Griechisches Patriarchat von Jerusalem

Haupteingang der Grabeskirche in Jerusalem

Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem (altgriechisch Πατριαρχεῖον ἹεροσολύμωνPatriarcheíon Hierosolýmon; arabisch بطريركية الروم الأورثوذكس الاورشليمية, DMG Baṭriyarkiyyat ar-Rūm al-ʾŪrṯūḏuks al-ʾūršalīmiyya ‚Jerusalemitisches Patriarchat der Rum-Orthodoxen‘; hebräisch פטריארכית ירושלים היוונית-אורתודוקסיתPaṭrīʾarchjat Jərūschalajim haJawanīt haʾŌrtōdōqsīt, deutsch ‚Griechisch-Orthodoxes Patriarchat Jerusalem‘) ist eine orthodoxe autokephale Kirche mit Sitz in Jerusalem und ungefähr 100.000[1] christlichen Gläubigen, von denen ein Großteil Palästinenser sind.

Strukturen

Das Patriarchat umfasst griechisch-orthodoxe Gemeinden in Palästina und Israel sowie in Jordanien, ferner die autonome Kirche vom Berg Sinai mit dem Katharinenkloster.

Oberhaupt ist seit 2005 Patriarch Theophilos III. von Jerusalem. Die Viri-Galilaei-Kirche ist der Sitz des Patriarchen.

Das Patriarchat verwendet den alten Julianischen Kalender. Es nahm nicht am Panorthodoxen Konzil 2016 teil.

Grundbesitz

Nach der israelischen Behörde für Grund und Boden ist die griechisch-orthodoxe Kirche in Israel der zweitgrößte Landeigentümer. Bis zu den großen Landverkäufen gehörte ihr eine Fläche von 4,5 Quadratkilometern, die heute zu den wertvollsten Grundstücken Israels zählen, darunter in Jerusalem, Jaffa, Tiberias, Caesarea, Ramla, Nazareth und weiteren Orten. Gekauft wurden die Ländereien im 19. Jahrhundert von der Kirche zu landwirtschaftlichen Zwecken.

Nach der Gründung des Staates Israel 1948 wurde das Land häufig in 99-Jahres-Verträgen verpachtet, z. B. an die Behörde der Natur und Gärten Israels sowie den Jüdischen Nationalfonds. Die Verträge beinhalten häufig eine Option auf Verlängerung.[2] Vermittelt wurden zahlreiche dieser Verträge in den Jahren 1949 und 1950 von dem Rabbiner und Diplomaten Ja’akov Herzog, der in jener Zeit im israelischen Ministerium für Religiöse Angelegenheiten beschäftigt war.

Klandestine Landverkäufe

Schon unter dem Vorgänger des jetzigen Patriarchen Theophilos III., Irenaios, hatte es Streit über Landverkäufe gegeben. Sie führten zur Absetzung von Irenaios, der Land an jüdische Siedler verkauft hatte.[1] Der jetzige Patriarch hat seit 2011 in zweifelhaften Transfers umfangreich Land an Firmen in karibischen Steueroasen zu einem Bruchteil des Marktwertes verkauft.[3] Die auf dem verkauften Land gebauten Immobilien verloren nach Bekanntwerdung der Verkäufe massiv an Wert, da unklar war, ob – wie nach geltender israelischer Rechtslage üblich – die Häuser nach Ende der Pachtzeit an den Eigentümer fallen oder die Verträge von den neuen Eigentümern verlängert werden. Einige Verträge laufen in 50 Jahren aus.[2] Angehörige der Gemeinde sprechen von Diebstahl.[2] Inzwischen soll ein Großteil des Landbesitzes der Griechisch-Orthodoxen Kirche verkauft sein, unter anderem an die Investmentfirma Kronti Limited mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln, die später die erworbenen Grundstücke an andere Firmen auf den Cayman-Inseln weiter veräußerte.

Manche der Jerusalemer Grundstücke eines umstrittenen Immobiliengeschäfts aus dem Jahr 2004 wurden der Organisation Ateret Kohanim übertragen.[4]

Literatur

  • Jean-Pierre Valognes: Vie et mort des Chrétiens d’Orient. Fayard, Paris 1994, ISBN 2-213-03064-2.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b [Jerusalem Post]: Ousted patriarch behind locked doors in Jerusalem. Former Greek Orthodox Church Patricarch Irineos I claims new patriarch imprisoned him because he sold east Jerusalem land to Jews.
  2. a b c [Jüdische Allgemeine], [Sabine Brandes]: Die Deals des Patriarchen. Die griechisch-orthodoxe Kirche verkauft massenhaft Land an dubiose Firmen, 26. Oktober 2017
  3. Jochen Stahnke: Kampf um jeden Quadratmeter. Einer der größten Landbesitzer in Israel ist das Jerusalemer griechisch-orthodoxe Patriarchat. Die Kirche verkauft jedoch immer mehr Besitz – oft unter dubiosen Umständen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 8. Januar 2018, S. 3.
  4. Christian Meier: Siedler übernehmen weiteres Grundstück in Jerusalem. In: www.faz.net. 28. Dezember 2022, abgerufen am 29. Dezember 2022.

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