Grundstoffindustrie

In der Grundstoffindustrie (englisch primary industry) werden Grundstoffe abgebaut oder gewonnen und so aufbereitet, dass sie in anderen Wirtschaftszweigen weiterverarbeitet werden können.

Allgemeines

Die unklare Definition des Begriffs Grundstoffe erschwert auch eine Bestimmung des Produktionsgegenstands in der Grundstoffindustrie. Die Abgrenzung zwischen Grundstoffen, Halbfabrikaten, Rohstoffen oder Zwischenprodukten ist oft schwierig, weil es sich um einen fließenden Produktionsprozess handelt; Industrierohstoffe sind stets auch Grundstoffe für einen weiteren industriellen Fertigungsprozess.[1] Auch Halbfabrikate nach der ersten Verarbeitungsstufe (wie Roheisen und Rohkupfer) werden ebenfalls noch als Grundstoffe betrachtet, weil sie Ausgangsstoffe für eine Weiterverarbeitung darstellen. Bereits durch die geringe Bearbeitung produziert die Grundstoffindustrie Vorleistungsgüter.[2]

Arten

Die Grundstoffindustrie gehört zum primären Sektor der Urproduktion und verarbeitet Primärrohstoffe wie Agrarprodukte, Erdgas, Erdöl, Erze, Kohle, Metalle, Mineralien, Nutzholz oder Salze zu Grundstoffen für die Industrieproduktion. Zur Grundstoffindustrie gehören unter anderem Bergbau, chemische Industrie, eisenschaffende Industrie, Energiewirtschaft[3] oder Holzindustrie. Nach Produktkategorien gibt es die Mineralölindustrie mit Vorleistungsgütern an die Chemische Industrie, Bergbau mit Vorleistungen an Hüttenwerke und Rohstoffgewinnung mit Vorleistungen an Holz-, Glas- und Keramikindustrie.[4]

Wirtschaftliche Aspekte

Im Anfangsstadium einer Industrialisierung bestimmen die Urproduktion und die Grundstoffindustrie das Wirtschaftswachstum und auch das Verkehrsaufkommen.[5] Der Grundstoffindustrie gehören überwiegend anlagenintensive und energieintensive Großunternehmen an, denn der große Kapitalbedarf wird für das mit viel Energie betriebene Sachanlagevermögen benötigt. Deshalb dominieren in der Gewinn- und Verlustrechnung die Abschreibungen und Energiekosten. Großunternehmen können wegen der nutzbaren Fixkostendegression auch die Economies of scale ausnutzen.

In der Nachkriegszeit zwang das Investitionshilfegesetz vom 7. Januar 1952 die deutsche gewerbliche Wirtschaft, der Grundstoffindustrie eine Investitionshilfe zu gewähren,[6] um deren Kapitalbedarf zu decken.

Weblinks/Literatur

Einzelnachweise

  1. Martin Brown, Stand und Entwicklungstendenzen des Supply Chain Managements in der deutschen Grundstoffindustrie, 2009, S. 23
  2. Georg Ewerhart/Luitpold Uhlmann/Manfred Berger, Geld und Produktionsstruktur, 1991, S. 20
  3. Arbeitskreis Dr. Krähe der Schmalenbach-Gesellschaft (Hrsg.), Die Organisation der Geschäftsführung: Leitungsorganisation, 1971, S. 130
  4. Timm Gudehus, Dynamische Märkte: Grundlagen und Anwendungen der analytischen Ökonomie, 2015, S. 18
  5. Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft (Hrsg.), Verkehrswissenschaftliche Forschungen, Bände 17–20, 1967, S. 34
  6. § 1 Abs. 1 Investitionshilfegesetz vom 7. Januar 1952 lautete: „Zur Deckung des vordringlichen Investitionsbedarfs des Kohlebergbaus, der eisenschaffenden Industrie und der Energiewirtschaft hat die gewerbliche Wirtschaft … eine Investitionshilfe … von 1 Milliarde Mark zu leisten…“.