Grube Samson

Grube Samson
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
GrubeSamsonWest.jpg
Westansicht des Gaipels
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betriebsbeginnca. 1521
Betriebsende31. März 1910
Geförderte Rohstoffe
Abbau vonSilbermineralien
Größte Teufe840 m
Geographische Lage
Koordinaten51° 42′ 47″ N, 10° 30′ 58″ O
Grube Samson (Niedersachsen)
Lage Grube Samson
StandortSankt Andreasberg
GemeindeBraunlage
Landkreis (NUTS3)Goslar
LandLand Niedersachsen
StaatDeutschland
Grube Samson
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Samson mine Andreasberg 3.JPG
Grube Samson, St. Andreasberg
Vertragsstaat(en):Deutschland Deutschland
Typ:Kultur
Kriterien:(i)(ii)(iii)(iv)
Referenz-Nr.:623
UNESCO-Region:Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung:1992  (Sitzung 16)
Erweiterung:2010

Die Grube Samson ist ein historisches Bergwerk in Sankt Andreasberg im Oberharz.

Hier befindet sich die letzte funktionstüchtige Fahrkunst der Welt, deren Funktionen bei entsprechenden Führungen vorgeführt werden können. Die Fahrkunst, 1837 in die Grube Samson eingebaut, wurde früher durch die Wasserkraft des Rehberger Grabens angetrieben. Ausgangspunkt des Rehberger Grabens ist der Oderteich, der Teil des Oberharzer Wasserregals ist. Das große Kunstrad (Wasserrad mit 12 m Durchmesser), welches bis 1922 die Fahrkunst antrieb, wird heute nur noch zu Demonstrationszwecken mit Wasser beaufschlagt. Ein Elektromotor übernimmt den Antrieb der Fahrkunst.

Im Zuge der Erweiterung der Welterbestätte Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar um die Einrichtungen der historischen Oberharzer Wasserwirtschaft wurde die Grube Samson im Jahr 2010 als Bestandteil des Weltkulturerbes der UNESCO unter der Bezeichnung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft anerkannt.[1]

Das Bergwerk Grube Samson zählt zu den bedeutendsten Montandenkmälern Europas. Das Gebäudeensemble ist das letzte komplett erhaltene Bergwerk des historischen Oberharzer Erzbergbaus und Teil der Montanregion Harz.

Die Grube Samson ist Bestandteil der Welterbe-Route des UNESCO-Welterbes im Harz.[2]

Geschichte

Die Grube Samson gehörte zu ihrer Betriebszeit zu den tiefsten Bergwerken der Welt.

Der Bergbau in Sankt Andreasberg findet seinen Ursprung vor 1487. Der Beginn der ersten Betriebsperiode am Samson lässt sich mangels Quellen nicht genau bestimmen, wird aber auf die frühen 20er Jahre des 16. Jahrhunderts datiert. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1537. Das älteste, den Samson betreffende Bergamtsprotokoll entstammt dem Jahr 1661.

Bergmann beim Ausfahren auf der Fahrkunst der Grube Samson
Blick auf das tonnlägige Fördertrum des Samson-Schachtes, Niveau Grüner-Hirsch-Stollen

Bald nach der Eröffnung der Grube Samson erlebte der Bergbau in Sankt Andreasberg in den 1560er Jahren seine erste Blütezeit. Die Perioden mit guten Ausbeuten wurden immer wieder von starken Einschnitten bis zum kompletten Stillstand des Bergbaus begleitet. Vor allem der Bau des Neuen Rehberger Grabens (1699–1703) zur Heranführung des Aufschlagwassers löste das regelmäßige Problem des Wassermangels (geringer Niederschlag, Frost). Mit einer Silbergewinnung von 1000 bis 2000 kg pro Jahr erlebte der Sankt Andreasberger Bergbau in den Jahren 1700 bis 1730 seine zweite Blütezeit. Am 12. Dezember 1777 fuhr Johann Wolfgang von Goethe im Rahmen seiner ersten Harzreise in die Grube Samson ein und vermerkte später in seinem Tagebuch: „Abends eingefahren in Samson, durch Neufang auf Gottes Gnade heraus. Ward mir sehr sauer diesmal.“[3]

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lag die Silbererzeugung fast immer über 2000 kg pro Jahr, wobei die höchste Silbergewinnung pro Jahr überhaupt 3040 kg betrug (1822). Nachdem die Silbergewinnung in der Grube Samson immer schlechter wurde (1905 werden 364 kg gewonnen, 1909 nur noch 90 kg), schloss sie im Jahr 1910 aus wirtschaftlichen Gründen. Die letzte Schicht mit 80 Bergleuten fand am 31. März 1910 statt. Das Bergwerk umfasste 42 Strecken bei einer Gesamtteufe von ca. 840 m.

Berühmt war das Bergwerk bereits im 18. Jahrhundert durch die Funde prachtvoller und seltener Mineralien, die u. a. über eine Mineralienniederlage in Clausthal verkauft wurden. Besonders begehrt waren die Silbermineralien Pyrargyrit (Dunkles Rotgültig), Dyskrasit und Pyrostilpnit (Feuerblende), die Calcit-Kristalle in verschiedenen Ausbildungen (Papierspat, Blätterspat, Kanonenspat, Würfelspat, Compositenspat), Analcim-Kristalle („Andreasberger Tautropfen“), rosa Apophyllit, Scherbenkobalt (gediegen Arsen), Gänsekötigerz, Breithauptit, gediegen Antimon, Buttermilcherz und weitere. Nach der Grube wurde das sehr seltene Mineral Samsonit bezeichnet, das dort 1910 zum ersten Mal gefunden wurde.[4]

Im Jahr 1950 eröffnete das Bergwerksmuseum Grube Samson, mittlerweile auch mit eigenem Museum. Im Obergeschoss des Museums befindet sich heute eine kleine Ausstellung zur St. Andreasberger Kleinbahn mit historischen Fotos, Fahrkarten, Bahnhofsschildern und einem Modell des Bahnhofs St. Andreasberg Stadt. Im Gaipel der Tagesgebäude befindet sich zudem seit 2001 das Harzer-Roller-Kanarienvogel-Museum, dem weltweit einzigen seiner Art.

Im Jahr 1987 setzte der amerikanische Ingenieur-Verband American Society of Mechanical Engineers die Grube Samson auf die Liste der internationalen historischen Maschinenbau-Denkmäler.[5]

Im Schacht der Grube Samson befinden sich heute zwei Kavernenkraftwerke der Harz Energie (Osterode), mit der die Wasserkraft des Oderteiches zu Elektroenergie gewandelt wird. Sie deckt den größten Teil der in der Bergstadt benötigten elektrischen Energie (etwa 95 %). In 130 m Teufe befindet sich das Kraftwerk Grüner Hirsch (installiert 1922), dessen Wasser durch den 1,4 km langen Grünhirscher Stollen (Gesamtlänge 10,2 km) zur Sperrlutter abgeleitet wird. Das Kraftwerk Sieberstollen wurde 1912 installiert.[6] Es liegt auf einer Teufe von 190 m und wird über den 3,1 km langen Sieberstollen (Gesamtlänge 13,1 km) in die Sieber entwässert.

Literatur

  • Wilfried Ließmann: Betriebsgeschichte der Grube Samson. In: St. Andreasberger Verein für Geschichte und Altertumskunde e. V. (Hrsg.): Beiträge zur Bergbaugeschichte von St. Andreasberg. Band 2. St. Andreasberg 2001, S. 29–78.
  • Joachim Dietrichs: 50 Jahre Bergwerksmuseum Grube Samson. In: St. Andreasberger Verein für Geschichte und Altertumskunde e. V. (Hrsg.): Beiträge zur Bergbaugeschichte von St. Andreasberg. Band 2. St. Andreasberg 2001.
  • Mathias Döring: Die Wasserkraftwerke im Samsonschacht in St. Andreasberg/Harz, Wasserkraft und Energie 3/1996, 24–34.
  • Jochen Klähn: Historisches Silber-Erzbergwerk „Grube Samson“ Sankt Andreasberg im Oberharz. Radolfzell 1985.

Weblinks

Commons: Grube Samson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Oberharzer Wasserwirtschaft ist Weltkulturerbe Deutsche UNESCO-Kommission e. V. August 2010, abgerufen am 5. November 2015.
  2. Die Welterbe-Route im Harz
  3. Georg Schwedt: Goethe als Chemiker. Springer, Berlin 1998, ISBN 3-540-64354-0, S. 48.
  4. Samsonit bei mindat.org
  5. #118 Samson Mine Reversible Waterwheel & Man Engine (1521). American Society of Mechanical Engineers, abgerufen am 6. März 2009 (englisch).
  6. Webpräsenz Grube Samson

Auf dieser Seite verwendete Medien

Lower Saxony relief location map.jpg
Autor/Urheber: Grundkarte NordNordWest, Relief Alexrk2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Physische Positionskarte von Niedersachsen, Deutschland
Welterbe.svg
Logo UNESCO-Welterbe (Deutsche Version)
Samson 1.jpg
Autor/Urheber:

Heinrich Zirkler

, Lizenz: PD-alt-100

Bergleute in Grube Samson. Auf der Rückseite findet sich folgender Text: Dieses Bild wurde am 3. Dezember 1891 vom Referendar H. Zirkler aufgenommen und zwar auf der hiesigen Grube Samson. 8 ten Feldortstrecke auf dem Jacobsglücker Gange. 248 Meter unter Tage. 700 Meter südöstlich (?) vom Samsoner Schachte. Es zeigt den Gedingehauer Gustav Kirsch. St. Andreasberg, 26. Februar 1892.

FahrkunstGrSamson2.jpg
Bergmann beim Ausfahren auf der Fahrkunst der Grube Samson
Samson mine Andreasberg 3.JPG
Autor/Urheber: Giorno2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Grube Samson in Sankt Andreasberg (Schaubergwerk) 3
LetzteSchicht.jpg
Autor/Urheber:

unbekannt

, Lizenz: PD-alt-100

Letzte Schicht auf der Grube Samson.

GrubeSamsonWest.jpg
Autor/Urheber: Kassandro, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Westansicht der Grube Samson
Tonnlägig.jpg
Blick auf das tonnlägige Fördertrum der Grube Samson, St. Andreasberg.
Pyrargyrite on Calcite - Samson mine, St. Andreasberg, Harz.jpg
Autor/Urheber: Ra'ike (see also: de:Benutzer:Ra'ike), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Pyrargyrit auf Calcit - Grube Samson, St. Andreasberg, Harz
Kraftwerk Samson.JPG
Autor/Urheber: JuTe CLZ, Lizenz: Copyrighted free use
Kavernenkraftwerk "Sieberstollen", Grube Samson, 190 Meter unter Tage. Turbine und Schieber im Vordergrund stammen noch aus dem Jahre 1912.