Yeshe Ö (947-1024 AD) had invited scholars and artists from Central Asian Kashmir to revitalize Buddhism in the Guge Kingdom of Western Tibet. From the Freer and Sackler Galleries of Washington D.C.