Großer Preis von Spanien 1935

Rennsieger und Europameister 1935 Rudolf Caracciola

Der X. Große Preis von Spanien fand am 22. September 1935 auf dem Circuito Lasarte bei San Sebastián statt. Als Grande Épreuve zählte er zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1935 und wurde nach den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (Rennwagen bis maximal 750 kg Leergewicht; 85 cm Mindestbreite; Renndistanz mindestens 500 km) über 30 Runden à 17,315 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 519,5 km entsprach.

Sieger wurde Rudolf Caracciola auf einem Mercedes-Benz W 25, der sich damit auch den Europameistertitel sicherte.

Rennen

Der letzte Internationalen Grand Prix der Saison 1935 war der einzige, der noch auf einem klassischen Straßenrundkurs ausgetragen wurde. Die 17 km lange Strecke von Lasarte war seit 1923 in Verwendung und dem "künstlich" angelegten Nürburgring nicht unähnlich, so dass nach Tazio Nuvolaris Erfolg auf Alfa Romeo beim Großen Preis von Deutschland und der zuletzt stark ansteigenden Form von Hans Stuck auf Auto Union ein weiterer Sieg für Mercedes-Benz keineswegs sicher schien, obwohl Rudolf Caracciola, Luigi Fagioli und Manfred von Brauchitsch die Saison ansonsten völlig dominiert hatten.

Obendrein verfügte Nuvolari nun auch in Spanien über das neue Grand-Prix-Modell Alfa Romeo Tipo C – bzw. Alfa Romeo 8C-35, wie er bald hauptsächlich genannt wurde – das im Großen Preis von Italien bereits ein durchaus vielversprechendes Debüt gezeigt hatte. Nuvolaris Teamkollege Louis Chiron, der zum ersten Mal seit seinem Unfall beim Großen Preis der Schweiz wieder ein Rennen bestritt, musste dagegen weiter mit einem der älteren Alfa Romeo Tipo B vorlieb nehmen. Bei Maserati waren dagegen nach dem Monza-Unfall weder Philippe Étancelin noch der neue Maserati V8-RI einsatzfähig waren. Mit von der Partie war dafür wieder einmal Bugatti, deren zwei Bugatti Type 59 für Jean-Pierre Wimille und Robert Benoist, die jedoch schon recht veraltet wirkten. Schließlich waren es dann die Auto-Union-Rennwagen, die mit Achille Varzi, Hans Stuck und Bernd Rosemeyer am Steuer das Geschehen klar bestimmten.

Der Sieg in der Europameisterschaft war dagegen Mercedes bereits vor dem Rennen schon nicht mehr zu nehmen und Rudolf Caracciola musste als Führender in der Wertung lediglich auf über 50 % der Renndistanz kommen, um sich den Titel vor seinem Stallgefährten Luigi Fagioli endgültig zu sichern.

Obwohl bei diesem Rennen die Startaufstellung noch nicht anhand der im Trainingszeiten bestimmt wurde, konnte das Auto-Union-Team wie zum Ausgleich vom Losglück profitieren und drei Startplätze unter den ersten fünf besetzen. Nach dem Start konnte das Trio Hans Stuck, Bernd Rosemeyer und Achille Varzi sogar mit einer Dreifachführung in die erste Runde gehen, gefolgt von Fagioli auf Mercedes-Benz und Nuvolari auf Alfa Romeo. Noch in der ersten Runde wurde Varzi aber von einem hochgeschleuderten Stein im Gesicht getroffen und musste zwecks medizinischer Versorgung die Boxen aufsuchen, wo er sein Auto für einige Runden an den Reservefahrer Paul Pietsch übergab. Diese Begebenheit hatte eine besondere Pikanterie, hatte sich Pietsch doch erst kurz zuvor von seiner Frau Ilse scheiden lassen, weil diese während der Saison eine Liaison mit dem Italiener eingegangen war.

Kurz darauf kam auch Rosemeyer zu einem Reparaturstopp herein, weil auch ihm ein Stein die Windschutzscheibe seines Rennwagens zertrümmert hatte, so dass mittlerweile Mercedes-Benz mit Fagioli und Caracciola bereits die Positionen zwei und drei belegte. Dahinter konnte sich erstaunlicherweise Wimille auf dem altertümlich anmutenden Bugatti auf Rang vier vor dem dritten Mercedes mit von Brauchitsch im Cockpit behaupten, während die Hoffnungen bei Alfa Romeo mit dem Ausfall Nuvolaris in der achten Runde praktisch schon zum Erliegen gekommen waren.

Und noch war die Auto-Union-Misere auch nicht beendet, denn ab der zehnten Runde verlor Stuck zusehends an Boden auf seine beiden Verfolger, die in der Zwischenzeit die Positionen getauscht hatten. Noch vor den zur Halbzeit des Rennens fälligen Boxenstopps musste er mit Kupplungsdefekt ganz die Segel streichen, so dass das Rennen damit praktisch entschieden war. Trotz seines sensationellen dritten Platzes war Wimille mit über einer Minute Rückstand keine wirklich ernsthafte Bedrohung für die beiden Silberpfeile an der Spitze und schließlich musste er sich in der 21. Runde doch noch dem Angriff von Brauchitschs beugen, so dass Mercedes am Ende sogar zu einem Dreifacherfolg kam.

Ergebnisse

Meldeliste

TeamNr.FahrerInfoChassisMotorReifen
Dritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti02Dritte Französische Republik Jean-Pierre WimilleBugatti T59Bugatti 3.3L I8 KompressorM
12Dritte Französische Republik Robert Benoist
12Italien 1861 Piero TaruffiDNSa
Deutsches Reich NS Auto Union AG04Deutsches Reich NS Bernd RosemeyerAuto Union BAuto Union 5.0L V16 KompressorC
06Italien 1861 Achille Varzib
10Deutsches Reich NS Hans Stuck
18Deutsches Reich NS Paul PietschDNS
Deutsches Reich NS Daimler-Benz AG08Italien 1861 Luigi FagioliMercedes-Benz W 25BMercedes-Benz M 25 B 4.0L I8 KompressorC
22Deutsches Reich NS Manfred von Brauchitsch
26Deutsches Reich NS Rudolf Caracciola
Italien 1861 Scuderia Subalpina14Italien 1861 Eugenio SienaMaserati 6C-34Maserati 3.7L I6 Kompressor
24Dritte Französische Republik Marcel Lehoux
Italien 1861 Scuderia Ferrari16Italien 1861 Tazio NuvolariAlfa Romeo 8C-35Alfa Romeo 3.8L I8 KompressorE
20Monaco Louis ChironAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 3.2L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik René DreyfusRES
Dritte Französische Republik Raymond Sommer28Dritte Französische Republik Raymond SommerAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 3.2L I8 KompressorM
Spanien Zweite Republik Genaro Léoz-Abad30Spanien Zweite Republik Genaro Léoz-AbadBugatti T51Bugatti 2.3L I8 Kompressor
a 
Taruffi war ursprünglich als Fahrer gemeldet, Benoist als Reserve. Zum Rennen tauschten beide dann aber die Rollen.
b 
Während des Rennens vorübergehend von Pietsch abgelöst.

Startaufstellung

Die Startpositionen wurden nicht anhand der Trainingszeiten vergeben, sondern ausgelost.

Dritte Französische Republik WimilleNS-Staat RosemeyerItalien 1861 Varzi
Italien 1861 FagioliNS-Staat Stuck
Dritte Französische Republik BenoistItalien 1861 SienaItalien 1861 Nuvolari
NS-Staat (Pietsch)aMonaco Chiron
NS-Staat von BrauchitschDritte Französische Republik LehouxNS-Staat Caracciola
Dritte Französische Republik SommerSpanien Zweite Republik Léoz-Abad
a 
Nicht angetreten.

Rennergebnis

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrundEM-Punkte
01Deutsches Reich NS Rudolf CaracciolaDeutsches Reich NS Mercedes-Benz303:09:59,400136:09,3001
02Italien 1861 Luigi FagioliDeutsches Reich NS Mercedes-Benz30+ 43,00046:09,0002
03Deutsches Reich NS Manfred von BrauchitschDeutsches Reich NS Mercedes-Benz30+ 2:14,600116:10,3003
04Dritte Französische Republik Jean-Pierre WimilleDritte Französische Republik Bugatti30+ 2:55,40016:12,6004
05Deutsches Reich NS Bernd RosemeyerDeutsches Reich NS Auto Union30+ 5:51,60026:06,7004
06Dritte Französische Republik Robert BenoistDritte Französische Republik Bugatti29+ 1 Runde66:36,8004
Monaco Louis ChironItalien 1861 Alfa Romeo27DNF10Motorschaden4
07Dritte Französische Republik Raymond SommerItalien 1861 Alfa Romeo27+ 3 Runden147:09,0004
Dritte Französische Republik Marcel LehouxItalien 1861 Maserati25DNF126:35,000Mechanik4
Italien 1861 Achille Varzi
Deutsches Reich NS Paul Pietsch
Deutsches Reich NS Auto Union23DNF35:58,600Kraftübertragung4 / -
Spanien Zweite Republik Genaro Léoz-AbadDritte Französische Republik Bugatti21DNF15freiwillige Aufgabe wegen zu langsamer Fahrweise5
Deutsches Reich NS Hans StuckDeutsches Reich NS Auto Union13DNF56:11,100gebrochene Kupplungsscheibe6
Italien 1861 Tazio NuvolariItalien 1861 Alfa Romeo7DNF86:32,500Aufhängungsschaden6
Italien 1861 Eugenio SienaItalien 1861 Maserati1DNF77:06,000Federbruch7
Deutsches Reich NS Paul PietschDeutsches Reich NS Auto UnionDNS98

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Flagge des Königreich Italiens (1861-1946) In einem staatlichem oder militärischem Kontext ist die Version mit der Krone zu verwenden.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
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