Griselda (Scarlatti)
Werkdaten | |
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Titel: | Griselda |
Originaltitel: | La Griselda |
Titelblatt des Librettos, Rom 1721 | |
Form: | Opera seria in drei Akten |
Originalsprache: | Italienisch |
Musik: | Alessandro Scarlatti |
Libretto: | Apostolo Zeno: Griselda |
Literarische Vorlage: | Griseldis aus Boccaccios Decamerone |
Uraufführung: | Januar 1721 |
Ort der Uraufführung: | Rom, Teatro Capranica |
Personen | |
Griselda ist eine opera seria in drei Akten von Alessandro Scarlatti nach dem Libretto Griselda von Apostolo Zeno. Sie wurde im Jahr 1721 fertiggestellt.
Entstehung
Die Oper, die ursprünglich La Griselda[1] hieß, wurde 1721 als letzte Oper Scarlattis fertiggestellt und im selben Jahr in Rom am Teatro Capranico uraufgeführt.[2] Sie wurde von Scarlatti gemeinsam mit drei anderen Opern während seines letzten, drei Jahre währenden Aufenthaltes in Rom (ab 1718) geschrieben. Eine dieser Opern war Marco Attilio Regolo. Die beiden anderen Opern sind verschollen. Scarlatti vermerkte auf dem Manuskript, dass La Griselda seine 114. Oper sei, was hieße, dass beinahe die Hälfte seiner Opern gänzlich verschollen sind.[3]
Da Frauen auf den Bühnen in Roms verboten waren, wurden ursprünglich alle Partien von Männern dargestellt, in diesem Fall fünf Kastraten und ein Tenor. Die Titelrolle der Griselda sang der auf Frauenrollen spezialisierte Soprankastrat Giacinto Fontana, genannt Farfallino; die seconda donna Costanza wurde von dem jungen Giovanni Carestini interpretiert; den Gualtiero sang der berühmte Altist Antonio Bernacchi; die übrigen Sänger waren Andrea Pacini (Ottone), Matteo Lucchini (Corrado) und Bartolomeo Bartoli (Roberto).[4]
Handlung
Erster Akt
Am sizilianischen Hof: Vor Beginn der eigentlichen Handlung heiratet König Gualtiero eine Schäferin namens Griselda. Hofstaat und Volk sind hierüber gleichermaßen empört, sodass Gualtiero das erste Kind dieser Ehe, Costanza, seinem Freund Corrado, dem Prinzen von Apulien, anvertraut und öffentlich verlauten lässt, er habe es getötet und werde Griselda verlassen.
Ottone, ein Mitglied des Hofstaates, verkündet nun die Ankunft von Gualtieros neuer Braut, die keine andere ist als seine eigene Tochter Costanza, was jedoch niemand weiß. Sie kommt mit Corrados Bruder Roberto, in den sie verliebt ist und der sie wieder liebt, weshalb die beiden über Gualtieros Pläne sehr bestürzt sind. Ottone wiederum erhofft sich, dass seine lange gehegte Liebe für Griselda nun von ihr erhört wird. Sie lehnt jedoch ab und verlässt mit ihrem Sohn Everardo den Hof. Costanza wird in ihre neuen Gemächer geführt.
Zweiter Akt
Griselda, nun in ihrem alten Zuhause auf dem Land, wird von Ottones Avancen nicht in Ruhe gelassen. Corrado kommt zu Griselda mit der Nachricht, er solle Everardo den wilden Tieren vorwerfen. Er hat jedoch Mitleid und lässt Griselda ihr Kind. Dann erklärt Ottone, er habe den Auftrag, das Kind zu töten.
Am Hof treffen sich Costanza und Roberto. Gualtiero kommt hinzu und versucht herauszufinden, worüber die beiden gesprochen haben. Eine Jagdgesellschaft bricht auf und kommt in die Nähe von Griseldas Hütte. Costanza ist bei ihnen und trifft auf Griselda. Die beiden Frauen fühlen sofort eine tiefe Verbundenheit zueinander. Corrado und Gualtiero kommen hinzu. Schließlich taucht Ottone mit einer Schar bewaffneter Männer auf, um Griselda mit Gewalt zu rauben. Gualtiero hindert ihn daran. Auf Costanzas Drängen hin nimmt Gualtiero Griselda als Dienerin mit zurück an den Hof.
Dritter Akt
Zurück im Palast, wird Griselda weiterhin von Ottone bedrängt. Sie versucht Costanza davon zu überzeugen, Gualtiero zu lieben. Roberto bittet in seiner Verzweiflung Costanza, ihn zu töten. Ottone gesteht Gualtiero seine Liebe zu Costanza. Dieser verspricht, Ottone werde Griselda zur Frau bekommen, sobald er selbst Costanza geheiratet habe. Er verbietet Griselda zu weinen und preist zugleich ihre Stärke. Roberto verabschiedet sich von Costanza. Griselda versucht vergeblich, bei Gualtiero für die Liebenden zu bitten. Die Hochzeit wird vorbereitet. Gualtiero lässt öffentlich verlauten, dass Griselda Ottone zur Frau gegeben werde. Griselda antwortet, sie werde lieber sterben. Da umarmt Gualtiero seine Gemahlin, die nun auch diesen Test ihrer Redlichkeit bestanden hat. Ottone gibt zu, das Volk aus Liebe zu Griselda aufgehetzt zu haben. Gualtiero lüftet das Geheimnis um Costanzas Herkunft. Sie und Roberto dürfen nun heiraten. Liebe und Treue triumphieren.
Aufnahmen
- 1960 – Bruno Maderna (Dirigent), Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks, Hannoversche Solistenvereinigung.
Pierre Mollet (Gualtiero), Mirella Freni (Griselda), Eugenia Ratti (Costanza), Peter Witsch (Corrado), Ernst Haeflinger (Roberto), Heinz Rehfuss (Otone).
Arkadia CDMAD 015 (3 CDs; kombiniert mit anderen Werken).[5] - 29. Oktober 1970 – Nino Sanzogno (Dirigent), Orchester und Chor der RAI Napoli.
Sesto Bruscantini (Gualtiero), Mirella Freni (Griselda), Carmen Lavani (Costanza), Veriano Luchetti (Corrado), Luigi Alva (Roberto), Rolando Panerai (Otone).
Live aus der Stagione lirica all’Auditorium in Neapel.
Bismark Beane MRF 117 (2 LPs), Memories HR A 154-155 (2 CDs); Opera d’Oro OPD 1308 (2 CDs).[5] - 1976? – Lawrence Moe (Dirigent), Orchester der University of California, Berkeley.
Daniel Collins (Gualtiero), Carole Bogard (Griselda), Kari Windingstad (Costanza), Riccardo Cascio (Corrado), Judith Nelson (Roberto).
Studioaufnahme; Ausschnitte.
Cambridge CRS 2903 (1 LP).[5] - 20. Dezember 2000 – René Jacobs (Dirigent), Akademie für Alte Musik Berlin.
Lawrence Zazzo (Gualtiero), Veronica Cangemi (Griselda), Miah Persson (Costanza), Daniel Kirch (Corrado), Malena Ernman (Roberto), Artur Stefanowicz (Otone).
Live, konzertant aus dem Théâtre des Champs-Élysées in Paris.[6] - 2002 – René Jacobs (Dirigent), Akademie für Alte Musik Berlin.
Lawrence Zazzo (Gualtiero), Dorothea Röschmann (Griselda), Veronica Cangemi (Costanza), Kobie van Rensburg (Corrado), Silvia Tro Santafé (Roberto), Bernarda Fink (Otone).
Studioaufnahme.
Harmonia Mundi France HMC 901805/07 (3 CDs), Harmonia Mundi France HMC 801805/07 (3 CDs).[5]
Literatur
- Oswald Beaujean: Der Seelenleser. In: Die Zeit. 13. November 2003 (Rezension).
- Julie Anne Sadie: Companion to Baroque Music. Oxford University Press, Oxford u. a. 1998, ISBN 0-19-816704-0.
- George J. Buelow: A History of Baroque Music. Indiana University Press, Bloomington IN u. a. 2004, ISBN 0-253-34365-8.
- Booklet zur CD-Aufnahme Griselda mit René Jacobs und der Akademie für Alte Musik Berlin, Harmonia Mundi 2003, HMC 801805.07.
Weblinks
- Griselda (Alessandro Scarlatti) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna
- Griselda: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- Libretto (italienisch), Rom 1721. Digitalisat des Museo internazionale e biblioteca della musica di Bologna
- Diskografie zu Griselda bei Operadis
Einzelnachweise
- ↑ Buelow: A History of Baroque Music. 2004, S. 151.
- ↑ Julie Anne Sadie: Companion to Baroque Music. Dent, London 1990, ISBN 0-460-04602-0, S. 69–70.
- ↑ Buelow: A History of Baroque Music. 2004, S. 142.
- ↑ Griselda (Alessandro Scarlatti) im Corago-Informationssystem der Universität Bologna.
- ↑ a b c d Diskografie zu Griselda bei Operadis, abgerufen am 12. Januar 2023.
- ↑ Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen (= Zeno.org. Band 20). Directmedia, Berlin 2005, S. 16384.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Alessandro Scarlatti - Griselda - titlepage of the libretto - Rome 1721
Manuskript von Scarlattis letzter Oper Griselda (1721). Zu sehen ist die Seite der 1. Szene, 1. Akt.