Gottfried Leygebe
Gottfried Christian Leygebe, auch Leigebe (geboren 1630 in Freistadt, Schlesien; gestorben 1683 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer, Eisenschneider, Kupferstecher, Medailleur, Stempelmacher und Zeichner.
Leben
Leygebe lebte seit 1645 in Nürnberg, wo er eine Ausbildung als Schwertfeger bei dem Waffenschmied Albrecht Liechtmann absolvierte. Er war auch ein Schüler von Erasmus Suter.[1] Er spezialisierte sich auf die Gravur auf Eisen und bildete sich bei Georg Pfründt fort. 1653 hatte er eine eigene Werkstatt als Bildhauer.[2] Er wurde 1664 als Stempelschneider in Nürnberg erwähnt und war 1667 erstmals in Berlin tätig. Er zeigte eine besondere Kunstfertigkeit in der Herstellung geschnittener Zierrate aus Eisen. Bekannt wurde er durch seine Degengefäße, Hirschfängergriffe oder Pistolenbeschläge sowie durch seine aus dem Eisen geschnittenen Jagden, Reiter oder Kriegswaffen. Der Fürst Heinrich Reuß zu Gera besaß ein auf das Jahr 1655 datiertes Stichblatt mit Degenknopf in Gestalt eines antiken Reiters. In den Jahren 1660 bis 1662 fertigte er aus einem Eisenblock eine Reiterstatuette Kaiser Leopolds I., die in das Schloss Rosenborg nach Kopenhagen kam. Ein weiteres Werk war das Abbild König Karls II. von England, dass ihn zu Pferde als Sankt Georg darstellt.[3] In Berlin wurde dieses Werk für 600 Taler durch den Großen Kurfürsten erworben und 1667 als Geschenk an den Kurfürsten von Sachsen nach Dresden gesandt. Es kam dort in die Sammlung im Grünen Gewölbe.
Nach einem längeren Aufenthalt in Berlin, der durch Aufträge des Großen Kurfürsten und dessen schlechte Zahlungsmoral bedingt war, entschloss sich Leygebe dauerhaft in Berlin zu bleiben. Dies hatte zur Folge, dass er am 6. April 1668 eine Bestallung als Münzeisenschneider erhielt. Ihm wurde offiziell ein Gehalt von 400 Talern und freie Wohnung in der Münze zugesprochen. Trotz dieser Urkunde erhielt er weder die volle Bezahlung noch die Wohnung in der Münze.[4] Er arbeitete nun als kurfürstlicher Münzstempelschneider und Medailleur. Zu seinen Arbeiten in Berlin zählen die Taler und Halbtaler, die zum Tod der Kurfürstin Louise Henriette von Brandenburg 1667 herausgegeben wurden. Seine Signatur ist G. L., G. LEIGEBE oder G. Leigebe AD VIV(um) FECIT (nach dem Leben modelliert).[5] Teilweise kennzeichnete er seine Werke auch in der Form CGL als ineinander liegende Buchstaben.
Als Hauptwerk Leygebes gilt die geschnittene Eisenarbeit, die in das Neue Museum nach Berlin kam. Die 29 cm hohe Statuette zeigt den Großen Kurfürsten zu Pferde, der als St. Georg einen dreiköpfigen Drachen tötet (auch als Kampf gegen die Hydra bezeichnet). Die Herstellung dieses Werkes dauerte drei Jahre und wurde 1680 fertiggestellt.[6] Er fertigte zudem 1660 ein Selbstbildnis, das von dem Radierer Andreas Greiff reproduziert wurde.[7][8]
Familie
Leygebe heiratete am 20. August 1656 Magdalena (geborene Lichtmann), eine Tochter seines Lehrmeisters, des Schwertfegers Albrecht Lichtmann.[9] Sie hatten vier Söhne:[10]
- Ferdinand Leygebe (geboren 1655) wurde Baumeister in Friedrichsburg in der Kolonie des Kurfürsten in Groß Friedrichsburg, wo er in jungen Jahren verstarb (Cape Coast Castle).
- Johann Christoph Leygebe (geboren 1661, gestorben etwa 1680) wurde Maler.
- Paul Carl Leygebe (geboren 1664, gestorben nach 1730), wurde Hofmaler und Professor an der Akademie in Berlin.[11]
- Balthasar-Gottfried Leygebe (geboren 1665, gestorben etwa 1680).
Literatur
- Theodor Stenzel: Leygebe, Gottfried. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 519.
- Leygebe (Leigebe), Gottfried Christian. In: Karl Klunzinger, Adolf Friedrich Seubert, Friedrich Müller (Hrsg.): Die Künstler aller Zeiten und Völker … Ebner & Seubert, Stuttgart 1857, S. 587–588 (Textarchiv – Internet Archive).
- Ernst Friedländer: Gottfried Leigebe. In: Alfred von Sallet (Hrsg.): Zeitschrift für Numismatik. Band 10. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1883, S. 202–216 (Textarchiv – Internet Archive – Mit einem ausführlichen Werkverzeichnis).
- Ernst Friedländer: Gottfried Leygebe. In: Alfred von Sallet (Hrsg.): Zeitschrift für Numismatik. Band 13. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1885, S. 33–47 (Textarchiv – Internet Archive).
- Leonard Forrer: Leygebe or Leigebe, Gottfried (Germ.). In: Biographical Dictionary of Medallists. Band 3: I–MAZ. Spink & Son, London 1907, S. 428–429 (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
- Adolf Brüning, Alfred Rohde: Die Schmiedekunst bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts (= Monographien des Kunstgewerbes. Band 3). Klinkhardt und Biermann, Leipzig 1922, S. 88–91 (Textarchiv – Internet Archive).
- Leygebe, Gottfried. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 23: Leitenstorfer–Mander. E. A. Seemann, Leipzig 1929, S. 171.
- Adelheid Maria Bruhn Hoffmeyer: Der Schwertfeger Gottfried Leygebe: eine Studie (= Tøjhusmuseets Skrifter. Band 1). Nordlundes Bogtrykkeri, Kopenhagen 1945, OCLC 602962058.
- Joachim Menzhausen: Karl II. von England als Drachenkämpfer: Gottfried Leygebes angeblicher Eisenschnitt. In: Dresdener Kunstblätter. Band 7, 1963, ISSN 0418-0615, OCLC 888546661, S. 27–31.
Weblinks
- Literatur von und über Gottfried Leygebe in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Kurzer Hofdegen khm.at
- Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst 1669 ikmk.smb.museum
- Kurprinz Friedrich (III.) 1673 (1674) ikmk.smb.museum
Einzelnachweise
- ↑ Leygebe, Gottfried (Gottlieb Christian). In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band 2: Gaab–Lezla. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S. 522 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Helmut Börsch-Supan: Leygebe, Gottfried Christian. In: The Grove Encyclopedia of Decorative Arts. Oxford University Press, Oxford 2003, S. 35, doi:10.1093/gao/9781884446054.article.T050801 (englisch, books.google.de).
- ↑ Karl II von England als St. Georg bildindex.de.
Jean Louis Sponsel: Reiterfigur König Karls II. von England im Kampfe mit dem Drachen In: Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 4, Hiersemann, Leipzig 1932 (Tafel 60, [Wikisource]). - ↑ Ernst Friedländer: Gottfried Leygebe. In: Alfred von Sallet (Hrsg.): Zeitschrift für Numismatik. Band 13. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1885, S. 37 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z. Gietl, Regenstauf 2005, ISBN 3-924861-84-6.
- ↑ Adolf Brüning, Alfred Rohde: Die Schmiedekunst bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Klinkhardt und Biermann, Leipzig 1922, S. 88–91, Abbildung S. 90 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Digitaler Portraitindex: Gottfried (Christian) Leygebe (Leigebe) portraitindex.de.
- ↑ Greiff, Andreas. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 14: Giddens–Gress. E. A. Seemann, Leipzig 1921, S. 583 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Leygebe, Gottfried Christian. In: Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Band 2: H–Pe. K. G. Saur, München 2007, ISBN 978-3-598-11763-3, S. 917–918 (books.google.de – Leseprobe).
- ↑ Ernst Friedländer: Gottfried Leygebe. In: Alfred von Sallet (Hrsg.): Zeitschrift für Numismatik. Band 10. Weidmannsche Buchhandlung, Berlin 1883, S. 215–216 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Preußischen Akademie der Künste: Paul Carl Leygebe adk.de.
Personendaten | |
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NAME | Leygebe, Gottfried |
ALTERNATIVNAMEN | Leygebe, Gottfried Christian (vollständiger Name); Leigebe, Gottfried |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer, Kupferstecher, Medailleur, Stempelmacher und Zeichner |
GEBURTSDATUM | 1630 |
GEBURTSORT | Freistadt, Schlesien |
STERBEDATUM | 1683 |
STERBEORT | Berlin |
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Autor/Urheber: Jean Louis Sponsel, [Hrsg.] Erich Haenel, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Eisenschnittarbeit: Reiterfigur Karls II. von England (Beschreibung gemäß Quelle)
aus: Das Grüne Gewölbe zu Dresden: eine Auswahl von Meisterwerken der Goldschmiedekunst ; in vier Bänden
(Band 4): Gefässe und Bildwerke: aus Elfenbein, Horn und anderen Werkstoffen ; Stein, Holz, Bronze, Eisen ; mit 64 Lichtdrucktafeln, davon 3 farbig. Hiersemann, Leipzig
Fäste av stål med genombruten dekor i stålsnitt. Liggande oval knapp i form av tre apor där en apas huvud utgör nitknapp. I knappen intappad handbygel, ansvälld på mitten med en utåtriktad maskaron. Handbygeln nertill övergående i en svagt skålad parerplåt med genombruten dekor i form av rankverk samt två djurfigurer, insidans dekor i låg relief och djuren är apliknande men med näbbar (näbbdjur??), utsidans dekor i högre relief och djuren två apor. Parerplåten övergående i nedåtböjd parerstång avslutad med kula med maskaron i relief. Krysset med ovalt tvärsnitt och akantusblad i relief mot pricpunsad bakgrund. På insidan en tumbygel med enkel bladdekor på utsidan.
Kaveln kraftigt spiralräfflad, varannan bred och flack och varannan smalare. Lindning horisontellt
med tunn mässingstråd, i de smalare räfflorna längsgående flätad mässingstråd. Upptill och nertill flätade kransar av tre parter mässingstråd.
Klingan rak, tvåeggad med rombiskt tvärsnitt och svagt skålade sidor. På starka delen etsad dekor, på utsidan från klingbasen blad utgående från mittåsen, "ANNO // 1646", en dansande figur med fladdrande dräkt, text "TIN // TVS" (andra T större och placerat något ovanför linjen), samt blad, utgående från eggarna. På insidan samma bladdekor i trå grupper samt en liknande, dansande figur (på styltor?) omgiven av text, upptill "PRONVBVS" och nertill "SPES TIUS" (?).
This hilt is remarkable for its figural motifs: the pommel is chiseled as a lion, the quillons as Africans' heads, and the finger guard with a mythical unicorn attacked by a hound. Combined, these symbolize the ferocity of a noble warrior who uses his weapon in a pure cause though beset by adversity. The hilt is attributed to Gottfried Leygebe by comparison with ones that are signed. It may replace an earlier one that was damaged. The blade is signed MEVES BERNS on one side and, on the other side, ME FECIT SOLINGEN ("Meves Berns of Solingen made me").