Großer Preis von Spanien 1954

 Großer Preis von Spanien 1954
Renndaten
9. von 9 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954
Streckenprofil
Name:XII Gran Premio de España
Datum:24. Oktober 1954
Ort:Barcelona, Spanien
Kurs:Circuit de Pedralbes
Länge:505,28 km in 80 Runden à 6,316 km

Wetter:sonnig, trocken
Pole-Position
Fahrer:Italien Alberto AscariItalien Lancia
Zeit:2:18,1 min
Schnellste Runde
Fahrer:Italien Alberto AscariItalien Lancia
Zeit:2:20,4 min
Podium
Erster:Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari
Zweiter:Italien Luigi MussoItalien Maserati
Dritter:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes

Der Große Preis von Spanien 1954 (offiziell XII Gran Premio de España) fand am 24. Oktober auf dem Circuit de Pedralbes in Barcelona statt und war das neunte und letzte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954.

Bericht

Hintergrund

Der Große Preis von Spanien fand 1954 zum zweiten Mal in der Formel-1-Geschichte nach zwei Jahren Pause wieder statt. Beim Großen Preis von Spanien 1951 gewann Juan Manuel Fangio seine erste Fahrerweltmeisterschaft. 1955 war ein weiterer Grand Prix auf dem Circuit de Pedralbes geplant, wurde aber infolge der Katastrophe von Le Mans 1955 abgesagt. Anschließend gab es nie wieder ein Formel-1-Rennen auf dieser Rennstrecke. Der nächste Große Preis von Spanien wurde erst wieder 1967 ausgetragen, nun auf dem Circuito del Jarama.

Beim Saisonfinale 1954 waren der Weltmeistertitel für Fangio und die Vizeweltmeisterschaft für seinen argentinischen Landsmann José Froilán González bereits entschieden. Lediglich Platz drei in der Fahrerwertung war noch offen zwischen dem Briten Mike Hawthorn und dem Franzosen Maurice Trintignant.

Fangio gewann in dieser Saison bereits sechs der vorherigen acht Rennen und ging somit als Favorit an den Start. In den vorausgegangenen Rennen zeigte sich die Dominanz des Mercedes-Teams, das einen Großteil der Rennen gewann, Ferrari und Maserati hielten jedoch in den vorangegangenen Rennen gut mit Mercedes mit, entschieden aber mangels Zuverlässigkeit und fehlender Höchstgeschwindigkeit ihrer Wagen keines für sich.

Der Grand Prix von Spanien brachte das lang erwartete Debüt von Lancia in der Formel 1. Der Lancia D50 unterschied sich von den anderen Formel-1-Wagen durch eine eher schlichte Form und die auffälligen Seitenkästen.

Lancia D50

Sie dienten als Treibstofftanks sowie als aerodynamisches Hilfsmittel zur konstanten Ableitung von Luft zwischen den Reifen. Lancia war das erste Team, das die Seitenkästen als aerodynamisches Hilfsmittel derart nutzte und war den Mercedes in dieser Hinsicht voraus. Der V8-Motor des Lancia D50 war im Vergleich zur Konkurrenz als tragendes Teil der Gesamtkonstruktion in den Wagen eingebaut, was dem Auto zusätzliche Stabilität verlieh.[1] Für das Team fuhren der ehemalige Weltmeister Alberto Ascari und sein italienischer Landsmann Luigi Villoresi.

Maserati ging mit fünf Fahrzeugen an den Start, Ferrari und Gordini nur noch mit jeweils zwei Wagen, Ferrari setzte keinen Wagen für González ein. Des Weiteren nahmen viele private Teams und Fahrer mit privaten Wagen am Rennen teil. Der Schweizer Ottorino Volonterio fuhr sein erstes Formel-1-Rennen, Prinz Bira und Jacques Swaters beendeten nach dem Rennen ihre Formel-1-Karrieren. Der Große Preis von Spanien 1954 war bis zum Großen Preis von Australien 2019 das letzte Rennen, an dem ein Fahrer aus Thailand (Alexander Albon) teilnahm.

Training

Das Training zum Großen Preis von Spanien 1954 wurde vom neuen Lancia-Team dominiert. Ascari fuhr im Lancia D50 mit 2:18,1 Minuten die schnellste Runde und war damit eine Sekunde schneller als der zweitplatzierte Fangio im Mercedes. Die ersten beiden Positionen der Startaufstellung hatten somit die beiden zweimaligen Weltmeister dieser Zeit inne, was ein spannendes Rennen versprach. Platz drei ging an Hawthorn im Ferrari, Platz vier an Harry Schell im privaten Maserati. Schell war der einzige Fahrer mit einem privaten Wagen, der eine gute Startposition erzielte. Alle anderen Startplätze waren von der Pole-Position bis Platz 13 von den vier Spitzenteams Lancia, Mercedes, Ferrari und Maserati belegt. Gordini enttäuschte mit Startplatz 16 von Jacques Pollet erneut. Peter Collins im Vanwall verunfallte im Training und konnte nicht am Rennen teilnehmen.

Rennen

Beim Start kamen Schell und Trintignant am besten weg und gewannen mehrere Positionen. Schell erkämpfte sich die Führung vor Hawthorn, Ascari und Trintignant und führte das erste Mal in seiner Karriere ein Rennen an. Allerdings begann er das Rennen mit nur halb gefüllten Tanks. Bereits nach einer Runde schied mit Villoresi der erste Lancia wegen Bremsproblemen aus, während Ascari im zweiten Lancia die Führung zurückeroberte. Er führte daraufhin überlegen das Feld an, schied aber bereits in Runde neun mit Kupplungsschaden aus. Schell führte nun wieder vor den beiden Ferrari-Piloten Trintignant und Hawthorn. Der Druck durch die beiden schnelleren Verfolger zwang Schell wenige Runden später in einen Fahrfehler. Schell fuhr weiter, fiel aber bis Platz vier hinter Fangio zurück. Trintignant hatte nun, ebenfalls erstmals in seiner Karriere, die Führung inne, schied allerdings nur kurze Zeit später infolge technischer Schwierigkeiten aus. Das gleiche Schicksal erlitten in dieser Phase des Rennens Stirling Moss und beide Gordini-Fahrer. Das Rennen verzeichnete eine hohe Ausfallquote, von 21 gestarteten Wagen erreichten nur 9 das Ziel. Wie in den Rennen zuvor fiel mehr als die Hälfte der Fahrer aus, und die Zuverlässigkeit war das Schlüsselkriterium bei der Entscheidung um die ersten Plätze. Eine der Ursachen für die hohe Ausfallquote waren umherfliegende Zeitungen, die die Lufteinlässe vieler Wagen verstopften.

In den letzten Rennrunden duellierten sich Hawthorn und Fangio um den Sieg. Fangio musste aber wegen ins Cockpit eindringenden Öls langsamer fahren und fiel zurück. Hawthorn siegte anschließend ungefährdet, gewann sein zweites von drei Rennen und sicherte sich den dritten Platz in der Fahrerwertung. Er verlängerte seinen Ferrari-Vertrag nach dem Rennen aber nicht und zog sich vorübergehend aus der Formel 1 zurück. Später kehrte er zurück und gewann 1958 mit Ferrari die Weltmeisterschaft.

Fangio hatte in der Schlussphase indessen mit Überhitzungsproblemen durch den Ölverlust zu kämpfen und wurde gegen Rennende noch von dem Maserati-Fahrer Luigi Musso überholt, der damit die ersten Punkte seiner Karriere holte und seine erste Podiumsplatzierung erreichte. Für Fangio war der Große Preis von Spanien 1954 das einzige Rennen seiner erfolgreichen Karriere, bei dem er auf Platz drei ins Ziel kam. Ascari fuhr die schnellste Rennrunde. Insgesamt war das Lancia-Debüt jedoch enttäuschend, da trotz überlegener Pole-Position und schnellster Rennrunde beide Fahrer relativ schnell mit Defekten ausfielen.

Die Saison endete mit einem Weltmeister Fangio, der die meisten Saisonrennen gewann, dessen Mercedes über die Saison hinweg dominierte, jedoch bei einigen Rennen von Ferrari geschlagen wurde. Fangio ist der einzige Formel-1-Weltmeister, der in einem Jahr für zwei Teams fuhr und dabei den Weltmeistertitel gewann.

Meldeliste

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Deutschland Daimler-Benz AG02Argentinien Juan Manuel FangioMercedes-Benz W 196Mercedes-Benz 2.5 L8C
04Deutschland Karl Kling
06Deutschland Hans Herrmann
Italien Maserati08Vereinigtes Konigreich Stirling MossMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
10Argentinien Roberto Mieres
12Italien Sergio Mantovani
14Italien Luigi Musso
16Spanien 1945 Chico Godia
Thailand B. Bira18Thailand Prinz BiraMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
Frankreich 1946 Ecurie Rosier20Frankreich 1946 Robert ManzonFerrari 625F1Ferrari 2.5 L4P
26Frankreich 1946 Louis RosierMaserati 250FMaserati 2.5 L6
Schweiz Emmanuel de Graffenried22Schweiz Emmanuel de Graffenried[# 1]Maserati A6GCM/Maserati 250FMaserati 2.5 L6P
Schweiz Ottorino Volonterio[# 1]
Vereinigte Staaten 48 Harry Schell24Vereinigte Staaten 48 Harry SchellMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
Vereinigtes Konigreich Owen Racing Organisation28Vereinigtes Konigreich Ken WhartonMaserati 250FMaserati 2.5 L6D
Belgien Ecurie Francorchamps30Belgien Jacques SwatersFerrari 500/Ferrari 625F1Ferrari 2.5 L4E
Italien Scuderia Lancia34Italien Alberto AscariLancia D50Lancia 2.5 V8P
36Italien Luigi Villoresi
Italien Scuderia Ferrari38Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari 553 SqualoFerrari 2.5 L4P
40Frankreich 1946 Maurice TrintignantFerrari 625F1/Ferrari 555 Supersqualo
Vereinigtes Konigreich Vandervell Products Ltd42Vereinigtes Konigreich Peter CollinsVanwall SpecialVanwall 2.4 L4P
Frankreich 1946 Equipe Gordini46Frankreich 1946 Jean BehraGordini Type 16Gordini 2.5 L6E
48Belgien Jacques Pollet

Anmerkungen

  1. a b Emmanuel de Graffenried fuhr den Maserati mit der Nummer 22 bis zur 30. Runden des Rennens. In dieser übernahm Ottorino Volonterio das Cockpit.

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Italien Alberto AscariItalien Lancia2:18,100164,65 km/h01
02Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes2:19,100163,46 km/h02
03Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari2:20,600161,72 km/h03
04Vereinigte Staaten 48 Harry SchellItalien Maserati2:20,600161,72 km/h04
05Italien Luigi VilloresiItalien Lancia2:21,000161,26 km/h05
06Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati2:21,200161,03 km/h06
07Italien Luigi MussoItalien Maserati2:21,500160,69 km/h07
08Frankreich 1946 Maurice TrintignantItalien Ferrari2:01,400186,82 km/h08
09Deutschland Hans HerrmannDeutschland Mercedes2:21,900160,24 km/h09
10Italien Sergio MantovaniItalien Maserati2:22,000160,12 km/h10
11Argentinien Roberto MieresItalien Maserati2:22,300159,79 km/h11
12Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes2:23,400158,56 km/h12
13Spanien 1945 Chico GodiaItalien Maserati2:24,200157,68 km/h13
14Vereinigtes Konigreich Ken WhartonItalien Maserati2:25,700156,06 km/h14
15Thailand Prinz BiraItalien Maserati2:26,100155,63 km/h15
16Belgien Jacques PolletFrankreich 1946 Gordini2:27,400154,26 km/h16
17Frankreich 1946 Robert ManzonItalien Ferrari2:27,500154,15 km/h17
18Frankreich 1946 Jean BehraFrankreich 1946 Gordini2:27,800153,84 km/h18
19Belgien Jacques SwatersItalien Ferrari2:28,000153,63 km/h19
20Frankreich 1946 Louis RosierItalien Maserati2:29,800151,79 km/h20
21Schweiz Emmanuel de GraffenriedItalien Maserati2:29,800151,79 km/h21

Rennen

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste Runde
01Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari803:13:52,10003
02Italien Luigi MussoItalien Maserati80+ 1:13,20007
03Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes79+ 1 Runde02
04Argentinien Roberto MieresItalien Maserati79+ 1 Runde11
05Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes79+ 1 Runde12
06Spanien 1945 Chico GodiaItalien Maserati76+ 4 Runden13
07Frankreich 1946 Louis RosierItalien Maserati74+ 6 Runden20
08Vereinigtes Konigreich Ken WhartonItalien Maserati74+ 6 Runden14
09Thailand Prinz BiraItalien Maserati68+ 12 Runden15
Italien Sergio MantovaniItalien Maserati58DNF10
Schweiz Ottorino VolonterioItalien Maserati57DNF21
Schweiz Emmanuel de Graffenried
Schweiz Ottorino Volonterio
Italien Ferrari57DNF21
Vereinigte Staaten 48 Harry SchellItalien Maserati52DNF04
Deutschland Hans HerrmannDeutschland Mercedes50DNF09
Frankreich 1946 Maurice TrintignantItalien Ferrari47DNF08
Belgien Jacques PolletFrankreich 1946 Gordini37DNF16
Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati19DNF06
Frankreich 1946 Jean BehraFrankreich 1946 Gordini16DNF18
Belgien Jacques SwatersItalien Ferrari15DNF19
Italien Alberto AscariItalien Lancia9DNF01
Frankreich 1946 Robert ManzonItalien Ferrari1DNF17
Italien Luigi VilloresiItalien Lancia1DNF05
DNSVereinigtes Konigreich Peter CollinsVereinigtes Konigreich Vanwall

WM-Stand nach dem Rennen

Die ersten fünf bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte; einen Punkt gab es für die schnellste Runde. Es zählen nur die vier besten Ergebnisse aus acht Rennen. * schließt den Punkt für die schnellste Runde ein, Zahlen in Klammern sind Streichresultate. Gleichfarbig markierte Felder weisen auf geteilte Fahrzeuge hin.

Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
01Argentinien Juan Manuel FangioMaserati/Mercedes89*8(3,14*)89*(8)(4)42(57,14)
02Argentinien José Froilán GonzálezFerrari5*(1,5)8,14*363*25,14(26,64)
03Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari1,56,14*36824,64
04Frankreich Maurice TrintignantFerrari3624217
05Deutschland Karl KlingMercedes64*212
06Vereinigte Staaten 48 Bill VukovichKurtis Kraft88
Deutschland Hans HerrmannMercedes1*438
08Italien Giuseppe FarinaFerrari66
Italien Luigi MussoMaserati66
Vereinigte Staaten 48 Jimmy BryanKuzma66
Argentinien Roberto MieresMaserati336
12Vereinigtes Konigreich Stirling MossMaserati40,14*4,14
Argentinien Onofre MarimonMaserati4,14*4,14
14Vereinigte Staaten 48 Jack McGrathKurtis-Kraft44
Italien Sergio MantovaniMaserati224
Frankreich Robert ManzonFerrari44
17Thailand Prinz BiraMaserati33
18Frankreich Elie BayolGordini22
Italien Luigi VilloresiMaserati22
Vereinigte Staaten 48 Mike NazarukKurtis-Kraft22
Italien Umberto MaglioliFerrari22
Belgien André PiletteGordini22
23Vereinigte Staaten 48 Troy RuttmanKurtis Kraft1,51,5
Vereinigte Staaten 48 Duane CarterKurtis Kraft1,51,5
25Italien Alberto AscariMaserati/Lancia0,14*1*1,14
26Vereinigte Staaten 48 Sam HanksKurtis Kraft1*1
27Frankreich Jean BehraMaserati0,14*0,14

Einzelnachweise

  1. Lancia D50. In: grandprixhistory.org, abgerufen am 16. Juli 2013.

Weblinks

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Lancia D50A, Formel-1-Rennwagen von 1954, Goodwood Festival of Speed, 2007
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