Großer Friede von Montreal

Kopie des Originalvertrags, mit Piktogrammen der unterzeichneten Völker

Der Große Friede von Montreal ist ein 1701 geschlossener Friedensvertrag zwischen der Regierung der französischen Kolonien Nordamerikas (Neufrankreich) und den 40 dort siedelnden Indianervölkern (First Nations). Unterzeichnet wurde er am 4. August 1701 vom Gouverneur der Provinzen Louis-Hector de Callière und 1300 Abgeordneten der 40 eingeborenen Völker.

Vorgeschichte

Nach der Gründung Québecs durch Samuel de Champlain (1608) und dem Abflauen restlicher Kämpfe befand sich das heutige Grenzgebiet im Osten Kanadas und der USA einige Jahrzehnte im Frieden. Nach anfänglichen Kämpfen war es den Franzosen gelungen, im Interesse des Pelzhandels mit einigen indigenen Völkern zu friedlichen Vereinbarungen zu kommen. Durch die kluge Diplomatie und Sprachkenntnis des Pelzhändlers Nicolas Perrot konnten sich die französischen Kolonisten 1684 mit den Huronen und Algonquin gegen die Expansionstendenzen der Irokesen verbünden.[1]

Irokesenkriege und Erbfolgekrieg in Europa

Doch kam es um 1680 erneut zu langandauernden Kämpfen (s. Biberkriege), als die Irokesen von den Niederlanden unterstützt wurden. Nach Eingreifen französischer Verbände wurden die Irokesen zurückgedrängt, die jedoch 1689 bei Lachine ein Gemetzel unter ihren Gegnern anrichteten. Im selben Jahr brach in Europa der neunjährige pfälzische Erbfolgekrieg aus, in dem Frankreich der Wiener Großen Allianz des Reichs mit England, Holland, Spanien und Savoyen gegenüberstand. Bald griff dieser Krieg auch auf Nordamerika über, wo sich englische und französische Kolonisten in einem Nebenschauplatz des King William’s War Grenzgefechte lieferten.

Der Plan der Franzosen, Nieuw Amsterdam (heute New York) zu erobern, wurde bald aufgegeben und stattdessen einige Siedlungen in Neuengland überfallen. Auf der anderen Seite scheiterten 1690 die englischen Versuche, Québec zu erobern. In Indien nahmen die Niederländer 1693 den Franzosen Pondicherry ab, während diese 1696/97 in Kolumbien Cartagena überfielen und 1697 in Europa die katalanische Hauptstadt Barcelona einnahmen. Diese Erfolge trugen dazu bei, dass immerhin Spanien friedensbereit wurde. Im Herbst 1697 wurde der europäische Krieg mit dem Frieden von Ryswick beendet, als dessen Folge Ludwig XIV. Wilhelm III. als König von England anerkannte.[2]

Schwierige Friedensbemühungen

In Nordamerika blieb der Konflikt der beiden Mächte hingegen offen, unter anderem weil das Siedlungsgebiet der Irokesen sowohl von England als auch Frankreich beansprucht wurde. Letzteres kämpfte mit seinen Alliierten vor allem im Bereich der Großen Seen.

England konnte die Irokesen wegen des gleichzeitigen Seekriegs nicht ausreichend unterstützten, und diese litten zusätzlich unter von Europa eingeschleppten Krankheiten. Ab 1698 veranlasste sie auch der Niedergang des Pelzhandels zu regionalen Friedensbemühungen, die aber von England verhindert wurden. Erst nach einem erfolgreichen Feldzug in ihr Kernland kam es im März 1700 im Stammesgebiet der Onondaga zu echten Verhandlungen. Im September schloss man in Montreal einen vorläufigen Friedensvertrag mit den Five Nations der Irokesen und deren 13 Abgesandten.

Eine größere Konferenz wurde für Sommer 1701 vereinbart, zu der nun Vertreter aller Völkerschaften im Gebiet der Großen Seen eingeladen wurden. Auf Seiten Frankreichs nahmen neben Diplomaten und Militärs auch Missionare teil, die bei den Indianern hoch angesehen waren und schon seit Nicolas Perrot viel zu Friedensbemühungen beigetragen hatten.

Die ersten Delegationen der Stämme trafen – nach teilweise langer Anreise – schon Anfang Juli 1701 in Montreal ein. Doch zogen sich die Verhandlungen einen Monat hin, weil jede Seite das Maximum herausholen wollte.

Die Unterzeichnung des Friedensvertrags erfolgte auf einem weiten, festlich geschmückten Feld außerhalb der Stadt. Unter das Vertragsdokument wurden die Stammeszeichen jeder Delegation gesetzt, die großteils Tiere darstellten (Bild siehe oben). Danach priesen die Häuptlinge die Vereinbarung und ließen die Friedenspfeife reihum gehen. Ein großes Bankett beschloss die Zeremonie.

Der Friede von Montreal wird im englischen Sprachraum auch als Grand Settlement of 1701 bezeichnet, was allerdings mit dem Act of Settlement 1701 verwechselt werden kann.

Die betroffenen Indianervölker im Gebiet der Großen Seen (Siedlungsgebiete um 1600, ergänzt um Huronenzüge bis 1700). Die Stämme mit Irokesensprachen sind violett gefärbt.

Wirkungen des Montreal-Friedens

Der Friedensvertrag zeichnete sich durch drei Besonderheiten aus: die große Zahl der Vertragspartner, die traditionelle indianische Verhandlungsmethode und die Schiedsrichterrolle der Franzosen bei allfälligen Streitigkeiten einzelner Stämme. Überdies garantierten die Irokesen ihre Neutralität im Fall von Konflikten zwischen den englischen und französischen Kolonien.

Nach dem Friedensschluss konnten der Handel und die geografischen Expeditionen wieder aufgenommen werden. Die Priester und Missionare der Jesuiten setzten ihre unterbrochene Tätigkeit im Norden fort. Antoine Laumet, Sieur de Cadillac begann seine Entdeckungsreise um die Großen Seen und gründete die Stadt Detroit.

Der Große Friede erwies sich im Wesentlichen als haltbar und das Vertragswerk wird von den Indianern bis heute anerkannt, weil es in geduldigen Verhandlungen unter gegenseitigem Respekt entstand. Der US-Historiker Francis Parkman (1823–1893) meinte dazu:
“Spanish civilization crushed the Indian; English civilization scorned and neglected him; French civilization embraced and cherished him.”[3]

Gedenkstätten, Archive

Zum 300. Jahrestag des Friedensschlusses wurde ein großer Platz in Old Montreal in Place de la Grande-Paix-de-Montréal umbenannt. In Québec tragen einige Örtlichkeiten den Namen von Kondiaronk, Häuptling der Huronen und Petun, einem der Architekten des Vertragswerks. Im Mont Royal Park wurde das Kondiaronk-Belvedere errichtet, das einen schönen Blick auf Montreal bietet.

Die Archives nationales d’outre-mer, eine Behörde der Republik Frankreich in Aix-en-Provence, stellen online ein Dossier La grande paix de 1701 zur Verfügung, das auf ihren reichhaltigen Archivalien zum Thema beruht, u. a. den oben abgebildeten Original-Urkunden als Kopie, wenige Tage nach Vertragsschluss angefertigt.[4]

Siehe auch

Literatur

(lt. en:Great Peace of Montreal)

Einzelnachweise

  1. Charlotte Gray “'The Museum Called Canada: 25 Rooms of Wonder” Random House, 2004
  2. Karl W. Schweitzer: Ryswick (Rijswijk), Treaty of, in “The Treaties of the War of the Spanish Succession: An Historical and Critical Dictionary”, Westport 1995, p.389 ff
  3. Francis Parkman, zitiert in Alfred A. Cave, p.42, p.42
  4. Online

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Grande Paix Montreal.jpg
Copie du traité de paix de 1701. (Le document original du traité de paix de 1701 semble avoir disparu.) Pictogrammes des nations signataires : 1. Ouentsiouan représente la nation iroquoise des Onontagués et signe un échassier. 2. Pour les Tsonnontouan, c'est Tourengouenon qui appose la signature de la tortue. 3. Pour les Onneeiouts, la signature représente une fourche au milieu de laquelle se trouve une pierre. 4. Chez les Goyogouins (« peuple de la grande pipe », le dessin d'une pipe va de soi! 5. La marque de Kondiaronk, dit le Rat (un rat musqué), figure sur le traité de 1701. Un autre chef huron a pu apposer cette marque au nom de ce grand chef, mort deux jours avant la signature du traité. 6. L'ours, la signature du chef Kinongé, dit le Brochet, pour les Outaouais du Sable. 7. La marque des Abénaquis de l'Acadie, par le chef Mescouadoué. 8. L'ours, la marque des Outaouais Sinagos. 9. Pour les Gens du Sault, l'ours également, signature apposée par Haronhiateka. 10. La signature du chef des Gens de la Montagne est un chevreuil. 11. Le chef Kileouiskingié signe d'un poisson pour les Outaouais Kiskarons. 12. La fourche représente le lieu où vivent les Outaouais de la Fourche, à la confluence de trois rivières. 13. Représentés par Onanguicé, chef pouteouatami, les Mississagués (nation ojibwée) signent d'un oiseau-tonnerre. 14. Les Amikoués apposent la marque du castor. 15. Pour les Sauteux (Ojibwés), le chef Ouabangué appose la marque d'une grue. 16. Chez les Algonquins, on trouve deux signatures : un échassier ou une grue et, à côté, un être humain. 17. Une perche surmontée d'un scalp sert de signature pour le village des Pangichéas (Piankashaws). 18. La marque de Chichicatalo, chef très respecté chez les Miamis, regroupe deux symboles, dont une grue. 19. La marque du chef Outilirine pourrait représenter les Cris. En langue Crie, le suffixe -irin signie « homme ». 20. Représentés par Onanguicé, les Koueras Koueatenons (groupe illinois) signent d'un arc et d'une flèche. 21. La marque du village des Peorias (nation illinoise) est une tortue à longue queue. 22. L'emblème des Tapouaroas (groupe illinois). 23. L'emblème des Monisgouenars (nation illinoise), établi à la rivière des Moines. 24. Le village des Marouas (groupe illinois), signe d'une grenouille. 25. Pour les Pouteouatamis, la marque d'un chicot et trois racines. 26. Pour les Kaskaskias (nation illinoise), une plume encochée. 27. La marque du village des Ouiatanons (nation miamie) est une carrière. 28. L'esturgeon est la marque des Sakis (Sauks). 29. Chez les Outagamis, ou Renards, la signature est celle du... renard. 30. L'oiseau-tonnerre représente le symbole clanique des Puants. 31. La marque des Malominis (Folles Avoines) est celle d'un oiseau-tonnerre tenant une tige de folle avoine. 32. Le chevalier de Callière, Brochart de Champigny, et autres. (Notes tirées de : Alain Beaulieu et Roland Viau, La Grande Paix, Chronique d'une saga diplomatique, Montréal, Éditions Libre Expression, 2001, pp. 109-111.)
Early-Indian-NE,Montreal+Huronen.JPG
Autor/Urheber: Geof (Diskussion), Lizenz: Copyrighted free use
Frühe Indianervölker (Nordost, um 1600), ergänzt um Huronenzug 17.Jhdt bis zum Großen Frieden von Montreal 1701