Großer Preis von Spanien 1934

Rennsieger Luigi Fagioli

Der IX. Große Preis von Spanien fand am 23. September 1934 auf dem Circuito Lasarte bei San Sebastián statt. Das Rennen zählte zur Kategorie der Grandes Épreuves und wurde nach den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (Rennwagen bis maximal 750 kg Leergewicht; 85 cm Mindestbreite; Renndistanz mindestens 500 km) über 30 Runden à 17,315 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 519,5 km entsprach.

Sieger wurde Luigi Fagioli auf einem Mercedes-Benz W 25.

Rennen

Obwohl zwischen dem Rennen in Spanien und dem nachfolgenden Großen Preis der Tschechoslowakei auf dem Masaryk-Ring bei Brünn eine Zeitspanne von nur einer Woche lag, waren bei diesem letzten Grande Épreuve der Saison die Teams aller fünf Grand-Prix-Hersteller vertreten. Vor allem Bugatti zeigte nach zuletzt beschämenden Auftritten hier klare Entschlossenheit und hatte den bereits etwas altmodisch wirkenden Rennwagen Bugatti Type 59 endlich einmal eine gründliche technische Feinabstimmung angedeihen lassen. Dazu war man sogar mit einem vierköpfigen Fahrerteam angereist, dem neben den Stammfahrern René Dreyfus, Jean-Pierre Wimille und Antonio Brivio nach längerer Unterbrechung auch wieder der italienische Spitzenpilot Tazio Nuvolari angehörte.

Obwohl das Quartett im Training überraschend gute Zeiten erzielte, waren nach den Ergebnissen der letzten Rennen dennoch die beiden deutschen Teams klar in der Favoritenrolle und schickten je zwei Wagen für Luigi Fagioli und Rudolf Caracciola (Mercedes-Benz W 25) sowie Hans Stuck und Hermann zu Leiningen (Auto Union Typ A[1]) ins Rennen. Außenseiterchancen besaßen daneben auch die beiden Fahrer der Scuderia Ferrari, Achille Varzi und Louis Chiron mit ihren offiziell vom Werk zur Verfügung gestellten Alfa Romeo Tipo B, während Maserati nur mit Privatfahrern vertreten war. Ganz besonderes Pech widerfuhr außerdem dem norwegischen Fahrer Eugen Bjørnstad, der mit seinem alten Alfa Romeo Typ „Monza“ ganze 2500 km Anreiseweg zurückgelegt hatte, um dann wegen Überschreitung des Maximalgewichts keine Starterlaubnis zu bekommen.

Wie schon bei den letzten Rennen zuvor kam Stuck mit seinem heckgetriebenen Auto-Union-Rennwagen vom Start am besten davon. Seine Führung währte aber dieses Mal nur drei Runden, bevor er sein Auto mit gerissener Ölleitung auf der Strecke abstellen musste. An seine Stelle rückte dann Caracciola auf Mercedes-Benz, hinter dem sich der erstaunlich schnelle Wimille vor dem zweiten Mercedes von Fagioli auf dem zweiten Rang behaupten konnte, obwohl sein immer noch zweisitzig ausgelegter und mit Seilzugbremsen versehener Bugatti zwischen den deutschen Silberpfeilen wie ein Relikt aus den 1920er Jahren wirkte. Wenig später kam sogar auch noch Nuvolari mit seinem Bugatti für einige Runden an Fagioli vorbei, bis zur zwölften Runde konnte sich der Mercedes-Fahrer dann jedoch auf die zweite Position nach vorne arbeiten.

Kurz nach Halbzeit des Rennens hatte der Italiener in Mercedes-Diensten schließlich den Rückstand auf seinen Stallgefährten an der Spitze aufgeholt und konnte ihn in der 18. Runde die Führung übernehmen. Caracciola, der immer noch unter den körperlichen Spätfolgen seines Unfalls von Monaco in 1933 litt, gab sich mit seiner zweiten Position im Anschluss zufrieden, so dass es Fagioli nun ruhiger angehen lassen konnte. Als Wimille mit dem bis dahin bestplatzierten Bugatti auf Rang drei für eine längere Reparatur die Boxen aufsuchen musste, war der Mercedes-Doppelsieg damit gesichert. Dennoch war Nuvolaris dritter Platz mit nur etwas mehr als einer Minute Rückstand auf den Sieger für Bugatti am Ende eine beachtliche Leistung.

Das Abschneiden von Alfa Romeo war dagegen enttäuschend. Chiron, der zwischenzeitlich auf Varzis Auto gewechselt hatte, wurde am Ende sogar noch von Stuck vom vierten Platz verdrängt, der seinerseits nach seinem frühen Ausfall ein Taxi genommen hatte, um zur Box zurückzukehren, wo er das Rennen dann mit dem Auto von zu Leiningen, allerdings mit schon erheblichem Rückstand, wieder aufnehmen konnte.

Ergebnisse

Meldeliste

TeamNr.FahrerInfoChassisMotorReifen
NS-Staat Daimler-Benz AG02NS-Staat Rudolf CaracciolaMercedes-Benz W 25Mercedes-Benz M 25 A 3.4L I8 KompressoraC
18Italien 1861 Luigi Fagioli
NS-Staat Ernst Jakob HenneRESbMercedes-Benz W 25AMercedes-Benz M 25 A/B 3.7L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti04Dritte Französische Republik Jean-Pierre WimilleBugatti T59Bugatti 3.3L I8 KompressorM
12Italien 1861 Tazio Nuvolaric
14Dritte Französische Republik René Dreyfus
28Italien 1861 Antonio Brivio
NS-Staat Auto Union AG06NS-Staat Hans StuckAuto Union AAuto Union 4.4L V16 KompressorC
22NS-Staat Hermann zu Leiningend
22NS-Staat August MombergerDNSe
Italien 1861 Scuderia Ferrari08Italien 1861 Achille VarzifAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 2.9L I8 KompressorE
16Monaco Louis Chirong
Italien 1861 Carlo Felice TrossiRES
Italien 1861 Gianfranco ComottiRES
Italien 1861 Luigi Soffietti10Italien 1861 Luigi SoffiettiMaserati 8CMMaserati 3.0L I8 Kompressor
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Whitney Straight Ltd.20Dritte Französische Republik Marcel LehouxMaserati 8CMMaserati 3.0L I8 Kompressor
20Vereinigtes Konigreich Whitney StraightDNSh
Dritte Französische Republik Ecurie Braillard24Dritte Französische Republik Robert BrunetMaserati 8CMMaserati 3.0L I8 Kompressor
26Dritte Französische Republik Benoît Falchetto
Norwegen Eugen Bjørnstad30Norwegen Eugen BjørnstadEXCiAlfa Romeo MonzaAlfa Romeo 2.3L I8 KompressorGD
a 
Aus den verfügbaren Quellen geht nicht eindeutig hervor, ob die regulären 3,4-Liter-Motoren oder die 3,7-Liter-Übergangsmodelle eingesetzt wurden.
b 
Auto nur im Training eingesetzt; nicht offiziell zum Rennen gemeldet.
c 
Nuvolari bekam im Training Gelegenheit, für einige Proberunden einen Auto-Union-Rennwagen zu testen.
d 
Ursprünglich als Reservefahrer gemeldet, aber als Ersatz für Momberger gestartet; während des Rennens Auto an Stuck übergeben.
e 
Ursprünglich als Fahrer des Autos gemeldet, aber aus gesundheitlichen Gründen zugunsten von zu Leiningen auf die Teilnahme am Rennen verzichtet.
f 
Während des Rennens Auto an Chiron übergeben.
g 
Während des Rennens Auto an Comotti übergeben.
h 
Straight stellte das Auto Lehoux zur Verfügung, der die Scuderia Ferrari verlassen hatte.
i 
Auto in der technischen Abnahme zu schwer, daher nicht zum Rennen zugelassen.

Startaufstellung

Die Startpositionen wurden nicht anhand der Trainingszeiten vergeben, sondern ausgelost.

NS-Staat CaracciolaDritte Französische Republik WimilleNS-Staat Stuck
Italien 1861 VarziItalien 1861 Soffietti
Italien 1861 NuvolariDritte Französische Republik DreyfusMonaco Chiron
Italien 1861 FagioliDritte Französische Republik Lehoux
NS-Staat zu LeiningenDritte Französische Republik BrunetDritte Französische Republik Falchetto
Italien 1861 Brivio

Rennergebnis

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrund
01Italien 1861 Luigi FagioliNS-Staat Mercedes-Benz303:19:41,6009
02NS-Staat Rudolf CaracciolaNS-Staat Mercedes-Benz30+ 42,8001
03Italien 1861 Tazio NuvolariDritte Französische Republik Bugatti30+ 1:07,4006
04NS-Staat Hermann zu Leiningen
NS-Staat Hans Stuck
NS-Staat Auto Union30+ 1:22,40011
05Italien 1861 Achille Varzi
Monaco Louis Chiron
Italien 1861 Alfa Romeo30+ 2:08,5004
06Dritte Französische Republik Jean-Pierre WimilleDritte Französische Republik Bugatti30+ 6:41,2002
07Dritte Französische Republik René DreyfusDritte Französische Republik Bugatti29+ 1 Runde7
08Dritte Französische Republik Marcel LehouxItalien 1861 Maserati29+ 1 Runde10
09Monaco Louis Chiron
Italien 1861 Gianfranco Comotti
Italien 1861 Alfa Romeo28+ 2 Runden8
10Italien 1861 Luigi SoffiettiItalien 1861 Maserati27+ 3 Runden5
11Italien 1861 Antonio BrivioDritte Französische Republik Bugatti27+ 3 Runden14
Dritte Französische Republik Robert BrunetItalien 1861 Maserati22DNF12Unfall
Dritte Französische Republik Benoît FalchettoItalien 1861 Maserati19DNF13Kupplungsschaden
NS-Staat Hans StuckNS-Staat Auto Union3DNF36:20,000defekte Ölpumpe

Weblinks

Commons: Großer Preis von Spanien 1934 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. die Typenbezeichnung der Auto-Union-Rennwagen wurde von Fachautoren erst nachträglich zur Unterscheidung der einzelnen Modelle eingeführt

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Luigi Fagioli, vainqueur du Grand Prix d'Espagne en 1934 à Lasarte, Saint-Sébastien, sur Mercedes-Benz W25.
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