Groß Rossau

Groß Rossau
Koordinaten: 52° 47′ 28″ N, 11° 38′ 41″ O
Höhe: 26 m ü. NHN
Fläche:7,27 km²[1]
Eingemeindung:20. Juli 1950
Eingemeindet nach:Rossau
Postleitzahl:39606
Vorwahl:039392

Lage von Groß Rossau in Sachsen-Anhalt

Groß Rossau ist ein Wohnplatz im Ortsteil Rossau der kreisangehörigen Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]

Geografie

Groß Rossau, ein Straßendorf mit Kirche,[1] liegt etwa 7 Kilometer westlich von Osterburg (Altmark). Südlich des Dorfes fließen die Alte Biese und die Biese, in die westlich des Dorfes der Halmaygraben (Zehrengraben) mündet.[3]

Nachbarorte sind Geldberg im Westen, Stapel im Norden, Schliecksdorf im Osten und Klein Rossau im Süden.[3]

Geschichte

Im Jahre 1184 wurde ein Nycholai rossow als Zeuge in einer Urkunde über das Kloster Arendsee aufgeführt.[4]

Die erste Erwähnung aus dem Jahre 1287 kann nicht eindeutig Groß Rossau oder Klein Rossau zugeordnet werden.[1] In der Verleihung eines Zolls an der Biese an einen gewissen Bethmann im Jahre 1287 heißt es in Gladigow, in Rossow, Sclikstorpe, in antiqua civitate, … per aquam Bysen.[5] Im 19. Jahrhundert diskutierten einige Autoren, ob „antiqua civitate“ die Burg Gladigau gewesen wäre oder eine namentlich damals nicht mehr bekannte Stadt, wie Bambissen gewesen sein könnte.[6]

Im Jahre 1541 heißt das Dorf Groß Rossow im Abschied der General-Kirchen-Visitation.[7] Weitere Nennungen sind 1687 Grossen Rossow und 1804 Dorf Groß Rossau mit einem Rademacher, einer Schmiede und einer Windmühle.[8]

Im Zuge der Anfang Juli 1905 begonnenen Milde-Biese-Aland-Regulierung verschwanden die Buhnen im Fluss, das Wasser wurde stellenweise in ein anderes Bett geführt,[9] der Flusslauf wurde begradigt. Im heutigen Liegenschaftskataster ist der alte Verlauf noch zu erkennen.[3] Ernst Wollesen schreibt dazu 1910: „…die Ufer der Biese [wurden] ihres in dichtem Gebüsch bestehenden herrlichen Schmuckes beraubt; gerade zwischen den Dörfern Groß- und Klein Rossau fällt das am schmerzlichsten auf“.[9]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: eine Besitzung über 100 Hektar hatte 133 Hektar, 36 Besitzungen unter 100 Hektar haben zusammen 377 Hektar, zwei Kirchenbesitzungen hatten zusammen 39 Hektar, eine Gemeindebesitzung hatte 0,7 Hektar Land. Im Jahre 1948 hatten aus der Bodenreform 10 Vollsiedler jeder über 5 Hektar erhalten und 35 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar.[1]

Burg bei Groß Rossau

Südlich des Dorfes am Weg nach Klein Rossau an der Biese befindet sich ein stark eingeebneter Ringwall, ein undatierter Burgwall.[10]

Der Bretscher Pfarrer August Hofmeister meinte 1884, dass eine Burg bei Groß Rossau schon zur Zeit von Otto I. eine Grenzburg gewesen sein könnte.[11] Er beschrieb eine „Stelle auf der Feldmark Groß Rossau, wo heute noch ein 70 Fuß langer und breiter hochaufgeworfener Wall und Graben das Vorhandengewesensein einer Burg unverkennbar anzeigt. An der Nordseite verrät ein aufgeworfener Damm, der noch jetzt Kohldamm heißt, den Eingang zur Burg. Ein Einschnitt in der westlichen Ecke des Burgwalls, woran sich ein gepflasterter schmaler Weg durch die niedrigen Wiesen bis zur Biese führend anschließt, scheint eine ehemalige Ausfall- oder Rettungspforte gewesen zu sein.“

In der von Alfred Pohlmann überlieferten „Sage vom Emmakreuz“ heißt es, dass die Burg derer von Rossow östlich von Klein Rossau, der Kirche von Groß Rossau gegenüber gelegen habe.[12]

Vorgeschichte

Erst Wollesen berichtete 1910, dass auf den Pfarrwiesen eine Erhöhung erkennbar war, in welcher Urnenscherben gefunden worden waren. Die Erhöhung liegt schon auf Stapeler Flur in Sumpfland,[9] wohl nordwestlich des Dorfes im Norden der Düpte, einem sumpfigen Waldgebiet.[3] Ein Wiesengrundstück zwischen den beiden Dörfern Groß Rossau und Klein Rossau, nahe der Alten Biese, führte 1910 den Namen des „alten Dorfes“.[9] Dort wurden zahlreiche Urnen gefunden.[13]

Herkunft des Ortsnamens

Ernst Haetge meint, der Ortsname rossowe sei wendischen (slawischen) Ursprungs, wobei ros, rosche Heidekraut bedeutet oder res, rozina, rosin Roggen.[13] Es wird vermutet, dass zuerst das „Alte Dorf“ als wendische Siedlung existierte.[9] Die deutsche Ansiedlung erhielt den Namen „Groß“ Rossau und der slawischen wurde der Zusatz „Klein“ beigefügt.[14]

Eingemeindungen

Am 20. Juli 1950 schlossen sich die Gemeinden Groß Rossau (mit dem Wohnplatz Geldberg), Klein Rossau und Schliecksdorf aus dem Landkreis Osterburg zur Gemeinde Rossau zusammen.[15] Groß Rossau wurde erst nach 2006 als Wohnplatz der Gemeinde Rossau aufgeführt und war nie ein Ortsteil.[16] Nach der Eingemeindung von Rossau nach Osterburg (Altmark) am 1. Juli 2009 verblieben Groß Rossau, Geldberg und Klein Rossau bei Rossau. Rossau wurde Ortsteil und Ortschaft der Stadt Osterburg (Altmark).[2][17]

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohner
1734140
1775135
1789122
1798145
1801137
JahrEinwohner
1818163
1840232
1864278
1871288
1885289
JahrEinwohner
1892[00]264[18]
1895261
1900[00]240[18]
1905235
1910[00]253[18]
JahrEinwohner
1925299
1939275
1946425

Quelle wenn nicht angegeben:[1]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Groß Rossau, die früher zur Pfarrei Groß Rossau bei Osterburg gehörte,[19] wird betreut vom Pfarrbereich Gladigau[20] im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Groß Rossau stammen nach Angaben von Ernst Machholz aus dem Jahre 1697.[21] Ernst Haetge gab 1695 als erstes Jahr der Überlieferung an.[13]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche in Groß Rossau
  • Die evangelische Dorfkirche in Groß Rossau, stammt aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, der Unterbau ist aus Feldstein errichtet. Bekannt ist die große Bronzeglocke von 1588, gegossen vom Wandergießer Jochen Jenderich. Die zweite Glocke des niederländischen Glockengießer Gerhard van Wou stammt aus dem Jahre 1490. Beide stellen das höchste Niveau des Glockengusses im Mittelalter dar. Die Kirche steht am östlichen Dorfausgang. Südlich der Kirche befand sich das ehemalige Rittergut derer von Rossow.[22]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
  • In Groß Rossau steht an der Kirche ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Es besteht aus Granitblöcken mit einer eingelassenen Namenstafel, die von einem Adler gekrönt sind.[23]

Literatur

  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 185 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 382, 121. Groß Rossau (Online bei google books).
  • Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 4, 1910, S. 179–201.
  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1822–1825, doi:10.35998/9783830522355 (eBook zur zweibändigen Druckausgabe).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1822–1825, doi:10.35998/9783830522355 (eBook zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 116 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  3. a b c d Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 2 (Digitalisat).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 16. Berlin 1859, S. 321, Urkunde XVI. (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: XV. Noch einige Ansichten über die Lage von Bambissen. II. (= Allgemeines Archiv für die Geschichtskunde des Preußischen Staates. Band 2). 1830, S. 342 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013504_00348~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Julius Müller und Adolf Parisius im Auftrag des Altmärkischen Geschichts-Vereins (Hrsg.): Die Abschiede der in den Jahren 1540 bis 1542 in der Altmark gehaltenen ersten General-Kirchen-Visitation mit Berücksichtigung der in den Jahren 1551, 1578-1579(81) und 1600 gehaltenen Visitationen. Band 2, Heft 4. Magdeburg und Salzwedel 1929, S. 372.
  8. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 319 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00341~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. a b c d e Ernst Wollesen: Beiträge zur Geschichte des Kreises Osterburg. Teil 4, 1910, S. 180, 195, 201.
  10. Barbara Fritsch: Städte - Dörfer - Friedhöfe. Archäologie in der Altmark. Band 2. Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit. Burgwälle, Steinkreuze und Großsteingräber. Hrsg.: Hartmut Bock (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete. Band 8). dr. ziehten verlag, Oschersleben 2002, ISBN 978-3-935358-36-1, S. 507.
  11. August Friedrich Gebhardt Hofmeister: Historische Erörterungen zur Urkunde Kaiser Otto I. vom Jahre 956. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 18. Jahresbericht, 1884, S. 37–38, 6. Gr. Rossau (altmark-geschichte.de [PDF]).
  12. Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 101, 1. Das Emmakreuz im Hagen von Crevese.
  13. a b c Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 129–132.
  14. Corrie Leitz: Der Ortsteil Rossau stellt sich vor. In: osterburg.eu. 2017, abgerufen am 27. Juni 2020.
  15. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
  16. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 139 (destatis.de [PDF]).
  17. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 13–19 (landkreis-stendal.de [PDF; 512 kB; abgerufen am 18. April 2020]).
  18. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 185 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  19. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 87 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  20. Pfarrbereich Gladigau. Abgerufen am 11. April 2020.
  21. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 12 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 162.
  23. Groß Rossau, Stadt Osterburg (Altmark), Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. Januar 2021, abgerufen am 1. Oktober 2022.

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