Großer Preis von Belgien 1931

Start zum Großen Preis von Belgien
Die Rennsieger William Grover-Williams (rechts) und Caberto Conelli (links)

Der III. Große Preis von Belgien fand am 12. Juli 1931 auf dem 14,914 km langen Circuit de Spa-Francorchamps statt. Als Grande Épreuve war er Wertungslauf zur Grand-Prix-Europameisterschaft 1931 und wurde gemäß den dafür geltenden Bestimmungen ohne vorgegebene Rennformel für die Wagen (einzuhalten war lediglich eine Mindestbreite von 100 cm) über eine Renndauer von 10 Stunden ausgetragen, wobei sich jeweils zwei Piloten am Steuer eines Wagens abwechselten.

Sieger wurde die Fahrerpaarung William Grover-Williams (unter dem Pseudonym „W. Williams“) und Caberto Conelli auf Bugatti Type 51. Der Europameistertitel ging jedoch an Ferdinando Minoia auf Alfa Romeo 8C 2300.

Rennen

Zum entscheidenden Wertungslauf der Europameisterschaft von 1931 reiste Alfa-Romeo-Pilot Giuseppe Campari (als Sieger des vorangegangenen Großen Preises von Italien und Zweiter des Rennens in Frankreich) mit deutlichem Vorsprung von drei Meisterschaftspunkten auf seinen Stallgefährten Ferdinando Minoia als klarer Titelfavorit an. Unter den Bedingungen des Reglements hätte ihm dazu sogar eine Zielankunft im Mittelfeld des Klassements in jedem Fall gereicht. Minoia musste sich außerdem zusammen mit seinem Partner Giovanni Minozzi mit der etwas längeren und schwereren, dafür aber auch etwas ausdauernderen Rennsportversion des Alfa Romeo 8C-2300-Rennsportversion zufriedengeben, wie sie zuvor bei der Targa Florio eingesetzt worden war. Campari stand dagegen der etwas rassigere „Monza“-Typ – so bezeichnet nach dem Debuterfolg im Italienischen Grand Prix – zur Verfügung, an dessen Steuer er sich mit Goffredo Zehender während des Rennens abwechselte. Ein gleiches Modell hatten auch Tazio Nuvolari und Baconin Borzacchini, die – ohne jede Hoffnung auf die Meisterschaft – nur auf den Grand-Prix-Sieg angesetzt worden waren.

Hauptgegner der Alfa Romeo waren nach dem Heimerfolg im französischen Grand Prix natürlich wieder die favorisierten Bugatti mit dem aktuellen Modell Bugatti Type 51 und der erfolgsverwöhnten Fahrerpaarung Louis Chiron/Achille Varzi, dazu zwei weitere Autos für Albert Divo/Guy Bouriat und William Grover-Williams („W. Williams“)/Caberto Conelli. Maserati hatte nach der Niederlage in Montlhéry wie schon beim Saisonauftakt erneut auf die Teilnahme in Belgien verzichtet, angeblich um sich stattdessen auf den Start beim Großen Preis von Deutschland vorzubereiten. Neben der privat gemeldeten Mannschaft Jean-Pierre Wimille/Jean Gaupillat, ebenfalls auf einem Bugatti 51, wurde der Rest des insgesamt 12 Wagen starken Felds mit weiteren unabhängigen Teilnehmern aufgefüllt, die eine Woche zuvor bereits beim 24-Stunden-Sportwagenrennen an gleicher Stelle mit dabei gewesen waren.

Wie bei den beiden bisherigen Grandes Épreuves des Jahres war auch in Spa-Francorchamps das Publikumsinteresse enorm und wie zuvor wurde den zahlreichen Zuschauern in der Anfangsphase des aufgrund des Reglements über 10 Stunden Dauer angesetzten Rennens zunächst guter Sport geboten. Vor allem die beiden Erzrivalen Varzi (Bugatti) und Nuvolari (Alfa Romeo) lieferten sich zweieinhalb Stunden lang einen packenden Kampf um die Spitze, in dem beide jeweils immer abwechselnd einige Runden lang die Oberhand hatten. Beide kamen dann auch etwa zur gleichen Zeit zum Fahrerwechsel an die Box, wonach sich Varzis Teamkollege Chiron gegenüber Borzacchini dann doch deutlich absetzen konnte. Damit flaute die Spannung nun wieder deutlich ab, zumal auch dahinter die Reihenfolge mit „Williams“/Conelli (Bugatti), Minoia/Minozzi (Alfa Romeo), Divo/Bouriat (Bugatti) und Wimille/Gaupillat als bester Privatmannschaft die ganze Zeit über weitgehend unverändert blieb.

Zur Halbzeit des Rennens war es ausgerechnet die auf Sicherheit und Titelgewinn fahrende Mannschaft Campari/Zehender (Alfa Romeo), die als erste die Segel streichen musste, womit Campari die Meisterschaft tatsächlich noch aus den Händen glitt. Aber auch bei Bugatti gab es bald lange Gesichter, denn kurz darauf kam der bis dahin sicher führende Chiron zu Fuß an die Box, um Werkzeug und Ersatzteile für seinen mit Zünddefekt liegengebliebenen Bugatti zu holen. Sein Reparaturversuch blieb jedoch erfolglos und als nach Ablauf von sechs Stunden Renndauer mit Divo/Bouriat dann auch der zweite Bugatti aus dem Rennen schied, hatten Nuvolari/Borzacchini beinahe eine ganze Runde Vorsprung auf „WWilliams“/Conelli herausgefahren. Einen sicher geglaubten Sieg vor Augen gab das Team Nuvolari daher Signal, langsamer zu machen, um das Auto zu schonen. Aber gegen Ende des Rennens konnte „Williams“ – dank der in den Rädern integrierten Bremstrommeln nach jedem Reifenwechsel mit frischen Bremsen unterwegs – den Alfa Romeo schließlich doch noch abfangen, der zudem wegen Problemen mit der Benzinzufuhr noch einen weiteren zusätzlichen Stopp einlegen musste.

Hinter den beiden führenden Mannschaften kamen Minoia/Minozzi mit ihrem Alfa Romeo mit drei Runden Rückstand als dritte ins Ziel, womit Ferdinando Minoia in der Wertung zur Europameisterschaft mit Campari nach Punkten gleichgezogen hatte. Für einen solchen Fall war in dem ohnehin nicht besonders gut durchdachten Regelwerk – das Siege gegenüber anderen Platzierungen zu wenig belohnte – festgelegt, dass der Titel in einem solchen Fall an den Fahrer mit der über alle Wertungsläufe insgesamt zusammengerechneten größten zurückgelegten Gesamtdistanz vergeben wurde. So wurde Minoia zum Europameister erklärt, obwohl er keines der drei Rennen gewonnen hatte, während Campari am Ende etwa 70 km Fahrstrecke bzw. fünf Runden zum Titelgewinn fehlten.

Ergebnisse

Meldeliste

TeamNr.FahrerInfoChassisMotorReifen
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) SA Alfa Romeo02Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Ferdinando Minoia
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Giovanni Minozzi
Alfa Romeo 8C-2300 Spider „Targa Florio“Alfa Romeo 2.3L I8 KompressorP
10Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Tazio Nuvolari
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Baconin Borzacchini
Alfa Romeo 8C-2300 „Monza“
14Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Giuseppe Campari
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Goffredo Zehender
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti04Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich William Grover-Williams
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Caberto Conelli
Bugatti T51Bugatti 2.3L I8 KompressorM
06Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Albert Divo
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Guy Bouriat
12MonacoMonaco Louis Chiron
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Achille Varzi
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Henri Stoffel08Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Henri Stoffel
Sowjetunion 1923Sowjetunion Boris Iwanowski
Mercedes-Benz SSKMercedes-Benz M06 7.1L I6 Kompressor
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tim Birkin16Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tim Birkin
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian Lewis
Alfa Romeo 8C-2300 „Le Mans“Alfa Romeo 2.3L I8 KompressorD
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille18Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean Gaupillat
Bugatti T51Bugatti 2.3L I8 KompressorM
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Charles Montier et Cie20Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Ferdinand MontierMontier SpécialeFord 3.3L I4M
22Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Charles Montier
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik François Ducolombier
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean Pesato24Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean Pesato
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Pierre Félix
Alfa Romeo 6C-1750Alfa Romeo 1.8L I8 Kompressor

Startaufstellung

Die Startpositionen wurden in der Reihenfolge der vorab zugeteilten Startnummern vergeben.

Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) MinoiaVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich WilliamsDritte Französische RepublikDritte Französische Republik Divo
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik StoffelItalien 1861Königreich Italien (1861–1946) NuvolariItalien 1861Königreich Italien (1861–1946) Varzi
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) CampariVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich BirkinDritte Französische RepublikDritte Französische Republik Wimille
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik F. MontierDritte Französische RepublikDritte Französische Republik C. MontierDritte Französische RepublikDritte Französische Republik Pesato

Rennergebnis

Pos.FahrerKonstrukteurRundenStoppsZeitStartSchnellste RundeAusfallgrundEM-Punkte
01Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich William Grover-Williams
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Caberto Conelli
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Bugatti8810:00:00,00021
1
02Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Tazio Nuvolari
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Baconin Borzacchini
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Alfa Romeo88+ 7:00,00052
2
03Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Ferdinando Minoia
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Giovanni Minozzi
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Alfa Romeo85+ 3 Runden13
3
04Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Tim Birkin
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Brian Lewis
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Alfa Romeo83+ 5 Runden84
4
05Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Henri Stoffel
Sowjetunion 1923Sowjetunion Boris Iwanowski
Deutsches ReichDeutsches Reich Mercedes81+ 7 Runden44
4
06Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean Pesato
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Pierre Félix
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Alfa Romeo73+ 15 Runden124
4
07Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean-Pierre Wimille
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Jean Gaupillat
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Bugatti65+ 23 Runden95
5
08Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Charles Montier
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik François Ducolombier
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Montier58+ 30 Runden115
5
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Ferdinand MontierDritte Französische RepublikDritte Französische Republik Montier56DNF10Mechanik5
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Albert Divo
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Guy Bouriat
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Bugatti51DNF3defektes Differential5
5
MonacoMonaco Louis Chiron
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Achille Varzi
Dritte Französische RepublikDritte Französische Republik Bugatti44DNF66:18,6001defekter Zünderantrieb6
6
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Giuseppe Campari
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Goffredo Zehender
Italien 1861Königreich Italien (1861–1946) Alfa Romeo40DNF7Wagenbrand6
6

1 Louis Chiron

Weblinks

Commons: Großer Preis von Belgien 1931 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Italy (1861-1946).svg
Autor/Urheber: F l a n k e r, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Flagge des Königreich Italiens (1861-1946) In einem staatlichem oder militärischem Kontext ist die Version mit der Krone zu verwenden.
Flag of Italy (1861–1946).svg
Autor/Urheber: F l a n k e r, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Flagge des Königreich Italiens (1861-1946) In einem staatlichem oder militärischem Kontext ist die Version mit der Krone zu verwenden.
Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of Germany (3-2 aspect ratio).svg
Flagge Deutschlands mit einem Seitenverhältnis von 3:2, anstelle von 3:5. Die 3:2-Version wurde vom Deutschen Bund und der Weimarer Republik verwandt.
Départ du Grand Prix de Belgique 1931, à Spa.jpg
Départ du Grand Prix de Belgique 1931, à Spa.
William Grover-Williams (D) et Caberto Conelli (G) vainqueurs du Grand Prix de Belgique 1931 sur Bugatti T51.jpg
William Grover-Williams (D) et Caberto Conelli (G) vainqueurs du Grand Prix de Belgique 1931 sur Bugatti T51.