Großer Preis von Monaco 1955

 Großer Preis von Monaco 1955
Renndaten
2. von 7 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1955
Streckenprofil
Name:XIII Grand Prix Automobile de Monaco
Datum:22. Mai 1955
Ort:Monte Carlo, Monaco
Kurs:Circuit de Monaco
Länge:318,1 km in 100 Runden à 3,181 km

Wetter:sonnig, trocken
Pole-Position
Fahrer:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zeit:1:41,1 min
Schnellste Runde
Fahrer:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zeit:1:42,4 min
Podium
Erster:Frankreich 1946 Maurice TrintignantItalien Ferrari
Zweiter:Italien Eugenio CastellottiItalien Lancia
Dritter:Frankreich 1946 Jean Behra
Italien Cesare Perdisa
Italien Maserati

Der Große Preis von Monaco 1955 fand am 22. Mai 1955 auf dem Circuit de Monaco bei Monte Carlo statt und war das zweite Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1955. Der Grand Prix hatte auch den FIA-Ehrentitel Großer Preis von Europa.

Berichte

Hintergrund

Der Große Preis von Monaco 1950 war von einer Massenkarambolage überschattet worden, die eine langjährige Pause des Rennens zur Folge hatte. Der Große Preis von Monaco 1955 fand erst nach fünf Jahren Pause wieder statt; ohne Unterbrechung war das Monaco-Rennen seitdem bis einschließlich 2019 ein fester Bestandteil des Formel-1-Rennkalenders, bevor 2020 im Zuge der COVID-19-Pandemie der Große Preis von Monaco erstmals wieder aus dem Rennkalender gestrichen wurde.[1]

Juan Manuel Fangio, der den ersten Monaco-Grand-Prix 1950 und das erste Saisonrennen in Argentinien gewann, zählte als Favorit für den Rennsieg. Sein Teamkollege bei Mercedes, Karl Kling, pausierte ein Rennen. Ferrari trat mit fünf Wagen an, neben den Stammpiloten Giuseppe Farina und Maurice Trintignant fuhren Harry Schell, Piero Taruffi und Paul Frère. Maserati setzte in Monaco auf seine drei Stammpiloten Jean Behra, Roberto Mieres und Luigi Musso. Ein vierter Wagen kam für Cesare Perdisa zum Einsatz, der sein Formel-1-Debütrennen bestritt. Lancia behielt die Fahrerpaarung des ersten Saisonrennens und stellte einen vierten Wagen für Louis Chiron bereit. Der Monegasse war am Renntag 55 Jahre und 292 Tage alt und damit der älteste Fahrer, der je an einem Formel-1-Rennen teilnahm. Es war gleichzeitig sein letztes Rennen. Beim Großen Preis von Monaco 1958 versuchte er sich zu qualifizieren, was ihm jedoch nicht gelang.

Mike Hawthorn kehrte zur Formel 1 zurück und fuhr für Vanwall mit dem neuen Vanwall VW 55. Auch Gordini brachte mit dem Gordini Type 32 für Robert Manzon einen neuen Wagen.

Gordini T32 (vorne)

Außerdem nahmen vier Fahrer in privaten Wagen am Rennen teil. Der Formel-1-Weltmeister 1952 und 1953, Alberto Ascari starb vier Tage nach dem Monaco-Grand-Prix bei Testfahrten in Monza. Lancia stieg daraufhin nach nur drei Rennen aus der Formel 1 aus und verkaufte seine Wagen an Ferrari. 1956 wurde Ferrari mit der Technologie dieser Wagen Weltmeister, im Ferrari D50.

Training

Das Training war bestimmt vom Kampf zwischen Mercedes und Lancia um die Pole-Position. Fangio fuhr am Freitag eine Zeit von 1:41,1 Minuten. Damit brach er den Streckenrekord von 1937, als Rudolf Caracciola, ebenfalls mit einem Mercedes, 1:46,5 Minuten fuhr. Am Samstag fuhr Ascari die gleiche Rundenzeit wie Fangio, allerdings einen Tag später, sodass Fangio als Schnellster gewertet wurde, Ascari auf Startposition zwei. Eine Zehntelsekunde dahinter lag Stirling Moss im zweiten Mercedes, von Platz vier startete der zweite Lancia von Castellotti. Maserati konnte sich mit Jean Behra und Roberto Mieres auf den Plätzen fünf und sechs positionieren. Für Ferrari lief das Training enttäuschend. Trintignant erreichte mit drei Sekunden Rückstand auf Fangio nur Platz neun, Farina startete von 14, Hawthorn ging von Platz zwölf für Vanwall ins Rennen, der beste Startplatz für einen Gordini-Fahrer war Position 13 von Robert Manzon. Das Training wurde von einem schweren Unfall von Mercedesfahrer Hans Herrmann überschattet, der in eine Begrenzungsmauer beim Hafen fuhr. Durch die dabei erlittenen Verletzungen fiel er den Rest der Saison aus und kehrte erst 1957 in die Formel 1 zurück. Mercedes verpflichtete als Ersatz für Herrmann den Ecurie-Rosier-Fahrer André Simon für das Rennen. Lance Macklin und Ted Whiteaway fuhren im Training mit privaten Wagen, qualifizierten sich jedoch nicht, da das Fahrerfeld aus Sicherheitsgründen auf 20 Wagen beschränkt war. Für Whiteaway war es der einzige Versuch, sich für ein Formel-1-Rennen zu qualifizieren.

Rennen

Beim Start gingen die beiden Mercedes-Fahrer Fangio und Moss in Führung und duellierten sich in den ersten Rennrunden mit Behra auf Maserati, dem jedoch nach einigen Runden das Tempo der Mercedes zu schnell war, sodass eine Lücke zu den Führenden entstand. In Runde sieben und acht schieden mit Rosier und Musso die ersten beiden Maseratifahrer infolge technischer Defekte aus. Fangio und Moss bauten unterdessen den Vorsprung auf die Konkurrenz weiter aus und dominierten das Rennen. Nach 22 Runden begann eine größere Serie von Ausfällen, die das Rennergebnis stark beeinflusste. Hawthorn stellte seinen Vanwall mit Problemen am Gaspedal ab, zwei Runden später erlitt Simons Mercedes einen Motorschaden, in Runde 38 gab Manzon im Gordini das Rennen mit einem Getriebeschaden auf. In Runde 42 platzte Behra auf Platz drei liegend ein Reifen. Als Reaktion darauf entschied sich Maserati, Behra und Perdisa die Wagen tauschen zu lassen. Wenige Runden später schied Fangio mit Getriebeschaden aus, die Führung übernahm sein Teamkollege Moss.[2] Mit ähnlichen Defekten schieden in den folgenden Runden auch der zweite Gordini mit Élie Bayol sowie ein weiterer Maserati mit Mieres aus. Moss war zu diesem Zeitpunkt des Rennens klar in Führung und ein weiterer überlegener Mercedes-Sieg schien sicher. Allerdings erlitt der Wagen einen Motorschaden, der Ascari in Führung brachte. Ascari verschätzte sich in einer Schikane, touchierte die Streckenbegrenzung und flog mit seinem Wagen ins Hafenbecken. Er konnte sich aus dem sinkenden Wagen befreien, schwamm an Land und wurde von einem Matrosen des Reeders Onassis aus dem kalten Wasser gerettet. Der Weltmeister von 1952 und 1953 brach sich bei diesem Unfall das Nasenbein und zog sich einige Prellungen zu; vier Tage später starb er bei einem Unfall in einem Sportwagen. 1965, zehn Jahre nach Ascaris Unfall, stürzte auch Paul Hawkins ins Hafenbecken von Monaco, blieb jedoch unverletzt. Diese beiden Vorfälle waren die einzigen der Formel-1-Geschichte, bei denen ein Wagen ins Meer stürzte. Moss fuhr mit dem Motorschaden noch wenige Meter und stellte seinen Wagen ab, wurde jedoch als Neunter gewertet. Trintignant übernahm mit dem für das Wochenende unterlegenen Ferrari die Führung und gewann sein erstes von zwei Rennen. Ferrari profitierte von der Zuverlässigkeit seiner Wagen im Vergleich zur Konkurrenz. Lediglich der Ferrari-Pilot Schell fiel in Runde 67 mit einem Motorschaden aus. Trintignant war somit der erste französische Formel-1-Sieger und es war für den Reifenhersteller Englebert der erste Rennsieg, für Ferrari und Trintignant der einzige Grand Prix Erfolg 1955. Eugenio Castellotti fuhr im Lancia auf Platz zwei mit 20 Sekunden Rückstand auf Trintignant und sicherte sich den ersten und einzigen Podestplatz für das Team Lancia in seinem letzten Grand Prix. Das Podium wurde vom Formel-1-Debütanten Cesare Perdisa komplettiert, der den Maserati von Behra im Rennen übernommen hatte. Weitere Punkte für Platz vier und fünf erhielten Farina im zweiten Ferrari und Luigi Villoresi im zweiten Lancia.

Fangio erhielt für die schnellste Rennrunde einen Punkt, verlor jedoch die Führung in der Fahrerwertung an Trintignant. Somit führte das erste Mal in der Geschichte der Formel 1 ein Franzose in der Gesamtwertung. Mit Platz zwei im Rennen, rückte Castellotti auf Platz vier vor, Farina lag nach zwei von sieben Rennen auf Position drei.

Meldeliste

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Deutschland Daimler-Benz AG02Argentinien Juan Manuel FangioMercedes-Benz W 196Mercedes-Benz 2.5 L8C
04Deutschland Hans Herrmann[# 1]
04Frankreich 1946 André Simon
06Vereinigtes Konigreich Stirling Moss
Frankreich 1946 Equipe Gordini08Frankreich 1946 Robert ManzonGordini Type 16/Gordini Type 32Gordini 2.5 L6/Gordini 2.5 L8E
10Belgien Jacques PolletGordini Type 16Gordini 2.0 L6
12Frankreich 1946 Élie BayolGordini Type 16Gordini 2.5 L6
Frankreich 1946 Ecurie Rosier14Frankreich 1946 Louis RosierMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
16Frankreich 1946 André Simon
Vereinigtes Konigreich Vandervell Products Ltd18Vereinigtes Konigreich Mike HawthornVanwall VW 55Vanwall 2.5 L6P
Vereinigtes Konigreich Stirling Moss Ltd.22Vereinigtes Konigreich Lance MacklinMaserati 250FMaserati 2.5 L6D
Vereinigtes Konigreich EN Whiteaway24Vereinigtes Konigreich Ted WhiteawayHWM 53Alta 2.5 L4D
Italien Scuderia Lancia26Italien Alberto AscariLancia D50Lancia 2.5 V8P
28Italien Luigi Villoresi
30Italien Eugenio Castellotti
32Monaco Louis Chiron
Italien Officine Alfieri Maserati34Frankreich 1946 Jean Behra[# 2]Maserati 250FMaserati 2.5 L6E
34Italien Cesare Perdisa
36Argentinien Roberto MieresP
38Italien Luigi Musso
40Italien Cesare Perdisa[# 3]
40Frankreich 1946 Jean Behra
Italien Scuderia Ferrari42Italien Giuseppe FarinaFerrari 625F1Ferrari 2.5 L4E
44Frankreich 1946 Maurice TrintignantFerrari 625F1/Ferrari 555 Supersqualo
46Vereinigte Staaten 48 Harry SchellFerrari 555 Supersqualo
48Italien Piero Taruffi[# 4]
48Belgien Paul Frère

Anmerkungen

  1. Hans Herrmann verletzte sich im Training schwer und konnte nicht am Rennen teilnehmen. André Simon ersetzte ihn.
  2. Jean Behra fuhr den Wagen 42 Runden, Cesare Perdisa 57 Runden.
  3. Cesare Perdisa fuhr den Wagen 40 Runden, Jean Behra 46 Runden.
  4. Piero Taruffi bestritt das Training, im Rennen fuhr er 50 Runden, Paul Frère fuhr 36 Runden.

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes1:41,1113,27 km/h01
02Italien Alberto AscariItalien Lancia1:41,1113,27 km/h02
03Vereinigtes Konigreich Stirling MossDeutschland Mercedes1:41,2113,16 km/h03
04Italien Eugenio CastellottiItalien Lancia1:42,0112,27 km/h04
05Frankreich 1946 Jean BehraItalien Maserati1:42,6111,61 km/h05
06Argentinien Roberto MieresItalien Maserati1:43,7110,43 km/h06
07Italien Luigi VilloresiItalien Lancia1:43,7110,43 km/h07
08Italien Luigi MussoItalien Maserati1:44,3109,79 km/h08
09Frankreich 1946 Maurice TrintignantItalien Ferrari1:44,4109,69 km/h09
10Frankreich 1946 André SimonDeutschland Mercedes1:45,5108,55 km/h10
11Italien Cesare PerdisaItalien Maserati1:45,6108,44 km/h11
12Vereinigtes Konigreich Mike HawthornVereinigtes Konigreich Vanwall1:45,6108,44 km/h12
13Frankreich 1946 Robert ManzonFrankreich 1946 Gordini1:46,0108,03 km/h13
14Italien Giuseppe FarinaItalien Ferrari1:46,0108,03 km/h14
15Italien Piero TaruffiItalien Ferrari1:46,0108,03 km/h15
16Frankreich 1946 Élie BayolFrankreich 1946 Gordini1:46,5107,53 km/h16
17Frankreich 1946 Louis RosierItalien Maserati1:46,7107,33 km/h17
18Vereinigte Staaten 48 Harry SchellItalien Ferrari1:46,8107,22 km/h18
19Monaco Louis ChironItalien Lancia1:47,3106,73 km/h19
20Belgien Jacques PolletFrankreich 1946 Gordini1:49,4104,68 km/h20
21Vereinigtes Konigreich Lance MacklinItalien Maserati1:49,4104,68 km/hDNQ
22Vereinigtes Konigreich Ted WhiteawayVereinigtes Konigreich HWM1:57,297,71 km/hDNQ

Rennen

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrund
01Frankreich 1946 Maurice TrintignantItalien Ferrari1002:58:09,809
02Italien Eugenio CastellottiItalien Lancia100+ 20,204
03Frankreich 1946 Jean Behra
Italien Cesare Perdisa
Italien Maserati99+ 1 Runde05
04Italien Giuseppe FarinaItalien Ferrari99+ 1 Runde14
05Italien Luigi VilloresiItalien Lancia99+ 1 Runde07
06Monaco Louis ChironItalien Lancia95+ 5 Runden19
07Belgien Jacques PolletFrankreich 1946 Gordini91+ 9 Runden20
08Italien Piero Taruffi
Belgien Paul Frère
Italien Ferrari86+ 14 Runden15
09Vereinigtes Konigreich Stirling MossDeutschland Mercedes81DNF03Motorschaden
Italien Cesare Perdisa
Frankreich 1946 Jean Behra
Italien Maserati86DNF11Dreher
Italien Alberto AscariItalien Lancia80DNF02Unfall
Vereinigte Staaten 48 Harry SchellItalien Ferrari67DNF18Motorschaden
Argentinien Roberto MieresItalien Maserati64DNF06Kraftübertragung
Frankreich 1946 Élie BayolFrankreich 1946 Gordini63DNF16Kraftübertragung
Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes49DNF01Kraftübertragung
Frankreich 1946 Robert ManzonFrankreich 1946 Gordini38DNF13Getriebe
Frankreich 1946 André SimonDeutschland Mercedes24DNF10Motorschaden
Vereinigtes Konigreich Mike HawthornVereinigtes Konigreich Vanwall22DNF12Gaspedal
Frankreich 1946 Louis RosierItalien Maserati08DNF17Kraftstoffverlust
Italien Luigi MussoItalien Maserati07DNF08Kraftübertragung
Deutschland Hans HerrmannDeutschland Mercedes00DNSTrainingsunfall

WM-Stand nach dem Rennen

1955 erfolgte die Punktevergabe nach folgendem Schema:

Platz 1Platz 2Platz 3Platz 4Platz 5Schnellste Runde
864321
  • Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus sieben Rennen. Streichresultate sind in Klammern gesetzt.
  • Die mit * gekennzeichneten Zahlen schließen den Punkt für die schnellste Runde ein.
  • gleichfarbig markierte Felder weisen auf geteilte Fahrzeuge hin.
Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
1.Frankreich Maurice TrintignantFerrari3,3811,3
2.Argentinien Juan Manuel FangioMercedes9*1*10
3.Italien Giuseppe FarinaFerrari3,336,3
4.Italien Eugenio CastellottiLancia66
5.Argentinien Roberto MieresMaserati22
Argentinien José Froilán GonzálezFerrari22
Frankreich Jean BehraMaserati22
Italien Cesare PerdisaMaserati22
Italien Luigi VilloresiLancia22
10.Italien Umberto MaglioliFerrari1,31,3
11.Vereinigtes Konigreich Stirling MossMercedes11
Deutschland Karl Kling (Rennfahrer)Mercedes11
Deutschland Hans HerrmannMercedes11

Einzelnachweise

  1. Maria Reyer: Formel-1-LivetickerDas ganze Statement zur Monaco-Absage! In: motorsport-total.com. 19. März 2020, abgerufen am 20. März 2020.
  2. „GP Stories – Die Rennen des Jahres 1955“ (www.motorsport-magazin.com am 16. Juli 2013)

Weblinks

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Gordini Monoplace GP Type 16 im Musée National de l'Automobile (Mulhouse)
Monte Carlo 1950.png
Layout of the Mote Carlo circuit (1950).