Großsäuger

Der Afrikanische Elefant ist das schwerste Landsäugetier der Welt

Als Großsäuger werden in der Zoologie relativ großwüchsige Säugetiere (Mammalia) bezeichnet. Dabei ist die genaue Körpergröße zur Abgrenzung von anderen Säugetieren nicht einheitlich definiert. Während einige Autoren nur zwischen Groß- und Kleinsäugern unterscheiden,[1] teilen andere Autoren die Säugetiere zusätzlich in mittelgroße Säuger ein.[2] Der Begriff wird im Naturschutz häufig im Zusammenhang mit der Wiederansiedlung von Großsäugern verwendet, welche zuvor lokal ausgerottet wurden. In der Paläontologie steht er oft in Verbindung mit dem Aussterben vieler Großsäugerarten am Ende des Pleistozäns.

Definition und Systematik

Der Begriff Großsäuger wird in der Literatur häufig verwendet, aber kaum definiert. Zur Abgrenzung von anderen Säugetieren kann zum einen die Körpergröße oder das Körpergewicht und zum anderen die Säugetiersystematik herangezogen werden. Beispielsweise werden alle Säugetiere mit einer Körpergewicht von über 1,6 kg[3] oder über 15 kg[4] als Großsäuger bezeichnet.

Generell werden unter dem Begriff Großsäuger verschiedene Säugetiergruppen gefasst, die keine verwandtschaftliche Einheit bilden. Es handelt sich somit um eine polyphyletische Gruppe, in der die große Körpergröße im Lauf der Evolution unabhängig voneinander entstanden ist. In einer Studie zu Säugetieren in Subsahara-Afrika werden folgende Ordnungen als Großsäuger definiert: Unpaarhufer (Perissodactyla), Rüsseltiere (Proboscidea), Primaten (Primates), Raubtiere (Carnivora), Wale (Cetacea) und Paarhufer (Artiodactyla).[5] Diese Definition ist allerdings nicht global und unvollständig. So sind die dort verbreiteten Seekühe (Sirenia) und Röhrenzähner (Tubulidentata), die deutlich größer als einige Vertreter der Raubtiere und Primaten sind, nicht aufgeführt. Auf globaler Ebene müssten mindestens die Ordnungen Diprotodontia sowie die Zahnarmen (Pilosa) ergänzt werden. Der Begriff Großsäuger wird häufig nur für terrestrische Säugetiere verwendet. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass es im Gegensatz zu kleinen Landsäugetieren keine kleinen Meeressäuger gibt. So weisen die kleinsten Meeressäuger, die Seeotter, schon eine Gesamtkörperlänge von bis zu 157 cm auf.[6]

Evolution der Körpergröße

Der Eurasische Luchs wurde in Deutschland wieder angesiedelt

Die Säugetiere waren bis zum Ende der Kreidezeit mit maximal 15 kg deutlich kleiner als heute. Das Aussterben der Dinosaurier war der Anfangspunkt für eine Evolution vieler Säugetiere hin zu Großsäugern, da sie nun die Ökologischen Nischen der Dinosaurier einnehmen konnten.[7]

Große Pflanzenfresser haben einen Vorteil gegenüber kleineren Pflanzenfressern, da die Nahrung durch das längere Verdauungssystem energetisch besser genutzt werden kann. Große Fleischfresser haben die Möglichkeit auch große Pflanzenfresser zu jagen und haben Vorteile gegenüber Konkurrenten.[8] Allerdings bringt die große Körpergröße auch Nachteile mit sich. So sind Großsäuger abhängig von einer großen Energiezufuhr und haben ein höheres Risiko auszusterben.[9] Das maximale Körpergewicht wird außerdem von Umweltfaktoren, wie z. B. der Umgebungstemperatur oder der zur Verfügung stehenden Landesfläche, begrenzt.[7]

Bestandsdezimierung und Wiederansiedlung von Großsäugern

Mehrere einst in Europa weit verbreitete Großsäuger wurden zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert in Deutschland und Mitteleuropa weitestgehend ausgerottet. Darunter befanden sich Wölfe, Eurasische Luchse, Braunbären, Wisente und Elche. Die Ursachen für das Aussterben waren zunehmende Einflüsse des Menschen auf die Tiere und deren Lebensräume. Waldrodung, Habitatfragmentierung und Jagd führten zu immer kleineren Populationen, die schließlich nicht überleben konnten.[10][11]

Durch Schutzmaßnahmen konnten sich in den letzten Jahrzehnten Reliktpopulation erholen und ausbreiten. Vor allem östlich von Deutschland aber auch im Alpenraum überlebten einige Populationen. So kehrten z. B. Wölfe und Elche aus dem benachbarten Polen in den Nationalpark Unteres Odertal zurück.[12] Zusätzliche Wiederansiedlungsprojekte sorgten für eine Zunahme der heutigen Bestände der Großsäuger in Deutschland und Mitteleuropa. Im Nationalpark Harz wurden beispielsweise seit 2000 24 Eurasische Luchse ausgewildert.[13] Das erste Projekt zur halbwilden Ansiedlung von Wisenten findet im Rothaargebirge statt.[14] Bislang hat sich der Braunbär in Deutschland nicht wieder angesiedelt. Der erste Versuch von „Bruno“, der aus Italien in das deutsch-österreichische Grenzgebiet einwanderte, endete tödlich. In anderen mitteleuropäischen Ländern konnte der Braunbär hingegen aus angrenzenden Ländern erfolgreich zuwandern. Auch hier halfen zusätzliche Wiederansiedlungsmaßnahmen die Populationen zu stärken.[15]

Nach Angaben des WWF ist das Java-Nashorn der weltweit seltenste Großsäuger.[16]

Aussterbeereignis am Ende des Pleistozäns

Siehe auch: Aussterben der Großsäuger am Ende des Pleistozäns

Lebendrekonstruktion der pleistozänen Großsäuger

Vor 50.000 bis 10.000 Jahren (Ende des Pleistozäns) kam es zu einem weltweiten Aussterben mehrerer Großsäugerarten. In Europa herrschte zu dieser Zeit die letzte Eiszeit. Unter anderem starben die in Deutschland verbreiteten Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius), Wollnashörner (Coelodonta antiquitatis), Höhlenlöwen (Panthera spelaea), Höhlenbären (Ursus spelaeus) und Riesenhirsche (Megaloceros giganteus) aus. Die Gründe für die weltweit ungewöhnlich hohen Aussterberaten sind umstritten. Erklärungsversuche umfassen Klimaveränderungen oder der Einfluss des Menschen („Overkill-Hypothese“).[17]

Literatur

  • G. Hartmann: Großsäuger in der Landschaftspflege. In: Mitteilungen aus der NNA. Band 15, Nr. 1, 2004, S. 6–8.
  • D. S. Maehr, R. F. Noss und J. L. Larkin: Large Mammal Restoration: Ecological And Sociological Challenges In The 21St Century. Island Press, Washington 2001.
  • G. Menting: Der Naturschutz und die Grosssaeuger: Loest die Overkillhypothese die Legitimationskrise des Naturschutzes? In: Naturschutz und Landschaftsplanung: Zeitschrift für angewandte Ökologie. Band 31, Heft 8, 1999, S. 252–253.
  • W. v. Koenigswald: Exoten in der Großsäuger-Fauna des letzten Interglazials von Mitteleuropa (PDF; 4,4 MB). In: Eiszeitalter und Gegenwart. Band 41, 1991, S. 70–84.
  • S. E. van Wieren: The management of population of large mammals (PDF; 804 kB). In: The scientific management of temperate communities for conservation (J. A. Bissonette und I. Storch, eds.). Island press, Washington 2003, S. 321–340.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. B. Lehmann: Säugetiere im Saale-Unstrut-Triasland (PDF; 1,7 MB) Abgerufen am 17. Oktober 2012.
  2. Lebensraum Wald (Memento desOriginals vom 13. Januar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfn.de. Website des Bundesamts für Naturschutz. Abgerufen am 17. Oktober 2012.
  3. C. J. Brown: Historic distribution of large mammals in the Greater Fish River Canyon Complex, southern Namibia, and recommendations for re-introductions (PDF; 1,3 MB). Namibia Nature Foundation. 2006, S. 1–19.
  4. K. F. Emery: Assessing the impact of ancient Maya animal use. In: Journal for Nature Conservation. Band 15, Heft 3, 2007, S. 184–195
  5. P. Williams, N. Burgess und C. Rahbek: Assessing large flagship species for representing the diversity of sub-Saharan mammals. S. 85–99. In: Priorities for the Conservation of Mammalian Diversity: Has the Panda Had Its Day? (A. C. Entwistle und N. Dunstone, eds.). Cambridge University Press, Cambridge 2000
  6. R. M. Nowak: Walker’s mammals of the world. 6. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999, S. 745
  7. a b F. A. Smith, A. G. Boyer, J. H. Brown, D. P. Costa, T. Dayan, S. K. M. Ernest, A. R. Evans, M. Fortelius, J. L. Gittleman, M. J. Hamilton, L. E. Harding, K. Lintulaakso, S. K. Lyons, C. McCain, J. G. Okie, J. J. Saarinen, R. M. Sibly, P. R. Stephens, J. Theodor und M. D. Uhen: The Evolution of Maximum Body Size of Terrestrial Mammals. In: Science. Band 330, Heft 6008, 2010, S. 1216–1219.
  8. Kai Kupferschmidt: Wachsen bis zum Aussterben Der Tagesspiegel. Abgerufen am 5. November 2012.
  9. M. Cardillo, G. M. Mace, K. E. Jones, J. Bielby, O. R. P. Bininda-Emonds, W. Sechrest, C. D. L. Orme und A. Purvis: Multiple Causes of High Extinction Risk in Large Mammal Species. In: Science. Band 309, Heft 5738, S. 1239–1241.
  10. Artenporträt: Wisent (Bison bonasus). (PDF) WWF Deutschland, abgerufen am 29. April 2016.
  11. Artenporträt: Braunbär (Ursus arctos). (PDF) WWF Deutschland, Mai 2012, abgerufen am 29. April 2016.
  12. Silke Wendler: Zehn Jahre Internationalpark. In: Biologie in unserer Zeit. Band 5, 2005, S. 298–299.
  13. Luchs. Website des WWF. Abgerufen am 17. Oktober 2012.
  14. Johannes Riedl und Julia Poettinger: Wisent auf Herbergssuche@1@2Vorlage:Toter Link/www.lwf.bayern.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. In: LWF Waldforschung aktuell. Band 6, 2009, S. 33–36.
  15. Braunbär (Ursus arctos). In: WWF-Artenlexikon. Abgerufen am 29. April 2016.
  16. Java-Nashörner: Die seltensten Großsäuger der Welt. WWF Homepage. Abgerufen am 31. Oktober 2012.
  17. P. S. Martin und R. G. Klein (eds.): Quaternary Extinctions: A Prehistoric Revolution, University of Arizona Press, Tucson 1984.

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African Elephant in Addo National Park, South Africa
Ice age fauna of northern Spain - Mauricio Antón.jpg
Autor/Urheber: Mauricio Antón, Lizenz: CC BY 2.5
Woolly mammoths were driven to extinction by climate change and human impacts. The image depicts a late Pleistocene landscape in northern Spain with woolly mammoths (Mammuthus primigenius), equids, a woolly rhinoceros (Coelodonta antiquitatis), and European cave lions (Panthera leo spelaea) with a reindeer carcass. (Information according to the caption of the same image in Alan Turner (2004) National Geographic Prehistoric Mammals, Washington, D.C.: National Geographic ISBN 9780792271345, ISBN 9780792269977).