Griffelkunst-Vereinigung Hamburg

Die Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V. ist eine gemeinnützige kulturelle Vereinigung mit Sitz in Hamburg-St. Pauli.

Geschichte

Böses Grab in Ohlsdorf

Die Griffelkunst-Vereinigung wurde 1925 von dem Hamburger Volksschullehrer Johannes Böse gegründet. Böse kam aus der kunstpädagogisch stark engagierten Hamburger Lehrerschaft, auf die das Wirken von Alfred Lichtwark zu Beginn der 1900er Jahre an der Hamburger Kunsthalle großen Einfluss ausgeübt hatte. Lichtwark wollte die Kunst dem Bürger näher bringen und versuchte über die von ihm ins Leben gerufene Gesellschaft für Hamburgische Kunstfreunde eine Edition preiswerter graphischer Blätter zu realisieren. Dies verstand er gleichzeitig als Kunstbildung und Kunstförderung. Diese Konzeption nahm Böse auf und gründete die Griffelkunst-Vereinigung Hamburg-Langenhorn, die in der Volksschule Hamburg-Langenhorn, heute Fritz-Schumacher-Schule, domizilierte. Er leitete die Kunstvereinigung bis zu seinem Tode im Jahre 1955 ehrenamtlich und alleinverantwortlich. Seine Tochter Gerda Böse (1910–1970) führte die Vereinigung bis zu ihrem Ausscheiden im Jahr 1964 weiter. Für das Grab von Johannes Böse auf dem Ohlsdorfer Friedhof schuf Hans Martin Ruwoldt den Grabstein, der einen Vogel darstellt (Grablage S 11-127, nahe Kapelle 1).

Heute ist die Griffelkunst-Vereinigung ein demokratisch geführter Verein mit Vorstand, Beirat und einem Geschäftsführer. Das Graphikangebot wird von einer bestellten Jury ausgewählt. Laut Satzung will sie das breite Interesse an der bildenden Kunst fördern und zugleich Künstler zu druckgraphischen Arbeiten anregen. Vor allem soll die Freude am Sammeln von Kunstwerken geweckt werden.

Dazu ediert die Griffelkunst-Vereinigung regelmäßig originalgraphische Blätter, die halbjährlich erscheinen. Hier stehen historische Blätter von alten Druckplatten (in der Regel aus dem Nachlass der betreffenden Künstler) neben neuen und jüngsten Arbeiten aktueller Künstler. Inzwischen werden auch fotografische Arbeiten und Multiple angeboten. Die Mitglieder wählen aus 35 bis 40 Graphiken aus. Die einzelnen Blätter sind sehr preiswert, was die Wahl deutlich erleichtert, zumal ein Grundprinzip der Auswahl darin besteht, die Mitglieder mit den neuesten Tendenzen der Kunstentwicklung und zum Teil spröden Werken bekannt zu machen. Hier wird der kunstpädagogische Ansatz aus der Gründungszeit der Kunstvereinigung betont und fortgeführt.

Der Griffelkunst-Vereinigung gehörten 2009 ca. 4.400 Mitglieder an. Neue Mitglieder werden nach frei werdenden Plätzen aufgenommen. Die Wartezeit betrug mehr als fünf Jahre. Die Graphikwahlen im Mai und November jeden Jahres finden in Hamburg und in 84 anderen Orten in Deutschland statt. Beim Eintritt in die Kunstvereinigung gibt jedes Mitglied eine Ehrenerklärung ab, nicht mit den erworbenen Kunstwerken zu handeln. Der Vorstand kann bei Missachtung dieser Verpflichtung das Mitglied ausschließen.

2002 ist die Griffelkunst-Vereinigung von Langenhorn in das neue Domizil in der Seilerstraße in Hamburg-St. Pauli umgezogen und hat die Namensänderung in Griffelkunst-Vereinigung Hamburg vollzogen.

Literatur

  • Griffelkunst 1976–2000. Verzeichnis der Editionen. Bd. 1. 1976–1988, hrsg. von Harald Rüggeberg, Hamburg 2002, ISBN 3-9804397-6-3
  • Fritz Schumacher: Ein Musterbeispiel praktischer Kunstpflege, in: Fritz Schumacher. Selbstgespräche. Erinnerungen und Betrachtungen (1949), S. 276–282

Weblinks

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J.Böse-Grab 2014.JPG
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2014 - Grabstein für den Pädagogen Johannes Böse auf dem Friedhof Ohlsdorf, Planquadrat S 11, 127 (nahe Kapelle 1) - 1955 geschaffen von Hans Martin Ruwoldt.