Groß-Eichen

Groß-Eichen
Gemeinde Mücke
Koordinaten: 50° 35′ 57″ N, 9° 4′ 28″ O
Höhe: 282 (282–305) m ü. NHN
Fläche:7,88 km²[1]
Einwohner:890 (31. Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte:113 Einwohner/km²
Eingemeindung:31. Dezember 1971
Postleitzahl:35325
Vorwahl:06400

Groß-Eichen ist ein Ortsteil der Gemeinde Mücke im mittelhessischen Vogelsbergkreis.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste bekannte Erwähnung des Ortes erfolgte zwischen 1036 und 1051 unter dem Namen ad quercus im Mainzer Urkundenbuch, einem Kopiar aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.[1]

Die Reformation wurde wohl schon in den Jahren um 1530 eingeführt. Die ersten bekannten Pfarrer in Groß-Eichen waren:

  • 1561–1564 Johannes Vipertus
  • 1584–1612 Konrad Altag. Altag starb 1624.[3]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Groß-Eichen:

„Großeneichen (L. Bez. Grünberg) evangel. Pfarrdorf; liegt im Vogelsberg 112 St. von Grünberg, und gehört dem Freiherrn von Riedesel. Man findet 137 Häuser und 773 Einwohner, die außer 3 Katholiken evangelisch sind, sodann 1 Kirche, 3 Mahlmühlen, womit 2 Oelmühlen verbunden sind, und 1 Ziegelhütte. Die Einwohner nähren sich stark mit Flachsspinnerei und Leineweberei, jedoch wird die Weberei meist nur im Winter, und auf mehr als 100 Stühlen, getrieben. – In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts kommt in einem Orte ad Quercus genannt, eine Kapelle vor, die der Erzbischof Erkanbald von Mainz geweiht hatte. Spätere Umstände verrathen, daß hierunter Großeneichen gemeint sey.“[4]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Am 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Groß-Eichen im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Mücke eingegliedert.[5] Für Groß-Eichen wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Herrschaftsgebiete und Staaten und deren nachgeordnete Verwaltungseinheiten, denen Groß-Eichen angehörte:[1][7]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Groß-Eichen das „Patrimonialgericht der Freiherren Riedesel zu Eisenbach“ in Ober-Ohmen zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. 1821 traten die Freiherren Riedesel zu Eisenbach ihre Recht am Gericht Ober-Ohmen an das Großherzogtum Hessen ab. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1822 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Groß-Eichen zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[11]

Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, Groß-Eichen wurde dem Amtsgericht Alsfeld zugelegt.[12]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Groß-Eichen 915 Einwohner. Darunter waren 21 (2,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 183 Einwohner unter 18 Jahren, 348 zwischen 18 und 49, 195 zwischen 50 und 64 und 192 Einwohner waren älter.[13] Die Einwohner lebten in 372 Haushalten. Davon waren 102 Singlehaushalte, 105 Paare ohne Kinder und 129 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 90 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 228 Haushaltungen lebten keine Senioren.[13]

Einwohnerentwicklung

• 1800:651 Einwohner[14]
• 1806:644 Einwohner, 121 Häuser[15]
• 1829:773 Einwohner, 137 Häuser[4]
• 1867:698 Einwohner, 137 bewohnte Gebäude[16]
• 1875:712 Einwohner, 143 bewohnte Gebäude[17]
Groß-Eichen: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2015
Jahr  Einwohner
1800
  
651
1806
  
644
1829
  
773
1834
  
789
1840
  
772
1846
  
802
1852
  
675
1858
  
791
1864
  
719
1871
  
721
1875
  
712
1885
  
666
1895
  
717
1905
  
725
1910
  
719
1925
  
700
1939
  
707
1946
  
1.005
1950
  
963
1956
  
913
1961
  
867
1967
  
868
1970
  
883
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
915
2015
  
890
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Mücke[2]; Zensus 2011[13]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1829:770 evangelische, 3 katholische Einwohner[4]
• 1961:775 evangelische (= 89,39 %), 71 katholische (= 8,19 %) Einwohner[1]

Wirtschaft und Infrastruktur

Feldbahn Lokomotive in Groß-Eichen

Der Ort liegt am Fuße des Vogelsbergs. Durch den Ort führt die Landesstraße 3325. Den Öffentlichen Personennahverkehr stellt die Verkehrsgesellschaft Oberhessen mit der Buslinie VB-76 sicher.

Früher wurde in dem Gebiet Bergbau betrieben. Als Denkmal zeugt davon noch eine alte Lokomotive. Am Ortsrand gibt es einen Campingplatz.

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als Vorläufer des Deutschen Reichs.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Grünberg; 1821 ging die Patrimonialgerichtsbarkeit der Freiherren Riedesel zu Eisenbach an das Landgericht über) und Verwaltung,
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Mücke.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Groß-Eichen, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 4. Mai 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b „Daten und Fakten“. In: Internetauftritt. Gemeinde Mücke, archiviert vom Original; abgerufen im Juni 2018. (Daten aus Web-Archiv)
  3. Wilhelm Diehl, Reformationsbuch der evangelischen Pfarreien des Großherzogthums Hessen. = Hessische Volksbücher 31–36. Friedberg 1917, S. 355.
  4. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. ss (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 346.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 147 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Mücke, abgerufen im Januar 2022.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Die Zugehörigkeit des Gerichts Ober-Ohmen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  11. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  12. Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes (Ändert GVBl. II 210–16) vom 12. Februar 1968. In: Der Hessische Minister der Justiz (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1968 Nr. 4, S. 41–44, Artikel 1, Abs. 2 a) und Artikel 2, Abs. 4 a) (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 298 kB]).
  13. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 40 und 80, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020;.
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 214 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 259 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, OCLC 162730484, S. 18 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

Commons: Groß-Eichen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Narrow gauge steam locomotive in Muecke Grosseichen, Hesse, Germany