Groß Glienicke

Lage von Groß Glienicke (roter Punkt) bei Berlin und Potsdam
Karte des geteilten Berlin – Gebietsaustausch am westlichen Stadtrand (gepunktete Linie) erkennbar

Groß Glienicke war ursprünglich ein eigenständiger Ort im Havelland, von dem der östliche Teil 1945 abgetrennt und als Ortslage mit der seither abweichenden Schreibweise „Groß-Glienicke“ (mit Bindestrich), dem Berliner Ortsteil Kladow zugeschlagen und damit zu einem Teil West-Berlins wurde. Der verbleibende westliche Teil verblieb als Gemeinde auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone und wurde damit später zu einem Bestandteil der DDR. 2003 wurde dieser seinerseits als Ortsteil nach Potsdam eingemeindet.

Der Potsdamer Teil Groß Glienickes hat auf seiner Fläche von 10,25 km² rund 5000,[1][2] der etwas kleinere Berliner Teil gut 3000 Einwohner.

Geografie

Groß Glienicke befindet sich im Norden Potsdams sowie im Südwesten Berlins. Es grenzt im Uhrzeigersinn an folgende Orte, bzw. Berliner Ortsteile: Dallgow-Döberitz, Berlin-Staaken, Berlin-Wilhelmstadt, Berlin-Gatow, Berlin-Kladow, Berlin-Wannsee, Potsdam und Wustermark. Genau wie der Ort selbst, wird auch der darin liegende Groß Glienicker See mittig von der gemeinsamen Stadtgrenze Potsdams und Berlins, der Länge nach durchlaufen.

Nörd-Westlich von Groß Glienicke liegt ein großes Waldgebiet, die Döberitzer Heide. Südlich Groß Glienickes liegt der Sacrower See, weitere Gewässer sind der Teufelsgraben, der Kleine See im Landschaftsschutzgebiet Kleiner See und der Fischpfuhl.

Geschichte

Rittergut Groß-Glienicke um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Groß Glienicke im Havelland wurde 1267 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname wurde von dem slawischen Begriff für Lehm und Ton glina abgeleitet. Die Dorfkirche, ein verputzter Feldsteinbau, entstand im 13./14. Jahrhundert. Kanzel, Altaraufsatz, Patronatsgestühl und andere Ausstattungen der Kirche stammen aus der Zeit um 1680. In der Kirche befinden sich Epitaphien und Grabsteine der vormaligen Gutsherren aus der märkischen Adelsfamilie von Ribbeck, die von 1572 bis 1788 hier residierte. Im früheren Park des Rittergutes ließ die Familie Otto Wollank Anfang des 20. Jahrhunderts historisierende Gebäude und ein Erbbegräbnis errichten. Das Rittergut wurde nach dem Tod der letzten Besitzer, des Ehepaares Otto und Dorothea Wollank, wegen seiner Schuldenlast 1938 aufgegeben und das Herrenhaus brannte 1945 ab. Administrativ gehörte die Landgemeinde zunächst dem Havelländischen Kreis und ab 1817 dem Kreis bzw. späteren Landkreis Osthavelland innerhalb des Regierungsbezirks Potsdam in der Provinz Brandenburg an. 1910 lebten in der 6,7 km² großen Gemeinde 248 Einwohner. Als 1920 das benachbarte Kladow als Ortsteil des Bezirks Spandau in die Bildung von Groß-Berlin einbezogen wurde, wurde Groß Glienicke Nachbargemeinde der Hauptstadt; angesichts einer Entfernung von über 20 km bis zur Stadtmitte von Berlin dominieren aber bis heute die Bindungen mit Potsdam und Spandau. 1939 war die Einwohnerzahl dann auf 2271 angewachsen.

Ein Gebietsaustausch zwischen der Sowjetischen Besatzungszone und dem Britischen Sektor Berlins (im Zusammenhang mit der Nutzung des Flugplatzes Gatow durch die Briten, siehe auch Staaken, Geschichte) bewirkte, dass das Gemeindegebiet ab der Mitte des Groß Glienicker Sees 1945 zum West-Berliner Bezirk Spandau kam und seitdem als Ortslage Groß-Glienicke zum Ortsteil Kladow gehört. Der brandenburgische Teil bestand als selbstständige Gemeinde Groß Glienicke (Schreibung ohne Bindestrich) weiter und wurde bei der Gemeindereform am 26. Oktober 2003 nach Potsdam eingemeindet.[3]

Durch den Verlauf der innerdeutschen Grenze wurden der Gutspark und seine Anlagen stark geschädigt. Die Berliner Mauer trennte die zum DDR-Bezirk Potsdam gehörige Gemeinde vom Groß Glienicker See ab. Der See war für West-Berliner ein beliebtes Freizeitziel, den Bürgern auf der anderen Seite der Mauer war selbst der Blick darauf unmöglich. Lediglich der Straßenname Seepromenade erinnerte sie daran, in der unmittelbaren Nähe eines großen Bade- und Freizeitgewässers zu leben. Die Grenze verlief in der Mitte des Sees, sodass es gelegentlich zu Grenzzwischenfällen kam.

Verkehr

Durch Groß Glienicke verlaufen die Bundesstraße 2 sowie die Landesstraße 20 nach Seeburg-Dallgow-Döberitz-Falkensee.

Die nächste Autobahnanschlussstelle liegt an der Bundesstraße 273 (Potsdam-Nord) oder an der Bundesstraße 5 (Berlin-Spandau). Beide führen jeweils auf die Bundesautobahn 10.

Durch den Ort verlaufen mehrere Buslinien, darunter auch Nachtbuslinien. Die getrennten Ortsteile in Potsdam und Berlin werden durch die Linie 638 miteinander verbunden. Die Waldsiedlung im Norden des Ortes ist mit dem Bus 639 an den Ortskern angebunden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Gedenktafel Deutsche Teilung an der Grenze zu Berlin-Spandau

Kaserne / Waldsiedlung

1937 war in Groß Glienicke bei der Aufrüstung der Wehrmacht eine Panzerkaserne erbaut worden. Nach 1945 wurde sie kurzzeitig von den sowjetischen Besatzungstruppen, dann der KVP und DDR-Grenzpolizei belegt und war bis zur Wende als Rosa-Luxemburg-Kaserne ein wichtiger Standort der Grenztruppen der DDR.[5]

Aus dem Areal entstand im Rahmen der Konversion der heutige Ortsteil Waldsiedlung.

Literatur

Weblinks

Commons: Groß Glienicke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Groß Glienicke
  2. Bevölkerung: Einwohner nach Stadtteilen 2015. Stand: 31. Dezember 2015. potsdam.de
  3. Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003. StBA
  4. Der Gutspark von Groß Glienicke
  5. grenzkommando.de

Koordinaten: 52° 28′ N, 13° 6′ O

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Gedenktafel Deutsche Teilung Grenze Spandau zu Grossglienicke.jpg
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Gedenktafel Deutsche Teilung an der Grenze von Berlin-Spandau zu Groß Glienicke in Brandenburg
Lage Gross Glienicke bei Potsdam und Berlin.png
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Ortsteillage Groß-Glienicke in Potsdam und Berlin
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Die vier Sektoren des besetzten Berlins