Gruppe Soldatenrat

Die Gruppe Soldatenrat war eine österreichische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, die mittels Flugblättern und Feldpostsendungen gegen die kriegerischen Ambitionen des NS-Regimes Stellung bezog. Mindestens 19 Aktivisten der Gruppe wurden von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und 17 von ihnen wurden auch – zumeist im Wiener Landesgericht – durch das Fallbeil hingerichtet.

Gründung und Ziele

Gegründet wurde die Gruppe durch Aktivisten des Kommunistischen Jugendverbands Österreichs (KJVÖ) nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939. Ziel war, möglichst viele deutsche und österreichische Soldaten von der Sinnlosigkeit der deutschen Kriegsführung und vom Pazifismus zu überzeugen. Etwa von 1940 bis 1942 soll es sich bei dieser Gruppe um eine der größten Jugendorganisationen im österreichischen Widerstand gehandelt haben.[1]

Auffallend an dieser Widerstandsgruppe ist – mit einer Ausnahme – das jugendliche Alter, die jüngste Hingerichtete war 18 Jahre alt, der älteste 25, der hohe Frauenanteil, die kurze Prozessdauer und das Faktum, dass überwiegend Todesstrafen ausgesprochen wurden. Im Regelfall wurden Gnadengesuche abgelehnt.

Vom NS-Regime Hingerichtete der Gruppe Soldatenrat

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit

NameGeburtsdatumBerufVerhaftungProzessHinrichtung
Ernestine Diwisch23. März 1921Tabelliererin25. Mai 19438. Februar 194424. Mai 1944
Alfred Fenz22. Februar 1920Elektroingenieur23. April 194225. September 19432. November 1943
Anna Gräf[2]28. März 1925Schneiderin14. November 194212. Oktober 194311. Jänner 1944
Elfriede Hartmann21. Mai 1921Studentin24. Februar 194222. September 19432. November 1943
Rosa Hofmann27. Mai 1919Näherin16. April 194215. Dezember 19429. März 1943
Felix Imre19. November 1917Schneidergehilfeunbekannt24. September 19432. November 1943
Walter Kämpf[3]12. September 1920Schüler, Soldatunbekanntunbekannt2. November 1943
Leopoldine Kovarik5. Februar 1919Postbeamtin13. November 194127. September 19432. November 1943
Karl Mann15. Februar 1924TapeziererOktober 194210. Oktober 194313. März 1944
Rudolf Masl30. Mai 1920Schlosserca. Juli 194217. März 194327. August 1943
Friedrich Mastny11. März 1921Handelsangestelltervermutl. Mai 194222. September 19432. November 1943
Friedrich Muzyka7. Juli 1921Buchbindergehilfeunbekannt8. Februar 194424. Mai 1944
Alfred Rabofsky29. Juni 1919Schriftsetzer16. Juni 19438. Februar 194419. September 1944
Franz Reingruber25. September 1921Elektromechaniker9. Juli 194123. September 194322. Oktober 1943
Leopoldine Sicka11. November 1924Monteurin5. Juni 194210. oder 12. Okt. 194311. Jänner 1944
Franz Sikuta21. Oktober 1921Eisengießerunbekannt12. Oktober 194311. Jänner 1944
Anna Wala21. März 1891Mannequin, später Beamtin25. Mai 19438. Februar 194424. Mai 1944

Weitere Mitglieder

  • Walter Burstein, 1942 eines natürlichen Todes gestorben
  • Edith Gadawits, später verehel. Schober (1924–2013), von der NS-Justiz zum Tode verurteilt, Urteil abgeändert auf zwölf Jahre Zuchthaus[4]
  • Gertrude Hausner, später verehel. Springer (* 1922), von der NS-Justiz zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt
  • Anna Senhofer, von der NS-Justiz zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt
  • Ernestine Soucek geb. Glaser (1892–1987), von der NS-Justiz zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt
  • Sophie Vitek (* 1919), von der NS-Justiz zum Tode verurteilt, Urteil abgeändert auf 15 Jahre Zuchthaus

Ungeklärt ist bislang das Naheverhältnis des späteren Justizministers Christian Broda, der Ende Mai 1943 im Zusammenhang der Aufdeckung der Gruppe verhaftet und zu drei Monaten Haft verurteilt wurde sowie des Radiotechnikers Friedrich Hedrich (1914–1944), der ebenfalls vom NS-Regime hingerichtet wurde.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Maria Wirth: Christian Broda, Wien: V&R unipress GmbH 2011, S. 103.
  2. Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hrsg.): Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten, Wien, S. 62–63.
  3. Peter Larndorfer: Gedächtnis und Musealisierung, Die Inszenierung von Gedächtnis am Beispiel der Ausstellung „Der Österreichische Freiheitskampf 1934–1945“ im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes 1978–2005, Magisterarbeit an der Universität Wien 2009, S. 146.
  4. Zum Tode verurteilt – nach sieben Monaten begnadigt: Edith Schober (18.8.1924 – 6.3.2013) auf KZ-Verband Wien