Grete Hoell

Grete Hoell hinten rechts als junge Frau im Kreise ihrer Geschwister, um 1930/31

Grete Hoell (auch Margarete Hoell[1] beziehungsweise Margarete Nagel[2] genannt, * 18. Oktober 1909 in Hannover; † 15. Juli 1986 ebenda) war eine deutsche kommunistische Widerstandskämpferin.

Leben

Grete Hoell (ganz links als kleines Mädchen) und Geschwister vor der Bäckerei und Conditorei Fritz Baumgarten in der Herrenhäuser Straße 48 (heute: Stöckener Straße 21), um 1912

Grete Hoell war das dritte Kind des Bäckermeisters Fritz Baumgarten.[3] Nachdem sie bis 1925 die Volksschule besucht hatte, ging sie ein Jahr lang zur Handelsschule. Über ihren Ehemann Theodor Nagel kam sie 1929 zur KPD. 1931 wurde sie geschieden. 1931 lernte sie Kurt Willkomm kennen, der damals der politische Redakteur der Neuen Arbeiter Zeitung war und mit dem sie sich 1932 verlobte.[2] Im Januar 1933 kam ihre gemeinsame Tochter zu Welt. Am 5. November 1933 wurde Willkomm verhaftet und verstarb elf Tage später im hannoverschen Gestapo-Hauptquartier an den Folgen der brutalen Folter.

Am 27. März 1934 wurde Grete Hoell verhaftet: Erst nach knapp einem Jahr verurteilte sie das Oberlandesgericht Hamm am 15. Februar 1935 – mit weiteren 23 Angeklagten – zu einer Gefängnisstrafe, unter anderem wegen Herstellung und Verbreitung illegaler Druckschriften.

Im März 1938 heiratete Hoell den zuvor aus ähnlichen Gründen inhaftierten Werkzeugmacher Emil Hoell († 14. November 1964). Er war wegen kommunistischer Parteiarbeit 1933 erstmals und nach dem 20. Juli 1944 (Unternehmen Walküre) erneut verhaftet worden.

Nach 1945 war Hoell insbesondere für die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes aktiv. Als Zeitzeugin besuchte sie Schulen. 1982/83 gab sie die fünfbändige Reihe Hannoversche Frauen gegen den Faschismus mit heraus.

Ehrungen

Grete Hoell in der Inschrift am Mahnmal Gerichtsgefängnis Hannover neben dem Pavillon

Am 8. Mai 1989 wurde am Standort des ehemaligen Gerichtsgefängnisses in Hannover das Mahnmal Gerichtsgefängnis enthüllt, das den Namen Grete Hoell als Bestandteil der Gedenkinschrift enthält. Das Mahnmal erinnert an die dort durch das NS-Regime Verfolgten.

Literatur

  • Erlebnisse und Erfahrungen in der NS-Zeit. Margarete Hoell. Film-Begleitmaterial. Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung, Hannover 1984.
  • Wilhelm Sommer: Margarete Hoell. Eine hannoversche Kommunistin im Widerstand. In: Geschichte lernen, Jg. 7 (1994), Hannover 40, S. 48–53.
  • Herbert Obenaus, Wilhelm Sommer: Politische Häftlinge im Gerichtsgefängnis Hannover während der nationalsozialistischen Herrschaft. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 44 (1990), S. 194–197.
  • Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein: Hoell, Grete. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 302.
  • Corinna Heins, Anne Jäger: Margarete Hoell (geb. Baumgarten), kommunistische Widerstandskämpferin (1909–1986). In: Frauen in der List. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 60 (2006), S. 260–264

Weblinks

Commons: Grete Hoell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wilhelm Sommer: Margarete Hoell. Eine hannoversche Kommunistin im Widerstand. In: Geschichte lernen, Jg. 7 (1994), Hannover 40, S. 48–53.
  2. a b Klaus Mlynek: Willkomm, Kurt. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 390.
  3. Klaus Mlynek: Hoell, Grete. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 172.

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Grete Hoell ganz links als kleines Kind und ihre Geschwister vor der Bäckerei und Conditorei Fritz Baumgarten Stöckener Straße Hannover um 1912 (cropped).jpg
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Grete Hoell (ganz links, als kleines Mädchen) und ihre (seinerzeit) beiden Geschwister vor der Bäckerei und Conditorei Fritz Baumgarten (Mitglied des Rabattsparvereins) in der damaligen Herrenhäuser Straße 48 (heute: Stöckener Straße 21); der Junge im Vordergrund sitzt auf einem sogenannten Holländer.
Grete Hoell hinten rechts als junge Frau im Kreise ihrer Geschwister Baumgarten um 1930 1931 (crop ped).jpg
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Die spätere Widerstandskämpferin Grete Hoell (hinten rechts als junge Frau) und ihre drei Geschwister in der Bäckerei und Conditorei Fritz Baumgarten (Mitglied des Rabattsparvereins) in der damaligen Herrenhäuser Straße 48 (heute: Stöckener Straße 21).
Mahnmal Gerichtsgefängnis Hannover vor dem Pavillon 8. Mai 1989 Befreiung vom Nationalsozialismus alle Sprachen 004.jpg
Das Mahnmal Gerichtsgefängnis Hannover vor dem Pavillon wurde am 8. Mai 1989 eingeweiht, dem Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus.

Das von Hans-Jürgen Breuste entworfene Mahnmal zeigt verschiedene, unterbrochen vertikal angeordnete Stahlgitter-Platten, die von einem großen Andreaskreuz gekreuzt werden.

Die liegende Inschrift am Fuß des Mahnmals weist über die Hamburger Allee in Richtung Raschplatz, bis wohin die Mauern des abgebrochenen Gerichtsgefängnisses reichten.

Die Inschrift lautet:

„Hier stand bis zum Abriß 1964 das Gerichtsgefängnis Hannover, in dem von 1933 bis 1945 zahlreiche Gegner und Gegnerinnen des Nationalsozialismus inhaftiert waren. Sie kamen aus allen Schichten der Bevölkerung, bis 1937 vor allem aus der Arbeiterschaft - darunter Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter. Außer ihnen wurden hier Männer und Frauen aus verfolgten Minderheiten wie Sinti, Zeugen Jehovas und Homosexuelle gefangengehalten. Während des Zweiten Weltkrieges haben hier auch ausländische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen gelitten. In diesem Gefängnis waren viele Mitglieder der hannoverschen Sozialistischen Front, einer der größten Widerstandsgruppen der SPD gegen den Nationalsozialismus, inhaftiert. Von ihnen werden Gustchen Breitzke, Fritz Lohmeyer, Therese Wittrock und Fritz Wulfert genannt. Zu einer Widerstandgruppe der Sozialistischen Arbeiterpartei gehörte Otto Brenner. Von 1937 bis 1943 saß hier der Vorsitzende der KPD, Ernst Thälmann, in Einzelhaft. Stellvertretend für die Verfolgten aus dem kommunistischen Widerstand werden Paul Arndt, Marianne Baecker, Grete Hoell und Walter Krämer genannt. Das Mahnmal Gerichtsgefängnis erinnert daran, daß sich Justiz und Polizei als Helfershelfer des Faschismus betätigten. Hier war ein Ort der Denunziation, an dem Menschen willkürlich und aus politischen Gründen inhaftiert waren.“

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