Großer Preis von Monaco 1935

Rennsieger Luigi Fagioli im Mercedes-Benz W 25 in der Bahnhofskurve
Start zum Großen Preis von Monaco

Der VII. Große Preis von Monaco (VII Grand Prix de Monaco) fand am 22. April 1935 auf dem Circuit de Monaco in Monaco statt. Als Grande Épreuve zählte das Rennen zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1935, wurde aber abweichend zu den Bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (Rennwagen bis maximal 750 kg Leergewicht; 85 cm Mindestbreite; Renndistanz mindestens 500 km) aufgrund einer Ausnahmegenehmigung lediglich über die traditionelle Distanz von 100 Runden à 3,180 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 318,0 km entsprach.

Sieger wurde Luigi Fagioli auf einem Mercedes-Benz W 25.

Rennen

Mittlerweile bildete der Große Preis von Monaco alljährlich den Auftakt zur eigentlichen Grand-Prix-Saison und ebenfalls üblich bekam der veranstaltende Automobile Club de Monaco eine Ausnahmegenehmigung, die eigentlich für Grandes Épreuves vorgegebene Mindestdistanz zu unterschreiten, um Fahrer, Wagen und Zuschauer auf dem verwinkelten und langsamen Stadtkurs nicht über Gebühr zu belasten. Die einzige Änderung gegenüber dem Vorjahr war die Verlegung der Schikane etwas weiter weg vom Tunnelausgang, wodurch die Fahrer pro Runde etwas mehr Zeit bekamen, sich auf die Kurvenkombination einzustellen.

Auch bezüglich des Ausschreibungsmodus blieb alles beim Alten, an dem prestigeträchtigen Rennen durfte weiterhin nur teilnehmen, wer vom Veranstalter eingeladen wurde. In diesem Jahr blieben jedoch zwei der fünf Werksmannschaften dem Rennen fern. Bei Bugatti war dies angesichts des steten Niedergangs nicht allzu überraschend, aber auch bei der Auto Union hielt man die ungewöhnlichen Rennwagen mit ihrem Heckmotor und verhältnismäßig langem Radstand für diese Art Rennstrecke von vorneherein für ungeeignet. Trotz einer vom Nationalsozialistischen Regime ausgelobten stattlichen Siegesprämie vertraten somit lediglich die drei Rennwagen der Daimler-Benz AG mit Rudolf Caracciola, Luigi Fagioli und Manfred von Brauchitsch am Steuer die deutschen Rennfarben, die nach den zuletzt in 1934 errungenen Erfolgen auch klar favorisiert waren, zumal die Motoren über den Winter noch einmal eine deutliche Hubraumvergrößerung auf 4,0 Liter erfahren hatten.

Dennoch war beileibe noch nicht von vorneherein klar, ob die Silberpfeile von Mercedes auf dieser für sie neuen und ungewohnten Strecke ihre Überlegenheit tatsächlich würden ausspielen können, zumal ihre größten Widersacher, die werksseitig zur Verfügung gestellten Alfa Romeo Tipo B der Scuderia Ferrari zum Teil ebenfalls mit vergrößerten Motoren und/oder Verbesserungen am Fahrwerk nachgerüstet worden waren. Mit Tazio Nuvolari, Louis Chiron, René Dreyfus und Antonio Brivio war das italienische Team auch auf der Fahrerseite zumindest ebenbürtig besetzt.

Der Rest des Feldes war zusammengesetzt aus nicht weniger als sechs mehr oder weniger privat eingesetzter Maserati-Rennwagen, unter denen die beiden Maserati 6C-34-Interimsmodelle von Philippe Étancelin und dem noch recht unerfahrenen Giuseppe Farina noch die konkurrenzfähigsten waren, dem privat eingesetzten älteren Alfa Romeo Tipo B von Raymond Sommer und dem einsamen Bugatti Type 59 des Briten Earl Howe, und hatte keine wirklich realistischen Hoffnungen auf einen Sieg.

Entsprechend klar sortiert war auch die Startaufstellung, die sich in Monaco nun schon im dritten Jahr in Folge nach den im Training erzielten Rundenzeiten richtete. In der ersten Reihe die drei Mercedes mit Caracciola auf Pole, dann die fünf Alfa Romeos (inklusive Sommer) und schließlich die restlichen Maseratis mit Howes Bugatti in ihrer Mitte. Auch vom Start weg ließen Fagioli und Caracciola erst gar keine Zweifel an der Mercedes-Überlegenheit aufkommen, während von Brauchitsch – seinem Ruf als ewiger Pechvogel gehorchend – den dritten Wagen des Teams schon nach der ersten Runde mit technischem Defekt aufgeben musste. Hinter dem Mercedes-Duo an der Spitze, das seinen Vorsprung in dieser Phase beständig aufbaute, bekamen Dreyfus, Nuvolari und Chiron bereits im Verlauf des ersten Rennviertels zunehmend Probleme mit den neuen Hydraulikbremsen, mit denen die Alfa Romeos neuerdings ausgerüstet waren.

In bestechender Form war dagegen Étancelin mit seinem älteren Maserati. Nach 25 Runden hatte er nicht nur die drei Alfa Romeo überholt, sondern begann nun sogar, seinen Zeitrückstand auf Caracciola kontinuierlich zu verringern. Bei Halbzeit des Rennens konnte er sich sogar kurzzeitig am Deutschen auf Rang zwei vorbeipressen, aber mit seiner Fahrt am und über dem Limit seines Rennwagens waren auch die Bremsen nun zunehmend überfordert, so dass der Mercedes-Fahrer kurze Zeit später wieder problemlos vorbeiziehen konnte. Doch auch an Caracciolas Wagen war der Kampf nicht spurlos vorüber gegangen, und nachdem Étancelin in der Zwischenzeit auch wieder hinter Dreyfus zurückgefallen war, rollte auch der zweitplatzierte Silberpfeil nach zwei Dritteln der Renndistanz mit Ventilbruch aus. An der Spitze hatte Fagioli dagegen das gesamte Rennen völlig unangefochten problemlos kontrollieren können und querte schließlich die Linie mit 30 Sekunden Vorsprung auf Dreyfus für einen ungefährdeten Start-und-Ziel-Sieg.

Ergebnisse

Hinweis: Die für Deutschland verwendete Flage (NS-Staat Deutsches Reich) ist von 1933.

Meldeliste

TeamNr.FahrerInfoChassisMotorReifen
NS-Staat Daimler-Benz AG02NS-Staat Rudolf CaracciolaMercedes-Benz W 25BMercedes-Benz M 25 B 4.0L I8 KompressorC
04Italien 1861 Luigi Fagioli
06NS-Staat Manfred von Brauchitsch
03NS-Staat Hermann LangRESaMercedes-Benz W 25Mercedes-Benz M 25 B 3.4L I8 Kompressor
03NS-Staat Hanns GeierRESa
Vereinigtes Konigreich Earl Howe08Vereinigtes Konigreich Earl HoweBugatti T59Bugatti 3.3L I8 KompressorD
Spanien Zweite Republik Conte de Villapadierna10Spanien Zweite Republik José de VillapadiernaMaserati 8CMMaserati 3.0L I8 Kompressor
Dritte Französische Republik Société d’Etude et de Fabrication d’Automobiles de Course12Dritte Französische Republik Marcel LehouxDNASEFACSEFAC 2.8L U8 KompressorM
Dritte Französische Republik Raymond Sommer14Dritte Französische Republik Raymond SommerAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 2.9L I8 KompressorM
Italien 1861 Scuderia Ferrari16Monaco Louis ChironAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 2.9L I8 KompressorE
22Italien 1861 Antonio Brivio
18Dritte Französische Republik René DreyfusAlfa Romeo Tipo B/P3Alfa Romeo 3.2L I8 Kompressor
20Italien 1861 Tazio Nuvolarib
Italien 1861 Carlo Felice TrossiRES
Italien 1861 Scuderia Subalpina24Dritte Französische Republik Philippe ÉtancelinMaserati 6C-34Maserati 3.7L I6 KompressorP
26Italien 1861 Goffredo ZehenderMaserati 8CMMaserati 3.2L I8 Kompressor
28Italien 1861 Piero DusioMaserati 8CMMaserati 3.0L I8 Kompressor
Italien 1861 Gino Rovere30Italien 1861 Giuseppe FarinaMaserati 6C-34Maserati 3.7L I6 Kompressor
Italien 1861 Luigi Soffietti32Italien 1861 Luigi SoffiettiMaserati 8CMMaserati 3.0L I8 Kompressor
a Auto nur im Training eingesetzt; nicht offiziell gemeldet.
b Während des Rennens von Trossi abgelöst.

Qualifying

Pos.FahrerKonstrukteurQualifikationstrainingStart
ZeitØ-Geschwindigkeit
01NS-Staat Rudolf CaracciolaNS-Staat Mercedes-Benz1:56,6 min98,690 km/h01
02NS-Staat Manfred von BrauchitschNS-Staat Mercedes-Benz1:57,0 min97,850 km/h02
03Italien 1861 Luigi FagioliNS-Staat Mercedes-Benz1:57,3 min97,600 km/h03
04Dritte Französische Republik René DreyfusItalien 1861 Alfa Romeo1:59,0 min96.200 km/h04
05Italien 1861 Tazio NuvolariItalien 1861 Alfa Romeo1:59,4 min95,880 km/h05
06Italien 1861 Antonio BrivioItalien 1861 Alfa Romeo2:01,0 min94,610 km/h06
07Monaco Louis ChironItalien 1861 Alfa Romeo2:01,8 min93,990 km/h07
08Dritte Französische Republik Raymond SommerItalien 1861 Alfa Romeo2:02,0 min93,840 km/h08
09Dritte Französische Republik Philippe ÉtancelinItalien 1861 Maserati2:02,2 min93,680 km/h09
10Italien 1861 Goffredo ZehenderItalien 1861 Maserati2:03,0 min93,070 km/h10
11Italien 1861 Giuseppe FarinaItalien 1861 Maserati2:04,0 min92,320 km/h11
12Vereinigtes Konigreich Earl HoweDritte Französische Republik Bugatti2:04,0 min92,320 km/h12
13Italien 1861 Luigi SoffiettiItalien 1861 Maserati2:05,1 min91,510 km/h13
14Italien 1861 Piero DusioItalien 1861 Maserati2:06,0 min90,860 km/h14
15Spanien Zweite Republik José de VillapadiernaItalien 1861 Maserati2:07,3 min89,930 km/h15

Rennergebnis

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrundEM-Punkte
01Italien 1861 Luigi FagioliNS-Staat Mercedes-Benz1003:23:49,8 h31:58,4 min1
02Dritte Französische Republik René DreyfusItalien 1861 Alfa Romeo100+ 31,5 s42
03Italien 1861 Antonio BrivioItalien 1861 Alfa Romeo100+ 1:06,4 min63
04Dritte Französische Republik Philippe ÉtancelinItalien 1861 Maserati99+ 1 Runde94
05Monaco Louis ChironItalien 1861 Alfa Romeo97+ 3 Runden74
06Dritte Französische Republik Raymond SommerItalien 1861 Alfa Romeo94+ 6 Runden84
07Italien 1861 Goffredo ZehenderItalien 1861 Maserati93+ 7 Runden104
08Italien 1861 Luigi SoffiettiItalien 1861 Maserati91+ 9 Runden134
NS-Staat Rudolf CaracciolaNS-Staat Mercedes-Benz65DNF1defekte Ventilsteuerung5
Spanien Zweite Republik José de VillapadiernaItalien 1861 Maserati65DNF15Unfall5
Italien 1861 Tazio Nuvolari
Italien 1861 Carlo Felice Trossi
Italien 1861 Alfa Romeo53DNF5Bremsdefekt5 / 8
Vereinigtes Konigreich Earl HoweDritte Französische Republik Bugatti34DNF12Unfall nach Bremsdefekt6
Italien 1861 Giuseppe FarinaItalien 1861 Maserati21DNF11defekte Benzinpumpe7
Italien 1861 Piero DusioItalien 1861 Maserati3DNF14Unfall7
NS-Staat Manfred von BrauchitschNS-Staat Mercedes-Benz1DNF2Getriebeschaden7

Weblinks

Commons: Großer Preis von Monaco 1935 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1933 bis 1935.
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National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1933 bis 1935.
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Départ du Grand Prix de Monaco 1935.jpg
Départ du Grand Prix de Monaco 1935.
La Mercedes n4 du vainqueur Luigi Fagioli, au Grand Prix de Monaco 1935 - 2.jpg
La Mercedes n°4 du vainqueur Luigi Fagioli, au Grand Prix de Monaco 1935.