Großer Preis von Italien 1970

Flag of Italy.svg Großer Preis von Italien 1970
Renndaten
10. von 13 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1970
Streckenprofil
Name:XLI Gran Premio d'Italia
Datum:6. September 1970
Ort:Monza
Kurs:Autodromo Nazionale di Monza
Länge:391 km in 68 Runden à 5,75 km

Wetter:sonnig und warm
Zuschauer:~ 100.000
Pole-Position
Fahrer:Belgien Jacky IckxItalien Ferrari
Zeit:1:24,14 min
Schnellste Runde
Fahrer:Schweiz Clay RegazzoniItalien Ferrari
Zeit:1:25,2 min
Podium
Erster:Schweiz Clay RegazzoniItalien Ferrari
Zweiter:Vereinigtes Konigreich Jackie StewartVereinigtes Konigreich March
Dritter:Frankreich Jean-Pierre BeltoiseFrankreich Matra

Der Große Preis von Italien 1970 fand am 6. September in Monza statt und war das zehnte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1970. Das Rennen wurde vom tödlichen Trainingsunfall des Fahrers Jochen Rindt überschattet.

Berichte

Hintergrund

Nachdem das Team Tyrrell bei den bisherigen Rennen der Saison stets als March-Kundenteam angetreten war, wurde der erste Einsatz der Eigenkonstruktion Tyrrell 001 bei einem Weltmeisterschaftslauf mit Spannung erwartet, nachdem das Fahrzeug bei dem nicht zur WM zählenden Rennen im Oulton Park zwei Wochen zuvor ein vielversprechendes Ergebnis erzielt hatte. Das Team meldete einen der neuen Wagen für Jackie Stewart. Nach einigen mechanischen Problemen im ersten Training stieg dieser jedoch für die folgenden Trainingseinheiten sowie fürs Rennen wieder in den ausgereiften March 701 um.

Da auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Monza die Höchstgeschwindigkeit von entscheidenderer Bedeutung war als die Kurvengeschwindigkeiten, fuhren zumindest im Training einige Fahrer ohne die sonst üblichen Front- und Heckflügel an ihren Fahrzeugen, darunter Jackie Stewart, Jochen Rindt und Denis Hulme.

Training

Ferrari bestätigte bereits im ersten Training das hervorragende Ergebnis vom Österreich-GP, indem Jacky Ickx die schnellste Zeit fuhr. Emerson Fittipaldi kam bei seinem ersten Einsatz im Lotus 72 bei hoher Geschwindigkeit im Bereich der Parabolica von der Strecke ab, rutschte über einen Erdwall und kam zwischen Bäumen am Streckenrand zum Stehen. Da er glücklicherweise keinen der Bäume berührte, blieb er unverletzt.

Am folgenden Tag kam der in der WM-Wertung führende Jochen Rindt während des Abschlusstrainings an nahezu identischer Stelle von der Strecke ab. Nachdem in der Anbremszone vermutlich eine Bremswelle gebrochen war, zog sein Wagen abrupt nach links, schlug dort heftig in die Leitplanken ein und wurde stark beschädigt. Rindt wurde von den Streckenposten geborgen und in einem Rettungswagen abtransportiert, erlag jedoch auf dem Weg ins Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Lotus zog daraufhin die drei verbliebenen Wagen vom Rennwochenende zurück. Nach Bruce McLaren und Piers Courage war Rindt bereits der dritte Stammfahrer der Saison 1970, der in diesem Jahr starb.

Das Training wurde zwar fortgesetzt, die Bestzeit von Jacky Ickx wurde jedoch nicht mehr unterboten, sodass sich Ickx die erste Startreihe mit seinem Teamkollegen Clay Regazzoni und B.R.M.-Pilot Pedro Rodríguez teilte.[1]

Rennen

Zunächst konnte Jacky Ickx seine Pole-Position nutzen, um in Führung zu gehen. Er wurde jedoch in der vierten Runde sowohl von Rodríguez als auch von Stewart überholt. Regazzoni gehörte ebenfalls zur Führungsgruppe und konnte schließlich in Runde 10 erstmals die Spitzenposition übernehmen. Durch Windschattenduelle auf den langen Geraden, die damals noch nicht durch Schikanen unterbrochen waren, kam es fast in jeder Runde zu einem Wechsel an der Spitze. Während des gesamten Rennens wechselte die Führung insgesamt 28 mal zwischen zunächst sechs verschiedenen Fahrern, in der zweiten Hälfte des Rennens jedoch nur noch zwischen Regazzoni und Stewart, da das Feld durch größtenteils technische Defekte stark dezimiert worden war. Am Ende rettete Regazzoni einen knappen Vorsprung vor Stewart ins Ziel und kam so zu seinem ersten Grand-Prix-Sieg.

Das Rennen war packend und dramatisch, stand jedoch natürlich im Schatten der tragischen Ereignisse vom Vortag. Die Siegesfeierlichkeiten seitens des Teams Ferrari waren dementsprechend gedämpft.[2]

Meldeliste

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Italien Scuderia Ferrari SpA SEFAC2Belgien Jacky IckxFerrari 312BFerrari 001 3.0 F12F
4Schweiz Clay Regazzoni
6Italien Ignazio Giunti
Vereinigtes Konigreich Yardley Team B.R.M.8Vereinigtes Konigreich Jackie OliverBRM P153BRM P142 3.0 V12D
10Mexiko Pedro Rodríguez
12Kanada George Eaton
Vereinigtes Konigreich Team Surtees14Vereinigtes Konigreich John SurteesSurtees TS7Ford Cosworth DFV 3.0 V8F
Vereinigtes Konigreich Tyrrell Racing Organisation16Vereinigtes Konigreich Jackie StewartTyrrell 0011D
18March 701
20Frankreich François Cevert
Vereinigtes Konigreich Gold Leaf Team Lotus22Osterreich Jochen RindtLotus 72CF
24Vereinigtes Konigreich John Miles
26Brasilien 1968 Emerson Fittipaldi
Vereinigtes Konigreich Rob Walker Racing Team28Vereinigtes Konigreich Graham Hill
Vereinigtes Konigreich Bruce McLaren Motor Racing30Neuseeland Denis HulmeMcLaren M14AG
32Vereinigtes Konigreich Peter Gethin
34Italien Andrea de AdamichMcLaren M14DAlfa Romeo T33 3.0 V8
36Italien Nanni GalliMcLaren M7D
SchwedenSchweden Ecurie Bonnier38Schweden Jo BonnierMcLaren M7CFord Cosworth DFV 3.0 V8G
Frankreich Equipe Matra Elf40Frankreich Jean-Pierre BeltoiseMatra MS120Matra MS12 3.0 V12G
42Frankreich Henri Pescarolo
Vereinigtes Konigreich Motor Racing Developments44Australien Jack BrabhamBrabham BT33Ford Cosworth DFV 3.0 V8G
Vereinigtes Konigreich Auto Motor und Sport46Deutschland Rolf Stommelen
Vereinigtes Konigreich March Engineering48Neuseeland Chris AmonMarch 701F
50Schweiz Jo Siffert
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Colin Crabbe Racing52Schweden Ronnie PetersonG
Vereinigtes Konigreich Frank Williams Racing Cars54Australien Tim SchenkenDe Tomaso 505D
Schweiz Silvio Moser Racing Team56Schweiz Silvio MoserBellasi F1 70G

1 Jackie Stewart fuhr den Tyrrell 001 mit der Startnummer 16 nur am ersten Trainingstag und benutzte fortan den March 701 mit der Startnummer 18

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Belgien Jacky IckxItalien Ferrari1:24,14246,019 km/h01
02Mexiko Pedro RodríguezVereinigtes Konigreich B.R.M.1:24,36245,377 km/h02
03Schweiz Clay RegazzoniItalien Ferrari1:24,39245,290 km/h03
04Vereinigtes Konigreich Jackie StewartVereinigtes Konigreich March-Ford1:24,73244,305 km/h04
05Italien Ignazio GiuntiItalien Ferrari1:24,74244,277 km/h05
06Vereinigtes Konigreich Jackie OliverVereinigtes Konigreich B.R.M.1:24,77244,190 km/h06
07Schweiz Jo SiffertVereinigtes Konigreich March-Ford1:25,09243,272 km/h07
08Australien Jack BrabhamVereinigtes Konigreich Brabham-Ford1:25,39242,417 km/h08
09Neuseeland Denis HulmeVereinigtes Konigreich McLaren-Ford1:25,47242,190 km/h09
10Vereinigtes Konigreich John SurteesVereinigtes Konigreich Surtees-Ford1:25,56241,935 km/h10
11Frankreich François CevertVereinigtes Konigreich March-Ford1:25,56241,935 km/h11
12Osterreich Jochen RindtVereinigtes Konigreich Lotus-Ford1:25,71241,512 km/hDNS
13Italien Andrea de AdamichVereinigtes Konigreich McLaren-Alfa Romeo1:25,91240,950 km/h12
14Schweden Ronnie PetersonVereinigtes Konigreich March-Ford1:25,93240,894 km/h13
15Frankreich Jean-Pierre BeltoiseFrankreich Matra1:26,01240,670 km/h14
16Frankreich Henri PescaroloFrankreich Matra1:26,04240,586 km/h15
17Vereinigtes Konigreich Peter GethinVereinigtes Konigreich McLaren-Ford1:26,19240,167 km/h16
18Vereinigtes Konigreich Graham HillVereinigtes Konigreich Lotus-Ford1:26,38239,639 km/hDNS
19Vereinigtes Konigreich John MilesVereinigtes Konigreich Lotus-Ford1:26,51239,279 km/hDNS
20Deutschland Rolf StommelenVereinigtes Konigreich Brabham-Ford1:26,60239,030 km/h17
21Neuseeland Chris AmonVereinigtes Konigreich March-Ford1:26,67238,837 km/h18
22Australien Tim SchenkenItalien De Tomaso-Ford1:26,67238,837 km/h19
23Kanada George EatonVereinigtes Konigreich B.R.M.1:27,15237,522 km/h20
DNQSchweden Jo BonnierVereinigtes Konigreich McLaren-Ford1:28,07235,040 km/h
25Brasilien 1968 Emerson FittipaldiVereinigtes Konigreich Lotus-Ford1:28,39234,189 km/hDNS
DNQItalien Nanni GalliVereinigtes Konigreich McLaren-Alfa Romeo1:28,59233,661 km/h
DNQSchweiz Silvio MoserSchweiz Bellasi-Ford1:28,61233,608 km/h

Rennen

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrund
01Schweiz Clay RegazzoniItalien Ferrari6801:39:07,1031:25,2
02Vereinigtes Konigreich Jackie StewartVereinigtes Konigreich March-Ford680+ 5,73041:25,9
03Frankreich Jean-Pierre BeltoiseFrankreich Matra680+ 5,8141:25,7
04Neuseeland Denis HulmeVereinigtes Konigreich McLaren-Ford680+ 6,15091:25,5
05Deutschland Rolf StommelenVereinigtes Konigreich Brabham-Ford680+ 6,41171:26,0
06Frankreich François CevertVereinigtes Konigreich March-Ford680+ 1:03,46111:26,5
07Neuseeland Chris AmonVereinigtes Konigreich March-Ford670+ 1 Runde181:26,0
08Italien Andrea de AdamichVereinigtes Konigreich McLaren-Alfa Romeo610+ 7 Runden121:28,3
Vereinigtes Konigreich Peter GethinVereinigtes Konigreich McLaren-Ford600NC161:27,7nicht gewertet
Vereinigtes Konigreich Jackie OliverVereinigtes Konigreich B.R.M.360DNF061:27,0Motorschaden
Schweden Ronnie PetersonVereinigtes Konigreich March-Ford350DNF131:27,8Motorschaden
Australien Jack BrabhamVereinigtes Konigreich Brabham-Ford310DNF081:26,9Fahrfehler
Belgien Jacky IckxItalien Ferrari250DNF011:26,7Kupplungsschaden
Kanada George EatonVereinigtes Konigreich B.R.M.210DNF201:28,0Wasserkühler defekt
Australien Tim SchenkenItalien De Tomaso-Ford170DNF191:28,0Motorschaden
Italien Ignazio GiuntiItalien Ferrari140DNF151:27,1Einspritzpumpe defekt
Frankreich Henri PescaroloFrankreich Matra140DNF051:26,5Ventilschaden
Mexiko Pedro RodríguezVereinigtes Konigreich B.R.M.120DNF021:27,3Motorschaden
Schweiz Jo SiffertVereinigtes Konigreich March-Ford030DNF071:30,3Motorschaden
Vereinigtes Konigreich John SurteesVereinigtes Konigreich Surtees-Ford000DNF10Elektrikdefekt

WM-Stände nach dem Rennen

Die ersten sechs des Rennens bekamen 9, 6, 4, 3, 2 bzw. 1 Punkt(e).[3]

Fahrerwertung

Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
01Osterreich Jochen RindtLotus45
02Australien Jack BrabhamBrabham25
03Vereinigtes Konigreich Jackie StewartMarch25
04Neuseeland Denis HulmeMcLaren23
05Schweiz Clay RegazzoniFerrari21
06Belgien Jacky IckxFerrari19
07Neuseeland Chris AmonMarch14
08Frankreich Jean-Pierre BeltoiseMatra14
09Mexiko Pedro RodríguezB.R.M.13
10Deutschland Rolf StommelenBrabham10
11Frankreich Henri PescaroloMatra8
Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
12Vereinigtes Konigreich Graham HillLotus7
13Neuseeland Bruce McLarenMcLaren6
14Vereinigte Staaten Mario AndrettiMarch4
15Italien Ignazio GiuntiFerrari3
16Brasilien 1968 Emerson FittipaldiLotus3
17Frankreich Johnny Servoz-GavinMarch2
18Vereinigtes Konigreich John MilesLotus2
19Vereinigtes Konigreich Jackie OliverB.R.M.2
20Vereinigtes Konigreich John SurteesMcLaren/Surtees1
21Frankreich François CevertMarch1
22Vereinigte Staaten Dan GurneyMcLaren1

Konstrukteurswertung

Pos.KonstrukteurPunkte
01Vereinigtes Konigreich Lotus50
02Vereinigtes Konigreich March39
03Vereinigtes Konigreich Brabham35
04Italien Ferrari34
Pos.KonstrukteurPunkte
05Vereinigtes Konigreich McLaren30
06Frankreich Matra21
07Vereinigtes Konigreich B.R.M.13

Einzelnachweise

  1. „Training“ (Memento des Originals vom 5. Dezember 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.motorsportarchiv.de (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 13. Juni 2011)
  2. „Bericht“ (abgerufen am 13. Juni 2011)
  3. „WM-Stände“ (Memento des Originals vom 5. Dezember 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.motorsportarchiv.de (Motorsportarchiv.de; abgerufen am 10. Juni 2011)

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