Gregor Henckel-Donnersmarck

Abt Gregor in der Kukulle mit der Bibel in der Hand im Jahr 2006
Abt Gregor Henckel-Donnersmarck (2006)

Gregor Henckel-Donnersmarck[1][2][3] OCist (* 16. Jänner 1943 in Breslau als Ulrich Maria Karl Graf Henckel von Donnersmarck) ist ein österreichischer Priestermönch deutscher Herkunft. Er war von 1999 bis 2011 Abt des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz.

Leben

Herkunft

Gregor Henckel-Donnersmarck stammt aus der schlesischen Familie Henckel von Donnersmarck und war der jüngste Sohn von Friedrich-Carl Graf Henckel von Donnersmarck (1905–1989) und dessen Frau Anna-Ilse von Zitzewitz (1910–1996).[4] Seine Familie floh mit ihm aus Schlesien, bedroht vom Vormarsch der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg, zunächst nach Bayern, wo sie sich für fünf Jahre niederließen. Anschließend übersiedelten sie endgültig nach Kärnten in Österreich.[5][6]

Er war der einzige Bruder des Rechts- und Staatswissenschaftlers Leo-Ferdinand Graf Henckel von Donnersmarck, der 2009 an Leukämie starb. Der Filmregisseur Florian Henckel von Donnersmarck ist sein Neffe.[7]

Ausbildung und Privatwirtschaft

1963 machte Henckel-Donnersmarck die Matura am Humanistischen Gymnasium in Klagenfurt. 1963 bis 1964 leistete er seinen Präsenzdienst beim Bundesheer ab und rüstete als Leutnant der Reserve ab. 1964 bis 1969 studierte er an der Hochschule für Welthandel in Wien und spondierte zum Diplomkaufmann (Dipl.-Kfm.). 1970 bis 1977 war er Mitarbeiter der Speditionsfirma Schenker & Co., 1973 bis 1977 als Geschäftsführer Schenker Spanien S.A.E. in Barcelona. Henckel-Donnersmarck missfiel jedoch, dass er als Konzession an seine Karriere „nicht genug Zeit für den Glauben“ hatte.[8]

Ordensleben

Er entschied sich, sein Leben als Manager in der Wirtschaft aufzugeben und wurde am 15. November 1977 gemeinsam mit Christian Feurstein Novize im Stift Heiligenkreuz und nahm dort den Ordensnamen Gregor an. Nach Studien (1978–1986) an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Heiligenkreuz wurde er Magister der Theologie,[9] am 1. August 1982 erhielt er in der Stiftskirche durch Bischof Maximilian Aichern von Linz die Priesterweihe. 1986 bis 1991 war er Prior im Zisterzienserstift Rein bei Graz, 1992 bis 1993 Assistent des Generalabtes der Zisterzienser in Rom, 1994 bis 1999 Nationaldirektor von Missio, den Päpstlichen Missionswerken in Österreich. Am 11. Februar 1999 wählte ihn der Konvent zum 67. Abt des Stiftes Heiligenkreuz. Als solcher war er ab 2007 Magnus Cancellarius (Großkanzler) der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Seine Abtsbenediktion erfolgte am 14. März 1999 durch Generalabt Maurus Esteva Alsina. Von 2003 bis 2007 war er Abtpräses der Österreichischen Zisterzienserkongregation.

In Henckel-Donnersmarcks Amtszeit fiel der Besuch von Papst Benedikt XVI. am 9. September 2007 in Heiligenkreuz, der im Rahmen seines Staats- und Pilgerbesuchs in Österreich das Stift und die Hochschule beehrte.[10] Zuvor hatte der Papst die Hochschule am 28. Jänner 2007 zur Hochschule päpstlichen Rechts erhoben und Henckel-Donnersmarck am 3. März 2007 unter Bezug auf dessen Amt als Großkanzler der Hochschule ad personam das Recht verliehen, einen violetten Pileolus zu tragen.[11][5]

Im Februar 2011 legte er sein Amt als Abt in Heiligenkreuz zurück, da er altersbedingt keine komplette Periode mehr ausüben dürfte.[12]

Medial vielbeachtet war sein Vortrag zum Thema Islam, Christentum und Relativismus auf der Fachtagung Das Unbehagen mit der Religion am 18. Juni 2011 im Islamischen Zentrum Wien, bei dem ihm Elsayed Elshahed von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich antwortete: „Herr Abt, betrachten Sie dieses Haus als Ihr Haus!“[13][14] Es war das erste Mal, dass ein hoher kirchlicher Würdenträger einen Vortrag in der Wiener Moschee hielt.

Am 22. April 2021 gab das Stift Klosterneuburg bekannt, dass die Kongregation für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens auf Antrag des Päpstlichen Delegaten, Bischof Josef Clemens mit Dekret vom 19. April 2021 Gregor Henckel Donnersmarck zu seinem Administrator ernannt habe. Unmittelbar vor dem Amtsantritt am 2. Mai 2021, mit dem er alle Funktionen des Stiftsdechanten übernommen hätte,[15] zog Donnersmarck seine Zusage jedoch aus gesundheitlichen Gründen zurück.[16][17]

Weitere Funktionen

Auszeichnungen

Bücher

  • Wandelnde Zebrastreifen. Anekdoten aus dem Klosterleben (Salzburg 2009, 2. Auflage 2010) ISBN 978-3-7017-3163-3.
  • Ora @ labora. Über Gott und die Welt und das Paradies auf Erden (Salzburg 2010) ISBN 978-3-7017-3161-9.
  • Über Gott und die Welt und das Paradies auf Erden. Ansichten eines Abtes (Freiburg im Breisgau 2012) ISBN 978-3-451-06350-3.
  • Reich werden auf die gute Art. Vermögenstipps eines Geistlichen (Wien 2014) ISBN 978-3-99001-085-3.
  • Der Spediteur Gottes – Ein Leben zwischen Welt und Kloster (Wien 2018) ISBN 978-3-8000-7706-9.
Commons: Gregor Henckel-Donnersmarck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Altabt Gregor Henckel Donnersmarck. Curriculum Vitae auf der Website der Zistersienserabtei Stift Heiligenkreuz, abgerufen am 3. Juni 2016.
  2. Altabt P. Dipl.-Kfm. Mag. theol. Gregor Henckel-Donnersmarck. Biografie. In: Unsere Referenten auf der Website des RPP Instituts, abgerufen am 3. Juni 2016.
  3. a b Dkfm. Mag.theol. P. Gregor Ulrich Henckel-Donnersmarck OCist, Altabt von Stift Heiligenkreuz, Ehrenphilister AV Suevia Graz. Kurzbiografie auf der Website des Kartellverbands katholischer nichtfarbentragender akademischer Vereinigungen Österreichs (ÖKV), abgerufen am 3. Juni 2016.
  4. Genealogisches Handbuch des Adels (Limburg an der Lahn 1984), S. 112–114.
  5. a b ORDEN online – Henckel-Donnersmarck, Gregor. Abgerufen und archiviert am 21. Januar 2023.
  6. WienerZeitung.atErst Güter, dann den Glauben transportiert. 21. Dezember 2018. Archiviert am 5. September 2019. Abgerufen am 21. Januar 2023.
  7. Markus Kosian: Florian Henckel von Donnersmarck: „Im Neuen Testament staune ich immer, wie perfekt die Geschichten passen“. PromisGlauben.de, 17. Januar 2023, abgerufen am 17. Januar 2023.
  8. Angelika Slavik: In Gottes Namen. In: Süddeutsche Zeitung, 38/2009, 16. Februar 2009, S. 16.
  9. Cisterciensischer Einfluss auf spanische Ritterorden. Dargestellt an den Ritterorden von Calatrava und Montesa. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Theologie
  10. Vatican.va – Besuch der Abtei Heiligenkreuz : Ansprache von Benedikt XVI. 9. September 2007. Abgerufen und archiviert am 19. Januar 2023.
  11. Gerd Gessinger: Gregor Henckel-Donnersmarck. In: zisterzienserlexikon.de. 3. Mai 2021, abgerufen am 6. November 2021.
  12. Heiligenkreuzer Abt Henckel-Donnersmarck legt mit Februar Amt nieder. In derStandard.at, 2. Jänner 2011.
  13. Islam, Christentum und Relativismus. Informationsseite zum Vortrag. In: Pressespiegel auf der Website des RPP Institut (Audiomitschnitt), abgerufen am 3. Juni 2016.
  14. Printmedien:
  15. Gregor Henckel-Donnersmarck - Administrator von Stift Klosterneuburg. 22. April 2021, abgerufen am 22. April 2021.
  16. Stephan Baier: Gregor Henckel Donnersmarck: Berufung abgelehnt. In: Die Tagespost. 2. Mai 2021, abgerufen am 2. Mai 2021.
  17. Stift Klosterneuburg weiter ohne Administrator. In: ORF. 3. Mai 2021, abgerufen am 6. Mai 2021.
  18. Komturkreuz für Alt-Abt Gregor. In Niederösterreichische Nachrichten, Woche 26/2011, S. 27.
VorgängerAmtNachfolger
Gerhard HradilAbt des Stiftes Heiligenkreuz
1999–2011
Maximilian Heim

Auf dieser Seite verwendete Medien

Abt Gregor - mit Bibel.jpg
Abt Gregor in der Kukulle mit der Bibel in der Hand.