Großer Preis von Italien 1954

 Großer Preis von Italien 1954
Renndaten
8. von 9 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954
Streckenprofil
Name:XXV Gran Premio d’Italia
Datum:5. September 1954
Ort:Monza, Italien
Kurs:Autodromo Nazionale Monza
Länge:504 km in 80 Runden à 6,3 km

Wetter:Sonnig, trocken
Pole-Position
Fahrer:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zeit:1:59,0 min
Schnellste Runde
Fahrer:Argentinien José Froilán GonzálezItalien Ferrari
Zeit:2:00,8 min
Podium
Erster:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zweiter:Italien Mike HawthornItalien Ferrari
Dritter:Italien Umberto Maglioli
Argentinien José Froilán González
Italien Ferrari

Der Große Preis von Italien 1954 fand am 5. September auf dem Autodromo Nazionale Monza bei Monza statt und war das achte Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954.

Berichte

Hintergrund

In der Fahrerwertung hatte sich Juan Manuel Fangio bereits den Weltmeistertitel 1954 gesichert. Da Fangio alle Rennen der Saison 1954, mit Ausnahme von Silverstone und dem Indianapolis-500-Rennen gewonnen hatte, versuchte die Konkurrenz auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza nun die überlegenen Mercedes zu schlagen.

Das langerwartete Debüt des neuen Lancia-Teams wurde erneut verschoben, da der Wagen weiterhin nicht fertig war. Die Hoffnung der italienischen Motorsportfans ruhte damit auf den italienischen Teams Ferrari und Maserati, denen in diesem Rennen Siegchancen zugerechnet wurden. Während Mercedes wie in den vorausgegangenen Rennen auf die Fahrerkombination Fangio, Karl Kling und Hans Herrmann setzte, ging Ferrari mit fünf Wagen an den Start, Alberto Ascari kehrte für dieses Rennen zu seinem Team zurück, mit dem er 1952 und 1953 Weltmeister wurde. Fangio war nach dem Sieg beim Großen Preis der Schweiz der Fahrer mit den meisten Siegen in der Formel 1, er hatte einen mehr als der bisherige Rekordhalter Ascari. Das Comeback von Ascari versprach einen spannenden Kampf zwischen den beiden um diese Rekordmarke. Fangio konnte in den folgenden Jahren den Rekord der meisten Siege jedoch weiter ausbauen und hielt ihn fortan bis zum Jahr 1968, als ihn Jim Clark um einen Sieg überbot.

Maserati setzte in diesem Rennen sechs Wagen ein und holte zusätzlich Luigi Villoresi und den erfahrenen Ferrari-Fahrer Louis Rosier ins Team sowie Luigi Musso, der 1953 beim Großen Preis von Italien den Wagen seines Teamkollegen Sergio Mantovani im Rennen übernahm. Damit absolvierte Musso sein erstes komplettes Rennwochenende, ebenso wie Giovanni de Riu, der in einem privaten Maserati startete. Dies blieb für de Riu aber der einzige Formel-1-Grand-Prix seiner Karriere. Während Rosier für Maserati fuhr, ging Robert Manzon für dessen Team Ecurie Rosier in einem privaten Ferrari an den Start. Peter Collins fuhr das zweite Rennen für Vanwall, dem Team, das 1958 den ersten Konstrukteursweltmeistertitel gewann. Fred Wacker und Jorge Daponte fuhren den letzten Grand Prix ihrer Formel-1-Karrieren.

Training

Mercedes brachte im Training für Fangio und Kling wieder den Wagen mit der stromlinienförmigen Vollverkleidung zum Einsatz, da Monza als Hochgeschwindigkeitsstrecke dieser Karosserieform entgegenkam. Fangio fuhr erneut die schnellste Trainingszeit. Der geringe Abstand von wenigen Zehntelsekunden auf die Konkurrenz von Ferrari und Maserati zeigte, dass die italienischen Top-Teams im Training mit den Mercedes mithalten konnten. Ascari erreichte bei seinem Comeback auf Anhieb Startreihe eins mit der zweitbesten Zeit, Dritter des Trainings wurde Moss, der die starke Form der vorherigen Rennen bestätigen konnte. Allerdings galt er zu dieser Zeit als materialzerstörender Fahrer, was seine vielen technischen Ausfälle in früheren Rennen belegten, bei denen er jeweils in aussichtsreicher Position liegend ausschied. In Startreihe zwei gingen der zweite Mercedes von Kling, der Ferrari des Weltmeisterschaftszweiten José Froilán González und ein Maserati von Villoresi ins Rennen. Der Mercedes von Herrmann ohne die Vollverkleidung erreichte Platz acht. Collins stellte seinen Vanwall auf einen enttäuschenden 16. Startplatz und das finanziell schwache Gordini-Team erreichte mit Jean Behra Platz zwölf.

Rennen

Fangio vor Ascari

Das Autodromo Nazionale Monza bot in den 1950er-Jahren immer spannende Rennen, da die langen Geraden und die berühmten Steilkurven viele Möglichkeiten für Überholmanöver boten. Die Rennen waren meist durch Windschattenduelle, häufige Führungswechsel und eine große Anzahl an Überholvorgängen bestimmt. Bereits am Start ging Kling, von Platz vier aus gestartet, in Führung vor Fangio, Ascari und Gonzalez. Die Mercedes führten das Feld die nächsten Runden an, konnten aber keinen Vorsprung auf die Konkurrenz aufbauen. In Runde 4 führte ein Fahrfehler von Kling dazu, dass Fangio die Führung des Rennens übernahm. Kling fiel bis auf Platz 5 zurück, konnte das Rennen aber fortsetzen. Zur Freude der italienischen Fans überholte Ascari den Mercedes von Fangio und zeigte damit, dass der Mercedes auf Hochgeschwindigkeitskursen nicht unschlagbar ist. Hinter den beiden kämpfte Moss mit Gonzalez um Platz 3, den Moss für sich beanspruchte, nachdem Gonzalez mit einem Getriebeschaden das Rennen aufgab. Doch für Gonzales war das Rennen damit nicht ganz verloren, denn 1954 durfte man noch den Wagen eines Teamkollegen weiterfahren. Umberto Maglioli wurde vom Team gezwungen, seinen Wagen zur Verfügung zu stellen, sodass Gonzalez das Rennen wieder aufnahm und eine Aufholjagd startete. Wenige Runden später schied Roberto Mieres mit einem Aufhängungsschaden aus, und Karl Kling beschädigte seinen Wagen bei einem Unfall so sehr, dass er ebenfalls ausschied.

An der Spitze baute Moss seinen Vorsprung auf die Verfolger auf 6 Sekunden aus. Ab Runde 15 holte Fangio kontinuierlich auf, Moss überholte Gonzalez und verbesserte sich auf Rang drei. In Runde 20 war Fangio bereits im Windschatten von Ascari und ging drei Umläufe später für eine Runde in Führung. Anschließend duellierten sich die beiden Fahrer längere Zeit um die Führung.

Villoresi lag auf Rang vier, überholte seinen Teamkollegen Moss, dann Fangio. Ein Zweikampf mit Ascari kam nicht zustande, da er in Runde 49 ausfiel.[A 1] Daraufhin setzte Moss seine Kontrahenten unter Druck, überholte erst Fangio und im Anschluss übernahm er die Führung von Ascari. Ascari setzte sich gegen Moss zur Wehr und die beiden lieferten sich einen spannenden Kampf um die Spitze, den Ascari für sich entschied. In Runde 48 führte Ascari vor Moss und Fangio, als dem Führenden ein Motorventil brach und er durch den resultierenden Motorschaden ausschied. Moss übernahm die Führung nur für einen kurzen Moment, er musste einen Boxenstopp einlegen, um Öl nachfüllen zu lassen. Anschließend erlitt er erneut einen Motorschaden und schied aus, wurde jedoch mit 9 Runden Rückstand noch im Klassement gewertet. Fangio profitierte von den vielen Ausfällen seiner Kontrahenten, ging in Führung und gewann mit einer Runde Vorsprung das Rennen.[1] Hawthorn stieg im Klassement bis auf Platz zwei auf, Gonzalez wurde Dritter mit dem Wagen von Maglioli. Die weiteren Punkte gewannen Herrmann im Mercedes und Maurice Trintignant im Ferrari. Wacker verpasste in seinem letzten Rennen die Punkteränge nur knapp; damit blieb das Gordini-Teams weiterhin erfolglos. Collins erzielte im Vanwall einen Achtungserfolg, von Startplatz 16 verbesserte er sich bis auf Platz sieben, hatte im Ziel allerdings fünf Runden Rückstand auf den Sieger Fangio. Das war das vorletzte Rennen der Saison. Fangio hatte den Weltmeistertitel bereits sicher, Gonzalez bestätigte in diesem Rennen vorläufig die Vizeweltmeisterschaft. Nur der Kampf um Platz drei in der Fahrerwertung war noch offen für das Saisonfinale in Spanien; Trintignant und Hawthorn lagen nach Punkten hierbei fast gleichauf. Das Rennen bewies, dass die Konkurrenz von Mercedes aufgeholt hatte, allerdings in der Höchstgeschwindigkeit und Zuverlässigkeit noch unterlegen war.

Meldeliste

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Italien Giovanni de Riu02Italien Giovanni de RiuMaserati A6GCM/Maserati 250FMaserati 2.5 L4P
Frankreich Ecurie Rosier06Frankreich Robert ManzonFerrari 625F1Ferrari 2.5 L4P
Argentinien Jorge Daponte08Argentinien Jorge DaponteMaserati A6GCM/Maserati 250FMaserati 2.5 L6P
Vereinigtes Konigreich Vandervell Products Ltd10Vereinigtes Konigreich Peter CollinsVanwall SpecialVanwall 2.4 L4P
Deutschland Daimler-Benz AG12Deutschland Hans HerrmannMercedes-Benz W 196Mercedes-Benz 2.5 L8C
14Deutschland Karl Kling
16Argentinien Juan Manuel Fangio
Italien Officine Alfieri Maserati18Italien Sergio MantovaniMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
20Italien Luigi Musso
22Italien Luigi Villoresi
24Argentinien Roberto Mieres
26Frankreich Louis Rosier
28Vereinigtes Konigreich Stirling Moss
Italien Scuderia Ferrari30Frankreich Maurice TrintignantFerrari 625F1/Ferrari 555 SupersqualoFerrari 2.5 L4P
32Argentinien José Froilán GonzálezFerrari 553 Squalo
34Italien Alberto AscariFerrari 625F1
38Italien Umberto MaglioliFerrari 625F1
40Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari 625F1/Ferrari 555 Supersqualo
Frankreich Equipe Gordini42Vereinigte Staaten 48 Fred WackerGordini Type 16Gordini 2.5 L6E
44Frankreich Jean Behra
46Argentinien Clemar Bucci

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes1:59,0190,59 km/h01
02Italien Alberto AscariItalien Ferrari1:59,2190,27 km/h02
03Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati1:59,3190,11 km/h03
04Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes1:59,6189,63 km/h04
05Argentinien José Froilán GonzálezItalien Ferrari2:00,0189,0 km/h05
06Italien Luigi VilloresiItalien Maserati2:00,2188,69 km/h06
07Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari2:00,2188,69 km/h07
08Deutschland Hans HerrmannDeutschland Mercedes2:01,4186,82 km/h08
09Italien Sergio MantovaniItalien Maserati2:01,6186,51 km/h09
10Argentinien Roberto MieresItalien Maserati2:01,7186,36 km/h10
11Frankreich Maurice TrintignantItalien Ferrari2:02,3185,45 km/h11
12Frankreich Jean BehraFrankreich Gordini2:02,4185,29 km/h12
13Italien Umberto MaglioliItalien Ferrari2:03,5183,64 km/h13
14Italien Luigi MussoItalien Maserati2:03,5183,64 km/h14
15Frankreich Robert ManzonItalien Ferrari2:04,7181,88 km/h15
16Vereinigtes Konigreich Peter CollinsVereinigtes Konigreich Vanwall2:05,2181,15 km/h16
17Argentinien Clemar BucciFrankreich Gordini2:05,5180,72 km/h17
18Vereinigte Staaten 48 Fred WackerFrankreich Gordini2:08,0177,19 km/h18
19Argentinien Jorge DaponteItalien Maserati2:09,5175,14 km/h19
20Frankreich Louis RosierItalien Maserati2:11,0173,13 km/h20

Rennen

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrund
01Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes802:47:47,901
02Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari79+ 1 Runde07
03Italien Umberto Maglioli
Argentinien José Froilán González
Italien Ferrari78+ 2 Runden13
04Deutschland Hans HerrmannDeutschland Mercedes77+ 3 Runden08
05Frankreich Maurice TrintignantItalien Ferrari75+ 5 Runden11
06Vereinigte Staaten 48 Fred WackerFrankreich Gordini75+ 5 Runden18
07Vereinigtes Konigreich Peter CollinsVereinigtes Konigreich Vanwall75+ 5 Runden16
08Frankreich Louis RosierItalien Maserati74+ 6 Runden20
09Italien Sergio MantovaniItalien Maserati74+ 6 Runden09
10Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati71+ 9 Runden03
11Argentinien Jorge DaponteItalien Maserati70+ 10 Runden19
Italien Alberto AscariItalien Ferrari48DNF02Motorschaden
Italien Luigi VilloresiItalien Maserati42DNF06Kupplung
Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes36DNF04Unfall
Argentinien Roberto MieresItalien Maserati34DNF10Aufhängung
Italien Luigi MussoItalien Maserati32DNF14Kraftübertragung
Argentinien José Froilán GonzálezItalien Ferrari16DNF05Getriebe
Frankreich Robert ManzonItalien Ferrari16DNF15Motorschaden
Argentinien Clemar BucciFrankreich Gordini13DNF17Kraftübertragung
Frankreich Jean BehraFrankreich Gordini02DNF12Motorschaden

WM-Stand nach dem Rennen

1954 erfolgte die Punktevergabe nach folgendem Schema:

Platz 1Platz 2Platz 3Platz 4Platz 5Schnellste Runde
864321
  • Es zählten nur die fünf besten Ergebnisse aus neun Rennen. Streichresultate sind in Klammern gesetzt.
  • Die mit * gekennzeichneten Zahlen schließen den Punkt für die schnellste Runde ein.
  • gleichfarbig markierte Felder weisen auf geteilte Fahrzeuge hin.
Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
1.Argentinien Juan Manuel FangioMaserati/Mercedes89*8(3,14*)89*(8)42(53,14)
2.Argentinien José Froilán GonzálezFerrari5*(1,5)8,14*363*25,14(26,64)
3.Frankreich Maurice TrintignantFerrari3624217
4.Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari1,56,14*3616,64
5.Deutschland Karl KlingMercedes64*10
6.Vereinigte Staaten 48 Bill VukovichKurtis Kraft88
Deutschland Hans HerrmannMercedes1*438
8.Italien Giuseppe FarinaFerrari66
Vereinigte Staaten 48 Jimmy BryanKuzma66
10.Vereinigtes Konigreich Stirling MossMaserati40,14*4,14
Argentinien Onofre MarimonMaserati4,14*4,14
12.Vereinigte Staaten 48 Jack McGrathKurtis-Kraft44
Frankreich Robert ManzonFerrari44
Italien Sergio MantovaniMaserati224
15.Thailand Prinz BiraMaserati33
Argentinien Roberto MieresMaserati33
17.Frankreich Elie BayolGordini22
Vereinigte Staaten 48 Mike NazarukKurtis-Kraft22
Belgien André PiletteGordini22
Italien Luigi VilloresiMaserati22
Italien Umberto MaglioliFerrari22
22.Vereinigte Staaten 48 Troy RuttmanKurtis Kraft1,51,5
Vereinigte Staaten 48 Duane CarterKurtis Kraft1,51,5
24.Vereinigte Staaten 48 Sam HanksKurtis Kraft1*1
25.Italien Alberto AscariMaserati0,14*0,14
Frankreich Jean BehraMaserati0,14*0,14

Anmerkungen

  1. Die Angaben über den Zeitpunkt des Ausfalls von Ascari sind je nach Quelle verschieden. In dem von ADAC und AvD 1954 gemeinsam herausgegebenen Jahrbuch Internationaler Motorsport heißt es auf Seite 252: „Da kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel – man registriert soeben die 47. Runde – die Nachricht über den Streckenlautsprecher, daß Ascari ausgefallen sei.“ In einer jüngeren Quelle steht: „On lap 49 the Ferrari dropped a valve into its engine and that was that, Alberto was out.“

Weblinks

Commons: Großer Preis von Italien 1954 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „GP Stories – Die Rennen des Jahres 1954“ (www.motorsport-magazin.com am 14. Januar 2013)

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A moment in the 1954 Italian Grand Prix: Ascari (Ferrari 625) chasing Fangio (Mercedes-Benz W196)
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