Greene Vardiman Black

Greene Vardiman Black (* 3. August 1836 in Winchester, Illinois; † 31. August 1915 in Chicago) war Professor der Zahnheilkunde an der Universität von Chicago.

G.V. Black (links) zusammen mit den Zahnärzten Isaac Burton und F. Y. Wilson aus Colorado Springs (aufgenommen von Frederick Sumner McKay)

Leben

Er war eines von acht Kindern eines Bauern und Handwerkers und hatte ursprünglich eine starke Abneigung gegen die Schule, die er deshalb auch nur sporadisch besuchte. Im Alter von 17 Jahren wurde er Mitarbeiter seines älteren Bruders Thomas, der in Clayton eine Arztpraxis führte. Vier Jahre lang eignete er sich dort ein umfassendes Grundwissen der Medizin an. Mit 21 Jahren hospitierte er vier Monate lang in einer Zahnarztpraxis und eröffnete anschließend eine eigene Zahnarztpraxis in Winchester. Durch die Freundschaft mit einem Uhrmacher erwarb er zusätzliche feintechnische Kenntnisse. 1864 zog er nach Jacksonville, wo er mit den Schriften Virchows und Darwins Bekanntschaft machte. Nachdem 1878 das erste Gesetz zur medizinischen Berufsausübung in Illinois verabschiedet worden war, stellte Black, der nur ca. 20 Monate Grundschulausbildung und keine einzige Universitätsvorlesung genossen hatte, sich der Prüfung, die er mit ausgezeichneten Noten bestand.

Black eignete sich autodidaktisch ein umfassendes chemisches Wissen an und richtete sich ein eigenes Chemielabor ein. Er wurde sogar gebeten, einen Chemiekursus für die Oberschullehrer von Jacksonville zu halten. Um die in der damaligen Zeit häufig in deutscher Sprache abgefassten wissenschaftlichen Schriften verstehen zu können, ließ er sich von einem Händler deutscher Herkunft Deutsch beibringen und las Virchow im Original. Dadurch angeregt, entwickelte er ein großes Interesse für Zellularpathologie, legte sich ein Mikroskop zu und wurde wieder im Selbststudium zum einzigen Pathologen der Gegend. 1870 erhielt er eine Einladung des Missouri Dental Colleges, dort Histologie und Mikroskopie zu unterrichten, später auch Pathologie und Oralchirurgie. 1878 erhielt er die Ehrendoktorwürde in Zahnheilkunde. 1883 wechselte Black nach Chicago, wo er zuerst an der Zahnklinik und ab 1885 am Chicago College of Dental Surgery unterrichtete. 1890 bis 1891 hielt er auch Vorlesungen an der University of Iowa. 1891 wurde er zum Professor für Bakteriologie und Pathologie an der neu geschaffenen Northwestern University Dental School in Chicago ernannt. 1897 wurde er Dekan der Hochschule.

Forschung

Phagodynamometer[1]
Monument von Greene Vardiman Black im Lincoln Park, Chicago, Illinois

Zu den zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen gehören die Werke „Dental Anatomy“ von 1890 und „Operative Dentistry“ in zwei Bänden von 1908. Sein letztes Buch, A work on special dental pathology, stellte er 1915 kurz vor seinem Tod fertig.[2] Er ist der Erfinder des Phagodynamometers, ein Gerät zur Messung der Kaukraft.[3]

Black´sche Regeln

Er stellte die Black´schen Regeln für die Kavitätenpräparation in der Füllungstherapie auf.[4] Ursprünglich für die Goldhämmerfüllung entwickelt, wurden sie später für Amalgamfüllungen modifiziert angewandt:[5]

  • Umrissform
  • Widerstandsform
  • Retentionsform
  • Erleichterungsform
  • Finieren

Sein Grundsatz Extension for prevention (Ausdehnung zur Vorbeugung) wurde mittlerweile durch die adhäsive minimalinvasive Füllungstechnik mit Verbundwerkstoffen größtenteils überholt und wird nur noch bei stark kariesanfälligem Gebiss angewandt.

Amalgam

Blacks Dynamometer und Mikrometer

Einen Großteil seiner Forschung widmete Black den Materialeigenschaften von Amalgam. Dazu gehörten Untersuchungen über das Schrumpfungsverhalten, die Verarbeitung, die Alterung und die Haltbarkeit vom Amalgamfüllungen. Hierzu entwickelte er mehrere Messgeräte, unter anderem ein mit einem Dynamometer gekoppeltes Mikrometer.[6]

Kavitätenklassen

Er teilte ferner die Kavitätenformen in fünf Kavitätenklassen ein. Die Kavitätenklassen haben bis heute ihre weltweite Bedeutung behalten.

Dentalfluorose

Nachdem ihm von den Zahnärzten McKay, Burton und Wilson das endemische Auftreten merkwürdig „gefleckter Zähne“ (engl.: mottled teeth, gesprenkelte Zähne) unter den Bewohnern von Colorado Springs berichtet worden war, besuchte er 1909 diese Stadt um sich von dem Phänomen ein Bild zu machen. Seine histologischen Untersuchungen wurden kurz nach seinem Tod als Teil einer Artikelserie über gefleckte Zähne, in Zusammenarbeit mit Frederick Sumner McKay, in der Zeitschrift „Dental Cosmos“ (1916) veröffentlicht.[7] Es sollte allerdings noch weitere 15 Jahre dauern, bis McKay durch die vergleichenden Trinkwasseruntersuchungen des Chemikers Harry V. Churchill einen zu hohen Fluoridgehalt des lokalen Trinkwassers als Ursache der Dentalfluorose – verantwortlich machen konnte.

Ehrungen

Die Pierre Fauchard Academy hat Greene Vardiman Black in die International Hall of Fame of Dentistry gewählt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. aus Wissen und Leben (Beilage zu Reclams Universum Heft 25, 28. Jahrgang 1912), S. 46
  2. G. V. Black: A work on special dental pathology, Medico-dental Publishing Company, Chicago 1915
  3. British Journal of Dental Science, Band 51, Verlag Oxford House, 1908, Seite 1029
  4. Hirsch, Wagner, Amalgam (Memento des Originals vom 4. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.unizahnklinik-wien.at (PDF; 57 kB), Universitätszahnklinik Wien
  5. Klaus M. Lehmann, Elmar Hellwig, Hans-Jürgen Wenz: Zahnärztliche Propädeutik: Einführung in die Zahnheilkunde; mit 34 Tabellen. Deutscher Ärzteverlag, 2009, ISBN 978-3-7691-3370-7, S. 157– (google.de).
  6. C. M. McCauley, Amalgams. The Dental Cosmos. 25. Juli 1911. Abgerufen am 30. Juli 2016.
  7. F. S. McKay, G. V. Black, An Investigation of Mottled Teeth: An Endemic Developmental Imperfection of the Enamel of the Teeth, 1. Teil, Dental Cosmos, Volume 58, Issue 5, Mai 1916, S. 477–484. Abgerufen am 2. Juni 2016.

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A photo of the Statue of Greene Vardiman Black in Lincoln Park Chicago, Illinois. The photo was taken November 12, 2011
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von links nach rechts: Dr. Greene Vardiman Black, Isaac Burton, F. Y. Wilson
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Illustration from "Wissen und Leben" (Supplement to "Reclams Universum" Issue 25, Vol. 28, 1912, p. 46. Scanned by Bibhai.
Dynamometer;The Dental cosmos (1912).jpg
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Identifier: dentalcosmos5419whit (find matches)
Title: The Dental cosmos
Year: 1912 (1910s)
Authors: White, J. D McQuillen, J. H. (John Hugh), 1826-1879 Ziegler, George Jacob, 1821-1895 White, James William, 1826-1891 Kirk, Edward C. (Edward Cameron), 1856-1933 Anthony, L. Pierce (Lovick Pierce), b. 1877
Subjects: Dentistry Dentistry
Publisher: Philadelphia, S. S. White Dental Manufacturing Co
Contributing Library: Yale University, Cushing/Whitney Medical Library
Digitizing Sponsor: The College of Physicians of Philadelphia and the National Endowment for the Humanities

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ossible. It is unfortunate forour profession and for those whom weserve that so large a percentage of thedental alloys that are being offered on themarket at the present time are made bymanufacturers who base their knowledgeon the test of time, and are used by prac-titioners because of their supposedly easymanipulation. Such practice on the partof the manufacturers is far from scien-tific, and there is no excuse for profes-sional men using such materials, in viewof the knowledge which is within ourreach. One of the dearest and mostwidely advertised alloys was tested, and Ifound, during the first twenty-four hours,6/10,000 of an inch, or six points, ofshrinkage ; twenty points, or 20/1000 ofan inch of flow, which is nearly one-fourth 176 THE DENTAL COSMOS. its volume, and an average strength of obtained only when the metals are corn-only 236 pounds. Such shrinkage is ab- bined chemically in the ratio of theirsolutely fatal. The flow is ten times chemical equivalence. The claim has been
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more than it should be, and the strengthonly two-thirds as much. THE CHEMICAL THEORY OF ALLOYINGM ETAL8. The chemical theory is based on thebelief thai the best dental alloys can be made that this procedure will furnish••; combination which will best resist theaction of Ihe oral fluids on the surface ofthe filling, but this seems an unimportantitem a.s compared with the movementsand changes of a filling within Ihe cavityitself. The dissolving of metals in each MCCAULEY.—AMALGAMS. 177 other in such proportions that movementsin one will exactly counteract movementsin the other will produce a mass which is Fig. and flow, and is also lacking in strength.One investigator who has done a greatdeal of work in this field for rnanv years 2.

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