Großer Preis von Deutschland 1954

 Großer Preis von Deutschland 1954
Renndaten
6. von 9 Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954
Streckenprofil
Name:XVII Großer Preis von Deutschland

Großer Preis von Europa

Datum:1. August 1954
Ort:Nürburg
Kurs:Nürburgring
Länge:501,82 km in 22 Runden à 22,81 km

Wetter:sonnig, trocken
Pole-Position
Fahrer:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zeit:9:50,1 min
Schnellste Runde
Fahrer:Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes
Zeit:9:55,1 min
Podium
Erster:Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes
Zweiter:Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn
Argentinien José Froilán González
Italien Ferrari
Dritter:Frankreich Maurice TrintignantItalien Ferrari
Karl Kling im W 196 beim Oldtimer-Grand-Prix 1976 in der Südkehre des Nürburgrings

Der Große Preis von Deutschland 1954 (offiziell XVII Großer Preis von Deutschland / Großer Preis von Europa) fand am 1. August auf dem Nürburgring in Nürburg statt und war das sechste Rennen der Automobil-Weltmeisterschaft 1954. Der 1954er Große Preis von Deutschland hat auch den FIA-Ehrentitel Großer Preis von Europa.

Bericht

Hintergrund

In den beiden vorherigen Rennen zeigte sich, dass der Mercedes-Benz W 196 auf Hochgeschwindigkeitskursen wie Reims mit seiner Stromlinienform dem Rest des Feldes überlegen war, bei kurvenreichen Strecken wie Silverstone jedoch keine Siegchance hatte. Deshalb verzichtete Mercedes für den Großen Preis auf dem Nürburgring bei drei Wagen auf die Stromlinienform und brachte stattdessen eine neue Karosserie mit freistehenden Rädern. Der zu dieser Zeit amtierende Weltmeister Juan Manuel Fangio ging zusammen mit Karl Kling, Hermann Lang und Hans Herrmann für Mercedes an den Start. Herrmann fuhr den einzigen Stromlinienwagen. Für Lang war es das letzte Formel-1-Rennen seiner Karriere.

Theo Helfrich fuhr in seinem ebenfalls letzten Formel-1-Rennen einen Klenk-BMW. Für den Wagen war es der zweite und letzte Formel-1-Grand-Prix.

Nach dem Großen Preis von Großbritannien führte Fangio in der Fahrerwertung mit 13,5 Punkten vor seinem Landsmann José Froilán González, der zusammen mit Mike Hawthorn, Maurice Trintignant und Piero Taruffi für Ferrari an den Start ging.

Der Große Preis von Deutschland wurde von 16 auf 22 Runden verlängert, wodurch eine Gesamtdistanz von über 500 Kilometern zurückgelegt werden musste. Das führte zu einer Gesamtdauer des Rennens von 3 Stunden und 45 Minuten. Ohne Betrachtung der Indianapolis 500, die in den 1950er Jahren als Weltmeisterschaftsläufe zählten, war dies nach dem Großen Preis von Kanada 2011 das am längsten dauernde Formel-1-Rennen.

Training

Im Training sicherte sich erneut Fangio die Pole-Position mit einer Zeit von 9:50,100 Minuten. Damit war er drei Sekunden schneller als der zweitplatzierte Hawthorn im Ferrari und zehn Sekunden schneller als Stirling Moss in einem privat eingesetzten Maserati. Weltmeisterschaftskontrahent González qualifizierte sich auf Platz fünf.

Der Argentinier Onofre Marimón verunglückte im Training tödlich. In der Wehrseifen-Kurve verlor er die Kontrolle über seinen Wagen und stürzte einen Abhang hinunter. Dabei überschlug sich sein Maserati mehrfach, wodurch Marimón unmittelbar beim Unfall starb. Marimón war das erste Todesopfer der Formel 1 an einem Rennwochenende. Aus Respekt und Trauer zogen Luigi Villoresi und Ken Wharton ihre Rennteilnahme zurück.

Rennen

Beim Start bestätigte Mercedes seine Favoritenrolle. Fangio, Lang und Kling übernahmen die Führung und behielten sie in den ersten Runden des Rennens. Ferrari-Fahrer Hawthorn lag in aussichtsreicher Position hinter den beiden Mercedes, schied aber durch einen Aufhängungsschaden bereits in der dritten Runde aus. Moss und Roberto Mieres stellten ihre Wagen ebenfalls wegen technischer Defekte in der Anfangsphase des Rennens ab, ebenso wie die beiden Gordini-Fahrer André Pilette und Paul Frère. Kling überholte Lang und fuhr in 9:55,1 Minuten beziehungsweise mit 138,0 km/h die schnellste Runde des Rennens.

Das Rennen war geprägt von vielen Ausfällen durch technische Defekte oder Beschädigungen der Wagen. Auch die beiden Mercedes-Fahrer Lang und Herrmann fielen aus. Lang hatte sich mehrfach gedreht; dabei war der Motor abgestorben und konnte nicht wieder gestartet werden. Bei Herrmann war eine defekte Kraftstoffleitung Ausfallursache. Insgesamt kamen nur zehn Fahrer, weniger als die Hälfte des Fahrerfeldes, ins Ziel.

González beendete sein Rennen in Runde 16 freiwillig auf Platz drei liegend. Der bereits ausgeschiedene Hawthorn nutzte die Chance und übernahm González Wagen und versuchte in den folgenden Rennrunden mit dem Ferrari die beiden führenden Mercedes einzuholen.

An der Spitze des Feldes führten Fangio und Kling einen harten teaminternen Kampf, bei dem Kling von der Strecke abkam und seinen Wagen beschädigte. Er musste zu einem ungeplanten Reparaturboxenstopp kommen.[1] Nachdem Lang vorher ebenfalls auf Platz zwei liegend in der zehnten Runde nach einem Dreher ausgeschieden war, übernahm Hawthorn dessen Position. Hawthorn machte weiteren Boden auf Fangio gut, wurde aber durch beginnenden Nieselregen gegen Ende des Rennens eingebremst.

Damit gewann Fangio den Großen Preis von Deutschland ungefährdet mit einem Start-Ziel-Sieg. Hawthorn wurde Zweiter vor seinem Teamkollegen Trintignant. Kling im Mercedes und Sergio Mantovani komplettierten die Punkteränge. Mantovani holte somit Punkte für Maserati. Kling erhielt für die schnellste Rennrunde zusätzlich einen Meisterschaftspunkt.

In der Fahrerweltmeisterschaft baute Fangio seinen Vorsprung auf Kontrahent und Landsmann González weiter aus. Ein Sieg im nächsten Rennen würde den vorzeitigen zweiten Titelgewinn Fangios bedeuten. Gonzalez und Trintignant blieben weiterhin die nächsten Verfolger von Fangio. Hawthorn und Kling lagen auf den Plätzen vier und fünf.

Meldeliste

TeamNr.FahrerChassisMotorReifen
Italien Scuderia Ferrari01Argentinien José Froilán GonzálezFerrari 625F1Ferrari 2.5 L4P
02Frankreich Maurice TrintignantFerrari 625F1
03Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari 553 Squalo/Ferrari 555 Supersqualo
04Italien Piero TaruffiFerrari 625F1
Italien Officine Alfieri Maserati05Italien Luigi VilloresiMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
06Argentinien Onofre Marimón
07Italien Sergio Mantovani
Argentinien Roberto Mieres08Argentinien Roberto MieresMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
Frankreich Equipe Gordini09Frankreich Jean BehraGordini Type 16Gordini 2.5 L6E
10Belgien Paul FrèreGordini 2.0 L6
11Argentinien Clemar BucciGordini 2.5 L6
12Belgien André PiletteGordini 2.5 L6
Thailand B. Bira14Thailand Prinz BiraMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
Vereinigte Staaten Harry Schell15Vereinigte Staaten Harry SchellMaserati A6GCMMaserati 2.5 L6P
Vereinigtes Konigreich AE Moss16Vereinigtes Konigreich Stirling MossMaserati 250FMaserati 2.5 L6P
Vereinigtes Konigreich Owen Racing Organisation17Vereinigtes Konigreich Ken WhartonMaserati 250FMaserati 2.5 L6D
Deutschland Daimler-Benz AG18Argentinien Juan Manuel FangioMercedes-Benz W 196Mercedes-Benz 2.5 L8C
19Deutschland Karl Kling
20Deutschland Hans Herrmann
21Deutschland Hermann Lang
Deutschland Hans Klenk22Deutschland Theo HelfrichKlenk MeteorBMW 2.0 L6
Frankreich Ecurie Rosier14Frankreich Robert ManzonFerrari 625F1Ferrari 2.5 L4P
15Frankreich Louis RosierFerrari 500/Ferrari 625F1D

Klassifikationen

Startaufstellung

Pos.FahrerKonstrukteurZeitØ-GeschwindigkeitStart
01Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes9:50,100138,92 km/h01
02Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari9:53,300138,41 km/h02
03Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati10:00,700136,70 km/h03
04Deutschland Hans HerrmannDeutschland Mercedes10:01,500136,52 km/h04
05Argentinien José Froilán GonzálezItalien Ferrari10:01,800136,45 km/h05
06Belgien Paul FrèreFrankreich Gordini10:05,900135,53 km/h06
07Frankreich Maurice TrintignantItalien Ferrari10:07,500135,17 km/h07
08Frankreich Jean BehraFrankreich Gordini10:11,900134,20 km/h08
09Deutschland Hermann LangDeutschland Mercedes10:13,100133,94 km/h09
10Frankreich Robert ManzonItalien Ferrari10:16,100133,28 km/h10
11Italien Piero TaruffiItalien Ferrari10:23,000131,81 km/h11
12Vereinigte Staaten Harry SchellItalien Maserati10:28,700130,61 km/h12
13Italien Sergio MantovaniItalien Maserati10:39,100128,49 km/h13
14Argentinien Clemar BucciFrankreich Gordini10:43,700127,57 km/h14
15Argentinien Roberto MieresItalien Maserati10:47,000126,92 km/h15
16Frankreich Louis RosierItalien Ferrari11:04,300123,61 km/h16
17Thailand Prinz BiraItalien Maserati11:10,300122,51 km/h17
18Belgien André PiletteFrankreich Gordini11:13,400121,94 km/h18
19Deutschland Theo HelfrichDeutschland Klenk Meteor11:18,300121,06 km/h19
20Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedeskeine Zeit20
21Argentinien Onofre MarimónItalien Maseratitödlicher Unfall21

Rennen

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste Runde
01Argentinien Juan Manuel FangioDeutschland Mercedes223:45:45,801
02Argentinien José Froilán GonzálezItalien Ferrari22+ 1:36,505
Vereinigtes Konigreich Mike Hawthorn
03Frankreich Maurice TrintignantItalien Ferrari22+ 5:08,607
04Deutschland Karl KlingDeutschland Mercedes22+ 6:06,5209:55,100
05Italien Sergio MantovaniItalien Ferrari21+ 1 Runde13
06Italien Piero TaruffiItalien Ferrari21+ 1 Runde11
07Vereinigte Staaten Harry SchellItalien Maserati21+ 1 Runde12
08Frankreich Louis RosierItalien Ferrari21+ 1 Runde16
09Frankreich Robert ManzonItalien Ferrari20+ 2 Runden10
10Frankreich Jean BehraFrankreich Gordini20+ 2 Runden08
Thailand Prinz BiraItalien Maserati18DNF17
Deutschland Hermann LangDeutschland Mercedes10DNF09
Argentinien Clemar BucciFrankreich Gordini8DNF14
Deutschland Theo HelfrichDeutschland Klenk Meteor8DNF19
Deutschland Hans HerrmannDeutschland Mercedes7DNF04
Belgien Paul FrèreFrankreich Gordini4DNF06
Vereinigtes Konigreich Mike HawthornItalien Ferrari3DNF02
Argentinien Roberto MieresItalien Maserati2DNF15
Vereinigtes Konigreich Stirling MossItalien Maserati1DNF03
Belgien André PiletteFrankreich Gordini0DNF18
DNSArgentinien Onofre MarimónItalien Maserati
DNSItalien Luigi VilloresiItalien Maserati
DNSVereinigtes Konigreich Ken WhartonItalien Maserati

WM-Stand nach dem Rennen

Die ersten fünf bekamen 8, 6, 4, 3 bzw. 2 Punkte; einen Punkt gab es für die schnellste Runde. Es zählen nur die vier besten Ergebnisse aus acht Rennen. * schließt den Punkt für die schnellste Runde ein, Zahlen in Klammern sind Streichresultate. Gleichfarbig markierte Felder weisen auf geteilte Fahrzeuge hin.

Pos.FahrerKonstrukteurPunkte
01Argentinien Juan Manuel FangioMaserati/Mercedes89*83,14*836,14
02Argentinien José Froilán GonzálezFerrari5*1,58,14*317,64
03Frankreich Maurice TrintignantFerrari362415
04Vereinigtes Konigreich Mike HawthornFerrari1,56,14*310,64
05Deutschland Karl KlingMercedes64*10
06Vereinigte Staaten 48 Bill VukovichKurtis Kraft88
07Italien Giuseppe FarinaFerrari66
Vereinigte Staaten 48 Jimmy BryanKuzma66
09Vereinigtes Konigreich Stirling MossMaserati40,14*4,14
Argentinien Onofre MarimonMaserati4,14*4,14
11Vereinigte Staaten 48 Jack McGrathKurtis-Kraft44
Frankreich Robert ManzonFerrari44
13Thailand Prinz BiraMaserati33
14Frankreich Elie BayolGordini22
Italien Luigi VilloresiMaserati22
Vereinigte Staaten 48 Mike NazarukKurtis-Kraft22
Italien Sergio MantovaniMaserati22
Belgien André PiletteGordini22
19Vereinigte Staaten 48 Troy RuttmanKurtis Kraft1,51,5
Vereinigte Staaten 48 Duane CarterKurtis Kraft1,51,5
21Vereinigte Staaten 48 Sam HanksKurtis Kraft1*1
Deutschland Hans HerrmannMercedes1*1
23Italien Alberto AscariMaserati0,14*0,14
Frankreich Jean BehraMaserati0,14*0,14

Weblinks

Commons: Großer Preis von Deutschland 1954 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. "GP Stories - Die Rennen des Jahres 1954" (www.motorsport-magazin.com am 14. Januar 2013)

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Karl Kling im Mercedes-Benz W 196 1976 beim Oldtimer-GP des AVD auf dem Nürburgring
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unbekannt

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