Großeutersdorf wird als Otherestorph erstmals im Protokoll der Ingelheimer Verhandlungen vom 18. Mai 876 urkundlich erwähnt.[2]
Ein lange belegtes jüngerbronzezeitliches Brandgräberfeld vom Großeutersdorfer Kirchberg befindet sich am Fuß des Walpersberges. Ausgehend von einem Häuptlingsgrab sind über etwa 250 Jahre 8–10 Generationen hier bestattet worden. Der Bergname deutet auf ein christliches Nachfolgeheiligtum eines vorchristlichen Kultplatzes hin.[3]
Großeutersdorf war 1684–1687 von Hexenverfolgung betroffen. Ein Mann und eine Frau gerieten in Hexenprozesse. Der Ausgang ist unbekannt, da die Akten vernichtet wurden.[4]
Der Walpersberg wurde spätestens ab 1884 von der Kahlaer Porzellanindustrie zur Gewinnung von Rohstoffen ausgehöhlt. Dieses Höhlensystem wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges von der nationalsozialistischen Rüstungsindustrie unter Einsatz von Fremd- und Zwangsarbeitern zur unterirdischen Flugzeugfabrik REIMAHG ausgebaut. Ruinen des Werkes finden sich bis heute oberhalb des Ortes.[5]
Wappen
Beschreibung: „In Blau eine silberne rotbedachte Kirche mit linksstehendem mit rotem Walmdach bedeckten Turm; der silberne Schildfuß ist mit einem roten Kreuz belegt.“
Dokumentationszentrum zum Rüstungsstandort am Walpersberg
Gedenktafel auf dem Fundament des Küchengebäudes des ehemaligen Lagers 2 der Flugzeugfabrik Reichsmarschall Hermann Göring GmbH (REIMAHG); sie erinnert an die 27 Zwangsarbeiter aus Polen, die im Großeutersdorfer Forst Richtung Dienstädt begraben wurden
Ein 1974 gesetzter Gedenkstein im Forst Richtung Orlamünde erinnert an die umgekommenen Ostarbeiter des Lagers 3.[6]
↑Hessisches Staatsarchiv Marburg Urkunde RIa 876. Mai 18c
↑Michael Köhler: Heidnische Heiligtümer. Vorchristliche Kultstätten und Kultverdachtsplätze in Thüringen. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2007, ISBN 978-3-910141-85-8, S. 249.
↑Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Bd. 2). DOBU-Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-934632-03-3, S. 238 f., (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 2000).
↑Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hrsg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945. Band 8: Thüringen. VAS – Verlag für Akademische Schriften, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 211.