Großpaschleben

Großpaschleben
Wappen von Großpaschleben
Koordinaten:51° 46′ N, 11° 56′ O
Höhe: 75 m
Fläche:9,6 km²
Einwohner:813 (31. Dez. 2014)[1]
Bevölkerungsdichte:85 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 2010
Postleitzahl:06386
Vorwahl:03496
Großpaschleben (Sachsen-Anhalt)

Lage von Großpaschleben in Sachsen-Anhalt

Barockes Herrenhaus Großpaschleben
Barockes Herrenhaus Großpaschleben

Großpaschleben ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Gemeinde Osternienburger Land im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).

Geografie

Großpaschleben liegt zwischen Bernburg (Saale) und Köthen (Anhalt) am Rande des Biosphärenreservates Flusslandschaft Mittlere Elbe.

Die Ortschaft Großpaschleben bildet sich durch die Ortsteile Frenz und Großpaschleben.

Geschichte

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Die Gemeinde wurde im Jahr 1159, zur Zeit des Feudalherren Albrecht des Bären erstmals urkundlich erwähnt. Es wurde ausdrücklich ein Heinricus presbyter de Pazlove, d. h. Heinrich Priester von Paschleben als Zeuge einer Verfügung durch Erzbischof Wichmann von Magdeburg, über die kirchliche Abtrennung der Dörfer Groß und Klein-Kattau von der Pfarrerei Hohnsdorf, am 2. Juni 1159 genannt. Namensgebung ist vermutlich die Person oder die Nachkommen von Herric De Pazleba, die es bereits um 1035–1061 gegeben hat und mehrere Personen hier diesen Namen trugen. Dieser Familienname starb jedoch gegen Ende des 14. Jahrhunderts aus. Schon am 2. Oktober 1244 verkaufte Alexander, Ritter von Tuchen 2 Hufen Land urkundlich an die Marienkirche (Coswiger Kirche). 1354 erhielten die Liebfrauenkirche und Jacobskirche in Köthen 2 Hufen Land in Großpaschleben. Am 7. März 1400 bewidmeten Hans und Klaus von Wettin den Altar des Heiligen Blutes in der Pfarrkirche zu Dessau mit einer von den Bauern in Großpaschleben zu entrichtenden Mark. Demzufolge mussten die von Wettin Besitzer des Rittergutes, also der Ortschaft Großpaschleben gewesen sein. Um 1505 gab es auch einen Fischteich zwischen Trinum, Thurau und Großpaschleben. Er gehörte dem Teichgräber Meister Paul. (Ortschronik Großpaschleben von 1990) Ab 1602, nach genealogischer Quellenlage schon ab 13. Mai 1594, war Großpaschleben Eigentum der Familie von Wuthenau, die sich hier 1706/07 ein von einem Teich umgebenes Schloss erbaute und fortan die Ortshistorie wesentlich prägte. Nachfolgend begann eine längere Ahnenreihe der Familie auf dem hiesigen Gut. Adam von Wuthenau-Großpaschleben agierte als fürstlich-anhalt-cöthenscher Stallmeister.[2]

19. Jahrhundert

Karl von Wuthenau (1787–1863) war nicht nur Gutsherr, er führte auch einige Ehrentitel, unter anderem herzoglich anhaltinischer Landesdirektor, Stiftsdirektor von Mosigkau und des Gisela-Agnes-Stiftes zu Köthen. Der preußische Major war mit Amalie Marie von Renthe liiert. Ihr zweiter Sohn Fedor wurde der Gutserbe auf Großpaschleben. Er besaß noch weitere Güter und übernahm ebenso die Titulatur des Stiftsdirektors. Angeschlossen an den Gutshof entstand in Großpaschleben im Jahr 1835 die erste Zuckerfabrik Anhalts. Diese ging später ein und wurde abgerissen.[3][4][5] Fedors Sohn Karl von Wuthenau[6] führte den Grundbesitz vor Ort weiter, war Kammerherr, Stiftsdirektor[7] und Rittmeister.[8] Fedor jun. von Wuthenau (1821–1894) und seine erste Ehefrau Elise von Kotze übernahmen den Besitz,[9] ihnen folgte Carl Hans Fedor von Wuthenau (1850–1915) als Fideikommissherr auf Basis einer Stiftung zum Erhalt des Gutes für die Gesamtfamilie.

20. Jahrhundert

Letzter Gutsbesitzer auf Großpaschleben sowie den Nebengütern in Thurau und Geuz war nach dem Genealogischen Handbuch des Adels Carl-Adam von Wuthenau (1882–1959), verheiratet mit Gisela Gräfin Lichtenau (1876–1963). Die Familie lebte nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren Töchtern in Niedersachsen und in Bayern, die beiden Söhne starben im Krieg.[10] Zur heutigen Familienlinie von Wuthenau-Großpaschleben gehören unter anderem die Nachfahren des Oberst a. D. Wilhelm von Wuthenau, Rechtsritter des Johanniterordens.

Am 15. April 1945 gab es schweren Beschuss durch US-Artillerie auf den Ort, in dessen Verlauf viele Soldaten ihr Leben lassen mussten. Nie wieder!

Ende 1961 gründete sich ein neuer Fanfarenzug im Ort, der vorerst aus 12 Kindern und dem Leiter Manfred Schmidt (*13.03.1933 Tischler im VEB Holzbau Köthen) bestand. Am 14. Januar 1963 verpflichtete sich Manfred Schmidt zur Leitung der AG Pionierfreundschaft „Friedrich Schiller“ an der Oberschule Großpaschleben. Im Kreisausscheid 1963 reichte es schon für den 2. Platz, 1964 erreichten sie den 1. Platz in Köthen sowie den 3. Platz im Ausscheid aller Kreissieger in Aschersleben. 1964 umfasste der Fanfarenzug 36 Mitglieder. Herr Schmidt wurde 1964 für seine Arbeit ausgezeichnet und bekam eine Prämie.

Am 12. September 1990 berichtet die Zeitung von der gelungenen Sanierung beider Teiche im Park Großpaschleben, die durch Engagement des Bürgermeisters Roland Heide mit Hilfe von Wasserbau Halle und dem Umweltamtschef Herrn Haßler hergerichtet wurden.

1991 gab es 784 Einwohner in Großpaschleben/Frenz.

21. Jahrhundert

Das mittlerweile denkmalgeschützte Wasserschloss sowie der ehemalige Guts- und Landbesitz derer von Wuthenau wurde von der Unternehmensgruppe Burchard Führer erworben und zu einem Seniorenheim umgestaltet.[11]

Am 1. Januar 2010 schlossen sich die bis dahin selbstständigen Gemeinden Großpaschleben, Chörau, Diebzig, Dornbock, Drosa, Elsnigk, Zabitz, Kleinpaschleben, Libbesdorf, Micheln, Osternienburg, Reppichau, Trinum und Wulfen zur Einheitsgemeinde Osternienburger Land zusammen.[12] Gleichzeitig wurde die Verwaltungsgemeinschaft Osternienburg, zu der diese Gemeinden gehörten, aufgelöst.

Politik

Ortschaftsrat

Als Ortschaft der Einheitsgemeinde Osternienburger Land übernimmt ein so genannter Ortschaftsrat die Wahrnehmung der speziellen Interessen des Ortes innerhalb bzw. gegenüber den Gemeindegremien. Er wird aus sieben Mitgliedern gebildet.

Bürgermeister

Als weiteres ortsgebundenes Organ fungiert der Ortsbürgermeister, dieses Amt wird zurzeit von Gernot Panitz wahrgenommen.[13]

Wappen

Das Wappen wurde am 14. Juni 2007 durch den Landkreis Köthen genehmigt.

Blasonierung: „Geviert von Blau und Silber; Feld 2 ein steigender roter Löwe mit ausgeschlagener Zunge, Feld 3 eine schwarze Krähe.“

Die Wappensymbole gründen sich auf das Wappen des im 15. Jahrhundert erloschenen Geschlechts derer von Paschleben, die ab 1244 im Ort begütert waren. Diese führten einen steigenden Löwen mit ausgeschlagener Zunge in ihrem Wappen. Das zweite Wappensymbol, die Krähe, nimmt Bezug auf den slawischen Wortstamm des Ortsteils Frenz = Krähe, der zu Großpaschleben zählt. Beide Inhalte beruhen auf dem Beschluss der Gemeindeversammlung vom 18. September 2006.

Das Wappen wurde vom Magdeburger Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet.

Die Farben des Ortes sind Weiß (Silber) - Blau.

Flagge

Die Flagge ist weiß - blau (1:1) gestreift und das Wappen ist mittig auf die Flagge aufgelegt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Großpaschleben-Wasserschloss
Großpaschleben-Grab

Wirtschaft und Infrastruktur

Direkt durch die Gemarkung führt die Bahnstrecke Köthen–Aschersleben (Haltepunkt Frenz) sowie die Landesstraße 73 Nienburg (Saale) nach Köthen (Anhalt) und die Landesstraße 148. Zwischen den Ortsteilen Frenz und Großpaschleben verläuft die Bundesstraße 6n. Es existiert eine Auf-/Abfahrt.

Durch den Ort, sowie auch durch die Ortslage Frenz, verläuft der Europaradweg R1, der das französische Boulogne-sur-Mer mit Sankt Petersburg in Russland verbindet. Auf derselben Routenführung verläuft auf diesem Abschnitt ebenfalls der Radweg Deutsche Einheit sowie der D11.

Persönlichkeiten

  • Hermann Wäschke, Autor der Paschlewwer Jeschichten

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Osternienburger Land – Großpaschleben. In: Gemeinde Osternienburger Land. Abgerufen am 21. Oktober 2021.
  2. Christian Friedrich Hempel (Hrsg.): Helden Staats und Lebens Geschichte Des Allerdurchlauchigsten, Großmächtigsten Königs und Herrn, Herrn Friedrichs des A(e)ndern. Jetzt glorwürdigst regierenden Königs in Preussen, Churfürsten von Brandenburg, souverainen und obersten Herzogs von Schlesien etc. Achter Theil. Welcher die Geschichte vom März 1763 bis zum Oktober des 1765sten Jahres enthält, Königs Friedrich II. in Preuss.1765. § 748. Eigenverlag, Frankfurt, Leipzig 1766, S. 631 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2021]).
  3. Verein der Deutschen Zucker-Industrie (Hrsg.): Zeitschrift des Vereins für die Rübenzuckerindustrie im Zollverein. 1851. Erster Band, Lieferung I. bis IX. enthaltend. Gedruckt auf Kosten des Vereines bei C. Feister, Berlin 1851, S. 205 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2021]).
  4. Ute Nicklisch: «Was de Leite nich alles verkoofen». In: Mitteldeutsche Zeitung. 7. Juni 2010, abgerufen am 23. Januar 2022.
  5. 19. Jahrhundert. Stadt Köthen (Anhalt), abgerufen am 23. Januar 2022.
  6. Staats- und Adreß-Handbuch für die Herzogthümer Anhalt-Dessau und Anhalt-Köthen 1851. In: Johann Friedrich Melchert (Hrsg.): Adressbuch. II. Landtag. Anhaltische Landschaft (Ritterschaft). Moritz Katz (Gebrüder Katz) Aue’sche Buchhandlung (C. Aug. Stange), Dessau 1851, S. 44 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2021]).
  7. Wilhelm Hosäus (Hrsg.): Mittheilungen des Verein für Anhaltische Geschichte und Altertumskunde. 1877. Band 1, Mittheilungen aus dem Leben der Aebtissin Johanne von Treskow zu Stift Mosigkau bei Dessau. Eigentum des Vereins, Dessau 1877, S. 315 (google.de [abgerufen am 2. Dezember 2021]).
  8. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. Erster Jahrgang. Justus Perthes, Gotha Januar 1900, S. 919–920 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 2. Dezember 2021]).
  9. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Jürgen v. Flotow, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Else v. Bethmann geb. v. Werner, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Wilhelm v. Blaschek, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel/ bis 1400 nobilitiert) 1953. In: Ausschuss für adelsrechtlichen Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA – Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014. Band I, Nr. 5. C. A. Starke, 1953, ISSN 0435-2408, S. 453–456 (d-nb.info [abgerufen am 2. Dezember 2021]).
  10. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1965. In: Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA. Band VII, Nr. 34. C. A. Starke, 1965, ISSN 0435-2408, S. 410–416 (d-nb.info [abgerufen am 2. Dezember 2021]).
  11. Amalienhof Pflegezentrum GmbH Dessau: Wasserschloss Großpaschleben. Abgerufen am 9. Oktober 2019.
  12. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010
  13. Angaben zu den Ortsbürgermeistern auf der Internetseite der Einheitsgemeinde
  14. Jürgen Möller: Endkampf an der Mulde. Rockstuhl-Verlag, Bad Langensalza 2012. ISBN 978-3-86777-334-8. S. 319

Literatur

  • Hermann Wäschke: Töffchen un sein Notizbuch. Köthen: Schettler 1902 (Anhältsche Dorfgeschichten, Bd. 5)
  • Hermann Wäschke: Paschlewwer Jeschichten. 6 Bde. Köthen: Schettler 1900–1911 (Anhältsche Dorfgeschichten, Bd. 1–2, 5–8)
  • Hermann Wäschke: De Miehme Wewern ihr Wattenrock. Köthen: Schettler 1901 (Anhältsche Dorfgeschichten, Bd. 4)
  • Kurt Brandt u. Siegried Schenner: Paschlewwer Warterbuch. Dessau: Anhaltische Landesbücherei 2005 (Mitteilungen des Vereins für Anhaltische Landeskunde, Bd. 14). ISSN 1430-3647

Weblinks

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