Grammy Award for Best Hard Rock/Metal Performance Vocal or Instrumental

Jethro Tull erhielt den nur ein einziges Mal vergebenen Grammy Award for Best Hard Rock/Metal Performance Vocal or Instrumental

Der Grammy Award for Best Hard Rock/Metal Performance Vocal or Instrumental war ein Musikpreis, der im Rahmen der 31. Grammy-Verleihung 1989 an die Band Jethro Tull für das Album Crest of a Knave verliehen wurde.

Geschichte

Verleihung und Kritik

Bei den 31. Verleihungen 1989 sollte erstmals ein eigener Grammy Award für den Bereich Metal gemeinsam mit dem Hard Rock vergeben werden. Im gleichen Jahr erfolgte auch die erste Vergabe eines Awards für Rap, um zusammen zwei populäre Musikbereiche der 1980er Jahre zu ehren.[1] Nominiert wurden die Alben Blow Up Your Video der australischen Band AC/DC, Nothing’s Shocking von Jane’s Addiction, …And Justice for All von Metallica und Crest of a Knave von Jethro Tull sowie der Song Cold Metal von Iggy Pop vom Album Instinct. Durch den Live-Auftritt von Metallica bei der Verleihung im Februar 1989 im Shrine Auditorium in Los Angeles mit dem Song One von dem nominierten Album spielte erstmals eine Metal-Band bei einer Grammy-Verleihung.[2]

Der Award wurde an Jethro Tull mit den Bandmitgliedern Ian Anderson, Martin Barre und Dave Pegg vergeben,[3] die damit gegen die als Favoriten angesehene Band Metallica gewannen. Die Entscheidung führte zu breiter Kritik an der National Academy of Recording Arts and Sciences, da auch nach Ansicht vieler Fans und Journalisten die Musik von Jethro Tull nicht in den Bereich des Hard Rock oder Heavy Metal einzuordnen sei.[4][5][6] Bereits bei der Nominierung war Ian Anderson, Sänger der Band Jethro Tull, überrascht, da er die Band nicht als Teil des Metal oder Hard Rock betrachtete, sondern als Rockband, und die Mitglieder der Band nahmen auf Anraten ihrer Plattenfirma Chrysalis Records nicht an der Verleihung teil, da ein Sieg nicht wahrscheinlich war.[4] Als die Laudatoren Alice Cooper und Lita Ford die Gewinner verkündeten, ertönten Buhrufe im Publikum.[4]

Anderson äußerte in einem späteren Interview, dass die Verleihung einerseits Sinn ergäbe, weil nicht die Musikpresse, sondern Aktive der Musikszene (Autoren, Musiker, Tontechniker) abstimmten, die schon so lange im Geschäft waren wie Jethro Tull, und die offenbar das Bedürfnis hatten, die mehr als zwanzig Jahre umspannende Karriere der Band zu ehren. Andererseits sei er froh gewesen, nicht bei der Zeremonie gewesen zu sein. Er wüsste nicht, wie er unter den Umständen der Verleihung den Preis hätte annehmen können. Zur schwierigen Kategorisierung von Jethro Tull wies er darauf hin, einen Großteil seines musikalischen Lebens auf die Einbettung akustischer Instrumente in einen Rock-Kontext verwendet zu haben, mit dem Ergebnis recht rauer Rockmusik, die auch wiederholt in einer schwerpunktmäßig Hard Rock und Heavy Metal behandelnden Zeitschrift wie Kerrang besprochen wurde.[4]

Nachspiel

Die Band Metallica war der Favorit der Verleihung. Sie erhielt den Nachfolge-Grammy für die beste Metal-Darbietung bislang sechs Mal.

Als Antwort auf die Kritik, die die Band Jethro Tull für die Verleihung bekam, veröffentlichte das Plattenlabel der Band eine Werbeanzeige im Billboard-Magazin mit dem Bild einer Querflöte (dem musikalischen Markenzeichen der Band) auf einem Haufen Betonstahl und der Zeile The flute is a heavy metal instrument![7][8] Metallica fügten ihrem Album …And Justice for All einen Aufkleber mit der Aufschrift Grammy Award Losers bei, wobei das Wort „Losers“ als Graffito über ein durchgestrichenes „winners“ dargestellt war.[9][10]

Im Folgejahr richtete die National Academy of Recording Arts and Sciences die beiden Kategorien Best Hard Rock Performance und Best Metal Performance ein, die seit den 32. Verleihungen 1990 getrennt vergeben werden. Der Award für die beste Metal-Darbietung ging in den folgenden drei Jahren jeweils an Metallica für den Song One vom Album …And Justice for All 1990, anschließend an ihre Coverversion des Queen-Songs Stone Cold Crazy 1991 und danach für das Album Metallica 1992; bis 2011 waren sie mit sechs Siegen die erfolgreichsten Musiker in dieser Kategorie.[3] Als Metallica 1992 den Grammy gewann, bedankte sich der Schlagzeuger Lars Ulrich in der Dankesrede bei Jethro Tull, dass sie in diesem Jahr kein neues Album veröffentlicht haben,[11] obwohl das Album Catfish Rising in der Nominierungszeit veröffentlicht wurde. 10 Jahre später sagte Ulrich, dass er lügen müsste, wenn er behaupte, dass er nicht enttäuscht war. Der Sieg von Jethro Tull spottete seiner Ansicht nach dem Sinn der Verleihung.[10]

Den Grammy für die beste Hardrock-Darbietung gewann in den ersten beiden Jahren die Band Living Colour mit dem Song Cult of Personality 1990 und dem Album Time’s up 1991.

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Ian Anderson mit Jethro Tull in Butzbach, Deutschland, am 6. Juni 2007

Gewinner und nominierte Künstler

JahrKünstler / BandNationalitätWerkWeitere nominierte KünstlerBilder
der Künstler
1989
(2. Februar 1989)
Jethro TullVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Vereinigtes KönigreichCrest of a KnaveJethro Tull, 1997

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jon Pareles: Grammys to McFerrin and Chapman. In: The New York Times. 23. Februar 1989. Abgerufen am 19. Juli 2010.
  2. Richard De Atley: Rappers ambivalent about inclusion in Grammys. In: Lawrence Journal-World, The World Company, 19. Februar 1989, S. 2D. Abgerufen am 14. September 2011. 
  3. a b Past Winners Search. National Academy of Recording Arts and Sciences. Abgerufen am 14. September 2011. Achtung: Um das Suchergebnis zu bekommen, muss die Kategorie „Rock“ angegeben werden.
  4. a b c d Rockin’ on an Island Archiviert vom Original am 14. Mai 2011. In: Bauer Media Group (Hrsg.): Kerrang!. Nr. 258, 30. September 1989. Abgerufen am 25. November 2010.
  5. Frank Hoffmann (Hrsg.): Encyclopedia of Recorded Sound, 2. Auflage, Band 1, CRC Press, 2005, ISBN 978-0-415-93835-8, S. 542 (Abgerufen am 19. Juli 2010).
  6. Stephen Holden: The Pop Life. In: The New York Times. 14. Februar 1990. Abgerufen am 19. Juli 2010.
  7. Never a Tull Moment. The Hindu. Archiviert vom Original am 5. Dezember 2007. Abgerufen am 1. Januar 2011.
  8. The flute is a heavy metal instrument!. Archiviert vom Original am 23. September 2013. Abgerufen am 29. Juli 2010.
  9. Metallica Timeline. MTV. Abgerufen am 14. September 2011: „The band add a sticker to their album that says ‘Grammy Award LOSERS’“
  10. a b Richard Bienstock: Metallica: Talkin’ Thrash. In: Guitar World, Future US, 10. Juli 2009, S. 7. Archiviert vom Original am 16. Januar 2011. Abgerufen am 24. November 2010. 
  11. Grammys 1992. In: Grammy Flachbacks. MTV. Abgerufen am 6. Februar 2008.

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Ian Anderson OJT 1200.jpg
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Ian Anderson plays the Orchestral Jethro Tull - at the Hessentag in Butzbach (Germany) on 6. June 2007 - musicians are: in the background the Neue Philharmonie Frankfurt, in the front (f.l.t.r.): John O’Hara (conductor, keyboards and accordion), David Goodier (bass guitar), Martin Barre (e-guitar, accoustic guitars), Ian Anderson (vocals, accoustic guitars, flute), Doane Perry (drums and percussion)
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Tour por América de 2007.