Grafikdesign

Piktogramme der US-amerikanischen Nationalparkdienste als Beispiel für die Anwendung des Grafikdesigns

Grafikdesign oder Kommunikationsdesign ist eine Tätigkeit, Sprache, Gedanken und größere gedankliche Zusammenhänge mittels Typographie, Bild, Farbe und Material visuell darzustellen und augenscheinlich vermittelbar zu machen.[1]

Geschichte

William Addison Dwiggins (1880–1956) soll 1922 in Amerika den Begriff graphic design, der seit Ende des 20. Jahrhunderts in den Schreibweisen Graphikdesign, Grafikdesign und Grafik-Design auch im deutschen Sprachraum benutzt wird, geprägt haben.[1] Vorher war die damit bezeichnete Tätigkeit Teil der Arbeit traditionell grafisch arbeitender Berufsleute wie Drucker, Typografen oder Schriftsetzer. Sich schon vorher auf den gestalterischen Teil konzentrierende deutschsprachige Grafiker wurden bis in die späten 1980er Jahre »Gebrauchsgraphiker« oder »Werbegraphiker« genannt.[1]

Die Entwicklung des Grafikdesigns erfolgte nicht ausschließlich parallel zur Industriellen Revolution. So gehört zum Beispiel schon die von Toulouse-Lautrec ausgehende (Plakat-)Kunst dazu. Diese wurde durch soziales und politisches Engagement nach der Studentenrevolte 1968 in Frankreich nochmals stark geprägt. Inzwischen ist Grafikdesign relativ fest an die Gepflogenheiten moderner Gesellschaften gekoppelt. Schwerpunkte sind kommerzielle Werbung und öffentliche Kommunikation.

Berufsbezeichnung und Ausbildung

Die nicht geschützte Berufsbezeichnung Grafikdesigner bzw. Grafikdesignerin ist eine Spezifizierung des Begriffs Designer. Der Begriff Grafikdesigner wird heute teilweise durch Kommunikationsdesigner ersetzt und unterscheidet sich vom Industrie-, Mode-, Foto- und Webdesigner.

Hochschulische Ausbildung

Die hochschulische Ausbildung zum Grafik- oder Kommunikationsdesigner erfolgt in der Regel an einer Kunsthochschule oder Hochschulen für Gestaltung. Sie kann als Bachelor- oder Masterstudium absolviert werden. Für die Aufnahme ist meist eine Gestaltungsmappe und/oder eine Eignungsprüfung erforderlich.[2][3]

Duale Berufsausbildung

Neben den hochschulischen Designausbildungen existieren in Deutschland mehrere staatlich anerkannte Ausbildungsberufe nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG), die im Bereich der Mediengestaltung praxisorientiert in Betrieb und Berufsschule auch Kompetenzen aus dem Gebiet des Grafikdesigns (Typographie, Bild, Farbe, Material) vermitteln.[4][5][6]

Mediengestalter Digital und Print
Dreijährige duale Ausbildung in der Medien- und Kommunikationsbranche. Schwerpunkte sind Gestaltung und technische Umsetzung von Print- und Digitalmedien, Datenaufbereitung für unterschiedliche Ausgabekanäle sowie Projektorganisation.[7][8]
Mediengestalter Bild und Ton
Dreijährige duale Ausbildung im Bereich audiovisueller Medienproduktion. Sie umfasst Planung, Aufnahme und Bearbeitung von Bild- und Tonmaterial für Film, Fernsehen und Online-Medien.[9][10]
Gestalter/in für immersive Medien
Seit 2023 staatlich anerkannter Ausbildungsberuf nach dem BBiG. Die duale Ausbildung vermittelt Kenntnisse in der Gestaltung, Produktion und Programmierung von 3D Animationen sowie grafischen Anwendungen für Virtual, Augmented und Extended-Reality-Umgebungen.[11][12]

Vollzeitschulische Ausbildung

Neben akademischen Studiengängen und mehreren dualen Berufsausbildungen existieren in Deutschland zahlreiche vollzeitschulische Ausbildungsgänge zum Grafikdesigner an staatlich anerkannten Berufsfachschulen oder Berufskollegs für Grafikdesign. Diese Ausbildungsgänge dauern in der Regel zwei bis drei Jahre und schließen mit der Berufsbezeichnung „Staatlich geprüfter Grafik-Designer“ oder „Staatlich geprüfte Grafik-Designerin“ ab. Teilweise kann parallel die Fachhochschulreife erworben werden.[13]

Beispiele für solche vollschulischen Bildungsgänge sind das Berufskolleg für Grafik-Design an der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule Ulm, die Grafikdesignschule Manuel Fritz in Mannheim sowie verschiedene Kolping-Berufskollegs für Design. Die Ausbildung erfolgt praxisorientiert und umfasst gestalterische, technische und theoretische Fächer, etwa Typografie, Layout, Illustration, Fotografie, Kunst- und Mediengeschichte sowie digitale Mediengestaltung.[14][15][16]

Die schulische Ausbildung ist landesrechtlich geregelt und führt zu einem Abschluss, der in der Regel dem Niveau 6 des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) entspricht. An vielen Schulen kann zusätzlich ein Praktikum im Rahmen der Ausbildung absolviert werden, um den Praxisbezug zu stärken.[14][15][16]

Tätigkeitsfelder

Das klassische Grafikdesign beschränkt sich seit einigen Jahren nicht mehr nur auf das Gestalten von und mit grafischen Formen. Deshalb wird zunehmend der Begriff Kommunikationsdesign als ein Oberbegriff angenommen, der neben dem Begriff der Visuellen Kommunikation auch noch die verbale und die audiovisuelle Kommunikation beinhaltet.

So spricht man seit Ende der 1980er Jahre von einem Arbeitsfeld, das sich auch mit elektronischen Medien beschäftigt, die im Falle von Webseiten oder mobile Apps auch interaktive Eigenschaften haben können. Heutzutage gehören auch immersive Medien wie Games und interaktive Anwendungen für XR (Virtual Reality, Mixed Reality, Augmented Reality) zu den möglichen Arbeitsfeldern des Grafikdesigns.

Mögliche Spezialisierungen im Bereich des Grafikdesigns sind Typografie, Illustration, Fotografie, Druckgrafik, DTP (Desktop-Publishing), Werbung, Branding, Corporate Design als Teilbereich der Corporate Identity, Messe- und Ausstellungsdesign, Film, Games und XR.

In Werbeagenturen ist der Grafikdesigner in der Regel für die grafische Umsetzung von Konzepten verantwortlich, die von Art Director oder Creative Director entwickelt werden.

Die Gestaltung der klassischen Printmedien wie Zeitschriften, Büchern und Broschüren wird auch als Editorial Design bezeichnet.

Literatur

  • Jens Müller und Julius Wiedemann (Hrsg.): The History of Graphic Design (2 Vols.); TASCHEN, Köln 2017/18, Band 1, ISBN 978-3-8365-6307-9; Band 2 ISBN 978-3-8365-7037-4
  • Morgen und davor – 100 Arbeiten aus 10 Jahren Klasse Hickmann, Pascal Kress, Fons Hickmann (Hrsg.) Verlag Hermann Schmidt 2017, ISBN 978-3-87439-888-6
  • Johannes Bergerhausen, Siri Poarangan: decodeunicode: Die Schriftzeichen der Welt. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2011, ISBN 978-3-87439-813-8.
  • Gerda Breuer, Julia Meer (Hrsg.): Frauen und Grafik-Design 1890–2012. JOVIS Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86859-153-8.
  • Friedrich Friedl, Nicolaus Ott, Bernard Stein (Hrsg.): Typographie – wann, wer, wie. Könemann, 1998, ISBN 3-89508-473-5.
  • Quentin Newark: Was ist Grafikdesign? Stiebner, München 2006, ISBN 3-8307-1318-5.
  • Claudia Korthaus: Grundkurs Grafik und Gestaltung. Galileo-Press, Bonn 2013, ISBN 978-3-8362-2355-3
  • Markus Stegmann und René Zey: Das Designlexikon. Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 3-89853-231-3.
  • A History of Graphic Design. Phillip B. Meggs, New York u. a. 1998, ISBN 0-471-29198-6.
  • Der Blick hinter die Kulissen des Grafik-Designs. Ganter-Verlag, Pforzheim 2005, ISBN 3-933929-02-4.
  • engagement & grafik design. Hrsg.: NGBK / Berlin 2000, ISBN 3-926796-62-6.
  • Jens Müller: Grafikdesign 1890-Heute; TASCHEN, Köln 2025, ISBN 978-3-7544-0081-4
Commons: Graphic design – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Grafikdesign – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b c Wolfgang Beinert: Grafikdesign in Typolexicon.de, März 2017
  2. Ausbildung Grafik- und Kommunikationsdesign. In: LAZI Akademie. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  3. Berufe mit Design. In: Einstieg.com. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  4. Mediengestalter/in Digital und Print. In: BERUFENET. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 29. Oktober 2025.
  5. Mediengestalter/in – Bild und Ton. In: BERUFENET. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 29. Oktober 2025.
  6. Gestalter/in für immersive Medien. In: BERUFENET. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 29. Oktober 2025.
  7. Mediengestalter/-in Digital und Print – Steckbrief. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  8. Mediengestalter/in Digital und Print. In: BERUFENET. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 29. Oktober 2025.
  9. Mediengestalter/in – Bild und Ton. In: BERUFENET. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 29. Oktober 2025.
  10. BuTMedAusbV – Verordnung über die Berufsausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton (2020). (PDF) In: Bundesgesetzblatt (PDF beim BIBB). Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  11. Gestalter/in für immersive Medien. In: BERUFENET. Bundesagentur für Arbeit, abgerufen am 29. Oktober 2025.
  12. Gestalter/in für immersive Medien – Steckbrief. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  13. Grafikdesigner/in – Berufsbild, Ausbildung und Gehalt. In: Ausbildung.de. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  14. a b Berufskolleg für Grafik-Design. In: Ferdinand-von-Steinbeis-Schule Ulm. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  15. a b Staatlich geprüfter Grafik-Designer/in – Ausbildungskonzept. In: Grafikdesignschule Manuel Fritz Mannheim. Abgerufen am 29. Oktober 2025.
  16. a b Berufskollegs für Design. In: Kolping Bildung Deutschland. Abgerufen am 29. Oktober 2025.

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