Gudrun Kugler

Gudrun Kugler, 2021

Gudrun Veronika Kugler, geborene Lang, auch bekannt als Kugler-Lang (* 12. November 1976 in Gmunden, Oberösterreich), ist eine österreichische römisch-katholische Theologin und Juristin sowie Nationalratsabgeordnete der ÖVP.^[1]

Sie wurde als Initiatorin der ersten katholischen Heiratsplattform kathtreff.org bekannt und engagiert sich in der Lebensrechtsbewegung gegen Schwangerschaftsabbruch, für Menschenrechte^[2] sowie auf europäischer Ebene gegen die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften^[3], gegen soziale Diskriminierung und Verfolgung aufgrund des christlichen Glaubens oder anderer religiöser Zugehörigkeiten sowie gegen Menschenhandel^[4] und die Todesstrafe.^[5]

Im Oktober 2015 zog sie nach der Wiener Wahl dank eines erfolgreichen Vorzugsstimmenwahlkampfes erstmals in den Wiener Gemeinderat und Landtag ein.^[6] Im Oktober 2017 schaffte sie bei der Nationalratswahl in Wien Nord aufgrund starker Stimmenzuwächse ein Grundmandat und zog in den Nationalrat ein,^[7] dem sie auch nach der Wahl 2019 weiterhin angehört.

Leben

Kugler wuchs laut eigener Aussage in einem antireligiösen Haushalt auf und sympathisierte in ihrer Jugend mit den Grünen. Nach der Schulzeit wandte sie sich der christlichen Religion zu.^[6]

Kugler ist Magistra in Recht und Frauenrecht und promovierte im Internationalen Recht. Sie wurde 1999 „Master der Theologischen Studien zu Ehe und Familie“.^[8][9]

Als Gründerin und erste Vorsitzende der Weltjugendallianz – Europa war sie von 2001 bis 2004 in Brüssel.^[8] Sie verhalf bei den Vereinten Nationen im Namen der World Youth Alliance (WYA) den 1,5 Millionen Jugendlichen aus 100 Ländern,^[10] die sie repräsentierte, zu Gehör bei der Europäischen Union und den Vereinten Nationen in Menschenrechtsfragen.^[9]

Im Jänner 2005 gründeten sie und ihr Ehemann die Firma Kairos-Consulting in Wien zur Beratung von gemeinnützigen Initiativen.^[11]

Kugler initiierte eine deutschsprachige katholische Heiratsplattform,^[12] zusammen mit dem Salzburger Weihbischof Andreas Laun und ihrem Mann Martin Kugler.^{[13][14][15][16]}

Sie gründete Europa für Christus!, eine Initiative zur Ermutigung von Christen, sowie aus letzterer heraus das Dokumentationsarchiv der Diskriminierung von Christen in Europa. Es werden dort beispielsweise Fälle von religiös motivierten physischen Angriffen, Vandalismus in Kirchen, Einschränkungen der Gewissensfreiheit,^[17] „Verspottung oder Verhöhnung des christlichen Glaubens, Entfernung christlicher Symbole oder Verbot, diese selbst zu tragen, wie auch Attacken auf den Glauben in Film und Fernsehen“^[18] gesammelt. Als Vertreterin des Dokumentationsarchivs war sie am ersten Treffen des OSZE-Büros für demokratische Institutionen und Menschenrechte ODIHR zum Thema „Intoleranz gegen und Diskriminierung von Christen“ im März 2009 maßgeblich beteiligt. Von April 2010 bis April 2012 war Kugler Mitglied des Advisory Panels der EU-Grundrechteagentur.^[19] Das Dokumentationsarchiv der Diskriminierung von Christen in Europa ist die einzige Organisation, die systematisch Fälle von Diskriminierung wegen des christlichen Glaubens in der EU dokumentiert.^[20] Kugler wird damit zitiert, dass „Intoleranz gegen Christen“ und „Christianophobie“ durch „Stigmatisierung und negative Stereotypisierung“ im Steigen begriffen seien.^[21] Kugler setzt sich außerdem aktiv gegen Menschenhandel ein.

Von 2008 bis 2017 unterrichtete sie als „Adjunct Professor“ an der Katholischen Hochschule ITI.^[22][8] Sie gründete und leitete auch die Jugendakademie am Dr.-Karl-Kummer-Institut.^[8] Im Jahr 2010 gab sie gemeinsam mit Denis Borel die Festschrift Entdeckung der Freundschaft zu Ehren des 65. Geburtstags von Kardinal Christoph Schönborn heraus.^[23][24] Im Pattlochverlag veröffentlichte Kugler 2012 den Titel „Niemand ist eine Insel. Wie man den Partner fürs Leben findet“.^[25] Seit 2019 ist Kugler Vorstandsmitglied der Hilfsorganisation World Vision.^[26]

Gudrun Kugler ist mit dem Historiker Martin Kugler,^[27] ehemaliger Pressesprecher von Opus Dei Österreich^[28], verheiratet und hat vier Kinder.^[8][29][30]

Politische Karriere

Kugler kandidierte im Jahre 2005 als Parteilose bei den Kommunalwahlen in Wien für die ÖVP auf einem aussichtslosen Listenplatz und erzielte nach dem Spitzenkandidaten Johannes Hahn (derzeit österreichischer EU-Kommissar) die meisten Vorzugsstimmen.^[8] In diesem Zusammenhang warfen Abtreibungsgegner und Befürworter der Fristenlösung einander Fundamentalismus vor.^[31] Bei der Nationalratswahl 2013 wurde Kugler in der ÖVP bundesweit insgesamt Vorzugsstimmendritte (nach den Spitzenkandidaten Sebastian Kurz und Michael Spindelegger). Von 2013 bis 2017 war Kugler Vorsitzende der ÖVP-Frauen im 15. Wiener Gemeindebezirk. Kugler kandidierte bei den Wienwahlen 2015 auf Platz 13 des ÖVP-Stadtwahlvorschlags und auf Platz eins der Gemeinderatsliste für Penzing und organisierte einen erfolgreichen Vorzugsstimmenwahlkampf, wodurch sie im Oktober 2015 für die ÖVP in den Wiener Gemeinderat einzog. Dort kündigte sie an, sich vor allem mit familienpolitischen Themen auseinanderzusetzen. Die ehemalige Chefin der ÖVP Wien Gabriele Tamandl nahm Kugler vor Angriffen und Diffamierungen aus Kreisen der politischen Gegner und von Medien nach der Wahl in Schutz.^[32]

Bei der Nationalratswahl 2017 konnte Kugler völlig überraschend in ihrem Wahlkreis Wien Nord mit einem Plus von 9,5 Prozent für die ÖVP ein Grundmandat erreichen und gehört seitdem dem Nationalrat an, in dem sie als Bereichssprecherin für Menschenrechte und Heimatvertriebene^[33] für die ÖVP fungiert. Außerdem erhielt sie bei dieser Wahl die zweitmeisten Wahlkreis-Vorzugsstimmen aller Wiener ÖVP-Mandatare.^[34] Kugler ist Mitglied des Migration Committee der Parlamentarischen Versammlung der OSZE.^[35]

Politische Positionen

Kugler möchte, dass Wiener Standesbeamte die Begründung eingetragener Partnerschaften aufgrund ihres christlichen Glaubens ablehnen können. Sie ist eine Unterstützerin der US-Beamtin Kim Davis, die sich 2015 aufgrund ihres christlichen Glaubens weigerte, homosexuellen Paaren Heiratsurkunden auszustellen.^[36] Davis musste dafür vorübergehend ins Gefängnis. Für Kugler ist Davis ein modernes Paradebeispiel für die Verfolgung von Christen. Weiters ist Kugler der Meinung, dass die gleichgeschlechtliche Ehe „unweigerlich zu schrittweisen Erweiterungen“ führe, etwa einer „Ehe unter Geschwistern“.^[37]

Im Jahr 2019 hielt Kugler auf der religiösen Veranstaltung Awakening Austria in der Wiener Stadthalle vor über 10.000 Menschen eine Rede, die von Rechtsextremismusexpertin Natascha Strobl analysiert wurde. Strobl sieht darin Positionen, die anschlussfähig nach rechts außen sind, und weist auf viele Formen von autoritärem, menschenfeindlichem und faschistischem Denken hin.^[38] Die Veranstaltung fand während des Wahlkampfs von Bundeskanzler Sebastian Kurz statt und erhielt große mediale Aufmerksamkeit, weil Ben Fitzgerald (Gründer von Awakening Europe) die Tausenden Veranstaltungsteilnehmer aufrief, für Sebastian Kurz zu beten.^[39][40][41]

Auszeichnungen

Gudrun Kugler wurde für ihre Dissertation mit dem Leopold-Kunschak-Preis, ihre Arbeit in Brüssel mit dem Preis der Lebensrechtsbewegung Stiftung Ja zum Leben^[10] ausgezeichnet.^[8]

Für den Aufbau der "World Youth Alliance – Europe" in Brüssel erhielt sie den „Kathryn Hoomkwap Award“.

2018 wurde ihr der „Thomas More Award“ des christlich-fundamentalistischen Vereins International Catholic Legislators Network für ihr Engagement im Bereich Religionsfreiheit verliehen.^[42]

Publikationen

Bücher

• Lang, Gudrun V. [Hrsg.]; Symposium im Gedenken an die Widerstandsgruppe Weiße Rose zum 60. Todestag von Hans Scholl, Sophie Scholl, Christoph Probst München 2003 ; European Youth Alliance: Helden der Menschenwürde : Texte zum Symposium im Gedenken an die Widerstandsgruppe „Weisse Rose“ zum 60. Todestag von Hans Scholl, Sophie Scholl, Christoph Probst, Bonn : Verlag für Kultur und Wissenschaft: Edition pro mundis ; Bd. 11, 2003, ISBN 3-932829-75-1
• Lang, Gudrun V.; Strohmer, Michael [Hrsg.]; Klestil, Thomas [Vorr.]: Europa der Grundrechte? : Beiträge zur Grundrechtecharta der Europäischen Union ; mit einem Geleitwort des Bundespräsidenten der Republik Österreich, Februar 2003, Bonn : Verlag für Kultur und Wissenschaft, ISBN 3-932829-61-1
• Kugler, Gudrun: Family – Answer to Many Questions, World Youth Alliance, August 2004^[43]
• Kugler, Gudrun; Beller, Tilman: Hat Gott auch einen Plan für mich, KathTreff.org, April 2009^{[8][44][24][45]}
• Kugler, Gudrun; Borel, Denis (hrsg. für das Internationale Theologische Institut): Entdeckung der Freundschaft : von Philia bis Facebook, 2010, Freiburg, Br. ; Basel ; Wien : Herder, ISBN 978-3-451-30343-2^[46]
• Kugler, Gudrun: Niemand ist eine Insel: Wie man den Partner fürs Leben findet, 2012, Pattloch, ISBN 978-3-629-02292-9

Aufsätze und Artikel

• Gudrun Kugler-Lang: Gastkommentar : Das „F-Wort“ mit dem langen Bart". In: Wiener Zeitung. 14. Februar 2006 (auch online)^[31]
• Gudrun Kugler: Successful Christian Arguing (PDF; 86 kB), Europe for Christ: Letter for Europe 29 (Mai 2008)
• Gudrun Kugler: Intervening at a political debate, Europe for Christ: Letter for Europe 38 (März 2009)
• Gudrun Kugler: There is no right to abortion, Europe for Christ: Letter for Europe 48 (Februar 2010)

Weblinks

Commons: Gudrun Kugler – Sammlung von Bildern

• Literatur von und über Gudrun Kugler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Gudrun Kugler auf den Webseiten des österreichischen Parlaments
• Website von Gudrun Kugler
• Interview bei Radio Horeb am 22. März 2010, Thema Lebenshilfe: Gudrun Kugler: Den Partner fürs Leben finden. vollständig (MP3; 26,6 MB), Auszug
• www.intoleranceagainstchristians.eu (ehemals christianophobia.eu)
• Netzauftritt ihrer PR-Agentur
• Gudrun Kugler auf www.meineabgeordneten.at

Einzelnachweise