Großer Ölberg

Großer Ölberg
Grosser Oelberg Koenigswinter 2300.jpg

Großer Ölberg

Höhe460,7 m ü. NHN [1]
LageKönigswinter-Ittenbach, Nordrhein-Westfalen
GebirgeSiebengebirge
Dominanz22,4 km → Nord(nordost)ausläufer des Häuschen (Eifel)
Schartenhöhe220 m ↓ Buchholz[2]
Koordinaten50° 40′ 56″ N, 7° 14′ 54″ O
(c) Thomas Römer/OpenStreetMap data, CC BY-SA 2.0
GesteinNephelinbasanit[3]
Besonderheitenhöchster Berg im Siebengebirge, Sender Großer Ölberg
w1

Der Große Ölberg (auch: Oelberg) ist mit 460,7 m ü. NHN der höchste Berg im Siebengebirge. Er befindet sich auf dem Stadtgebiet von Königswinter nahe dem Ortsteil Ittenbach. Knapp 700 m nördlich liegt der Nebengipfel Kleiner Ölberg (331,7 m ü. NHN).[4]

Aufgrund des Sendemastes auf seinem Gipfel ist er heute bereits von weitem, beispielsweise von der Bundesautobahn 3, zu sehen und ist so, auch wegen seiner Höhe, von den anderen Bergen gut unterscheidbar. Auf dem Gipfel gibt es eine Gaststätte mit Aussichtsterrasse, welche einen sehr guten Blick in das Siebengebirge sowie in die Hocheifel mit der Hohen Acht und in Richtung Westen u. a. auf den Rhein bietet.

Luftaufnahme des Großen Ölbergs

Geschichte

Namensgeschichte

Der Große Ölberg hieß ursprünglich Ma(e)lberg, wobei das e keinen Umlaut ausdrückt, sondern Dehnungs-e ist. Zum ersten Mal wurde der Gipfel in einem Verpfändungsprotokoll von 1407 erwähnt, in dem die Ortsangabe „an dem Maelberg geleygen“ vorkommt.[5] In Beschreibungen des Siebengebirges wurde der Ölberg teilweise noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts „Ma(h)lberg“ genannt. „Mal“ bedeutet in diesem Zusammenhang „auffälliges Zeichen“ (wie in „Denkmal“, „Muttermal“). Der Berg ist also nach seiner Funktion als markante Landmarke benannt, denn er kennzeichnete das Grenzgebiet zwischen dem kurkölnischen und dem löwenburgischen Bannbezirk.[6]

Mundartlich wurde der Name „Malberg“ wie „Mohlberg“ ausgesprochen. Außerdem wurde der Berg meistens in Verbindung mit Präpositionen genannt, man sagte also „am“, „beim“ oder „auf’m Mohlberg“. Dadurch war das „M“ am Beginn des Namens nicht mehr hörbar und es kam schließlich zu der falschen Konsonantenablösung „am / beim / auf’m Ohlberg“.[7] So ist seit der Mitte des 17. Jahrhunderts vom „Ohleberg“ oder „Oelberg“ die Rede und erst seit Ende des 18. Jahrhunderts häufiger auch vom „Ölberg“,[8] d. h. erst zu dieser Zeit begann man das Dehnungs-e als Umlaut misszuverstehen. Heute sind die Schreibweisen „Ölberg“ und „Oelberg“ etwa gleich häufig, auch wenn „Oelberg“ sprachgeschichtlich eher korrekt ist.

Weil die Entstehung des Bergnamens nicht immer bekannt war, kam es teilweise zu falschen Spekulationen. Ernst Moritz Arndt schrieb 1843 in einem Aufsatz, er nenne den Berg „Auelberg“, weil er hier im Mittelalter den Auelgau vorfinde.[9] Diese Behauptung führt teilweise heute noch zu der falschen Angabe, der Große Ölberg habe früher Auelberg geheißen, obwohl diese erst im 19. Jahrhundert erfundene Namensform nirgends historisch zu belegen ist.[10] Es wurde auch die These aufgestellt, Zisterziensermönche aus Heisterbach hätten den Maelberg nach dem Ölberg in Jerusalem umbenannt[11]; eine solche gezielte Umbenennung ist jedoch ebenfalls nicht nachweisbar.

Gasthaus

Das erste Gasthaus auf dem Gipfel des Ölbergs wurde Pfingsten 1834 eröffnet, nachdem dort schon in den Vorjahren in kleinerem Umfang Gäste bewirtet worden waren. Im September 1842 besuchte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Berggipfel. 1873 erwarb der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) den Gipfel mitsamt Gasthaus. Nach der Jahrhundertwende versammelten sich des Öfteren in großer Anzahl junge Sozialdemokraten sonntäglich auf dem Ölberg.[12] 1920/21 entstand das heutige Restaurantgebäude, das später einen Anbau erhielt.[13] 1951/52 wurde die Hauptwasserleitung zum Gasthaus erbaut, die in naheliegender Zukunft durch den VVS erneuert werden muss (Stand: 2018).[14]

Bergbau

Im 19. Jahrhundert ging der größte Teil des Ölbergs wie auch des Lohrbergs in den Besitz von Franz Merkens (1823–1905), Teilhaber des Kölner Privatbankhauses Seydlitz & Merkens mit Sommersitz im Rhöndorfer Haus im Turm, über. 1872 begann er an der Südostflanke des Ölbergs mit dem Abbau von Basaltsteinen. Der Steinbruch wurde an den unter anderem bereits am Himberg aktiven Christian Uhrmacher verpachtet und beschäftigte bis zu 100 Männer. Der Abtransport des gebrochenen Materials erfolgte mittels täglich etwa 20 Fuhrwerken à 35 Zentnern Last zum Bahnhof Königswinter. Verschiedene Planungen für Kleinbahnen, die den Transport erleichtern sollten, scheiterten allesamt zwischen 1874 und 1897. Schließlich stoppte der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) durch Landkäufe die weitere Zerstörung des Ölbergs, die sich bereits am Gipfelbereich und in großen Abraumhalden unterhalb des Steinbruchs äußerte.[15]

Sender

Sendeturm auf dem Großen Ölberg

Der Große Ölberg wird aufgrund seiner Nähe zur Bundesstadt Bonn als Standort mehrerer[16] multimedialer Sendeanlagen genutzt. Am Nordwesthang befanden sich bis zum 8. November 2004 Antennen zur Übertragung von analogen Fernsehsignalen (ZDF, VOX und WDR Fernsehen). Bemerkenswert war, dass diese Antennen auf niederen Gerüsten und nicht auf einen Sendeturm montiert waren. Seit der Umstellung auf das digitale terrestrische Fernsehen DVB-T wird die Fernsehversorgung in der Region Bonn ausschließlich über den Sender Bonn-Venusberg gewährleistet, wodurch die Anlage auf dem Großen Ölberg obsolet wurde. Ein weithin sichtbarer Betonmast auf dem Berggipfel, der auf Basis eines Pachtvertrags mit dem Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) als Eigentümerin des Gipfels ab 1970 durch die damalige Deutsche Bundespost betrieben wurde[17], beherbergt einen UKW-Radiosender (Radio Bonn/Rhein-Sieg) und mehrere Mobilfunksender. Am 19. Oktober 2009 wurde der zuvor kapazitätsmäßig nicht mehr ausgelastete Sendemast verkürzt.[18]

Um den Berggipfel verteilt existieren zudem Plattformen für Richtfunkantennen. Auch für den Amateurfunk ist der Ölberg von großer Bedeutung, die Relaisfunkstellen DB0SG (analoger Sprechfunk), DB0DBN (digitaler Sprechfunk) und DB0VVS (HAMNET-Datenfunk) haben dort ihre Standorte.[19] Aufgrund der exponierten Lage haben diese Relais einen großen Einzugsbereich bis weit über Köln hinaus. Nach Angaben des VVS aus dem November 2016 versorgte die Funkantenne eines Energieversorgungsunternehmens bis zur Abschaltung im März 2016 die Rheinschifffahrt. Zum Ende 2016 wurde die Funkantenne der Autobahnpolizei abgeschaltet, welche das Autobahnnetz bis Aachen abdeckte. Diese beiden Antennen waren am Westgiebel der Gastwirtschaft montiert und wurden im Juli 2017 von den Betreibern zurückgebaut.[20]

Aktuelle Nutzung

Folgende Radioprogramme werden ausgestrahlt: (Stand: Dezember 2018)[21]

Frequenz 
(in MHz)
ProgrammRDS PSRDS PIRegionalisierungERP 
(in kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/vertikal (V)
99,9Radio Bonn/Rhein-Sieg_BONN/SUD47C-0,5DH
Steinbruch am Großen Ölberg
Blick vom Gipfel des Großen Ölbergs auf Bonn
Blick vom Großen Ölberg in Richtung Drachenfels

Frühere Nutzung

Davor, zu Analog-TV-Zeiten, wurden lange Zeit folgende Fernsehsender ausgestrahlt:

KanalFrequenz 
(MHz)
ProgrammERP
(kW)
Sendediagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
26511,25ZDF81DH
34575,25VOX1,6DH
49695,25WDR Fernsehen (Köln)65DH

Sie wurden bereits im Zusammenhang mit der DVB-T-Einführung im Großraum Köln/Bonn[22] bzw. im Ruhrgebiet[23] am 8. November 2004 abgeschaltet. Der Sender für das ZDF wurde bereits am 24. Mai 2004 abgeschaltet.[24]

Einzelnachweise

  1. Angabe laut Digitalem Geländemodell und Digitaler Topographischer Karte 1:25.000, 1:50.000 und 1:100.000 (abrufbar im Kartendienst TIM-online)
  2. Dominanz und Prominenz nach TK 25; Scharte entlang der Sieg-Rhein-, dann Sieg-Wied-Wasserscheide
  3. Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.); Gangolf Knapp, Klaus Vieten: Geologische Karte von Nordrhein-Westfalen 1:25.000. Erläuterungen zu Blatt 5309 Königswinter. 3., überarbeitete Auflage, Krefeld 1995, S. 33.
  4. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  5. Rüdiger Franz: Ölberg oder Oelberg? An der Schreibweise des höchsten Siebengebirgsgipfels scheiden sich die Geister – Vor fünf Jahrhunderten hieß die Erhebung noch Mahlberg. Beitrag im Bonner Generalanzeiger vom 5. Januar 2007, online hier oder hier (Memento vom 9. März 2016 im Internet Archive).
  6. Theo Hardenberg: Zur Geschichte des Ölberges und seiner Steinbrüche. In: Streiflichter aus dem Siebengebirge. Heimatbuch – Festschrift. Königswinter 1986, S. 173–195, hier S. 179.
  7. Hardenberg: Zur Geschichte des Ölberges, wie oben, S. 177. Ein anderes Beispiel für eine solche falsche Konsonantenablösung ist das Wort „Otter“ (wie in Kreuzotter) für die Viper (also nicht für das Säugetier); ursprünglich hieß diese Art Schlange „Notter“ (etymologisch verwandt mit „Natter“), doch wurde „ein(e) Notter“ mit der Zeit zu „eine Otter“ aufgetrennt, vgl. Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 23. Aufl. bearb. von Elmar Seebold, Berlin 1995, S. 606.
  8. Hardenberg: Zur Geschichte des Ölberges, wie oben, S. 176.
  9. Ernst Moritz Arndt: Der Aulberg, wie muß er heißen?. In: Niederrheinisches Jahrbuch, herausgegeben von L. Lersch, Bonn 1843.
  10. Hardenberg: Zur Geschichte des Ölberges, wie oben, S. 175. Der bisher erste bekannte Beleg für die Deutung des Namens „Oelberg“ als „Auelberg“ findet sich bei Bernhard Hundeshagen: Die Stadt und Universität Bonn am Rhein mit ihren Umgebungen, Bonn 1832, S. 235.
  11. So Archivlink (Memento vom 12. Februar 2009 im Internet Archive) und Archivlink (Memento vom 12. Januar 2008 im Internet Archive) mit ungenauem Bezug auf Hermann Müller-Karpe: Der Ölberg im Siebengebirge als christliches Symbol, Siegburg 2006, denn tatsächlich lässt Müller-Karpe (S. 14) offen, ob der Oelberg nach dem Jerusalemer Ölberg benannt ist und möchte den Namen in erster Linie nur nach dem nomen-est-omen-Prinzip auf das christliche Symbol beziehen.
  12. Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Edition Loge 7, Königswinter 2003, ISBN 3-00-012113-7, S. 151.
  13. Winfried Biesing, Joachim Reinard: Königswinter. Porträt einer Stadt. Heel-Verlag, Königswinter 1994, ISBN 3-89365-330-9, S. 80.
  14. NRW-Stiftung kauft Königswinterer Burghof nicht, General-Anzeiger, 13. Oktober 2018
  15. Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Edition Loge 7, Königswinter 2003, ISBN 3-00-012113-7, S. 52–53.
  16. Archivlink (Memento vom 27. November 2012 im Internet Archive) Beschreibung der Funkanlagen am Großen Ölberg von Patrick Breloehr.
  17. Die Geldquelle auf dem Oelberg ist versiegt, General-Anzeiger, 1. Juli 2009
  18. Die Ölberg-Antenne wird gestutzt, Virtuelles Brückenhofmuseum
  19. IGFS e.V.: IGFS e.V. – DB0SG, DB0DBN, DB0VVS. Abgerufen am 23. Oktober 2017.
  20. Verschönerungsverein plant Wildniszentrum; General-Anzeiger Bonn vom 19. November 2016
  21. Sender-Tabelle Nordrhein-Westfalen (UKW) von www.ukwtv.de.
  22. Reflexion – Fachzeitschrift für UKW/TV-Fernempfang, Ausgabe Nr. 188, Juni 2004, S. 44.
  23. Diskussion im Forum auf Digitalfernsehen.de (Memento vom 4. Mai 2005 im Internet Archive).
  24. DVB-T Projektbüro Nordrhein-Westfalen Technikgruppe.

Weblinks

Commons: Großer Ölberg – Sammlung von Bildern

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Blick vom Oelberg auf den Drachenfels.JPG
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Blick vom Oelberg auf den Drachenfels (Siebengebirge)
Oelberg mit Gaststätte.jpg
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Großer Ölberg im Siebengebirge mit Gaststätte
Siebengebirge-1900.jpg
Siebengebirge um 1900
Sendeturm Grosser Oelberg27022017 2.JPG
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Sendeturm auf dem Großen Ölberg bei Königswinter
Kameraposition 50° 41′ 11,01″ N, 7° 16′ 29,88″ O Kartographer map based on OpenStreetMap. Dieses und weitere Bilder auf OpenStreetMap info
Siebengebirge Übersichtskarte.png
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Übersichtskarte des Siebengebirges
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Steinbruch am Oelberg
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Blick vom Ölberg auf Bonn